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Was helfen kann

Schlafstörungen in den Wechsel­jahren verstehen und richtig behandeln

Schlafstörungen Wechseljahre
© Getty Images/FG Trade

Erholsamer Schlaf ist enorm wichtig für unser psychisches und physisches Wohlbefinden. Wenn wir viele Nächte nicht gut schlafen, wirkt sich das dauerhaft auf uns gesamtes Leben aus. Aber ab wann spricht man von einer richtigen Schlafstörung? Viele Frauen bemerken mit Einsetzen der Wechseljahre, dass sie weniger gut schlafen. Sie liegen nachts stundenlang wach und sind morgens nicht erholt. Ursache dafür ist meist das fehlende Hormon Progesteron. Dagegen lässt sich etwas tun.

Was ist eine Schlafstörung?

Es gibt Nächte, da schläft man einfach nicht gut. Das kann daran liegen, dass man gerade viel körperlichen oder psychischen Stress hat und daher nachts nicht zur Ruhe kommt. Oder ein Thema macht uns besondere Sorgen und wir finden daher kaum in den Schlaf. Wenn das nur anlassbezogen ab und an auftaucht, ist das noch keine Erkrankung. Solange man sich morgens eine längere Phase lang täglich schlecht fühlt.

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Von einer krankhaften Schlafstörung (Insomnie) spricht die Medizin, wenn Patient*innen nicht gut einschlafen können oder nachts urplötzlich aufwachen und nicht mehr in den Schlaf finden. Morgens wacht man nicht erholt auf und fühlt sich nicht ausgeschlafen. Wenn dies über mehrere Wochen andauert und mehrfach die Woche vorkommt, kann das eine Erkrankung sein. Vor allem, wenn der fehlende ungesunde Schlaf zu weiteren Symptomen führt wie zB. zu Stimmungsschwankungen, Unwohlsein, Kopfschmerzen und Depressionen. Es ist immer ein Zusammenspiel aus fehlendem Nachtschlaf und dadurch folgenden Schwierigkeiten tagsüber. 

Eine Kurzzeitinsomnie ist eine Schlafstörung, die weniger als drei Monate besteht. Wenn die Symptome länger als diese Zeit auftauchen und sogar über Jahre bestehen und wiederkehren, spricht man von Langzeitinsomnie.

Wenn die Schlafstörung mit den Wechseljahren beginnt

Der Schlaf wird mit dem Alter generell schwieriger und der Körper braucht einfach nicht mehr so viel Schlaf.  Auch viele Männer leiden ab dem Rentenalter nicht selten an Schlafstörungen, weil sich in dieser Lebensphase körperlich, psychisch und im Alltag viel ändert. Bei uns Frauen kommen noch die Auswirkungen der Hormonumstellung der Menopause dazu.

Schon in der Perimenopause kann es sein, dass ihr noch eine relativ regelmäßige Blutung habt, aber der Schlaf plötzlich nicht mehr derselbe ist. Wenn dann noch Nachtschweiß und Hitzewallungen hinzukommen, wacht ihr morgens auf wie gerädert und habt gar keine Idee, warum eigentlich. Dann kann das an euren Hormonen liegen, denn die Produktion der Östrogene und Progesteron, das bisher immer ausgeglichen war, fängt an sich zu verändern.

Bei vielen Frauen ist es dann in den 50ern soweit, dass der Schlaf nachts gestört ist und nicht mehr als erholsam empfunden wird. Wenn sonst keine Wechseljahres-Symptome aufgetaucht sind, aber die Blutung langsam aufhört, können Schlafprobleme sich zeigen. Doch nicht alle Frauen wissen, dass Schlafstörungen und Wechseljahre zusammenhängen. Frauenärztin und Wechseljahres-Expertin Dr. med. Sheila de Liz beschreibt das in ihrem Buch über die Wechseljahre so:

"Tatsächlich sind Schlafstörungen so häufig, dass ich gerade bei Frauen, die behaupten, keine Probleme mit der Hormonumstellung zu haben, gezielt nachfrage, ob sie noch gut schlafen. Oft bekomme ich zu hören: Ja, das sei tatsächlich schlechter geworden."
Dr. med. Sheila de Liz, "Woman on Fire"

Gründe für die Schlafstörungen in den Wechseljahren

Der Östrogen- und Progesteronspiegel sinkt in der Menopause. Oft kündigt sich das schon in der Prämenopause an, weil zuerst die Progesteronproduktion abnimmt. Spätestens aber, wenn die Blutungen seltener werden oder dann ganz aufhören, fehlt auch das wichtige ausgleichende Hormon: Östrogene wirken sich positiv auf unsere Stimmung aus und sorgen für Vitalität. Wenn weniger davon hergestellt werden, könnt ihr euch vorstellen, was passiert: Stimmungsschwankungen sind vorprogrammiert und es können noch Hitzewallungen oder Nachtschweiß hinzukommen. Das stört den nächtlichen Schlaf enorm.

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Das Progesteron ist hingegen für einen erholsamen Schlaf unabdingbar. Außerdem entspannt es unsere Nerven. Fehlt uns das wichtige Hormon durch die fehlenden Ovulationen, dann hat unser Körper Mühe, sich zu entspannen, einzuschlafen und herunterzukommen. Noch dazu wird im Alter weniger Melatonin produziert (auch bei Männern) – das Schlafhormon schlechthin, das dann fehlt.

Richtige Schlafstörungen lassen sich natürlich nur mit gezielter Behandlung beheben. Wenn es nur ums Einschlafen geht, könnt ihr mal diese Tricks versuchen:

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Wie ihr gegen eure Schlafprobleme tun könnt

Wenn ihr über mehrere Wochen wirklich unter Schlafmangel leidet und sich das negativ auf euren ganzen Alltag auswirkt, heißt das Zauberwort meist Progesteronersatz. Aber bevor ihr euch jetzt durch diverse Naturheilseiten lest und herumgoogelt: Der erste Schritt sollte immer der zu eurer Frauenärztin bzw. eurem Gynäkologen sein. Ihr wisst jetzt, dass die Schlafprobleme mit der Menopause zusammen hängen (können). Eure Ärztin kennt euch genau und kann die nötigen Untersuchungen veranlassen. Denn es ist immer ein komplexes Zusammenspiel aus körperlichen Vorgängen und es gibt nicht die eine Lösung für jede Frau.

Zunächst wird sie euren Hormonspiegel kontrollieren. Am besten ist es daher, ihr habt bereits einmal euren Hormonstatus bestimmen lassen, als ihr noch regelmäßige Zyklen hattet und geblutet habt. Dann kennt er oder sie eure Bestwerte und hat einen Vergleich. Danach wird eure Ärztin euch ein geeignetes Präparat vorschlagen, je nachdem welche Beschwerden ihr noch habt, kann Hormonersatz auch bei mehreren Symptomen helfen. Darüber wird sie euch intensiv aufklären und kann auch alle eure möglichen Bedenken klären.

Geeigneter Progesteron-Ersatz

Wechseljahresexperten empfehlen bei Schlafstörungen in den Wechseljahren bioidentische Hormone. Sie sind den menschlichen Hormonen am ähnlichsten und haben das geringste Risiko. Laut Frauenärztin Sheila de Liz hilft bei Schlafproblemen und Hitzewallungen Progesteronersatz am besten. Doch es sollte ein mikronisiertes Präparat aus der Apotheke sein, weil es strengsten Qualitätskontrollen unterworfen sei. Beispielhaft nennt sie hier Famenita 100 oder 200 mg oder Utrogestan 100, für das ihr ein Rezept benötigt. Die gesetzlichen und privaten Krankenkassen bezahlen dieses, wenn sie von euren Ärzten verschrieben wird.

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Eure Ärztin wird euch genau aufklären, wann und wie ihr das Medikament einnehmen sollt. Die geeignete Dosierung ist auch wichtig, denn zu viel Progesteron kann müde und antriebslos tagsüber machen. Nach einem bestimmten Zeitpunkt, stellt ihr euch dann wieder vor und schaut, ob es geholfen hat. Eventuell können auch andere psychische oder physische Erkrankungen zugrunde liegen, das müsst ihr dann nochmal genauer abklären lassen. Wenn psychische Probleme hinzukommen, wird eure Ärztin euch auch geeignete Fachärzte empfehlen, die nochmal genauer hingucken.

Hormonersatztherapie & Krebsrisiko: Der aktuelle Stand

Hormonersatzpräparate können Nebenwirkungen haben und in ganz individuellen Fällen das Risiko erhöhen, an Krebs zu erkranken. Dieses Risiko ist jedoch sehr niedrig und hängt von vielen Vorfaktoren wie Alter, Gewicht, Lebenswandel und sonstige Vorerkrankungen oder genetische Anlagen ab. Die Einnahme von Östrogenen und Gestagenen kann das Risiko für gewisse Krebsarten minimal steigern, doch wird medizinisch der Nutzen des Präparats für die Frau höher gewertet. Wenn ihr unsicher darüber seid, dann informiert euch weiter bzw. befragt eure Ärzte genau dazu. Ärzte halten sich an aktuellste Studien und Leitlinien. Außerdem kommt es immer auf die Dauer der Einnahme und die Art der Präparate an.

Davon rät die Expertin ab

Natürlich ist das Internet voll von Wundermitteln für gesunden Schlaf. Hier solltet ihr jedoch vorsichtig sein. Kein seriöser Arzt würde euch empfehlen auf eigene Faust frei verkäufliche Medikamente zu versuchen. Die Gynäkologin und Autorin de Liz warnt davor, Präparate im Internet zu bestellen, die sich "natürliches Progesteron" nennen wie Yamswurzel und Co. Diese hätten keine gesicherte Wirkung auf den Schlaf und der Körper sei nicht in der Lage, daraus das nötige Progesteron zu bilden. Außerdem unterliegen solche rezeptfreien Medikamente keinen strengen Kontrollen. Das Geld könnt ihr euch eher sparen.

Weiterhin warnt sie auch vor Naturheilkundlern, die Progesteron als Allheilmittel empfehlen. Sie würden Progesteronmangel als Ursache für alle möglichen Krankheiten sehen und möchten, dass man eine Progesteroncreme käuflich erwerbt. Das würde nicht dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechen, denn das Hormon lässt sich nicht ausreichend gut über die Haut aufnehmen. Wer sich noch weiter zu dem Thema belesen möchte, dem empfehle ich ihr Buch "Woman on Fire", wo sie auf viele Beschwerden eingeht und genauer über das Thema Hormonersatztherapie und Alternativen aufklärt:

Woman on Fire: Alles über die fabelhaften Wechseljahre

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Preis kann jetzt höher sein. Preis vom 20.04.2024 10:52 Uhr

Pflanzliche Mittel, die ihr versuchen könnt

Wenn ihr es zunächst einmal pflanzlich versuchen möchtet, kann laut Gynäkologen Cimicifuga oder auch Traubensilberkerze helfen. Hier sei die Studienlage gut gesichert, dass es sich positiv auf Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen u.ä. auswirkt. Auch das klassische pflanzliche Schlafmittel Johanniskraut oder Mönchspfeffer könnt ihr zunächst versuchen, wobei hier nicht gesagt ist, dass es eine genügende Wirkung auf eure starke Schlafstörung hat.

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Sonstige Tipps für gesunden Schlaf

Zu erholsamem Schlaf trägt natürlich auch euer sonstiger Lebenswandel bei. Gesunde ausgewogene Ernährung, wenig Stress, kein Alkohol und Nikotin, all dies ist natürlich förderlich. Letztlich sollt ihr nicht auf euer Leben und den Genuss verzichten, aber je älter der Körper wird, umso weniger verzeiht er solche "Sünden". Jede Ärztin empfiehlt hier alles, was euch entspannt, ausgleicht und wohltut. Auch Yoga, Meditation und Sport kann helfen, besser ein- und durchzuschlafen. Es ist immer ein Zusammenspiel aus vielen Faktoren und es gibt selten das EINE Wundermittel.

Hinweis: Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärzte und Ärztinnen oder Apotheker*innen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.

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