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Wie war das damals?

"Wo sind meine Erinnerungen hin?" - 5 Anzeichen für Babydemenz & was hilft

Erinnerungslücken in der Babyzeit: Das kannst du tun
© Getty Images / E+/ FreshSplash

Die Babyzeit sollte eigentlich unvergesslich sein. Während wir unsere Babys durch den Tag (und die Nacht) begleiten, glauben wir: DAS werde ich nie vergessen. Und Jahre später stellen wir fest: So viel Erinnerung an diese Zeit ist gar nicht übrig geblieben. Keine Panik, das ist ganz normal. Hier kommen Tipps, wie du dich trotzdem wieder erinnern kannst.

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Warum unser Gehirn die Babyzeit anders speichert

In der Babyzeit läuft unser Gehirn auf Hochtouren – allerdings nicht für Erinnerungen, sondern für das Hier und Jetzt. Unsere gesamte Aufmerksamkeit ist auf das Kind gerichtet und wir sind ständig im Reaktionsmodus: Ist das Baby hungrig? Müde? Braucht es eine frische Windel? Diese permanente Alarmbereitschaft lässt kaum Raum, um Erlebnisse tiefgehend zu verarbeiten und abzuspeichern.

Andrea Zschocher

Dauernd in Alarmbereitschaft

Wenn mich jemand nach der Babyzeit fragt, habe ich keine echte Antwort darauf, wie die eigentlich war. Meine Kinder waren alle Schreibabys, ich war also jahrelange nur im Reaktionsmodus. Immer damit beschäftigt, zu versuchen, ein untröstlich weinendes Baby zu beruhigen. Oder die Geschwister nicht komplett zu vergessen.

Was ich erinnere, ist also eher maximaler Stress. Nicht schön, aber eben Teil meiner Realität. Und auch wenn ich mir das natürlich anders gewünscht hätte (denn niemand malt sich aus, als Elternpaar nur zu hoffen, dass das Kind endlich schläft, damit das Geschrei aufhört), es war, wie es war.

Heute verblassen die herausfordernden Momente von damals langsam und ich kann mich auch an Lachen und ganz viel Liebe erinnern. An Freund*innen, die mir und uns geholfen haben, diese Zeit durchzustehen. All diese Erlebnisse haben uns zu der Familie gemacht, die wir heute sind. Und damit bin ich versöhnt.

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Die vier Hauptgründe für die "Babydemenz"

1. Der Hormon-Cocktail nach der Geburt

Nach der Geburt erlebt dein Körper eine wahre Hormon-Achterbahnfahrt. Progesteron und Östrogen sinken rapide ab, während Oxytocin (das "Kuschelhormon") und Prolaktin (für die Milchbildung) in die Höhe schießen. Diese biochemische Revolution hat einen klaren Zweck: Dein Körper und Gehirn konzentrieren sich voll und ganz aufs Bonding und Stillen. Was hinten überfällt: Erinnern.

2. Schlafmangel als Gedächtniskiller

Hand aufs Herz: Wann hast du in den ersten Monaten mit Baby das letzte Mal durchgeschlafen? Genau. Chronischer Schlafmangel ist ein echter Gedächtniskiller. Ohne ausreichende Tiefschlafphasen kann unser Gehirn Erlebnisse nicht richtig vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis übertragen. Die unterbrochenen Nächte sorgen dafür, dass viele Erinnerungen einfach "verloren gehen".

3. Stress und Multitasking im Dauermodus

Mit einem Baby ist Multitasking keine Fähigkeit mehr, sondern Überlebensstrategie. Du stillst, während du die Einkaufsliste schreibst und nebenbei die Wäsche im Blick behältst. Diese geteilte Aufmerksamkeit macht es für unser Gehirn fast unmöglich, tiefe, detaillierte Erinnerungen zu bilden. Der erhöhte Kortisolspiegel durch den permanenten Stress tut sein Übriges.

4. Mit jedem Kind wird's schwieriger

Besonders spannend: Mit jedem weiteren Kind verstärkt sich dieser Effekt. Während du beim ersten Kind vielleicht noch Zeit hattest, im Babytagebuch zu blättern oder Meilensteine zu dokumentieren, bist du beim zweiten oder dritten Kind komplett im Überlebensmodus. Deine Aufmerksamkeit ist ständig zwischen mehreren Kindern aufgeteilt – kein Wunder, dass die Erinnerungen an die Babyzeit des jüngsten Kindes oft noch lückenhafter sind.

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Wie du trotzdem Erinnerungen bewahren kannst

Die gute Nachricht: Die Erinnerungen sind nicht für immer verloren! Sie schlummern in deinem Gedächtnis und können mit den richtigen Auslösern wieder geweckt werden. Probiere diese Methoden:

  • Fotos und Videos: Nicht perfekt inszenierte, sondern authentische Alltagsmomente festhalten
  • Sprachnachrichten: Nimm kurze Audios auf, in denen du besondere Momente beschreibst
  • Erinnerungsbox: Sammle kleine Gegenstände (erste Socke, Armband aus dem Krankenhaus)
  • Gemeinsames Erinnern: Tausche dich mit deinem Partner, deiner Partnerin und Freund*innen aus. Sie können deine Erinnerungen ergänzen oder erweitern.
Gesine Engels-Krone

Was wir alles leisten ...

Ich erinnere mich vor allem daran, wie süß meine Babys immer alle angelächelt haben, wie fröhlich sie waren und wie riesig und lieb und wie ich es geliebt habe, den Kinderwagen zu schieben.

Es heißt ja, man vergisst wie anstrengend es war, und tatsächlich erinnere ich mich immer weniger an die nervigen Dinge wie den krassen Schlafmangel, die ständige Packerei und Schlepperei (meine Babys waren sooo schwer!), die Beikosteinführung, Windelkäufe bei dm (ohne Auto), sondern eher an die Momente und meine Erleichterung, als sie ENDLICH laufen konnten, alleine durchs Treppenhaus, mitessen, überhaupt Dinge alleine konnten.

Woran ich mich allerdings noch sehr doll erinnern kann, sind alle meine medizinischen Komplikationen während der Babyzeit – an die Stillprobleme, Rückenprobleme, Brustentzündungen, die gefühlt 1000 Tabletten, die ich schlucken musste, mühsame Rückbildung usw.

Das vergisst man nicht so schnell. Was man alles geleistet hat... wir sollten viel stolzer auf uns sein!

Gesine Engels-Krone
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Die versteckte Chance in der Vergesslichkeit

Was helfen kann, wenn ihr euch zu sehr grämt, dass ihr (aktuell) nicht alles von der Babyzeit erinnert: Ihr seht eure Kinder immer so, wie sie in dem Moment sind und haltet nicht an Bildern von ihnen fest. Statt in Nostalgie zu versinken, können wir uns auf ihre aktuelle Entwicklung konzentrieren. Die Vergesslichkeit ermöglicht es uns, im Moment zu leben und jede neue Phase mit frischem Blick zu genießen.

Die "Babydemenz" ist kein Versagen, sondern ein faszinierendes Beispiel dafür, wie unser Gehirn Prioritäten setzt. In der intensiven Babyzeit konzentriert sich dein Körper und Geist darauf, für dein Kind da zu sein. Es hat schlicht wenig Kapazitäten dafür, Erinnerungen zu speichern. Statt dich zu grämen, dass du nicht jedes Detail abrufen kannst, feiere die Momente, die du bewusst wahrnimmst.

Und denk daran: Mit kleinen Hilfsmitteln und gemeinsamen Gesprächen können viele Erinnerungen wieder auftauchen. Die Babyzeit mag im Nebel verschwimmen, aber die tiefe Verbindung zu deinem Kind bleibt für immer bestehen.