Die Nase läuft, die Augen tränen, im Hals kratzt es, im Kopf macht sich ein Druckgefühl breit und ein lautes „Hatschi!“ hallt durch das Zimmer. Diese unspezifischen Schnupfensymptome können alle sowohl bei einer simplen Erkältung, als auch bei einem Heuschnupfen vorkommen.
Die Antwort auf die Frage, ob es sich um eine Allergie oder eine Erkältung handelt, ist nicht immer einfach, aber für die Weiterbehandlung natürlich ausschlaggebend. Grundsätzlich macht bei beiden Krankheitsbildern eine Behandlung Sinn. Denn nicht nur der Erkältungsschnupfen kann sich zu einer ernsthaften Infektion der tieferen Atemwege entwickeln, auch der allergische Schnupfen kann unter Umständen zum allergischen Asthma werden, wenn eine rechtzeitige, adäquate Behandlung ausbleibt.
Allergie oder Erkältung? Das sind die 7 entscheidenden Unterschiede
So könnt ihr unterscheiden, ob euer Kind eher an einem Erkältungsschnupfen oder an einem allergischen Fließschnupfen leidet.
1. Jahreszeit und Regelmäßigkeit
Rhinoviren (von griech. ῥίς`rhis Nase, Genitiv ῥινός 'der Nase' und lat. vīrus) sind die am meisten verbreiteten Viren beim Menschen und mit mindesten 50 % der Fälle die häufigste Ursache von Erkältungen. Es gibt ca. 160 verschiedene Typen von Rhinoviren (Stand 2020), die Erkältungen auslösen. In einer Saison kursieren bis zu 20 verschiedene Typen. Es ist also ganz normal, dass man sich, gerade in der noch kälteren Übergangszeit vom Winter in den Frühling, immer mal wieder einen Erkältungsschnupfen einfängt.
Tritt der Schnupfen jedoch jedes Jahr zu einer bestimmten Jahreszeit wieder auf, beispielsweise im Frühling, sollte auf jeden Fall geklärt werden, ob es sich um eine Allergie, in diesem Fall um eine Pollenallergie („Heuschnupfen“) handelt.
2. Beginn und Dauer
Ein plötzlicher und übertriebener Beginn von Schnupfensymptomen ohne Vorwarnung aus purer Gesundheit heraus, ggf. in Verbindung mit dem Öffnen eines Fensters, einem Spaziergang über eine Wiese, dem Beginn der Symptomatik nach Aufstellen eines frischen Blumenstraußes, (…) spricht eher für eine allergische Reaktion als Auslöser.
Erkältungssymptome sind dagegen häufiger eher schleichend, beginnen langsam, steigern sich über mehrere Tage und klingen nach ca. einer Woche wieder ab. Der Spruch der Großeltern zum Erkältungsschnupfen: „Drei Tage kommt er, drei Tage bleibt er, drei Tage geht er" trifft zwar nicht immer zu, zeigt aber, dass man bei länger andauerndem Schnupfen ohne Warnhinweise wie Fieber, gelblich oder grünlichem Auswurf, Verschlechterung der Vitalparameter (…) immer auch an eine allergische Ursache denken sollte.
3. Tageszeit und -Ortsabhängigkeit
Während ein Erkältungsschnupfen weder von der Tageszeit noch vom Ort oder dem Wetter abhängt, fallen beim allergischen Schnupfen bestimmte Abhängigkeiten auf. So kann es z.B. sein, dass euer Kind jeden Morgen mit verstopfter Nase und Niesattacken aufwacht und im weiteren Tagesverlauf draußen keinerlei Symptome mehr zeigt. Wenn dies regelhaft der Fall ist, solltet ihr es auf eine Hausstaubmilbenallergie testen lassen. Die Kinder bekommen deren Allergene während des gesamten Schlafes ab, da sich Hausstaubmilben gerne in Bettmatratzen aufhalten, weshalb die allergische Reaktion typischerweise früh morgens am schlimmsten ist. Dies gilt auch für Schnupfensymptome, die insbesondere immer nach dem Mittagsschlaf auf dem Sofa auftreten. Durch trockene Luft und niedrige Durchschnittstemperaturen kommen in den Bergen ab einer Höhe von 1500 m kaum mehr Hausstaubmilben vor, weshalb bei einem Urlaub dort die Schnupfensymptome, die euer Kind bisher regelmäßig gezeigt hat, in der Regel komplett verschwinden. Dies ist dann auch ein starker Hinweis auf eine Hausstaubmilbenallergie.
Bei Pollenallergie nehmen die Schnupfensymptome oft im Freien, insbesondere bei Spaziergängen und beim Spielen in Wiesen oder beim Klettern auf Bäume zu. Die betroffenen Kinder können die Pollen auf der Kleidung oder in den Haaren auch ins Haus und ins Bett schleppen bzw. durch Lüften können die Pollen ins Haus gelangen, wodurch häufig die Ursachenforschung etwas erschwert wird. Kurz vor Gewittern mit starkem Wind werden besonders viele Pollenallergene freigesetzt, weshalb sich die Symptomatik dann meist verschlimmert. Nach anhaltendem Regen über mehrere Tage wird meist ein Großteil der Pollen aus der Luft gewaschen, sodass die Heuschnupfensymptome nachlassen.
4. Beschaffenheit des Nasenrachensekrets
Im Verlauf einer Erkältung kann sich das anfänglich glasige Nasenrachensekret gelbgrünlich verfärben (bakterielle Superinfektion). Dementgegen erscheint das Sekret bei allergischer Rhinitis häufig glasig und wässrig. Allein auf die Konsistenz des Nasenrachensekrets sollte man sich jedoch nie verlassen, da auch Virusinfektionen bei Säuglingen glasiges Sekret produzieren und das Baby sehr krank werden lassen können und auch Allergiker aufgrund der oft chronischen Schleimhautschwellungen und Sekretansammlungen rascher eine Infektion, z.B. der Nasennebenhöhlen, des Mittelohres oder der Bronchien entwickeln können.
5. Zusätzliche Symptome
Neben Schnupfen tritt als Allergiesymptom häufig auch ein Juckreiz in der Nase, den Augen oder im Rachen auf. Viele Kinder reiben sich dann ununterbrochen die Augen, bohren in der Nase oder in den Ohren und geben grunzende Laute von sich, um den Juckreiz zu mindern. Auch Niesanfälle, mit mehrfachem Niesen direkt hintereinander, sind typisch bei Allergikern. Treten zudem Quaddeln, Rötungen oder Schwellungen auf, muss an eine allergische Reaktion gedacht und mittels entsprechender Medikamente gegengesteuert, bei zunehmender Verschlechterung mit Auftreten von Allgemeinsymptomen (Übelkeit, Erbrechen, Luftnot, Kreislaufproblemen,…) der Notruf getätigt werden. Treten hingegen zusätzlich Fieber, Schüttelfrost und produktiver Husten auf, deutet dies eher auf eine Erkältung oder beginnende Grippe hin.
Grundsätzlich gilt: Wenn ein Husten über die Dauer von 4-6 Wochen hartnäckig anhält, sollte dies immer zu einer ärztlichen Abklärung führen.
6. Familiäre Häufung
Insbesondere, wenn eines oder beide Familienmitglieder ersten Grades (Eltern) an Allergien leiden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass diese sogenannte Prädisposition auch an das Kind weitergegeben wurde. Sprich, es besteht eine Veranlagung für Allergien, welche vererbt werden kann. Bei bestehendem Verdacht unter Zuhilfenahme der diversen aufgeführten Diagnose-Tools sollte eine Vorstellung beim Kinderarzt und eine weitere Abklärung erfolgen.
Natürlich kann auch eine Erkältung im Familienkreis weitergereicht werden. Insbesondere der Aufenthalt oder der Besuch einer Kindertageseinrichtung durch Geschwisterkinder, beengte Verhältnisse in der Wohnung, unzureichende hygienische Bedingungen, niedriger Sozialstatus, beruflich bedingter Kontakt der Eltern mit vielen anderen Menschen, (…) erhöhen jeweils die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Erkältung innerhalb der Familie.
7. Ansprechen auf Medikamente
Gegen akute allergische Beschwerden können sogenannte Antiallergika wie z. B. Antihistaminika (Dimetindenmaleat, Ceterizin) und/oder cortisonhaltige Präparate in Form von Nasenspray, Zäpfchen oder Tabletten eingesetzt werden. Eine deutliche Linderung der Schnupfensymptome innerhalb von zwanzig Minuten nach der Einnahme eines Antihistaminikums lässt eine Allergie als Auslöser wahrscheinlich erscheinen. Erkältungssymptome werden dadurch nicht gelindert.
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