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Hörverlust und Schwerhörigkeit bei Kindern

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In Deutschland leiden zirka 500.000 Kinder an Schwerhörigkeit. Das fatale: Kinder können einen Hörverlust nicht – oder nur schlecht – selber feststellen. Eltern müssen deshalb besonders achtsam sein.

Hörst du schlecht? Hörverlust und Schwerhörigkeit bei Kindern können erblich bedingt sein oder durch Krankheiten ausgelöst werden

Nicht nur ältere Menschen können an Hörverlust leiden. Auch Babys und Kinder können betroffen sein. Tatsächlich kommen von 1.000 Neugeborenen ungefähr drei bis vier bereits mit erheblichen Hörschäden auf die Welt, weitere drei bis vier Prozent der Babys sind mittelgradig oder leicht schwerhörig. Hörschädigungen können vererbt werden oder durch Krankheiten und Verletzungen entstehen. Sie können sich bei Kindern auf die Sprachentwicklung, Sozialisierung und die schulischen Leistungen auswirken. Deshalb muss eine Hörstörung möglichst früh erkannt werden.

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Schwerhörigkeit: Was ist das überhaupt?

Unter Schwerhörigkeit versteht man keine spezielle Krankheit, sondern eher die Symptome davon: Also die Minderung des Hörvermögens. Dabei können die Hörstörungen vielfache Ursachen haben. Auch die Ausprägung kann von einer leichten Schwerhörigkeit bis hin zur vollständigen Gehörlosigkeit variieren.

Diagnose von Schwerhörigkeit bei Kindern

Kinder merken oft selbst nicht - beziehungsweise tun sich schwer es zu kommunizieren -, wenn bei ihnen ein Hörverlust auftritt. Bei Babys, die sich noch nicht ausdrücken können, ist die Sache natürlich noch einmal schwieriger. Deshalb sind es bei fast zwei Dritteln der Fälle die Eltern, die vermuten, dass eine Hörschädigung bei ihrem Kind vorliegt.
Anzeichen, die bei Baby und Kind auf Schwerhörigkeit deuten könnten, haben wir in den beiden folgenden Infografiken für Sie zusammengefasst. Die Anzeichen beruhen auf den Angaben der American Hearing Health Foundation.

Pädakusitiker – also Hörgeräteakustiker speziell für Kinder – Hans-Jürgen Bührer erinnert sich an eine seiner jungen Kundinnen: „Die 11-jährige Vivien, war als Kleinkind zwar immer aufgeweckt und beherrschte Spiele wie Memory und Puzzle überdurchschnittlich gut, sie wies jedoch Verzögerungen in der Sprachentwicklung auf. Dass zudem zu Hause überdurchschnittlich laut gesprochen werden musste, damit Vivien auch alles mitbekam, machte Viviens Eltern hellhörig. Als Schulkind ließen ihre Leistungen – vor allem bei Diktaten – nach. Bestimmte Wortendungen und die Unterscheidung ähnlich klingender Buchstaben wie M und N fielen ihr besonders schwer.“
Pädakustikerin Daniela-Simone Feit rät generell allen Eltern, die sich Sorgen machen, dass ihr Baby nicht richtig hören kann: „Eltern sollten das Neugeborenen-Hörscreening, das seit 2009 gesetzlich verankert ist, im Krankenhaus unbedingt wahrnehmen. Der Test dauert nicht lange, ist komplett schmerzfrei und sorgt schnell für Klarheit.“

Schwerhörigkeit bei Kindern: Formen und Ursachen

Bei einer Hörstörung können verschiedene Bereiche im Ohr betroffen sein. Zusätzlich wird noch zwischen angeborenen und erworbenen sowie vorübergehenden und permanenten Störungen unterschieden. Dabei kann die Ausprägung variieren von geringer, mittlerer und hochgradiger Schwerhörigkeit bis hin zur Ertaubung.
Beim Kind teilen sich die Hörstörungen wie folgt auf: Ein Drittel ist genetisch bedingt, ein Drittel erworben und ein Drittel bleibt ungeklärt.

Die zwei häufigsten Formen von Schwerhörigkeit beim Kind und deren Ursachen

Schallleitungsschwerhörigkeit: Dies ist die häufigste Form von Schwerhörigkeit bei Kindern. Hierbei gelangt der Schnall nicht oder nur vermindert ins Innenohr, da die Weiterleitung im Mittelohr oder Gehörgang beeinträchtigt ist. Oft tritt die Schallleitungsschwerhörigkeit nur vorübergehend auf, wenn Ihr Kind zum Beispiel eine Mittelohrentzündung oder einen Paukenerguss hat. Es kann allerdings trotzdem sein, dass der Hörverlust in Folge von wiederkehrenden Infektionen bestehen bleibt, da sich Kalk an den Gehörknöchelchen ablagern kann.

Schallempfindungsschwerhörigkeit: Hierbei ist die Schallaufnahme und –verarbeitung im Innenohr gehemmt. Durch defekte oder fehlende Haarsinneszellen empfängt der Hörnerv keine Impulse. Bei kleinen Kindern ist diese Innenohrschwerhörigkeit meistens angeboren und Frühgeborene sind besonders anfällig für eine Schallempfindungsschwerhörigkeit. Bei älteren Kindern können manche Medikamente oder Infektionskrankheiten wie Mumps und Masern sowie eine Hirnhautentzündung zu einer Schädigung des Innenohrs führen. Die resultierenden Hörverluste sind meist irreparabel.
➤ Hörschädigung durch Veranlagung
50 Prozent aller Fälle, bei denen die Schwerhörigkeit von Geburt an auftritt, gehen auf die Veranlagung zurück. Das muss allerdings nicht bedeuten, dass ein oder beide Elternteile ebenfalls schwerhörig sind. Tatsächlich haben rund 90 Prozent aller Kinder, die mit einem angeborenen Hörverlust zur Welt gekommen sind, normal hörende Eltern, die allerdings Träger bestimmter rezessiver Gene sind und diese an ihr Kind vererbt haben.
➤ Pränatale Ursachen für Hörverlust

Seltener sind auch vorgeburtliche Krankheiten die Ursache für angeborene Hörschädigungen. Infektionskrankheiten wie Röteln, Herpes, Syphilis und der Zytomegalievirus sind hier die Hauptverursacher.
Auch wenn die werdende Mutter bestimmte Medikamente, Nikotin und Alkohol während der Schwangerschaft zu sich nimmt, kann dies zu Hörverlust und Schwerhörigkeit bei Kindern führen.
➤ Postnatale Ursachen
Kinderkrankheiten wie Meningitis, Masern oder Windpocken können bei Kindern dauerhafte Schwerhörigkeit verursachen. Auch Medikamente wie das Antibiotikum Streptomycin sowie Kopfverletzungen können Verursacher für Hörprobleme beim Kind sein.

Des Weiteren können auch Ohrinfekte, wie Mittelohrentzündungen, wie weiter oben schon erwähnt, zu einem Hörverlust beitragen. Bei leichten Infektionen tritt der Hörverlust aber meist nur vorübergehend auf.
Nicht zuletzt gefährdet auch die wachsende Lärmbelästigung durch zu lautes Spielzeug oder MP3-Player das sensible Gehör von Kindern.

Therapie bei einer Schwerhörigkeit beim Kind

Eine Schallleitungsschwerhörigkeit kann oft durch Medikamente oder durch einen kleinen operativen Eingriff behoben werden.
Ist das Innenohr an der Hörstörung beteiligt, können Hörgeräte helfen. Bei einigen Fällen von Taubheit kann eine Innenohrprothese – das sogenannte Cochlea-Implantat – helfen.
Wichtig ist auch, die Entwicklung des Kindes auf anderem Wege zu unterstützen, denn bei schwerhörigen Kindern kommt es häufig zu Störungen der Sprachentwicklung. Förderung der Sprach- und Hörentwicklung beim Logopäden können dem Kind helfen, sich besser zu verständigen.

Bildquelle: iStock,vision net ag

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