Wenn der Kinderwunsch nicht erfüllt werden kann, gibt es die Möglichkeit der Adoption. Wie alt musst du sein, darfst du auch als Single adoptieren und wie hoch sind die Kosten?
Eine Adoption ist auf neudeutsch eine Win-Win-Situation: Das familienlose Kind und die Adoptierenden bekommen ihren Familienwunsch erfüllt. Wenn es denn so einfach wäre. Die aktuellsten Zahlen vom Bundesfamilienministerium sagen aus, dass auf ein deutsches Adoptivkind sechs Bewerbungen kommen. Menschen, die adoptieren wollen, weichen deshalb auf Auslandsadoptionen aus, die wiederum mit höheren Kosten verbunden sind.

Adoption: Allgemeine Voraussetzungen
Allgemein darf in Deutschland jeder Mensch unter den gegebenen Voraussetzungen ein Kind adoptieren, also nicht nur verheiratete Paare, sondern auch Singles. Seit Oktober 2017 dürfen auch verheiratete gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptieren. Unverheiratete Paare können dies dagegen nicht gemeinsam tun, sondern in dem Fall adoptiert dann die Frau oder der Mann. Geht es um ein Stiefkind, sind die Gesetze allerdings für unverheiratete Paare gelockert worden.
Bei einer Adoption müssen die leiblichen Eltern des Kindes ihr zugestimmt haben, ein unverheirateter Vater kann dies gleich bei der Geburt tun, die Mutter hat dagegen noch zwei Monate Zeit, der Adoption zuzustimmen. Ein Kind kann also frühestens ab acht Wochen adoptiert werden. Hat das Gericht die Zustimmung der Eltern, kann diese Entscheidung nicht mehr rückgängig gemacht werden. Wenn ein Kind älter als 14 Jahre alt ist, braucht auch das zuständige Familiengericht dessen Einverständnis. Die Adoptierenden müssen dabei folgende Bedingungen erfüllt haben:
- Gesetzliches Mindestalter: 25 Jahre, bei Eheleuten darf ein Partner auch ab 21 Jahre alt sein.
- Gesetzliche Altersgrenze: Die gibt es nicht, aber die Eltern sollten nicht mehr als 40 Jahre älter als das adoptierte Kind sein. Im Prinzip haben jüngere Paare bessere Chancen als ältere.
- Festes Einkommen: Es muss genügend Geld vorhanden sein, das Kind großzuziehen.
- Wohnraum: Es muss ausreichend Platz für ein Kind und seine Bedürfnisse bereitgestellt werden.
- Gesundheit: Adoptionswillige müssen körperlich und mental gesund sein und dies mit einem Gesundheitszeugnis beweisen.
- Keine Vorstrafen: Ein polizeiliches Führungszeugnis muss vorgelegt werden.
Motivation: Adoptivkinder sind kein Ersatz
Sind die grundsätzlichen Voraussetzungen erfüllt, prüfen die entsprechenden Behörden die Motivation. Warum willst du ein Kind adoptieren? Um die Ehe zu retten? Um ein Bedürfnis nach Liebe zu befriedigen? Um ein gestorbenes Kind zu ersetzen? Es muss klar sein, dass das Wohl des Kindes immer an erster Stelle steht. Schließlich werden für das Kind Eltern gesucht und nicht umgekehrt. Deshalb müssen sich Adoptionswillige in langen Gesprächen mit Experten und Psychologen auseinandersetzen, damit die Motivation für eine Adoption auch wirklich geklärt ist.
Es wird gefragt, ob die Partnerschaft gefestigt genug ist, ein Kind anzunehmen. Ob der Wunsch nach leiblichen Kindern mental abgeschlossen ist. Das bedeutet, dass nicht weiterhin versucht wird, über künstliche Befruchtung ein eigenes Kind zu zeugen. Ob man auch bereit ist, beruflich zurückzustecken, denn gerade in der Eingewöhnungsphase braucht der neue Schützling ganz viel Aufmerksamkeit. Übrigens kann auch für ein Adoptivkind Elternzeit beantragt werden.
Diese Fragen werden auch gestellt, um dich mental auf dieses Kind vorzubereiten. Du bist dein Leben lang für dieses Kind verantwortlich, emotional, finanziell und rechtlich. Je älter das Adoptivkind ist, desto mehr Geschichte bringt es in die Familie. Das Kind kann durch seine früheren Erfahrungen traumatisiert sein. Es braucht viel Verständnis, Liebe und Geduld, damit es ein Gefühl von Sicherheit bekommt. Später in der Pubertät kommen die üblichen Identitätsprobleme hinzu, die bei adoptierten Kindern noch ausgeprägter sein können. Es wird unter Umständen nicht einfach. Deshalb ist auch wichtig, dass bei Paaren beide hinter der Entscheidung stehen, ein Kind zu adoptieren. Euer beider Kraft wird gebraucht.
Kosten einer Adoption in Deutschland
Allgemein gilt, dass eine Adoption in Deutschland kostenlos ist. Aber für die benötigten Unterlagen für das Familiengericht wie der notariell beurkundete Adoptionsantrag, die notariell beglaubigten Einwilligungserklärungen der leiblichen Eltern des Kindes oder des zugehörigen Vormundes sowie den Zeugnissen stehen Kosten an und diese können sich über mehrere hundert Euro belaufen. Wesentlich teurer sind Auslandsadoptionen, die mit Gebühren für die Agenturen, Gerichtskosten, Übersetzungen der Unterlagen und Reisekosten schnell die 15.000 € überschreiten können.
Auslandsadoption: Hohe Kosten, aber eine bessere Alternative?
Die Chancen, ein ausländisches Kind zu adoptieren, sind oft wesentlich höher. Welche Dokumente werden benötigt, wie viel kostet es und was müsst ihr beachten, damit die Adoption in Deutschland anerkannt wird?
Da es schwierig ist, ein deutsches Kind zu adoptieren, wenden sich viele der Adoptionswilligen an ausländische Stellen, da die Erfolgschancen hier wesentlich höher sind. Aber auch diese Variante braucht viel Geduld: Zunächst müsst ihr euch mit den dortigen Behörden auseinandersetzen und danach noch mit den heimischen. Es kostet viel Geld und viel Zeit, denn einige der Länder möchten, dass die Eltern eine Zeit lang im Land des Adoptionskindes gelebt haben. Eine hohe Belastbarkeit ist eh beim Adoptionsprozess wichtig. Dieses gilt umso mehr für eine Auslandsadoption. All die Unterlagen, die man für eine Inlandsadoption braucht, sind auch für die Auslandsvariante wichtig. Je nach Adoptivland können noch einige andere Nachweise und Papiere dazukommen.
Auslandsadoption: Welche Papiere brauche ich?
Wie bei einer Inlandsadoption müssen zunächst Unterlagen für die Eignung als Adoptiveltern vorgelegt werden:
- Lebenslauf
- Einkommensnachweis
- Gesundheitszeugnis (wird vom Hausarzt ausgestellt)
- ggf. Heiratsurkunde
- Geburtsurkunden der eigenen Kinder, wenn vorhanden
- Polizeiliches Führungszeugnis (ohne Eintrag!)
- Nachweis von Wohnraum
- Reisepässe
Haager Übereinkommen ist wichtig für Auslandsadoptionen
1993 wurde in Den Haag ein Vertrag zum Umgang mit internationaler Adoption erarbeitet und unterzeichnet. Es ist um ein Vielfaches leichter, wenn ihr ein Kind aus einem Land adoptiert, dass diesen Vertrag ratifiziert hat. Dann ist es wichtig, eine staatlich anerkannte Adoptionsagentur zu finden, auch hier hat das Bundesjustizministerium eine Liste veröffentlicht.
Diese Agenturen haben Zulassungen für die jeweiligen Länder und können über zusätzliche Voraussetzungen informieren. Manchmal gibt es Hürden für gleichgeschlechtliche Paare, sodass nur ein Partner die Adoption in dem Land durchführen kann. Andere Länder vermitteln keine Kinder an Singles oder Paare, die schon Kinder haben. Habt ihr euch an eine andere Organisation gewandt, die nicht in Deutschland anerkannt oder bekannt ist, erhöht sich das Risiko, dass die Adoption für illegal erklärt wird. Deshalb informiert euch genau und holt Erfahrungsberichte ein.
Adoption: Ein langer Atem ist gefragt
Auch wenn sich das alles sehr mühsam anhört, ist die positive Nachricht, dass über 90 Prozent aller Auslandsadoptionen klappen. Das solltet ihr euch in Zeiten, in denen ihr vielleicht im Bürokratiesumpf versinkt, vor Augen halten. Geduld ist gefragt, denn so ein Adoptionsprozess kann Jahre dauern. Aber Kinder auf Knopfdruck gibt es sowieso nicht, selbst eine Schwangerschaft dauert neun Monate.
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