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Starke Schmerzen?

Tut eine Abtreibung weh? Was du über Schmerzen bei Schwangerschaftsabbrüchen wissen solltest

Tut eine Abtreibung weh: Junge Frau denkt bedrückt über die Schmerzen eines Schwangerschaftsabbruchs nach
© Getty Images/JulPo

Die Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch ist nie leicht. Neben emotionalen Aspekten beschäftigen viele Frauen auch ganz praktische Fragen: Wie schmerzhaft ist eine Abtreibung? Wie lange halten die Schmerzen an? Und wie fühlt man sich dabei? Wir geben dir einen Überblick über medikamentöse und operative Schwangerschaftsabbrüche und was du dabei körperlich erwarten kannst.

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Jährlich werden in Deutschland etwa 106.000 Schwangerschaften abgebrochen. Dabei stehen Frauen zwei grundsätzliche Methoden zur Verfügung: der medikamentöse Abbruch mit Tabletten oder der operative Eingriff. Beide Verfahren sind in Deutschland sicher und komplikationsarm, unterscheiden sich aber in Ablauf, Schmerzintensität und Dauer. Welche Methode für dich die richtige ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem von der Schwangerschaftswoche und deinen persönlichen Präferenzen.

Schmerzen bei der medikamentösen Abtreibung

Aspekt

Medikamentösen Abtreibung

Anwendbar bis

9. Schwangerschaftswoche

Schmerzintensität

Individuell unterschiedlich, oft vergleichbar mit (sehr) starken Menstruationskrämpfen

Schmerzdauer

Meist 4-6 Stunden nach Einnahme der zweiten Tablette

Blutungen

Stärker als normale Periode, können 2-4 Wochen anhalten

Schmerzlinderung

Ibuprofen oder andere nicht-blutverdünnende Schmerzmittel

Mögliche weitere Nebenwirkungen einer medikamentösen Abtreibung

Übelkeit, Erbrechen, Verdauungsstörungen (Durchfall), Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen, Fieber und Schwindel

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Wie läuft eine medikamentöse Abtreibung ab?

Bei der medikamentösen Methode werden zwei verschiedene Medikamente eingenommen. Zuerst erhältst du Mifepriston (Mifegyne®), das die Wirkung des Schwangerschaftshormons Progesteron blockiert. Dadurch wird der Embryo nicht mehr versorgt und stirbt ab. Bereits nach dieser ersten Tablette können leichte Blutungen auftreten.

Nach 36-48 Stunden nimmst du das zweite Medikament, Misoprostol, ein. Dieses löst Kontraktionen der Gebärmutter aus – ähnlich wie Wehen. Diese Kontraktionen sorgen dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut mit dem Embryo ausgestoßen wird.

Julia Bach

Eine der schmerzvollsten Erfahrungen meines Lebens

In Spanien hatte ich eine medikamentöse Abtreibung, eine Erfahrung, die ich ganz sicher nie vergessen werde. Die Dosis an Misoprostol bestand dabei aus drei Tabletten – die ich je zweimal einnehmen musste, mit einem Abstand von vier Stunden. Mir wurde in der Klinik gesagt, ich solle sie dreißig Minuten im Gaumen einwirken lassen, bis sie sich fast aufgelöst haben, da ich sie sonst sofort erbrechen würde.

Kurz nach der Einnahme der ersten Ration gingen dann auch schon die Krämpfe los. Sie fühlten sich ähnlich an wie übliche Regelschmerzen, allerdings um ein Vielfaches stärker. Ich empfehle daher wirklich jeder, bereits vor der Einnahme oder aber direkt nach dem Schlucken von Misoprostol ein geeignetes Schmerzmittel zu nehmen (bei mir war das Ibuprofen). Das kann euch unnötige Qualen ersparen.

Ironischerweise fing ich trotz der Intensität der Krämpfe erst nach der zweiten Dosis wirklich an zu bluten, die vier Stunden dazwischen verbrachte ich auf der Toilette, wo ich fast schon halluzinationsartige Schwindelanfälle aussaß. Bis zum nächsten Morgen hatte ich dann hohes Fieber, trotzdem verlief alles ohne ernsthafte Komplikationen, was mir auch die Ärzte zwei Wochen später bei einer Nachuntersuchung bestätigten.

Zögert nicht, Hilfe zu holen oder bei eurem Arzt bzw. eurer Ärztin anzurufen, wenn ihr das Gefühl habt, etwas läuft schief. Auch ich habe mich mehrmals an den lokalen Bereitschaftsdienst der Abtreibungsklinik gewendet. Dort wurden mir alle Fragen geduldig beantwortet und die Angst ein wenig genommen. Nehmt euch danach unbedingt genügend Zeit, um euch körperlich (und psychisch!) auszukurieren – das kann übrigens auch gut ein paar Wochen dauern und ist nichts, wofür ihr euch schämen müsst.

Julia Bach

Jeder Körper reagiert anders auf die Abtreibungspille, sodass jede Frau die den Vorgang bzw. die Nebenwirkungen anders erlebt. Manche Frauen berichten von leichten Schmerzen, andere von sehr starken krampfartigen Beschwerden.

Schmerzen bei der operativen Abtreibung

Aspekte

Operative Abtreibung

Anwendbar bis

In der Regel bis zur 14. Schwangerschaftswoche

Schmerzintensität während des Eingriffs

Gering bis nicht vorhanden durch Narkose

Schmerzen nach dem Eingriff

Leichte bis mittlere Unterleibsschmerzen

Schmerzdauer

Meist 2-3 Tage

Blutungen

Leichter als bei medikamentöser Methode, 1-2 Wochen

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Wie läuft eine operative Abtreibung ab?

Der operative Schwangerschaftsabbruch, auch Vakuumaspiration oder Absaugmethode genannt, wird in einer Klinik oder Praxis durchgeführt. Der Eingriff dauert nur etwa 10-15 Minuten und kann unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose stattfinden.

Dabei wird ein dünnes Röhrchen durch die Vagina in die Gebärmutter eingeführt, durch das die Gebärmutterschleimhaut mit dem Embryo abgesaugt wird. Anschließend zieht sich die Gebärmutter wieder zusammen, was zu wehenartigen Schmerzen führen kann.

Wie lange tut eine Abtreibung weh?

Die Dauer der Schmerzen unterscheidet sich je nach Methode:

Bei der medikamentösen Abtreibung: Die stärksten Schmerzen treten in den ersten 4-6 Stunden nach Einnahme der zweiten Tablette auf. Danach lassen die Schmerzen allmählich nach. Es können aber noch an einigen Tagen leichtere Krämpfe vorkommen. Die Blutungen können bis zu 4 Wochen andauern, meist als Schmierblutungen.

Bei der operativen Abtreibung: Nach dem Eingriff treten in der Regel für 2-3 Tage leichte bis mittlere Unterleibsschmerzen auf. Diese klingen in der Regel schneller ab als bei der medikamentösen Methode. Auch die Blutungen halten meist nur 1-2 Wochen an.

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Was viele nicht wissen: Auch eine Hebamme kann eure Anlaufstelle bei Ängsten und Hilfe sein. Wie ihr eine findet, erfahrt ihr im Video:

Poster

Wie fühlt man sich bei einer Abtreibung?

Das körperliche Empfinden bei einer Abtreibung ist nur ein Aspekt. Auch emotional kann ein Schwangerschaftsabbruch sehr unterschiedlich erlebt werden. Viele Frauen berichten von gemischten Gefühlen wie Erleichterung, aber auch Trauer oder Unsicherheit.

Studien zeigen, dass die meisten Frauen ihre Entscheidung für einen Abbruch auch Jahre später nicht bereuen. In einer großen US-Studie gaben etwa 99 von 100 Frauen an, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatten, als sie drei Jahre nach ihrem Abbruch befragt wurden.

Dennoch ist es wichtig, sich bei Bedarf emotionale Unterstützung zu holen. Sprich mit vertrauten Personen oder suche professionelle Hilfe, wenn du das Gefühl hast, dass du mit deinen Emotionen nicht allein zurechtkommst.

Charoline Bauer

Krämpfe ohne Ende

Ich hatte noch keine Abtreibung. Aber ich habe leider eine stille Fehlgeburt, eine sogenannte Missed Abortion, erlitten. Da dabei der nicht mehr lebende Embryo bei mir nicht alleine vom Körper ausgestoßen wurde, musste ich zuerst den Versuch einer medikamentösen Ausscheidung erleben und dann den eine Ausschabung (Kurttage). Beides ist ähnlich vom Vorgang einer medikamentösen und einer operativen Abtreibung, weshalb ich euch etwas zu meinem Schmerzempfinden dabei sagen kann.

Die Medikamente, die die Kontraktionen der Gebärmutter auslösen sollen, haben bei mir überhaupt nicht gewirkt. Ich bekam davon zwar krampfartige Schmerzen im Unterleib, aber keine Kontraktionen. Es fühlte sich schmerzhaft, aber nicht überwältigend an. Wie es ist, wenn die medikamentöse Ausleitung des Embryos wirklich funktioniert, kann ich leider nicht sagen, da diese Wirkung bei mir nicht einsetzte.

Danach musste ich einen operativen Vorgang vornehmen lassen, um den Embryo zu entfernen. Dafür bekam ich eine kurze Vollnarkose und als ich wieder aufwachte, hatte ich leichte Blutungen, aber keinen Schmerzen. Die Blutungen hielten ca. 10 Tage an. In den ersten Tagen habe ich leichte Schmerzen gespürt, vor allem in Bewegung (beim Hinsetzen und Aufstehen). Danach war ich schmerzfrei.

Meine Erlebtes ist sicherlich nicht gleich einer Abtreibung, aber zumindest sehr ähnlich. Das haben auch Gespräche mit Freundinnen, die einen Schwangerschaftsabbruch hatten, gezeigt.

Charoline Bauer
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Tipps zur Schmerzlinderung bei einer Abtreibung

Bei der medikamentösen Abtreibung:

  • Nimm etwa 30 Minuten vor der Einnahme der zweiten Tablette ein Schmerzmittel wie Ibuprofen ein
  • Verzichte auf Aspirin, da es die Blutung verstärken kann
  • Verwende in den ersten 7 Tagen Binden statt Tampons, Menstruationstassen, oder Menstruationsscheiben
  • Eine Wärmflasche oder ein Heizkissen auf dem Bauch kann die Krämpfe lindern
  • Sorge für eine ruhige, angenehme Umgebung
  • Bitte jemanden, bei dir zu sein und dich zu unterstützen

Bei der operativen Abtreibung:

  • Nimm nach dem Eingriff die verschriebenen oder empfohlenen Schmerzmittel ein
  • Gönne dir am Tag des Eingriffs Ruhe
  • Verzichte in der ersten Woche auf körperliche Anstrengungen
  • Verwende in den ersten 7 Tagen Binden statt Tampons, Menstruationstassen, oder Menstruationsscheiben
  • Bitte jemanden, bei dir zu sein und dich zu unterstützen

Wann solltest du ärztliche Hilfe suchen?

Bei folgenden Symptomen solltest du unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen:

  • Sehr starke Blutungen (mehr als zwei vollgesogene Binden pro Stunde für mehr als zwei Stunden)
  • Anhaltende starke Schmerzen, die trotz Schmerzmitteln nicht besser werden
  • Fieber über 38° C
  • Übelriechender Ausfluss
  • Anhaltende Schwangerschaftssymptome oder ein positiver Schwangerschaftstest drei Wochen nach dem Abbruch
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Jede Frau erlebt eine Abtreibung anders

Ein Schwangerschaftsabbruch ist ein medizinischer Eingriff, der mit Schmerzen verbunden sein kann. Wie stark diese Schmerzen sind und wie lange sie anhalten, ist jedoch von Frau zu Frau unterschiedlich. Sowohl die medikamentöse als auch die operative Methode gelten als sicher und komplikationsarm.

Die Entscheidung für eine der beiden Methoden sollte nach ausführlicher ärztlicher Beratung und unter Berücksichtigung der persönlichen Präferenzen getroffen werden. Wichtig ist, dass du dich gut informierst und dir bei Bedarf Unterstützung holst – sowohl medizinisch als auch emotional.

Wichtige Informationen zum Schwangerschaftsabbruch

Rechtliche Lage: In Deutschland ist ein Schwangerschaftsabbruch bis zur 12. Schwangerschaftswoche nach einer verpflichtenden Beratung straffrei.

Kosten: Ein Abbruch kostet zwischen 200 und 700 Euro und muss in der Regel selbst bezahlt werden. Bei geringem Einkommen, Vergewaltigung und Minderjährigen übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Dazu kann dich deine Frauenärztin, Profamilie oder deine Krankenkasse beraten.

Hilfreiche LinksProfamilia.de – Beratungsstellen und Informationen

Hinweis: Wenn ihr gefährdet seid und nicht weiter wisst, steht euch das Info-Telefon der Deutschen Depressionshilfe zur Verfügung. Ihr erreicht es unter 0800 / 33 44 533. In Notfällen, z. B. bei drängenden und konkreten Suizidgedanken zögert nicht, euch an die nächste psychiatrische Klinik oder den Notarzt unter der Telefonnummer 112.

Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Pro Familia, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen und Ärzte, Hebammen oder Apotheker*innen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.