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Organ auf Zeit

Nachgeburt: Was dabei passiert und wie man die Plazenta noch nutzen kann!

Das Baby ist da! Die Nachgeburt wird nur wenige Minuten nach dem Kind geboren.

Die Plazenta versorgt das Kind im Mutterleib. Mit der Geburt verliert sie ihre Funktion und wird als Nachgeburt ausgeschieden. Während wir über das Gebären vorab viel lernen, wird die Nachgeburt meist nur am Rande erwähnt. Dabei ist sie die dritte und abschließende Phase jeder Geburt. Außerdem kann die Nachgeburt auch nachträglich noch nützlich sein. Wir verraten euch wofür.

Während der Schwangerschaft ist die Plazenta lebenswichtig für das Baby: Als Verbindung zur Mutter nährt sie das Ungeborene und schützt es vor Schadstoffen. Doch mit der Geburt verliert der Mutterkuchen, wie die Plazenta auch genannt wird, seine Funktion. In der abschließenden Geburtsphase wird das "Organ auf Zeit" abgestoßen - sowohl diesen Vorgang als auch das nun tote Organ selbst bezeichnet man als Nachgeburt.

Was ist eine Nachgeburt?

Die Nachgeburt ist die letzte Phase der Geburt. Erst dann gilt die Geburt als abgeschlossen. Die Plazenta wird nach der Geburt deines Kindes innerhalb von wenigen Minuten bis zu einer Stunde mit weiteren Wehen ausgeschieden. Diese Nachwehen sind der Beginn des Rückbildungsprozesses deiner Gebärmutter und sorgen für ihre erste Verkleinerung. Dabei löst sich die Plazenta von der Gebärmutterwand und wird als Nachgeburt ausgeschieden. Erst dann gilt der Geburtsvorgang als beendet.

Wie läuft die Nachgeburt ab?

Die dritte Geburtsphase setzt ein paar Minuten bis zu einer Stunde nach der eigentlichen Geburt deines Kindes ein und ist je nach Empfinden deutlich weniger schmerzhaft als die eigentlichen Geburtsphasen zuvor. Das könne aber auch daran liegen, dass wir zu diesem Zeitpunkt schon vom wunderbarsten Wesen des Universums abgelenkt werden - unserem neugeborenen Kind!

Die Kontraktionen mit der sich die Gebärmutter bei der Nachgeburt um den Abgang der Plazenta kümmert, sind durchaus richtige Wehen, allerdings meist nicht ganz so heftige. Je stärker die Kontraktionen, desto schneller kann die Nachgeburt abgeschlossen werden. Es hat sich gezeigt, dass das sofortige Anlegen des Babys an die Brust dabei hilft, die Nachwehen zu fördern und die Nachgeburt abzuschließen. Manche Hebammen massieren auch den Bauch in kreisenen Bewegungen, um die Ablösung des Mutterkuchens von der Gebärmutter zu unterstützen.

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Ein aktives Pressen wie bei der Geburt des Kindes, unterstützt den Austritt der abgelösten Plazenta. Wie schnell die Nachgeburt abgeschlossen ist, ist von Frau zu Frau unterschiedlich.

Ist die Nachgeburt schmerzhaft?

Wie bereits erwähnt geht die Nachgeburt mit Wehen einher, welche aber deutlich schwächer sind als die Einleitungswehen oder Presswehen. Auch der "Geburtsvorgang" der Plazenta selbst ist körperlich einfacher als die Geburt eines Kindes, da der immerhin tellergroße Mutterkuchen nur zwei bis drei Zentimeter dick ist und eine weiche, nachgiebige Konsistenz hat. Und sie wiegt nur etwa ein Sechstel eines Babys.

Welche Risiken gibt es bei der Nachgeburt?

Es kann vorkommen, dass der Körper die Nachgeburt nicht selbstständig einleitet. Dann muss medizinisch nachgeholfen werden, denn raus muss die Plazenta auf jeden Fall. Dies kommt allerdings nicht sehr oft vor.

Ist die Nachgeburt dann vollständig abgeschlossen, muss die Plazenta von der Hebamme auf ihre Vollständigkeit untersucht werden. Im Körper verbleibene Teile des Mutterkuchens können zu gefährlichen Blutungen führen, die teilweise erst Tage nach der Geburt auftreten, aber für die Mutter lebensbedrohlich sein können. Verbliebene Gewebestücke müssen mittels einer Ausschabung entfernt werden.

Was passiert mit der Nachgeburt?

Werden im Vorwege keine Ansprüche erhoben, wird die Nachgeburt in der Geburtsklinik in der Regel entsorgt. Vor der Geburt deines Kindes solltest du deshalb ankündigen, wenn du für deine Plazenta andere Pläne hast. Denn es gibt auch andere und schönere Möglichkeiten, das einst so wertvolle Organ zu ehren und im Nachhinein sogar noch zu nutzen. Wir stellen sie euch vor:

Nachgeburt ganz natürlich belassen: die Lotusgeburt

Bei der Lotusgeburt bleibt die Plazenta auch nach der Geburt mit dem Kind verbunden, die Nabelschnur wird nicht aktiv durchtrennt. Vielmehr verbleibt das Organ so lange am Kind, bis es von selbst abfällt. Das geschieht in der Regel zwischen dem dritten und dem zehnten Tag. Da die Plazenta jedoch bereits abgestorben ist, bedarf sie in dieser Zeit besonderer Pflege: In einem eigenen Behältnis, zum Beispiel einem kleinen Säckchen, wird sie aufbewahrt und mit viel Salz – eventuell noch Kräutern und Ölen – konserviert. Verfechter dieser Methode behaupten, dass Kinder, die eine Lotusgeburt erlebt haben, viel ausgeglichen und gesünder seien. Wissenschaftlich bewiesen ist das jedoch nicht.

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Dennoch ist dieses archaisch anmutende Ritual, das für frischgebackene Eltern auch verstörend wirken mag, mittlerweile nicht unüblich. Allerdings sei anzumerken, dass das Handling eines Neugeborenen schon eine kleine Herausforderung (gerade für Ersteltern) ist. Ob man da zusätzlich noch ein Säckchen mit der Nachgeburt herumschleifen möchte, sollte man sich zuvor gut überlegen. Das kann im Zweifelsfall eine ganz schon nervige Angelegenheit werden.

Hier findest du noch viel mehr Informationen über die Lotusgeburt:

Ein alter Brauch: Auf der Nachgeburt ein Bäumchen pflanzen

Bis ins 19. Jahrhundert war es in allen Teilen der Welt üblich, die Plazenta zu bestatten. Der alte und schöne Brauch hält sich bis heute: Gerne wird die Nachgeburt im eigenen Garten vergraben und ein Bäumchen darauf gepflanzt. Das mag vielleicht auch am Äußeren des Mutterkuchens begründet sein: Die fein verästelten Blutgefäße sehen selbst aus, wie die Wurzeln eines Baumes. Das Organ dient außerdem als perfekter Dünger für den Geburtsbaum des Kindes, der gleichzeitig zur lebendigen Erinnerung an das einmalige Ereignis der Geburt deines Babys wird.

Auch bei Promis populär: Die Plazenta essen oder als Plazenta-Pillen einnehmen

Bei vielen Säugetieren ist es üblich: Sie fressen die nahrhafte Nachgeburt direkt nach dem Geburtsprozess restlos auf. Auch um mit dem blutigen Organ keine Fressfeinde oder Assfresser anzulocken. Mittlerweile ist das Essen der Plazenta auch bei uns Menschen immer populärer, denn sie soll mit ihren Inhaltsstoffen, unter anderem einer hohen Menge Progesteron, folgende Wirkungen auf uns Mamas haben:

  • Wochenbettdepressionen entgegenwirken
  • Die Milchbildung anregen
  • Blutungen verhindern
  • Schmerzen lindern
  • Die Haut ebenmäßig machen
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Diese Wirkungen sind zwar nicht wissenschaftlich erwiesen, dennoch schwören auch Prominente wie Kim und Kourtney Kardashian, Charlotte Würdig oder Monica Ivancan auf die Plazenta-Nahrungsergänzung – und setzten einen neuen Trend. Sie nehmen ihre Plazenta von Spezialisten getrocknet und fein vermahlen im Smoothie oder vorzugsweise in Kapselform oder als Plazenta-Pillen zu sich. Andere setzten auf die diversen Rezepte und Tipps im Internet für regelrechte Plazenta-Parties oder verspeisten ein Stückchen ihrer Plazenta direkt nach der Geburt einfach roh.

Nachgeburt für die Gesundheit: Plazenta-Globuli

Die nachgesagte Heilkraft der Plazenta kann auch auf anderem Wege konserviert werden: als homöopathische Globuli. Nach der Geburt wird ein etwa zwei Zentimeter großes Stück der Plazenta in eine Lösung gegeben und an eine darauf spezialisierte Apotheke geschickt, die die individuellen Globuli zubereitet. Auch die Wirkung der Kügelchen ist nicht wissenschaftlich bewiesen. Hebammen, Heilpraktiker und erfahrene Mütter empfehlen diese sogenannten Nosoden jedoch für Mutter und Kind bei bestimmten Beschwerden und zur Vorbeugung:

Für die Mutter:

  • Als Hilfe bei der Rückbildung der Gebärmutter
  • Zur Steigerung der Milchproduktion
  • Unterstützend beim Abstillen
  • Zur Linderung von Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden

Für das Baby:

  • Zur Abschwächung von Koliken
  • Zur Begleitung von Kinderkrankheiten & Infekten
  • Als Hilfe beim Zahnen
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Für beide:

  • Bei Hauterkrankungen
  • Bei Atemwegserkrankungen
  • Bei Entzündungen
  • Bei Allergien

Die Nachgeburt für die Schönheit: Plazenta-Kosmetik

Auch äußerlich macht sich der Mensch die Zusammensetzung der Plazenta zunutze: Als Kosmetikbestandteil in Cremes oder Haarampullen soll der Mutterkuchen für straffe, frische und glatte Haut oder mehr Haarwuchs sorgen.

Hier bekommst du zum Beispiel Haarampullen, und hier eine Creme mit Plazenta-Bestandteilen – allerdings nicht aus deiner eigenen Nachgeburt.

Außergewöhnliche Erinnerungsstücke: Plazenta-Kunst aus der Nachgeburt

Mit einem Mutterkuchen-Abdruck kannst du dir eine bleibende Erinnerung an deine Plazenta schaffen, die kunstvoll deine vier Wände verschönern kann. Für die einfache Variante presst du die noch blutige Plazenta vorsichtig auf ein Blatt Papier oder bemalst alternativ die vorsichtig abgewaschene Plazenta mit deiner Lieblingsfarbe und presst sie dann auf ein Blatt Papier.

Wenn es etwas Außergewöhnliches sein darf, gibst du ein Kunstwerk in Auftrag: Die niederländische Geburts-Fotografin Marry Fermont beispielsweise kürt die Nachgeburt zum Fotomodell und rückt das faszinierende Organ für die bleibende Erinnerung ins rechte Licht.

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Den passenden Rahmen dazu gibt es von der britischen Künstlerin Amanda Cotton. Sie hat sich auf Körperkunst spezialisiert und eine besondere Technik entwickelt, auch die Nachgeburt für die Nachwelt als Kunstobjekt zu erhalten. Das jedoch hat seinen Preis: Ihre Bilderrahmen aus Plazentagewebe kosten ab 225 Britische Pfund.

Wie auch immer du dich entscheidest – ob für Nutzung oder Sofort-Entsorgung der Nachgeburt: Behalte im Hinterkopf, dass dieses ganz besondere Organ – so kurz es auch nur lebte – zum einen zuständig war für das behütete und wohlgenährte Wachstum deines Babys im Mutterleib, zum anderen auch die erste Verbindung von dir zu deinem Kind war.

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Charoline Bauer

Meine Erfahrung

Ich habe die Nachgeburt nach der eigentlichen Geburt meines Sohnes kaum wahr genommen, so beschäftigt war ich damit unser kleines Wunder anzuschauen. Ich habe im Kreißsaal sofort versucht ihn anzulegen und zu stillen, was auch geklappt hat. Während ich damit beschäftig war, massierte mir die Hebamme den Bauch, es zog und ziepte ein bisschen im Unterleib und dann hielt mir die Hebamme meine Plazenta entgegen und meinte, dass das wirklich ein sehr schönes Exemplar sein. Mein Mann und ich bestaunten die Nachgeburt kurz und waren von der Größe leicht überrascht, aber dann war das alles auch schon wieder Nebensache und wir hatten weiter nur noch Augen für unseren Sohn.

Wir haben uns vor der Geburt übrigens ein Nosoden-Set besorgt und aus einem Stück der Plazenta Globuli machen lassen. Diese haben wir über die ersten zwei Lebensjahre unseres Sohnes bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt - mal mit dem Gefühl, dass es etwas bringt, mal ohne Wirkung. Diese Prozedur ist nicht ganz günstig und lohnt sich nur, wenn man die Wirkung von Globuli glaubt, sonst kann man sich den Aufwand und die Kosten auch sparen.

Charoline Bauer

Bildquelle: Getty Images, Twitter, Instagram