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Stottern bei Kindern: Wann Kinder Hilfe brauchen

Stottern bei Kindern

In Deutschland gibt es laut der Bundesvereinigung Stotterer Selbsthilfe eV. (BVSS) etwa 800.000 Stotterer. Würde man auch stotternde Kinder mitzählen, wären es noch viel mehr. Aber die gute Nachricht: Stottern bei Kindern kann sich verwachsen.

Wie erkennt man Stottern bei Kinder?

Zwischen dem zweiten und fünften Lebensjahr entwickelt sich alles sehr schnell bei Kindern, manchmal aber eben zu schnell. Das Zusammenspiel von Atmung, Stimmgebung und Artikulation funktioniert im Gehirn nicht richtig und dann kommt es zu "Sprachunflüssigkeiten", wie es die Fachleute benennen - wenn zum Beispiel Laute, Silben oder Wörter wiederholt (w-w-w-wieso) werden oder verkrampftes Pressen und Dehnen von Lauten (B…..all) passiert.

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Etwa fünf Prozent aller Kinder sind betroffen, 80 Prozent von ihnen werden bis zur Pubertät wieder flüssig sprechen, die anderen werden allerdings auch als Erwachsene stottern.

Ursachen: Woher kommt Stottern bei Kindern?

Warum es die einen trifft und die anderen nicht, kann die Forschung bislang noch nicht sagen. Man geht aber von einer Veranlagung zum Stottern aus. Das Stottern kann dann aus verschiedenen Gründen ausgelöst worden sein, seien es körperliche Befindlichkeiten oder Stresssituationen.

Was sämtliche Forscher, und auch die Stotterer Selbsthilfe, sagen: Eltern trifft keine Schuld, denn es ist bereits eine Veranlagung vorhanden. Diese genetische Prädisposition trifft mehr Jungen als Mädchen. Ihr als Eltern müsst euch wirklich keine Vorwürfe machen, wenn eure Kinder stottern - es liegt nicht an eurem Erziehungsstil.

Was tun bei Stottern bei Kindern?

Aber sicherlich fragt ihr euch, wie ihr euren Nachwuchs unterstützen könnt, wenn er stottert. Wenn euer Kind sich sehr beim Sprechen anstrengen muss und es total frustriert ist, wenn die Wörter nicht so herauskommen, wie sie sollten, wäre professionelle Hilfe angebracht. Und das sollte so schnell wie möglich passieren, denn dann kann man noch vieles verbessern.

Stottern mit Therapie begegnen

Stottern bei einem Kleinkind aber auch einem älteren Kind wird meist von Logopäden, Stimmlehrern oder Sprachheilpädagogen behandelt. Euer Kinderarzt ist die erste Anlaufadresse und führt eine Untersuchung durch. Er überweist euch dann weiter.

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Die Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V. ist eine gute Anlaufstelle, um sich nach passenden Therapeuten in eurer Nähe zu erkundigen. Auch die Interdisziplinäre Vereinigung der Stottertherapeuten e.V. (ivs) gibt eine Liste mit Experten heraus.

Wenn euer Kind stottert: Reagiert gelassen

Neben professioneller Hilfe könnt ihr zudem dazu beitragen, dass sich euer Kind beim Sprechen entspannt. Denn darum geht es ja: Wenn Wörter, die mit Konsonanten anfangen, nicht so flüssig herauskommen wollen, dann macht es die ganze Angelegenheit noch stressiger, wenn jemand dir sagt "jetzt mal langsam". Das baut nur noch mehr Druck auf. Damit das nicht passiert, bleibt gelassen und geduldig:

  • Nicht unterbrechen, korrigieren oder den Satz selbst beenden: Achtet auf das, was gesagt wird, und nicht auf das Wie.
  • Behaltet Blickkontakt: Konzentriert euch auf das Kind.
  • Seid Vorbild: Sprecht selber langsam und gelassen.
  • Sprecht über das Stottern: Wenn dein Kind bemerkt, dass es stottert und es mit Frust und Traurigkeit reagiert, redet darüber. Tröstet es und nehmt Anteil daran, dass der Mund gerade nicht das gemacht hat, was euer Kind gewollt hat. Stottern sollte nicht zum Tabuthema werden.
  • Schafft ein verständnisvolles Umfeld: Informiert Kita, Schule, Familie und Freunde und bittet um Geduld.

Das Stottern ist eine motorische Sprechbehinderung, es hat überhaupt nichts mit der Psyche oder Intelligenz eures Kindes zu tun. Es herrschen leider immer noch solche Vorurteile.

Viel wichtiger ist es, dagegen zu steuern, damit das Stottern nicht zu psychischen Problemen führt, wenn Kinder gehänselt werden. Sie schämen sich dann, machen dicht und wollen überhaupt nicht mehr reden.

Deshalb ist es so wichtig, dass ihr ein ruhiges Umfeld schafft und dem Kind vermittelt, dass Stottern nichts Schlimmes ist. Bestärkung und Unterstützung sind sehr wichtig.

Wenn Kinder stottern: Nachteilsausgleich in der Schule

Sollte sich das Stottern bei euren Kindern festgesetzt haben, wird es für sie auch Herausforderungen in der Schule geben. Sie haben ein Recht auf einen Nachteilsausgleich. Die Rechtsgrundlage für einen schulischen Nachteilsausgleich ist in Art. 3 Abs. 3 Satz 2 des GG, im Sozialgesetzbuch IX § 209 sowie in den Landesschulgesetzen bzw. Erlassen der Kultusministerien geregelt.

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Vielleicht wollen eure Kinder diesen Ausgleich nicht in Anspruch nehmen, weil sie sich sowieso schon wie Außenseiter fühlen, aber mündliche Prüfungen sind stressig und Stress verschlimmert das Stottern. Deshalb können mündliche Prüfungen oder Referate beim Nachteilsausgleich durch schriftliche Prüfungen ersetzt werden oder man gibt den Jugendlichen mehr Zeit. Sprecht die Lehrer darauf an.

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Wie schon gesagt - das meiste Stottern verwächst sich tatsächlich. Sollte es das nicht, könnt ihr mit viel Verständnis und Aufmerksamkeit ein Umfeld schaffen, in dem euer Kind sich unterstützt und geliebt fühlt und nicht viel Aufhebens um das Stottern gemacht wird.

Bildquelle: Getty Images/KatarzynaBialasiewicz

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