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Heul nicht!

Autoritäre Erziehung: Definition und Beispiel

Autoritäre Erziehung
© Gettimages/kieferpix

Was bedeutet autoritär und wie sieht strenge Erziehung im Alltag aus? Viele von uns haben wahrscheinlich einen autoritär geprägten Erziehungsstil kennengelernt. Galt doch teilweise noch vor 30 Jahren der Grundsatz: Kinder brauchen eine starke Hand, sonst tanzen sie uns Eltern auf der Nase rum. Aber entspricht das noch dem Stand der Wissenschaft? Und viel wichtiger: Was sagt unser Bauchgefühl dazu?

Definition: Was heißt autoritäre Erziehung?

Was heißt eigentlich autoritär? Dieser Erziehungsstil ist geprägt von Strenge, Gehorsam, Disziplin und hohen Ansprüche. Lob erhalten die Kinder nur sehr selten und auch Liebe und Fürsorge erfährt der Nachwuchs (zu) selten.

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Hört das Kind nicht prompt auf die Anweisungen, drohen Strafen und Konsequenzen. Die Bedürfnisse der Kinder werden ignoriert und die der Eltern darüber gestellt. Geprägt ist die autoritäre Erziehung durch ein extremes Machtgefüge, was die Eltern dem Kind auch entsprechend signalisieren.

Autoritäre Erziehung: Ein Beispiel

Wie könnt ihr euch nun autoritäres Verhalten im Alltag vorstellen? Eltern übernehmen die völlige Kontrolle über ihr Kind und lassen keine eigenen Wünsche zu:

Der Sommer steht vor der Tür. Sandra (6) geht mit ihrer Mama Sandalen kaufen. Schon auf dem Weg dorthin fragt Sandra, ob sie diesmal die Farbe der Schuhe aussuchen dürfe. Ihre Mutter geht kaum darauf ein und erwidert ihr: “Du weißt, dass wir immer blaue Schuhe nehmen, das passt am besten zu der anderen Kleidung.” Sandra versucht, ihre Mutter zum Umdenken zu bewegen: “Aber rot ist meine Lieblingsfarbe.” Ihre Mutter beginnt zu schimpfen: “Ich habe keine Lust, immer alles mit dir zu diskutieren. Du bist erst sechs, ich entscheide, welche Farbe die Schuhe haben. Und wenn du jetzt nicht sofort aufhörst, drehen wir um, das Eis ist gestrichen und du gehst schnurstracks ins Bett!” Sandra ist traurig und beginnt zu weinen. Ihre Mutter schimpft darauf hin weiter: “Hör auf zu heulen und reiß dich zusammen.”

Welche Auswirkungen der autoritäre Erziehungsstil hat, liegt nach diesem Beispiel auf der Hand:

  • Dem Kind ist es nicht möglich, sich selbst zu entfalten.
  • Die Eltern verwehren dem Kind selbst Entscheidungen zu treffen und eben auch Fehler zu machen. Kinder können so nicht lernen, mit daraus entstehenden Gefühlen umzugehen.
  • Sie fühlen sich nicht wahrgenommen und geliebt und können daraus resultierend psychische Störungen entwickeln.
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Autoritärer Erziehungsstil: Sind strenge Eltern immer noch die besseren Eltern?

Kinder lernen durch Nachahmen: Sie übernehmen die Kommunikationsstruktur ihrer Eltern und gehen entsprechend mit jüngeren Kindern um. Aggressives Verhalten ist häufig die Folge. Es kann auch genau ins Gegenteil umschlagen und Kinder strenger Eltern sind völlig eingeschüchtert und haben kein Selbstbewusstsein.

Die Wissenschaft ist sich jedenfalls einig, dass die autoritäre Erziehung nicht mehr zeitgemäß ist und ausgedient hat. Erziehung auf Augenhöhe und mit Liebe ist in! Strafen und Drohungen lassen kein gesundes Verhältnis zwischen Eltern und Kindern zu. Kinder handeln nur noch, um Strafen zu umgehen. Dabei können sie sich selbst nicht entfalten und lernen auch nicht, was an ihrem Verhalten vielleicht nicht in Ordnung war.

Mehr noch: Experten quittieren den Anhängern der autoritären Erziehung sogar, dass die Erziehung so sicher misslingt. Denn gerade Kinder, die unterdrückt werden, versuchen sich davon frei zu machen und rebellieren. Es kommt zu Machtkämpfen, die keiner Partei etwas bringen. Die Kinder entfernen sich immer weiter von ihren Eltern. Brave und gehorsame Kinder waren gestern!

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Quellen: Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik zur autoritären Erziehung

Sarah Plück

“Oh, ist der aber brav!”

“Oh, ist der aber brav!” “Wer? Mein Hund?” Mir stellen sich die Nackenhaare hoch, wenn jemand so über meinen Sohn spricht. Ja, er ist halt eben etwas ruhiger und gelassener als vielleicht andere Kinder in seinem Alter, aber nicht, weil ich es ihm anerzogen habe (denn das suggeriert mir die Aussage), sondern weil er eben so ist, wie er ist.

Ich bin überhaupt kein Fan von irgendeinem strikten Erziehungsstil. Eltern sollten auf ihr Bauchgefühl hören und dürfen auch die Erziehung ihrer Eltern hinterfragen, auch wenn “aus ihnen ja auch etwas geworden ist.” Die Welt entwickelt sich weiter und das gilt auch für die Erziehung. Nur weil es früher vielleicht schon gut lief, heißt es nicht, dass es noch besser geht.

Wir Eltern haben natürlich die Verantwortung für unsere Kinder und das dürfen sie auch spüren. Die Frage ist aber, wie ich das meinem Kind vermittle. Mein Weg: Wir finden gemeinsam einen Weg und wägen ab. Mama oder Papa dürfen dann auch mal nachgeben, ohne zu befürchten, dass das Kind ihnen dann ab morgen auf der Nase rumtanzt.

Sarah Plück

Bildquelle: Gettimages/kieferpix