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Wenn, dann …

11 typische Eltern-Sätze, die wir alle kennen und wie wir achtsamer mit unseren Kindern umgehen

Typische autoritäre Elternsätze von früher und moderne Alternativen
© Getty Images/fizkes

"Solange du die Füße unter meinen Tisch stellst ! ..." Wer kennt diesen oder ähnliche Sätze nicht auch von den eigenen Eltern? Wir haben uns in der Redaktion gemeinsam erinnert, welche typische Elternsätze früher immer zu uns gesagt wurden, die jetzt nicht mehr zeitgemäß sind, weil sie dem Kind auch einfach nichts bringen und schlagen vor, wie ihr stattdessen reagieren könntet.

Einige dieser typischen alten Sätze nehmen Kinder nicht in ihrer Persönlichkeit war und sind wirklich nur Ausdruck von Hilflosigkeit oder purer Autorität. Wenn wir uns wieder in unsere damalige Kindheit versetzen, verstehen wir besser, wie sich unsere eigenen Kinder heute fühlen und können vielleicht einfühlsamer reagieren. Diese Sätze kennen so oder ähnlich bestimmt viele von euch ...

#1 "Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt!"

Der Klassiker am Esstisch. Das Kind darf nicht eher aufstehen, bis die letzte Erbse verputzt wurde und es gibt richtig Ärger, wenn es sich weigert. Was hat das aber für einen Sinn, das Kind zu zwingen, etwas aufzuessen oder es stundenlang am Tisch sitzen zu lassen? Ein Kind, was mal nicht isst, wird nicht verhungern. Hier geht es doch nur um reine Autorität, du machst das, weil ich das jetzt will. Dabei hat jeder Mensch einen eigenen Geschmack und Kinder essen eben viele Dinge (noch) nicht. Wenn man hier hart bleibt, wird man dem Kind eventuell nur die Entdeckung seines persönlichen Geschmacks zunichtemachen und nie erreichen, dass es offen für neue Dinge ist.

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#2 "Iss deinen Teller auf, damit morgen schönes Wetter ist!"

Gleich dahinter kommt dieser Satz. Diese völlig unsinnige Aussage vermittelt dem Kind, dass es etwas Schlechtes zur Folge hat, wenn es nicht aufisst. Also lernt das Kind, dass Essen etwas damit zu tun hat, jemandem anderen zu gefallen und daher viel zu essen. Ist das der Sinn von Nahrungsaufnahme? Sicherlich nicht. Es ist nicht wichtig, dass ein Kind seinen Teller aufisst. Es soll lernen, so viel zu essen, bis es satt ist und ein Hunger- und Sattgefühl zu entwickeln. Die Liebe von Eltern sollte doch nicht davon abhängig sein, ob man viel oder wenig isst. Gestörtes Verhältnis zum Essen vorprogrammiert!

#3 "Wenn du nicht aufräumst, geh ich hier mit dem Müllsack durch und schmeiß alles weg"

Diesen Satz kenne ich nur aus Sendungen wie "Frauentausch", wo die Mütter dann mit dem blauen Müllsack durch die Wohnung stapfen. Meine Eltern haben das nie zu mir gesagt, aber eine Kollegin kennt das tatsächlich von ihrer Mutter. Meistens ist das nur eine leere Drohung. Denn wer würde schon wirklich alle Spielsachen vom Kind einsammeln und wegschmeißen? Die bessere Alternative wäre, mit dem Kind gemeinsam aufzuräumen bzw. dem Kind zu zeigen, dass man selber seine Sachen auch wegräumt. Mit gutem Beispiel voran gehen! Wenn es dann immer noch nicht aufräumt, kann man sich auch nochmal eine Art Belohnung ausdenken, was man dann danach Schönes gemeinsam macht.

#4 "Das erklären wir dir, wenn du älter bist"

Dieser Satz hat mich immer wahnsinnig gemacht. Denn er bedeutet auch: Das geht dich nichts an oder: Das verstehst du noch nicht! Es kommt natürlich darauf an, wie alt das Kind ist und worum es geht. Doch prinzipiell geht es hier darum, dass man den Wissensdrang des Kindes nicht ernst nimmt. Man kann auch einem 6-jährigen Kind schon sehr viele Dinge, auch Sexuelles oder Gesellschaftliches, kindgerecht erklären, es kommt auf die passenden Worte an. Damit zeigen wir schon den Kleinsten, dass wir sie ernst nehmen. Außerdem sorgt man dann nicht dafür, dass die Tabuisierung von Themen so immer weiter geht.

#6 "Wenn der Kuchen redet, haben die Krümel Pause!

Auch mit diesem Satz, den eine Kollegin von mir noch gut kennt, nimmt man Kinder in ihrem Wesen einfach nicht ernst. Das sendet das falsche Signal und erstickt jede Neugier und Wissensdurst, den gerade Kinder noch natürlicher Weise haben, im Keim. Wenn man nicht will, dass sich Kinder in Unterhaltungen "einmischen" kann man ja nett erklären "dass man darüber gern später nochmal redet".

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#7 "Das macht man nicht!"

Auch so ein klassischer autoritärer Satz. Natürlich gibt es tausende Dinge im gesellschaftlichen Verhalten, die Kinder erst lernen müssen, denn sie wissen ja noch nicht, was üblich ist. Doch wenn man Kinder schon darauf hinweist, dann hilft es ihnen weitaus mehr, wenn man auch erklärt, was einen genau an der Handlung stört bzw. warum etwas gerade unpassend ist oder wie man sich dabei fühlt. Damit kann ein Kind weitaus mehr anfangen.

#8 "Wenn du nicht sofort XYZ, dann gehst du ins Bett"

Haben wir als Kind schon mal irgendwas deswegen gemacht oder nicht gemacht, weil unsere Eltern uns dann ins Bett geschickt haben? Sicherlich nicht. Die Drohung mit dem Zubettgehen kennen wirklich viele von uns, sie ist aber nicht wirklich geeignet. Das Bett soll doch ein positiver Ort der Ruhe und Entspannung sein.

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Wenn man damit immer droht, wirkt das "Schlafen gehen" wie eine Bestrafung und das Kind wird Probleme haben einzuschlafen. Mit jeder Drohung wird das Kind sich nur noch mehr zurückziehen. Das kennen wir doch von uns selbst. Stattdessen sollte man versuchen zu erfahren, warum das Kind dies oder jenes macht oder nicht macht und wie es sich fühlt.

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#9 Kaugummi verklebt den Magen!

Viele Eltern haben früher auch gern mal Flunkergeschichten erzählt, die vor Unwahrheit nur so strotzen. Dabei wollte man durch diese Bemerkungen den Kindern Angst einjagen, damit sie z. B. bestimmte Dinge wie Kaugummi verschlucken nicht mehr machen. Doch was suggeriert das einem Kind, wenn man ihm ständig solche Märchen erzählt?

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Es wird unbewusst diese Geschichten sehr lange glauben und seinen Eltern irgendwann nicht mehr vertrauen, wenn es erfährt, was für ein Quatsch das ist. Seien wir lieber ehrlich zu unseren Kindern und erklären ihnen vielleicht, warum es nicht so gut ist, Kaugummi herunterzuschlucken, aber es ist auch kein Weltuntergang, wenn es mal passiert.

#10 Wenn du so lange Fernsehen guckst, kriegst du viereckige Augen!

Auch so eine Unwahrheit, die man wirklich tausendfach gehört hat. Aber daran geglaubt hat doch keiner von uns, oder? Es wird das Kind auch einfach nicht davon abhalten, eine Serie oder Film zu schauen. Solche Sätze bringen gar nichts. Besser ist es vorher schon eine Medienzeit zu vereinbaren und die Nutzung von Handy, Tablet oder TV einfach auf eine bestimmte Sendung, Serie, Film oder Zeit zu begrenzen. Wie lange diese dann ausfällt, kann je nach Alter verschieden sein und hängt eben von der Medienkompetenz des Kindes ab. Je jünger je kürzer sollte ein Kind Medien nutzen.

#11 'So lang du deine Füße unter meinen Tisch streckst...'

Diesen Satz kenne ich selbst von meinem Vater in ähnlicher Form. Er ist meist sehr autoritär und patriarchalisch geprägt. Väter wollten damit früher durchsetzen, dass sie als Herr des Hauses die Regeln machen. Zum Glück sind diese Zeiten vorbei. In einer Beziehung sollten einerseits beide Elternteile gemeinsam Regeln für die Familie einführen. Grenzen setzen ist wichtig und auch okay. Doch es ist auch wichtig, dass diese Regeln begründet sind und dem Alter des Kindes angemessen.

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Katja Nauck

Mut, es anders zu machen

Meine Tochter ist mit ihren fast 3 Jahren noch sehr klein, daher weiß ich noch nicht, wie ich in ein paar Jahren mal auf die eine oder andere Situation reagieren werden. Aber ich denke, es hilft schon, wenn man sich an die eigene Kindheit erinnert und das Gefühl, wie es war, als die Eltern diese Sätze gesagt haben. Schon allein das kann helfen, dass man anders reagiert. Natürlich wird es unbewusst dazu kommen, dass man dieses Verhalten doch übernommen hat, aber da ist im Idealfall auch noch ein Partner oder eine Partnerin da, die uns ergänzen und aufzeigen kann, dass dieser oder jene Satz jetzt gar nicht schlau war.

Kinder sind ja keine Roboter und wir Eltern auch nicht. Wir machen Fehler und können sie korrigieren bzw. das dem Kind auch erklären und so daraus lernen. Und das müssen wir nicht alleine tun – tauscht euch mit anderen Eltern oder in der Familie aus. Wie machen es andere? Gute Tipps für Kinder in der Trotzphase hat auch Autorin und Mutter Susanne Mirau.

Katja Nauck

Natürlich gibt es für jeden nochmal persönliche No-Gos, manche Eltern sind entspannter, was Medienzeiten oder das Ausgehen angeht, doch generell sollte man auch immer vernünftig begründen, warum man etwas so und nicht anders entscheidet. Dann kann sich das Kind damit auseinandersetzen und es akzeptieren, wenn auch vielleicht nicht verstehen.

Doch natürlich kann es dann auch zu Streitigkeiten kommen, denn Teenie-Konflikte tauchen immer wieder auf und müssen sensibel gelöst werden. Bestimmt nicht einfach von oben herab, sondern erklärt dem Kind, wie ihr euch fühlt, wenn das Kind dieses oder jenes macht und was das Problematische daran ist. Es wird nie leicht sein, doch so fühlt sich euer Kind weitaus mehr ernst genommen.

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In der Erziehung gibt es eben nicht nur schwarz oder weiß. Es wird definitiv so sein, dass selbst uns diese Sätze manchmal herausrutschen. Denn unser Erziehungsstil ist unbewusst durch unsere Eltern geprägt. Doch wenn uns das bewusst ist, dann können wir das hinterfragen und Schritt für Schritt anders machen. Einige Alternativen haben wir euch aufgezeigt.

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