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ADS oder ADHS?

ADS bei Kindern erkennen: Auf diese Symptome achten

ADS bei Kindern erkennen
© Gettyimages/Ridofranz

Das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS) wird bei manchen Kindern übersehen, weil ihnen die recht schnell erkennbare Hyperaktivität fehlt. Das H aus ADHS, sozusagen. Doch es gibt deutliche Unterschiede zwischen den zwei Diagnosen: Auf diese Symptome solltet ihr achten, wenn ihr den Verdacht habt, dass euer Kind ADS hat.

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ADS und ADHS, die etwas bekanntere Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, wurden lange Zeit als „Modediagnosen“ für lebhafte Kinder abgetan. Wenn ihr jedoch den Verdacht habt, dass euer Kind ADS Symptome zeigt, ist das immer Grund genug, ärztlichen und professionellen Rat einzuholen. Immerhin weisen aktuell laut dem Bundesministerium für Gesundheit ca. 2 bis 6 % aller Kinder Störungen der Aufmerksamkeit und Motorik auf.

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Ist euer Kind im Alltag zwar nicht sichtbar hyperaktiv, ihr bemerkt aber, dass es sich sehr schnell ablenken lässt, oft verträumt ist und dadurch sogar Probleme in der Schule hat, könnte das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ADS dahinterstecken.

Hat mein Kind ADS? Darauf solltet ihr achten

Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS) erklärt sich schon vom Namen: Man kann die Aufmerksamkeit nicht lange auf etwas lenken. ADS-Kinder leiden in erster Linie unter Konzentrationsschwierigkeiten, sind vermehrt sprunghaft und zerstreut. Und das sind weitere Anzeichen:

ADS Symptome bei Kindern

  • Unkonzentriertheit: Das Kind lässt sich leicht ablenken, macht Flüchtigkeitsfehler und hat Schwierigkeiten, eine Sache zu Ende zu bringen.
  • Vergesslichkeit: Sei es etwas Gelerntes im Unterricht oder Dinge wie Schulmaterialien, Jacken oder Brillen.
  • Verträumtheit: Die Umgebung hat den Eindruck, dass das Kind gar nicht richtig zuhört. Es denkt langsamer und reagiert nicht so schnell.
  • Selbsterzeugter Druck: Dem Kind fallen Entscheidungen schwer.
  • Hohe Emotionalität: Das Kind ist schnell gekränkt, weint oft, hat Ängste, fühlt sich oft missverstanden und hat Schuldgefühle.
  • Unstrukturiert: Hausaufgaben dauern sehr lange, auch im Unterricht agiert das Kind sehr langsam.
  • Probleme mit der Feinmotorik: Das Kind drückt zum Beispiel beim Schreiben mit dem Stift sehr stark auf.

Kinder, die ADS haben, dominieren nicht in einer Gruppe. Ganz im Gegenteil, sie oft wollen lieber nicht auffallen, sind freundlich und haben eine Tendenz, ihre Probleme zu kaschieren. Was aber nicht immer gelingt. Im Laufe der Grundschule fällt das Lernen nämlich immer schwerer. Konzentrationsschwierigkeiten lassen Rechtschreibung und Mathematik zu großen Herausforderungen werden. Gerade unter Stress denkt ein ADS-Kind langsamer, was die Nöte noch verschlimmert.

Schulisches Versagen kann zu Schulangst und einem verminderten Selbstwertgefühl führen. Oft klagt das Kind dann über Bauch- oder Kopfschmerzen. Der Leidensdruck ist enorm: Die Betroffenen wollen sich besser konzentrieren können und das Gelernte nicht so schnell vergessen. Sie möchten sich auch von ihrer Umgebung verstanden wissen, was oft leider nicht passiert.

ADS Symptome bei Kleinkindern

Es ist wichtig zu wissen, dass ADS und ADHS erst nach dem 3. Lebensjahr diagnostiziert werden. Erste Anzeichen für ADS bei Kleinkindern können sein:

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Achtung: Natürlich machen die hier aufgeführten ADS Symptome noch keine sichere Diagnose. Es ist unbedingt notwendig, dass ihr euch Rat bei einem oder einer Kinderpsycholog*in einholt, wenn euch diese Verhaltensweisen bei eurem Kind Sorgen bereiten.

Was ist der Unterschied zwischen ADS & ADHS?

Das H in ADHS steht für die körperliche Hyperaktivität, das nicht-zur-Ruhe-kommen-Können und vermehrt impulsives Verhalten. Bei ADS fehlt dieses H, weil ADS-Kinder eher Schwierigkeiten haben, ihren Alltag zu organisieren, in sich gekehrter sind und der Fokus auf den Konzentrationsschwierigkeiten liegt. ADS ist sozusagen eine häufig „unauffälligere“ Variante vom Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Die sichtbare Hyperaktivität macht es leichter, eine Diagnose zu finden und dabei auch den anderen Symptomen von ADHS auf den Grund zu gehen. Bleibt aufmerksam, auch wenn euer Kind nicht von der typischen motorischen Unruhe betroffen ist.

Was verursacht ADS?

Für das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom gibt es noch immer erhöhten Forschungsbedarf. Neurolog*innen gehen aber von einer Kombination aus genetischen und umweltbedingten Ursachen für ADS aus.

Zum einen funktioniert die Botenstoffübertragung im Gehirn anders als bei den meisten Menschen.

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Mediziner sprechen von einer so genannten Hirnstoffwechselstörung. Durch eine Unterfunktion gelangen viel zu viele Informationen ins Hirn, die gar nicht verarbeitet werden können. Nervenbahnen, die dick und gefestigt sein müssen, sind klein und zerfasert. Dauerhafte Aufmerksamkeit und längere Konzentration sind dadurch gehemmt. Das beeinträchtigt die kognitiven Fähigkeiten, die Feinmotorik, sowie die Steuerung der Gefühle.

Zum anderen können äußerliche Faktoren wie Bewegungsmangel, eine fehlende Tagesstruktur, übermäßiger Medienkonsum o.ä. ADS Symptome noch verstärken.

Wie kann ADS diagnostiziert werden?

ADS zählt zu den Verhaltensstörungen und Entwicklungsverzögerungen, die bereits im Kindesalter auftreten, und wird nach den international gültigen Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (ICD) diagnostiziert.

Es gibt keinen Bluttest oder einen anderen medizinischen Test, der ADS oder ADHS bestimmen kann. Die erste Anlaufstelle auf dem Weg zur Diagnose können eine Fachärztin, eine Kinderpsychologin oder ein Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ) in eurer Nähe sein. Wendet euch am besten an eurer Kinderarztpraxisteam, das kann euch Adressen in der Nähe nennen.

Die Profis werden dann mehrere Gespräche mit euch führen und nach einem sorgfältigen Ausschlussverfahren zu einem Ergebnis kommen. Denn viele Symptome können auch andere Ursachen haben, wie z. B.:

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Da man davon ausgeht, dass ADS zum größten Teil genetisch bedingt ist, werden die Ärztinnen und Ärzte sich eure Familie genau anschauen, ob dort bereits Fälle von ADS oder ADHS vorliegen. Leider fällt die Störung meistens erst im Schulalter auf, wenn man sich zum Beispiel gar nicht erklären kann, warum das Kind trotz seiner Intelligenz solche Schwierigkeiten hat. Eine frühere Diagnose ist wünschenswert, damit entsprechende Therapien schnell ansetzen und den Betroffenen helfen können.

Therapien für ADS: Was können wir als Eltern tun?

Oft denken Eltern, dass herausforderndes Verhalten nur eine Phase ist und sich alles wieder verwächst. Zusätzlich wird das Erkennen der Entwicklungsstörung erschwert, wenn die Kinder ihre Probleme zu kaschieren lernen, diesen Effekt nennt man Maskieren (auf Engl. „Coping“).

Gesine Engels-Krone

Wirklich alles nur eine Phase?

Ja, vieles ist nur eine Phase, aber nicht immer. Hier hilft es, auf sein Bauchgefühl zu vertrauen und nicht unbedingt auf die erstbeste Meinung eines Kinderarztes.

Deshalb schaut genau hin, wenn sich euer Kind entsprechend verhält, beobachtet es, dokumentiert eure Beobachtungen und Bedenken vielleicht auch schon einmal und sucht Rat bei einer oder mehreren Fachärztinnen.

Gesine Engels-Krone

Auf die Diagnose folgt die Therapie: Eure Ärzte werden zunächst das Gespräch mit euch suchen, und dann gemeinsam mögliche Therapieformen mit euch besprechen. Der Erfolg einer Therapie hängt maßgeblich auch davon ab, wie sehr Familien dazu bereit sind, sie im Alltag auch umzusetzen. Als Eltern könnt ihr euch umfassend über ADS informieren (z. B. hier im AD(H)S-Infoportal) und dann euer Kind durch geeignete Erziehungsmaßnahmen unterstützen.

Wichtig ist, dass euer Nachwuchs seine Fähigkeiten entfalten kann und ein gesundes Selbstwertgefühl entwickelt.

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Eine Kombination von Verhaltens- und Lerntherapie kann bewirken, dass sich die schulischen Leistungen verbessern, was wiederum dem Selbstwertgefühl eures Kindes zugutekommt. Auch Motorik und Koordination können z. B. mithilfe von Ergotherapie trainiert werden.

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Wie bei allen Therapien ist ihr Erfolg eine Frage der Motivation und ihr als Eltern habt einen Anteil daran, euer Kind immer wieder zu motivieren und die bisherigen Erfolge aufzuzeigen. Scheut euch auch hier nicht, professionelle Unterstützung ins Boot zu holen, wenn ihr merkt, dass es euch überfordert.

Vielleicht hilft es euch, zu wissen, dass es viele Familien gibt, deren Kinder extra Unterstützung benötigen, um sich im oft so stressigen Alltag zurechtzufinden. Sie haben Anspruch darauf, nehmt diesen Anspruch auch wahr, denn es geht hier um die Zukunft eures Kindes.

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Quellen: Bundesministerium für Gesundheit, adhspedia, adhs-infoportal.de

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