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Erste Worte

Muttersprache: Warum sie so wichtig fürs Sprachenlernen ist

Muttersprache

Unter Muttersprache versteht man die Sprache, die Kinder zuhause als erstes lernen und hauptsächlich sprechen. Durch den frühen und ständigen Kontakt mit dieser Sprache erwerben sie sie ganz automatisch, unbewusst und intuitiv, ohne Vokabeln oder Grammatik büffeln zu müssen. Doch sie ist nicht einfach nur die Sprache, nach der einem "der Schnabel gewachsen ist". Sie ist mehr als das: Denn je besser wir die Muttersprache sprechen, desto leichter fällt es uns, uns eine zweite Sprache anzueignen.

Muttersprache oder Erstsprache?

Als Muttersprache bezeichnen wir die Sprache, die die Kids schon im Mutterleib hören, mit der sie aufwachsen und die sie dabei ganz automatisch und spielerisch erwerben. Da die Muttersprache aber nicht nur von der Mutter, sondern auch von anderen wichtigen Bezugspersonen gesprochen wird, kann der Begriff irreführend sein. Alternativ spricht man daher auch von "Erstsprache". Wachsen Kinder zweisprachig auf, beherrschen sie zwei Erstsprachen. Voraussetzung dafür ist, dass sie mit beiden Sprachen früh, während der ersten zwei bis drei Lebensjahre, und ständig umgeben sind.

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Wie kann man einem Kind die Muttersprache beibringen?

Es ist nicht notwendig, mit einem Kind Vokabeln oder Grammatik der Muttersprache in irgendeiner Form zu trainieren. Schon im Bauch, ab etwa der 23. SSW, hört das Baby die Sprache seiner Mama und beginnt, sich an Laute und Sprachmelodie zu gewöhnen. Nach der Geburt eignet es sich nach und nach immer mehr Charakteristika der Muttersprache an, ahmt das Gehörte durch Brabbeln nach und spricht schließlich seine ersten Worte.

Ganz wichtig beim Spracherwerb der Muttersprache ist es, dass ihr ganz viel mit eurem Kind sprecht! Auch wenn ihr denkt, dass euch das Kleine noch nicht versteht – schon im Bauch beginnt es, sich die Sprache anzueignen und immer weiter auszubauen.

Bis wann erlernen Kinder die Muttersprache?

Kinder beginnen ganz früh, im Mutterleib und in den ersten Lebensjahren, mit dem Spracherwerb der Muttersprache. In diesem Alter ist das Gehirn sozusagen vollständig darauf "gepolt", eine Sprache zu erwerben und es fällt dem Kind sehr leicht.

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Spätestens nach der Pubertät wird's dann schwierig mit dem intuitiven Erlernen einer Sprache. Nun sind für den Spracherwerb zuständige Hirnregionen ausgereift und können die notwendigen Informationen nicht mehr so perfekt aufnehmen wie im Kleinkindalter.

Warum ist die Muttersprache so wichtig?

Früher ging man davon aus, dass ein Kind erst die Muttersprache beherrschen muss, um sich eine Zweit- oder Drittsprache anzueignen. Heute weiß man, dass kleine Kinder durchaus dazu in der Lage sind, mit zwei oder mehr Sprachen gleichzeitig aufzuwachsen und diese zu erwerben, ohne durcheinander zu kommen. Diese Zweit- und Drittsprachen erwirbt das Kind, ebenso wie die Muttersprache, unbewusst und automatisch, weil sie in seiner Gegenwart und/oder von nahen Bezugspersonen viel gesprochen werden.

Das funktioniert z. B. auch durch ein AuPair oder Erzieher*innen im Kindergarten oder wenn die Sprache, die "draußen" gesprochen wird eine andere ist als die Muttersprache (z. B. bei Kids mit Migrationshintergrund). Durch dieses "Eintauchen ins Sprachbad", die sog. Immersion, können Kids sich Sprachen mühelos übers Hören aneignen. Dazu brauchen sie keine Regeln o. ä. zu lernen.

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Im Unterschied dazu stehen die Fremdsprachen. Sie werden nicht im privaten Umfeld gesprochen, sondern in Form von Unterricht systematisch vermittelt. Der Lehrer oder die Lehrerin bringen dem Kind dazu Grammatik bei und passen den Schwierigkeitsgrad immer wieder an. Um Fremdsprachen erlernen zu können ist die Muttersprache sehr wichtig. Denn je besser Kinder die Muttersprache sprechen, desto leichter tun sie sich beim Erlernen von Fremdsprachen.

Sollten wir als Migrant*innen zuhause in unserer Muttersprache mit unserem Kind sprechen?

Vielen Eltern mit Migrationshintergrund ist es sehr wichtig ist, dass ihre Kinder die Landessprache perfekt beherrschen, um ihnen bestmögliche Chancen zur Integration zu geben. Deswegen bemühen sie sich, mit den Kids zuhause Deutsch zu sprechen, auch wenn dies nicht die Muttersprache der Eltern ist. In Deutschland sprechen laut einer aktuellen Erhebung des Statistischen Bundesamtes nur 5 Prozent ausschließlich eine oder mehrere andere Sprachen als Deutsch zuhause.

Dabei geben Sprach- und Erziehungswissenschaftler*innen eine andere Empfehlung: Eltern sollten mit ihren Kindern zuhause ausschließlich in der Muttersprache sprechen. Denn je besser die Kinder diese beherrschen, umso leichter falle es ihnen, sich Deutsch als Zweitsprache "draußen" anzueignen. Sprechen Eltern mit ihren Kindern hingegen in einer Sprache, die sie selbst gerade erst erlernen und noch nicht verinnerlicht haben, bedeute dies eine große Einschränkung in der Kommunikation mit dem Kind. Die Eltern können nicht mehr adäquat ausdrücken, was sie meinen und es wird schwieriger, eine emotionale Bindung zu dem Kind aufzubauen. Der Wortschatz in der Familie verkümmert, gleichzeitig werden womöglich grammatikalische Fehler an das Kind weitergegeben.

Durch den sehr frühen Kontakt mit der Umgebungssprache, z. B. über Krabbelgruppen und Kitas, können die Kids diese bald genauso gut wie die Muttersprache. Um den Austausch deutschen Muttersprachler*innen zu fördern, können Eltern ihre Kids z. B. in Sport- oder Musikgruppen anmelden, ihnen einen guten Zugang zu deutschsprachigen Medien ermöglichen oder über viele Kontakte z. B. auf dem Spielplatz oder mit gegenseitigen Besuchen zuhause dafür sorgen, dass sie viel Berührungspunkte mit der Umgebungssprache haben.

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Die Förderung der Muttersprache ist also genauso wichtig wie die Förderung der Umgebungssprache!

Daniela Hamburger

Muettersproch: alemannisch

Eigentlich ist auch meine Muttersprache nicht direkt Deutsch, zumindest nicht Standarddeutsch. In meiner Kindheit und bis heute wurde in meinem Elternhaus ausschließlich alemannisch gesprochen, ein süddeutscher Dialekt, der dem Schweizerdeutschen stark ähnelt. Personen, die nicht aus diesem Sprachraum kommen, verstehen meist kein Wort, wenn wir Schwarzwälder*innen in diesem Dialekt sprechen.

Ich liebe meine Muttersprache und doch empfand ich sie manchmal als hinderlich: Ich denke alemannisch, aber im Berufsleben und außerhalb der Heimat kann ich so nicht sprechen. Zum Glück habe ich lesen schon immer geliebt und mir deswegen ganz nebenbei, schon sehr früh (mit 4 Jahren) Hochdeutsch als "Zweitsprache" angeeignet. Ich kenne aber viele in meinem Bekanntenkreis, die sich mit dem Hochdeutschen nicht so leicht tun. Deswegen spreche ich mit meiner Tochter schon immer hochdeutsch, kein alemannisch. Ich möchte, dass sie es in ihrer Kommunikation mit anderen leichter hat und nicht immer "um die Ecke denken" muss.

Nur wenn ich sehr emotional bin, kommt das Alemannische in meiner Sprache auch ihr gegenüber durch. Auch weil ich mit meiner Verwandtschaft und vielen Freund*innen immer noch alemannisch spreche und wir mittlerweile wieder im Schwarzwald leben, ist der Dialekt sehr präsent für meine Tochter. Ab und zu mischen sich einzelne Dialektworte in ihren Wortschatz. Und das finde ich auch absolut okay. Schließlich ist die Sprache doch ein Teil ihrer Wurzeln.

Daniela Hamburger

Welchem Niveau entspricht die Muttersprache?

In Bewerbungen wird die Fähigkeit, eine Sprache zu verstehen und zu sprechen in Niveaus oder Levels angegeben. Die Muttersprache entspricht dabei dem Niveau C2. Die Person spricht diese Sprache absolut fließend und versteht alles, was sie liest oder hört problemlos.

Muttersprache und Identität

Die Muttersprache eines Kindes hat viel mit seiner Identität zu tun. Sie hängt eng mit dem kulturellen Background zusammen und den Werten und Normen, die in diesem Zusammenhang wichtig sind. So werden durch Sprichworte und Redewendungen in der Muttersprache z. B. auch Glaubenssätze, die in dem jeweiligen Kulturkreis herrschen, vermittelt.

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Muttersprache oder Familiensprache

Wenn in einer Familie mehrere Muttersprachen gesprochen werden und das Kind beide ständig und viel hört, erwirbt es in der Regel beide Sprachen als Erstsprachen. Trotzdem kann es sinnvoll sein, sich auf eine einheitliche Familiensprache zu einigen, die die Mitglieder sprechen, wenn alle zusammen sind. Meist ist dies eine der beiden Muttersprachen oder aber eine dritte Sprache, die beide Elternteile gut können.

Für Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, wird ein früher Kitastart empfohlen, um sich die Sprache perfekt aneignen zu können. Was ihr tun könnt, um die Eingewöhnung ganz unproblematisch zu gestalten, seht ihr in unserem Video:

Kita Eingewöhnung: 6 Tipps zum erfolgreichen Start!
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Jugendsprache Quiz: Dein Test für freshe Sprachskills

Bildquelle: Getty Images/interstid

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