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Folgeerkrankung

MIS-C bei Kindern: Symptome und Verlauf des Corona-Syndroms

MIS-C bei Kindern

MIS-C – auch multisystemisches Entzündungssyndrom oder PIMS – kann sich bei Kindern nach einer Infektion mit Covid-19 entwickeln. Auch wenn die Erkrankung eher selten auftritt, ist es wichtig, dass ihr die Symptome als solche erkennt und eure Kinder bei Fieber lieber einmal mehr untersuchen lasst. Wie das Syndrom verläuft, welche Risiken es gibt und was auf euch zukommt, wenn euer Kind betroffen ist.

Was tun?

Zum Hausarzt oder ärztlichen Bereitschaftsdienst 116 117 anrufen. Bei schweren Symptomen in die Klinik.

MIS-C (bzw. PIMS): Das Wichtigste in Kürze

Wer?

  • Kinder von 0-19 Jahren
  • besonders 8-9-Jährige
  • ohne Vorerkrankungen

Wann?

  • 2-6 Wochen nach Covid-Infektion
  • auch bei mildem/ symptomlosen Verlauf

Symptome

  • hohes, anhaltendes Fieber
  • starke Bauchschmerzen, Erbrechen
  • rote Augen
  • gerissene Lippen, rote Zunge
  • geschwollene Lymphknoten
  • Lethargie
  • ggf. Ausschlag
  • alle Symptome s.u.

Risiken

  • Organentzündungen
  • Organversagen
  • Kreislaufversagen
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Bereits seit der ersten Corona-Welle im April 2020 tauchte eine Erkrankung bei Kindern auf, die dem Kawasaki-Syndrom bei Kleinkindern ähnelt: Einige Kinder entwickelten schwere Symptome, von anhaltendem Fieber und Entzündungen in mehreren Organen bis hin zu Organversagen. Mittlerweile wissen Mediziner*innen, dass der Auslöser eine überstandene Covid-Infektion ist.

Und neben einigen Studien gibt es auch genügend Erfahrungswerte zum Thema MIS-C, die auf die folgende Empfehlung hinauslaufen: Wir Eltern sollten bei Symptomen der Erkrankung schnell handeln. Denn Kinder mit MIS-C benötigen eine sehr spezifische und oft intensivmedizinische Behandlung. Dann stehen die Chancen einer vollen Genesung gut.

Was bedeutet MIS-C?

MIS-C (ausgesprochen 'Miss C') ist die Abkürzung des englischen Begriffs Multisystem Inflammatory Syndrome in Children, in Deutschland spricht man daher auch vom multisystemischen Entzündungssyndrom. Als weitere Bezeichnung wird international manchmal auch PIMS (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome) verwendet. Obwohl PIMS bei Kindern jeden Alters auftreten kann, sind bisher vor allem Schulkinder und Jugendliche betroffen.

Hohes Fieber über 40 °C, Erbrechen und Durchfall sind immer ein Grund, umgehend den Arzt zu rufen. Ist eine vergangene Coronainfektion beim Kind bekannt, sollten Eltern Ärzte unbedingt darüber informieren. Bei PIMS ist eine frühzeitige Behandlung wichtig, um Folgeschäden zu vermeiden – insbesondere des Herz-Kreislaufsystems.

Prof. Dr. Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt (BVKJ)

Wie häufig ist MIS-C?

Kinderärzte und Krankenhäuser wie das UC Davis Children's Hospital in Sacramento gehen davon aus, dass MIS-C bei etwa 1 von 3.000 Kindern auftritt, die sich mit Covid infizieren. In Deutschland wurden laut DGPI von Ende Mai 2020 bis April 2022 über 800 Fälle gemeldet.

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Was passiert bei MIS-C?

Die Erkrankung erinnert in ihrem Verlauf an das Kawasaki-Syndrom, bei dem sich Gefäße im Körper entzünden. MIS-C wird als alleinstehende Krankheit betrachtet, weil hier neben den Gefäßen alle anderen Systeme im Körper, besonders die Organe betroffen sind. Auch wenn die genaue Ursache unbekannt ist, gehen Wissenschafler*innen davon aus, dass das kindliche Immunsystem hier bei der Infektion mit Corona überreagiert und somit multiple Entzündungen auslöst.

Wer ist von MIS-C betroffen?

Alle Kinder im Alter von 0-19 Jahren, die sich mit Covid infizieren, können MIS-C entwickeln. Besonders betroffen sind jedoch Kinder im Schulalter, am häufigsten tritt es bei 8-9-Jährigen auf. Jungen sind statistisch gesehen von MIS-C etwas öfter betroffen und auch Kinder ohne Vorerkrankungen sind nicht geschützt. Auch gibt es keine Immunität, PIMS kann mit jeder Corona-Infektion erneut auftreten.

Das tückische an MIS-C ist, dass es nicht an eine schwere Corona-Infektion gebunden ist – sogar symptomlos erkrankte Kinder können MIS-C entwickeln. Und weil die Krankheit erst einige Wochen nach der Infektion auftritt, ist sie nicht immer leicht als solche zu erkennen. Für uns Eltern gibt Dean Blumberg, Oberarzt der Kinderklinik der UC Davis, die sehr viele PIMS-Fälle behandelt, aber dennoch Entwarnung:

Normalerweise sind die Kinder sehr krank, weil sie hohes Fieber und all diese anderen schwerwiegenden Symptome haben. Eltern werden es erkennen, wenn sie ihr Kind zum Arzt, zum Notdienst oder in die Klinik bringen müssen. Die Erkrankung ist nicht so leicht, dass Eltern sie übersehen könnten.

Dean Blumberg, UC Davis Children’s Hospital,

Woran erkenne ich MIS-C oder PIMS?

MIS-C-Symptome treten in der Regel 2-6 Wochen nach einer Corona-Infektion auf. Fieber ist das erste Anzeichen und tritt immer auf. Die Anzeichen von MIS-C müssen nicht alle gleichzeitig auftreten, können stärker oder schwächer sein und ähneln denen einer schweren Blutvergiftung.

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Wichtig: Wenn ihr ein oder mehrere Symptome bei euren Kindern, besonders gepaart mit Fieber bemerkt, lasst sie am besten direkt untersuchen. PIMS kann sich sehr schnell zu einem medizinischen Schock oder einer Organfunktionsstörung entwickeln.

MIS-C Symptome

  • anhaltendes hohes Fieber (länger als 3 Tage)
  • starke Bauchschmerzen, oft mit Übelkeit und Durchfall
  • Schleimhautveränderungen
  • Mundveränderungen wie aufgesprungene Lippen, rote Zunge
  • Ausschlag (manchmal Bläschen oder Pickelchen, die großflächig rot unterlegt sind. Häufig auch großflächiger Ausschlag am gesamten Körper, wie auf den Bildern unten)
  • Kopfschmerzen
  • rote Augen (erinnern an Bindehautentzündung)
  • geschwollene Lymphknoten
  • Lethargie
  • Schwächegefühl ggf. mit Schwindel
  • Halsschmerzen
  • Herzrhythmusstörungen

Wie erkennt man den MIS-C Ausschlag?

Der Ausschlag bei PIMS tritt bei etwa der Hälfte der Kinder auf, kann aber sehr unterschiedlich ausfallen. Bei vielen Kindern zieht er sich großflächig über den gesamten Körper, manchmal ist nur eine kleine Stelle mit Pünktchen übersäht. Besonders in Zusammenhang mit Fieber und Schmerzen ist er ein Alarmsignal, das auf PIMS hindeutet.

Wichtig zu wissen: Der Ausschlag kann überall am Körper auftreten, auch im Gesicht.

MIS-C Ausschlag bei Kindern
MIS-C-Ausschlag bei einem 12-jährigen Kind. (© Damien Bonnet, M.D., Ph.D., American Heart Association)

Verlauf von MIS-C und Folgen

Je eher die Erkrankung behandelt wird, desto milder ihr Verlauf. Trotzdem können sich schwere Symptome schnell entwickeln, wenn die Krankheit einmal im Gange ist. Hierzu zählen:

  • entzündete Organe, z. B. Herzbeutelentzündung
  • Nierenversagen
  • Kreislaufkollaps
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In den meisten Fällen bleiben keine Langzeitschäden zurück, aber Folgeerkrankungen, besonders am Herzen, können bei manchen Kindern dennoch auftreten. Die Wahrscheinlichkeit liegt in Deutschland derzeit bei rund 4 %. Während bei uns bisher kein Kind mit MIS-C gestorben ist, liegt die Sterberate in den USA Stand Februar 2022 bei 50 Fällen. Da die Krankheit eine sehr neue Erscheinung ist, können auch Langzeitfolgen – ähnlich wie bei Long-Covid – noch nicht ausgeschlossen werden.

Eltern sollten sich jedoch bewusst sein, dass Kinder meist nicht schwer an Covid-19 erkranken und auch PIMS eine sehr seltene Folgeerkrankung ist – ungeimpfte Erwachsene mit Vorerkrankungen bzw. ungeimpfte Ältere sind nach wie vor stärker durch Covid-19 gefährdet

Prof. Dr. Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt (BVKJ)

Wie wird MIS-C behandelt?

Die WHO und Ärztekammern empfehlen nach der Diagnose meistens eine Behandlung im Krankenhaus und den Einsatz von Kortison, um die entzündlichen Reaktionen zu stoppen. Meistens kommt auch intravenöses Immunglobulin, Antibiotika und Entzündungshemmer zum Einsatz, um Herz, Nieren und andere Organe zu schützen. Je nach Schwere der Erkrankung kann das die Verlegung auf die Intensivstation bedeuten.

Jennifer Kober

Keine Panik, aber Augen auf

Auch wenn die Erkrankung zum Glück selten ist und vor allem in den USA und Großbrittanien Schlagzeilen macht, sind bei sehr hohen Inzidenzen natürlich auch bei uns immer mehr Kinder davon betroffen. Deshalb ist es wichtig, dass wir alle die Symptome kennen, mit denen es bei unseren Kindern auftreten kann – und was zu tun ist, wenn wir sie bemerken.

Jennifer Kober

Quellen: BVKJ, American Heart Asscociation, Johns Hopkins University, Royal College of Paediatrics and Child Health, Helios Kliniken, UC Davis Health

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Bildquelle: Getty Images/fizkes

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