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Exklusivinterview

"Was heißt denn 'nur logo! gucken'?" - Interview mit Maral Bazargani

Maral Bazargani logo!
Maral Bazargani im Interview (© ZDF/ Maximilian von Lachner. )

Maral Bazargani, bisher Reporterin bei logo! ist jetzt auch als Moderatorin für die Kindernachrichtensendung tätig. Grund genug für uns mit ihr ins Gespräch zu kommen. Und weil ich finde, dass zu Kindernachrichten auch Kinderfragen extrem gut passen, habe ich im Vorfeld des Interviews einige Fragen von Kindern gesammelt. Maral Bazargani hat diese auch für Kinder beantwortet, so dass ihr gemeinsam mit euren Kindern mehr über logo!, die Wichtigkeit von Nachrichten und Maral selbst erfahren könnt.

Kinderfrage: Beschäftigst du dich auch in deiner Freizeit mit den Themen dieser Welt?

Maral Bazargani: Ja, auf jeden Fall. Ich bin vielleicht nicht in jedem Thema so tief drin, wie wenn ich für logo! einen Beitrag mache, aber eine grobe Übersicht hilft total für meinen Job. Wenn wir als Redaktion entscheiden, etwas in die Sendung zu nehmen, dann kann es schwierig sein, wenn ich erst in dem Moment zum allerersten Mal davon höre. Dann muss ich mich von null auf damit beschäftigen und das kann manchmal überwältigend sein. Da hilft es mir, dass ich in der Freizeit auch immer wieder Nachrichten gucke und einen groben Überblick habe, was in der Welt passiert. Ich möchte nicht vor Ort in der logo! Redaktion sein und sagen müssen: Davon habe ich nichts mitbekommen.

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Wonach entscheidet ihr, was Themen in der Sendung sind?

In der Redaktionskonferenz sitzen wir alle zusammen und überlegen die Themen. Dabei sind drei Punkte wichtig:

  • 1. Was ist für Kinder heute relevant? Es sollten Themen sein, die Kinder betreffen. Wenn beispielsweise in der Schule etwas vorgefallen ist, dann ist das für ein Kind viel relevanter als für einen Erwachsenen.
  • 2. Was hat ein Kind heute vielleicht mitbekommen? Das möchten wir gerne erklären und dem Kind die nötigen Informationen geben, damit es sagen kann: Jetzt habe ich es verstanden. Wenn ein Kind z.B. auf dem Schulhof mitbekommt, dass Krieg in der Ukraine ist, dann ergeben sich daraus Fragen. Was ist das? Warum passiert das? Wir wollen die Antworten liefern. Wir glauben, wenn ein Kind Sachen mitbekommt, wenn ein Thema so groß ist, dass alle drüber sprechen, dann ist es total wichtig, dass wir auch darüber berichten.
  • 3. Was finden Kinder witzig? Wir haben ja auch immer wieder lockere Themen, damit wir den Kindern auch etwas “Witziges” erzählen können.

Neben Nachrichten sind auch Bücher für Kinder sehr wichtig. Im Video seht ihr, welche Kinderbücher wir toll finden:

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Kinderfrage: Es passieren ja auch traurige Sachen in der Welt. Wie gehst du damit um?

Themen, die traurig sind, finde ich auch immer traurig. Es ist nicht so, dass ich als Moderatorin da sitze und denke: Ach, ich berichte ja nur drüber. Ich überlege mir, wenn jetzt ein Kind davon erfährt, wie bereite ich das in meiner Moderation am besten vor? Dann sage ich z.B. “Jetzt kommt ein trauriges Thema.”

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Dann könnte ein Kind entscheiden: OK, da will ich jetzt nicht zuhören. Für mich ist es wichtig, dass ich diese Möglichkeit in der Moderation mitbedenke, dass ich schon mal erkläre: Das, was jetzt kommt, ist etwas wirklich Heftiges.

Wir versuchen bei logo! alle Themen, auch wenn sie traurig sind, den Kindern mit ein bisschen Hoffnung näher zu bringen. Wir sagen also zum Beispiel: Es wird schon daran gearbeitet, dass das besser wird. Wir wollen nicht, dass ein Kind am Ende denkt: Ok, es ist was ganz Schlimmes passiert und niemand macht was!

Bei den Erwachsenennachrichten wird oftmals nur erzählt: Das und das ist geschehen und fertig. Für uns ist wichtig zu sagen: Das ist passiert, aber das und das wird da jetzt auch gemacht.

Das fällt mir auch auf, wenn ich mit den Kindern logo! schaue, dann ist das ein Unterschied zwischen logo! und der Tagesschau.

Man kann uns das natürlich vorwerfen, dass Menschen finden, es ist aber alles total schlimm. Aber gerade wenn man logo! um 19:50 Uhr live guckt und danach ins Bett geht, da wollen wir nicht, dass Kinder denken: Den Menschen da geht's schlecht, die haben nichts zu essen und müssen vielleicht sterben. Sie sollen wissen: Es gib Leute, die sind da und helfen.

Ich weiß aber, dass auch viele Erwachsene lieber logo! schauen, weil sie sich auch genug informiert fühlen, wenn sie nur logo! gucken.

Was heißt denn “nur logo! gucken"? Es ist ja eigentlich so, dass wir noch mal viel mehr erklären als andere Nachrichten, weil wir es für Menschen tun, die überhaupt gar kein Vorwissen haben. Bei Erwachsenennachrichten wird z. B. nicht so viel erklärt wie bei uns.

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Ich bin selber immer wieder überrascht, wenn ich ein Thema für logo! erkläre, dass ich merke: Ich wusste manches gar nicht. Weil wir uns selbst ja manchmal auch nur so larifari mit Sachen auseinandersetzen. Aber ich finde, wenn man etwas Kinder richtig erklären will, dann hat das eine ganz andere Ebene.

Ich finde das eine wichtige Erkenntnis, gerade auch für Kinder und Jugendliche, die ja immer glauben, Erwachsene würden alles wissen. Wenn sie hören: Niemand weiß alles, das ist doch total wichtig zu erfahren!

Ja, finde ich auch.

Kinderfrage: Was findest du, sollte als Erstes getan werden, um die Welt zu verändern?

Wow! Was für eine wichtige Frage! Ich darf ja jetzt rumspinnen und mir etwas wünschen, was auch gar nicht so einfach umzusetzen ist. Ich glaube, es würde total helfen, wenn der Wohlstand der Menschen sich besser aufteilen würde.

Es gibt ja einige Menschen, die sehr, sehr, viel Geld haben und viele Menschen, die sehr, sehr, wenig Geld haben. Wenn das besser aufgeteilt wäre, ich glaube, da wäre schon einiges einfacher. Zum Beispiel hätten sie mehr Geld, um sich Essen zu kaufen. Um eine ordentliche Wohnung zu haben, in der vielleicht alles stabil ist. Das Thema Geld wäre ein guter erster Schritt.

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Kinderfrage: Was war deine bisherige Lieblingsnachricht?

Das ist auch eine tolle Frage! Also ich habe ja das Glück, dass ich ja als Reporterin auch oft irgendwo unterwegs bin und Sachen ausprobieren darf. Ich bin einmal mit einem Polizeihubschrauber über den Rhein geflogen. Da haben wir geschaut, wie wenig Wasser im Rhein ist und was da eigentlich für Zeug drin liegt, weil man das von oben sehr gut sehen konnte. Da lag zum Beispiel ein ganzes Auto und ganz viel Müll wie Autoreifen oder Fahrräder im Fluss.

Das fand ich spannend, denn wann hat man schon die Chance, mit einem Hubschrauber zu fliegen? Es war ein tolles Gefühl und ich habe gemerkt, ich hab schon einen richtig coolen Job, weil ich solche Sachen ausprobieren darf.

Kinderfrage: Wie wird man Moderatorin?

Anders als z. B. bei Ärzten gibt es viele Wege. Ärzte studieren Medizin, machen eventuell noch einen Facharzt und dann sind sie vielleicht Kinderarzt oder so.  Beim Journalismus gibt es ganz viele verschiedene Wege.

Ich habe Journalismus studiert, also an einer Uni ein bisschen gelernt und dann beim SWR ein Volontariat gemacht. Das heißt, ich habe in Seminaren oder im Unterricht gelernt, wie z. B. ein Fernsehbeitrag entsteht. Das habe ich erst mal gehört und dann direkt ausgetestet. So wie Lehrer im Referendariat, die in einem anderen Unterricht lernen, wie man richtig unterrichtet und dann in die Schule kommen.

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Dann habe ich gehört, dass die bei logo! Leute suchen und mich beworben. Zuerst habe ich hinter der Kamera gearbeitet, habe Beiträge gemacht und war mit meiner Stimme hinter der Kamera. Da hat man mich zwar gehört, aber nicht gesehen. Dann gab es ein Casting für vor der Kamera, ich habe mitgemacht und wurde dann Reporterin. Ich war viel unterwegs in Deutschland und teilweise Europa und durfte immer erzählen, was ich vor Ort erlebe. Jetzt durfte ich den nächsten Schritt gehen und sogar moderieren.

Das waren kleine Schritte, die hierhin geführt haben.

Kinderfrage: Bist du aufgeregt, wenn du bei logo! moderierst?

Ja, ich bin immer aufgeregt. Am Anfang war das noch viel mehr. Man denkt ja immer, Aufregung ist was Schlechtes. Ich finde, das ist was Gutes. Solange es nicht zu viel ist und einen nicht blockiert, ist Aufregung total hilfreich. Weil man sich dann richtig konzentriert und in dem Moment wirklich da ist. Ich merke schon, wenn ich manchmal nicht so aufgeregt bin, dann wandern meine Gedanken. Dann überlege ich, was ich noch essen möchte, wann ich die Wäsche aufhänge oder solche Dinge. Wenn ich aufgeregt bin, wenn ich weiß, gleich geht das rote Licht an der Kamera an, dann bin ich viel mehr in den Moment. Ich finde es gut, wenn man sagen kann: Hallo Aufregung, gut, dass du da bist, jetzt kann ich mich besser konzentrieren.

Kinderfrage: Welche Nachricht möchtest du unbedingt mal verkünden?

Auch tolle Frage! Ich habe mich darauf ja gar nicht vorbereiten können, deswegen ist mein erster Gedanke: Im Moment ist im Iran ja total viel los. Die Menschen dort gehen auf die Straße, versuchen zu erreichen, dass sich ihr Leben verbessert, weil sie wenige Freiheiten haben, um das mal ganz kurz zusammenzufassen. Ich bin im Iran geboren, meine Eltern kommen aus dem Iran und es wäre so toll, wenn ich eines Tages verkünden könnte: Im Iran wurde den Menschen, die auf die Straße gegangen sind, zugehört und es hat sich was verändert. Die Menschen sind dort jetzt freier.

Ich bekomme durch meine Verwandten viel mit, was für Probleme die Menschen im Iran haben, wie viel Mut sie haben und wie sie auf die Straße gehen, obwohl sie dafür ins Gefängnis kommen oder sogar getötet werden könnten. Und trotzdem machen die das. Das wäre das Tollste, wenn ich eines Tages verkünden könnte: Das hat sich alles gelohnt. All dieses Leid, was sie erlebt haben in den letzten 40 Jahren. Die Menschen, die dafür gestorben sind, das hat was gebracht. Und jetzt ist das Land freier.

Findest du, dass noch zu wenig über den Iran berichtet wird? Also ich bin da in einem Zwiespalt, weil ich merke, dass Menschen ermüden, wenn sie mit den immer gleichen Themen konfrontiert werden. Es sind ja auch so viele schwere Themen, die gleichzeitig passieren. Gleichzeitig denke ich, wir müssen vielleicht noch mehr machen.

Teilweise wurde sehr viel gemacht. Ich verstehe, dass das in Wellen verläuft, weil dann wieder andere aktuelle Themen aufploppen. Du hast schon recht, es ist ermüdend und es passiert so viel Schlimmes, worüber man berichten muss. 

Meine subjektive Meinung, weil ich auch schon andere gehört habe, die gesagt haben, dass zu wenig berichtet wird: Ich finde, es wird angemessen darüber berichtet und immer mal wieder punktuell und wenn es hochkocht, dann auch mal wieder mehr. Aber in der ARD im ZDF wurde in den letzten sieben Monaten wirklich sehr regelmäßig darüber berichtet. Ich glaube, alle haben mitbekommen, da ist was los und die Details könnten, denke ich, auch echt überfordern. Wir können nicht verlangen, dass alle alles immer mitbekommen. Aber die großen Themen werden, finde ich schon immer wieder gesetzt.

Kinderfrage: Maral, du hast mal erfolgreich Sport gemacht, wie hilft dir das jetzt beim Journalismus?

Ich habe ja schon was zur Aufregung gesagt. Und ich kenne aus dem Sport dieses Gefühl, aufgeregt zu sein. “Auf die Plätze, fertig, los”. Dieses Gefühl vor dem Startschuss, da bist du ja mega aufgeregt und du weißt: Jetzt zählt es, jetzt muss ich in den nächsten paar Sekunden, bei mir waren es ungefähr 50 Sekunden, da muss ich zeigen, was ich drauf habe. Und genau so, wenn ich jetzt moderiere, kurz bevor die Sendung losgeht.  

Wird mir gesagt wird: “Noch 10 Sekunden”, dann fühlt sich das an wie “Auf die Plätze”. Die fünf Sekunden davor sind “fertig” und dann geht das rote Licht an der Kamera an und das ist der Startschuss. Dann muss ich ja zeigen, was ich vorbereitet habe und genau das war es auch im Sport. Ich glaube, dadurch kann ich mit dieser Aufregung live etwas vorzutragen, viel besser umgehen, weil ich weiß, wie sich das anfühlt. Das überfordert mich nicht direkt und lähmt mich nicht, sondern ich weiß, ich habe das so viele Jahre trainiert. Ich kann auf den Punkt, auf den Startschuss, auf das rote Licht funktionierten.

Maral Bazargani war deutsche Leichtathletin. In der 4x400m Staffel gewann sie bei den U20-Europameisterschaften 2009 eine Silbermedaille. 2012 gewann sie in der gleichen Altersklasse bei den Deutschen Hallenmeisterschaften eine Bronzemedaillie. An den Olympischen Spielen im gleichen Jahr in London nahm Maral Bazargani ebenfalls teil.
2014 beendete sie ihre sportliche Karriere und arbeitet seit dem als Journalistin.

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