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Diabetes Typ1 bei Kindern - Fragen & Antworten

Diabetes bei Kindern

Kinder und Diabetes? Haben das nicht eigentlich alte Leute? Lässt sich das verhindern? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Immer wieder den Blutzucker messen, vor jeder Mahlzeit rechnen, Insulin spritzen: Wenn ein Kind an Diabetes erkrankt, belastet das die Familie massiv. Viele Menschen aber wissen gar nicht Bescheid - zum Beispiel über den Unterschied zwischen Typ-1 und Typ-2-Diabetes. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Kinder und Diabetes? Haben das nicht eigentlich alte Leute?

Bald nicht mehr schlimm: Blutzucker messen wird zur Normalität.
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Das stimmt nicht, denn es gibt zwei Formen von Diabetes. Die häufigste Form ist der sogenannte Alters- oder Typ-2-Diabetes. Davon sind tatsächlich etwa 6 Millionen Menschen in Deutschland betroffen, vorwiegend ältere. Auslöser sind Übergewicht und mangelnde Bewegung. Bei diesen Patienten produziert die Bauchspeicheldrüse noch das Hormon Insulin, es reicht aber nicht mehr aus und muss durch Medikamente ersetzt werden.
Anders ist das beim Typ-1-Diabetes, der schon im Kindesalter auftritt. „Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern, eines von 600 Kindern erkrankt“, sagt Professor Dr. Thomas Danne, Kinderdiabetologe und Chefarzt am Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover. Diese „juvenile“ Form ist eine Autoimmunkrankheit, das heißt: Das Immunsystem richtet sich gegen den eigenen Körper und zerstört genau die Zellen, die dafür sorgen, dass die Bauchspeicheldrüse Insulin produziert.

Vereinfacht kann man sagen:
Typ-2-Diabetes hat viel mit dem Lebensstil zu tun und lässt sich verhindern, während die Ursachen für Typ-1-Diabetes noch unklar sind.

Was ist Insulin und wofür braucht der Körper das?

Insulin ist ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse produziert wird und für den Stoffwechsel extrem wichtig ist. Es schleust den Zucker aus der Nahrung in die Zellen von Muskeln, Leber und Nieren. Fehlt dem Körper Insulin, steigt der Blutzuckerspiegel, die Folge: Chronische Überzuckerung. Kinder und Erwachsene, die an Typ-1-Diabetes erkrankt sind, müssen mehrmals am Tag ihren Blutzucker messen und Insulin spritzen.

Tut das weh? Was sind die Symptome?

Anfangs kann der Körper das fehlende Insulin ausgleichen, es gibt keine Beschwerden. Dann macht sich die Überzuckerung bemerkbar: „Starkes Durstgefühl und häufiges Wasserlassen gehören zu den Symptomen, auch übervolle Windeln oder nächtliches Bettnässen“, sagt Thomas Danne. Oft wird die Krankheit aber erst entdeckt, wenn Kinder wegen einer sogenannten Stoffwechselentgleisung (Ketoazidose) über Bauchschmerzen und Übelkeit klagen, erbrechen oder sogar bewusstlos werden.

Wie lässt sich das verhindern?

Indem man die Krankheit vorher aufspürt. Kinder, in deren Familie bereits Typ-1-Diabetes aufgetreten ist, haben natürlich ein erhöhtes Risiko. „Aber bei 9 von 10 Kindern gab es keinen solchen Fall in der Familie“, sagt Danne. Deshalb laufen derzeit in Bayern und Niedersachen Pilotstudien zur Früherkennung. Typ-1-Diabetes kündigt sich nämlich schon lange vor Ausbruch der Krankheit an, durch bestimmte Antikörper im Blut. Ein Piks in den Finger und wenige Tropfen Blut genügen. Hat das Kind die Antikörper im Blut, wird es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit an Diabetes erkranken. Es hat Vorteile das so früh zu wissen, so kann sich die ganze Familie mithilfe von Ärzten und Experten darauf vorbereiten.
• Wer sein Kind testen lassen möchte, wendet sich am besten an den Kinderarzt oder informiert sich online unter ➤ typ1diabetes-frueherkennung.de

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Diagnose Diabetes, was bedeutet das für unsere Familie?

Gerade am Anfang wird die Krankheit den Alltag der Familie bestimmen. Was darf das Kind noch essen? Und vor allem: wie viel? Vor jeder Mahlzeit muss man den Blutzucker messen (meist mit einem kleinen Piks in den Finger), ausrechnen, wie viel Zucker (bzw. Kohlenhydrate) die Mahlzeit enthält – „denn davon hängt die Insulinmenge ab, die dann gespritzt bzw. über eine Insulinpumpe direkt in den Körper geleitet wird“, erklärt Prof. Danne. Spezielle Diabetes-Zentren betreuen die ganze Familie in dieser Zeit, zum Team gehören nicht nur Ärzte, sondern auch Diätassistenten und Psychologen. Auch das Personal in der Kita und in der Schule muss informiert und geschult werden.

Per Pumpe kontinuierlich oder regelmäßig per Insulin-Pen: Beides ist möglich.

Trotzdem können die meisten Diabetiker alles essen und wissen mit der Zeit, wie ihr Körper reagiert. Mehr als 50 Prozent aller kleinen Patienten haben mittlerweile eine Insulinpumpe – ein Gerät, das über eine Kanüle mit dem Unterhautfettgewebe verbunden ist und wie die Bauchspeichdrüse kontinuierlich Insulin abgibt. Auf Knopfdruck lässt sich auch zusätzlich benötigtes Insulin, z.B. vor einer Mahlzeit, einschleusen. Alternativ kann man das Insulin mehrmals am Tag spritzen.
Medizin und Forschung arbeiten unablässig daran, das Leben für Diabetiker so unkompliziert wie möglich zu machen. „Schon jetzt gibt es Sensoren, sogenannte Zuckerfühler, die den Blutzucker im Unterhautfettgewebe messen“, sagt Danne. Auch die künstliche Bauchspeicheldrüse könnte bald Wirklichkeit werden und die Aufgaben der Pumpe übernehmen.

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Kann man Diabetes heilen?

Nein, es ist eine chronische Autoimmunkrankheit, die den Betroffenen sein ganzes Leben begleiten wird. Allerdings laufen mehrere Studien, die eine Schluckimpfung testen. Die Mediziner sind optimistisch, handfeste Ergebnisse gibt es aber noch nicht.

Hätten wir unser Kind vor der Krankheit schützen können?

Nein – bei vielen Autoimmunkrankheiten sind die Ursachen nicht bekannt. Bei Typ-1-Diabetes werden viele Faktoren diskutiert, zum Beispiel Ernährung, Virusinfektionen oder Umwelteinflüsse. Thomas Danne betont: „Keine Familie, in der ein Kind an Typ-1-Diabetes erkrankt, hat etwas falsch gemacht, sie braucht so viel Unterstützung wie möglich, um gut mit der Krankheit leben zu können.“

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Bildquelle: iStock

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