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Warum eigentlich?

Equal-Care Fehlanzeige: Väter schneiden bei Baby-Fürsorge schlecht ab

Weltstillwoche Babyfüttern Frauensache Männer mehr tun

Eine Umfrage des Frauentechnologieunternehmens Elvie zeigt, wie ungleich gerade in den ersten Wochen nach der Geburt die Aufgaben der Eltern verteilt sind. Die Hauptlast der Fürsorgearbeit für das Neugeborene tragen immer noch die Frauen. Das gute Zeichen: Immer mehr Männer möchten sich gern deutlich mehr einbringen. Warum tun sie es nicht?

Die Hauptlast der Babyfürsorge liegt bei den Müttern

Früher noch war es ganz normal, dass sich fast ausschließlich die Frauen um die Babys gekümmert haben. Fütterung und Pflege des Neugeborenen war häufig Frauensache. Sieht das mittlerweile anders aus? Laut der Umfrage von Innofact, die sich zwischen 26. und 30. August 2021 an 1006 Eltern mit Kleinkindern richtete, ist die Aufgabenverteilung in der Realität immer noch so: 84 % der Mütter haben angegeben, dass sie sich täglich ca. 12 Stunden um das Neugeborene gekümmert haben. Immerhin jeder fünfte Papa gab jedoch ebenfalls an, dies getan zu haben. Das zeigt, dass es nicht mehr nur die Frauen sind, die sich um ein Baby kümmern, sondern auch mehr und mehr Männer. Aber Equal-Care sieht anders aus.

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Leider geht die Aufgabenverteilung im restlichen Haushalt deutlich zu Lasten der Frauen:

  • 76 % Frauen wuschen die Wäsche gegenüber 30 % der Männer
  • 74 % Frauen kümmerten sich um Hausarbeit generell gegenüber 40 % der Männer
  • 72 % Frauen kochten und backten gegenüber 33 % der Männer
  • 71 % Frauen putzen und räumten auf gegenüber 31 % der Männer

Spannend sind die Umfrageergebnisse auch dahingehend, wie unterschiedlich die Geschlechter den Zeitaufwand einschätzen, den sie brauchen: Für das Füttern und Stillen des Babys schätzten die Männer, dass ihre Frauen rund 3 Stunden brauchten. Die Frauen glaubten, dass sich die Partner wiederum ca. eine Stunde dafür Zeit nahmen.

Das kommt in etwa mit der Selbsteinschätzung der Männer überein, von denen viele angaben, sich am Tag ca. 1,2 Stunden mit dem Füttern des Kindes zu beschäftigen. Die Frauen wendeten dafür jedoch deutlich mehr Stunden auf. Unterschätzen Männer ein wenig, wie viel Zeit man für die Pflege des Säuglings, den Haushalt und Co. braucht? Das legt diese Befragung zumindest nahe.

Jeder zweite Vater möchte sich mehr ums Baby kümmern, aber was ist mit dem Haushalt?

Es kam dabei auch heraus, dass viele Väter deutlich mehr Babypflege übernehmen möchten: Fast ein Drittel der Befragten hätten sich gern deutlich mehr in den ersten sechs Monaten eingebracht und ebenso viele Frauen wünschten sich, dass der Partner sich an der Pflege des Neugeborenen mehr beteiligen würde.

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Woran liegt es also, dass Männer eigentlich gern mehr machen würden, aber sich letztlich doch die Frauen kümmern? Vielleicht auch daran, dass meist die Mütter in Elternzeit gehen und die Väter eben arbeiten. Das lässt ihnen nicht die Möglichkeit, die Frau daheim im Haushalt zu unterstützen. Das Baby können sie dann lediglich abends füttern und pflegen und ihre Frauen entlasten. Würden Männer häufiger mehr Elternzeit beantragen, könnten sich diese Aufgaben zukünftig ganz anders verteilen. Die Zahlen für Vaterschaftsurlaub gehen sukzessive in die Höhe, es ist aber immer noch eine Seltenheit.

Liegt es vielleicht auch daran, dass sehr viele Frauen selbst stillen und der Mann daher beim Thema Baby füttern außen vor ist oder weil Putzen und Haushalt oft in vielen Beziehungen doch noch Frauensache ist? Hier kann ich leider nur raten, denn den Gründen ging die Umfrage leider nicht nach. Die Hilfe im Haushalt hat ja wirklich nichts mit Maternal Gatekeeping zu tun. Gerade während die Frau das Baby füttert oder wickelt, kann der Mann doch auch mal was kochen oder mal staubsaugen, Küche aufräumen etc.

Stillen ist Frauensache!?

Heutzutage gilt das Stillen als die gesündeste und beste Art, das Baby zu füttern. Jede Säuglingsmutter ist daher bemüht, ihrem Nachwuchs so lang wie möglich Muttermilch zu geben. Durch das Stillen entsteht auch eine enge Beziehung zwischen Mutter und Baby. Das heißt jedoch nicht, dass das nicht auch der Mann übernehmen könnte. Denn dank modernster Milchpumpen und Equipment ist es meist möglich die wertvolle Muttermilch aufzufangen, und so dem Vater das Füttern zu ermöglichen. Babys, die mit Fläschchen gefüttert werden, haben praktischer Weise beide Eltern als Versorger und Mama ist nachts entlastet.

Doch dazu muss das Abpumpen auch funktionieren und genügend Milch vorhanden sein. Das klappt eben nicht immer bei jeder Frau gleich bzw. hat man nicht immer eine gute Stillberaterin, die die richtigen Tipps parat hat. Letztlich liegt es an vielen Faktoren, wie sich die Babyfütterung gestaltet. Da uns Frauen eben oft gepredigt wird, wie wichtig Stillen auch für die Bindung ist, legen all jene von uns, bei denen Stillen ohne Schmerzen klappt, das Baby gern an.

Wenn wir uns wünschen, dass die Männer da mehr übernehmen, sollten wir offen für die Themen Abpumpen und Fläschchen geben sein. Natürlich muss auch die Brust mitmachen und das Baby muss die Flasche annehmen und seine Milch daraus trinken. Doch die restlichen Aufgaben wie Baby wickeln, anziehen, baden und den restlichen Haushalt schmeißen, da kann der Mann auch jederzeit helfen, oder? Dass die Väter generell mehr tun möchten, ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung, die Care-Arbeit besser zu verteilen.

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Von der Umfrage hätte ich mir nächstes Mal gewünscht, dass die Männer auch nach den Gründen gefragt werden, warum sie so wenig Zeit mit Putzen, Kochen, Haushalt und Co. verbringen und das leider häufig an den Frauen hängen bleibt. Hier gibt es immer noch eine zu große Schieflage.

Es gibt viele Dinge, die Väter ziemlich gut können oder? Dieses Video vergegenwärtigt, wie wichtig die Vaterseite für ein Kind sein kann:

10 Dinge, die Väter perfekt können
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Quelle: Elvie

Katja Nauck

Ist es so einfach?

Die Umfrageergebnisse spiegeln in Sachen Babyfüttern in etwa auch meine persönliche Situation mit Baby in den ersten Monaten wieder. Mit dem Unterschied, dass mein Mann gerade was den Haushalt angeht, echt viel gemacht hat, als er seine zwei Elternzeitmonate hatte. Ich hatte keine Probleme beim Stillen und habe meine Tochter gern gefüttert. Doch ich muss sagen, dass auch mein Mann sich hier gern mehr beteiligt hätte. Leider kam ich mit dem Thema Abpumpen nicht so gut zurecht und hab mich an die Stillzeiten gut gewöhnt. Wäre der Leidensdruck größer gewesen, hätte ich mich sicherlich eher bemüht, abzupumpen. Das kommt eben dann auch auf die Frau drauf an, ob sie das Füttern auch mal abgibt, es liegt nicht immer nur daran, dass der Mann diese Aufgaben nicht übernehmen will. Ich war da definitiv zu wenig engagiert und da es mein erstes Baby war, wollte ich auch gern zu 100 % diese Aufgabe übernehmen und fand es meistens nur nachts anstrengend.

Beim zweiten Kind würde ich das, glaube ich, entspannter sehen und es als echte Hilfe empfinden, wenn mein Mann dem Kind die Flasche geben würde, egal ob da jetzt Muttermilch drin ist oder Milchpulver. Auch das ist übrigens kein Weltuntergang fürs Kind, da muss sich keine Mutter schämen, die aus diversen Gründen nicht stillen kann oder mag. Aber das ist so individuell in jeder Beziehung, eine generelle Empfehlung kann man da für kein Paar geben. Der erste Schritt ist auch, dass beide sich bewusst sind, dass man die elterlichen Aufgaben am besten immer 50/50 teilt und weder Mutter noch Vater sich allein um das Baby kümmern müssen.

Katja Nauck

Bildquelle: Getty Images/O_Lypa