Stillen kann eine wundervolle Sache für Mütter und Kinder sein – und kann Studien zufolge das Risiko vom Plötzlichen Kindstod drastisch senken. Auf welche Weise Stillen SIDS verhindert.
SIDS – bei dem Kinder im ersten Lebensjahr ohne ersichtlichen Grund im Schlaf versterben – ist mittlerweile zum Glück sehr selten. In Deutschland starben 2019 aber immer noch 75 Babys daran. Der große Rückgang innerhalb der letzten 20 Jahre liegt vor allem daran, dass die Wissenschaft immer mehr Einblick in die Faktoren gewinnen konnten, die den Plötzlichen Kindstod begünstigen. Und solche, die es verhindern können, so wie diese bahnbrechende Studie:
Plötzlicher Kindstod: Stillen reduziert das Risiko
Laut einer Studie des Teams rund um Dr. Hauck von der University of Virginia, hat Stillen einen dramatischen Effekt auf die Überlebenschancen von Babys. Zentral war dabei die Frage, wie lange Mütter stillen müssen, damit positive Effekte eintreten – und wie stark diese dann sind.
Dafür wurden acht weltweite Studien mit Daten von insgesamt 9.000 Familien analysiert. Das Ergebnis: Babys, die für mindestens zwei Monate gestillt werden, haben ein fast auf die Hälfte reduziertes Risiko.
7 Fakten, wie Stillen gegen SIDS hilft
#1 Stillen kann das Risiko von SIDS halbieren
Basierend auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen gehen Mediziner*innen weltweit davon aus, dass Stillen das Risiko von SIDS um 50 % reduziert, wenn die Stillzeit mindestens zwei Monate beträgt.
Schon eine Stilldauer von zwei Monaten reduziert das SIDS-Risiko um fast die Hälfte. Und je länger Babys gestillt werden, desto größer wird der Schutz.
Dr. Fern Hauck, University of Virginia
Und: Es ist dabei nicht ausschlaggebend, ob das Kind voll oder teilweise gestillt wird, schreibt auch der Berufsverband der Kinder-und Jungendärzt*innen. Welche Komponenten der Muttermilch genau es sind, die Kinder vor dem tückischen Atemstillstand schützen, ist noch nicht vollständig geklärt. Was klar ist, ist die Art und Weise, wie Stillen Kinder vor SIDS schützt.
#2 Stillen trainiert die Atmung
Die in Muttermilch enthaltenen Stoffe sind dafür verantwortlich, dass sich Babys Gehirn optimal entwickelt. Und genau dieses ist es – besonders das zentrale Nervensystem- das Babys dabei hilft, ihre Atmung zu kontrollieren.
#3 Stillen stärkt die Abwehrkräfte
Auch wenn die genauen Ursachen für SIDS oft nie gefunden werden, können kleine Infektionen das Risiko ggf. begünstigen. Die in der Muttermilch enthaltenen Antikörper helfen eurem Baby, Erreger abzuwehren, z. B. RSV, das für viele Atemwegsinfektionen verantwortlich ist. Übrigens helfen die heilenden Inhaltsstoffe auch bei diesen anderen Infektionen:
#4 Stillen kräftigt die Muskulatur
Die Saugbewegungen beim Stillen fordern die Kiefer- und Rachenmuskulatur, die eine richtige Atmung unterstützt. Gerade die Muskeln von Mundhöhle und Gaumen, die beim Stillen ein echtes Work-out bekommen helfen dabei, dass die Luftwege geöffnet bleiben.
#5 Je länger ihr stillt, desto stärker der Schutz
Babys, die mindestens zwei oder mehr Monate lang gestillt werden, haben ein minimiertes SIDS-Risiko: Schon nach der kurzen Zeitspanne wird die Gefahr vom plötzlichen Kindstod um die Hälfte reduziert! Je länger die Stillzeit danach dauert, umso weiter sinkt die Wahrscheinlichkeit. Bei vier Monaten auf 60 %, bei über sechs Monaten auf ganze 74 %. Fazit: Langes Stillen ist also wundervoll und gesund für euch und eure Kinder. Aber selbst eine kurze Stillzeit kann eine enorme gesundheitliche Unterstützung für euer Baby sein.
Familien brauchen Unterstützung
Die Entscheidung, zu stillen oder nicht, ist von vielen Faktoren abhängig. Es gibt viele Möglichkeiten, dein Baby vor SIDS zu schützen. Ich sehe aber noch eine ganz andere Relevanz durch die Studie verdeutlicht:
Jeder Familie sollte die bestmögliche Unterstützung in dieser Zeit beiseitestehen, sei es durch Hebammen, Stillberatung, medizinische Versorgung nach der Geburt oder Haushaltshilfen. Denn somit können wir die Anzahl der Babys, die von SIDS betroffen sind, drastisch reduzieren.
#6 Stillen fördert Co-Sleeping
Gestillte Babys schlafen häufiger in der Nähe vom Elternbett, um Mama das nächtliche Aufstehen zu erleichtern. Gleichzeitig steigt dadurch die Chance, dass Unregelmäßigkeiten in der Atmung schnell erkannt werden. Schläft euer Kind neben euch, passt sich sein Atemrhythmus sogar an euren an. Das kann im Beistellbett oder auch im Familienbett sein. Wichtig ist dabei, dass ihr die gängigen Sicherheitsvorkehrungen beachtet. Wir haben alle Tipps für euch:
#7 Stillen unterstützt einen sicheren Schlaf
Babys, die stillen, haben einen unruhigen Schlaf und wachen öfter auf. Für uns Eltern unendlich anstrengend, aber: Das nächtliche Stillbedürfnis wirkt wie eingebautes Sicherheitssystem.
Denn der gefürchtete Atemstillstand geschieht häufig, wenn sich Säuglinge in einem unüberwachten Tiefschlaf befinden. Gestillte Babys, die mehrmals pro Nacht unruhig werden und euch somit aus dem Schlaf reißen, beugen sozusagen doppelt vor.
Quellen: University of Virginia, Berufsverband der Kinder- und Jungendärzt*innen e.V., baby gooroo