Wer jetzt gleich an Winnie-Puuh und seine Känguru-Freundin denkt, liegt gar nicht so daneben, denn Kanga-Training ist gemeinsames Workout für Mama und Kind ... mit "Baby im Beutel".
Die Idee zum Kanga-Training kommt aus Österreich. Dort war der Fitnesstrainerin Nicole Pascher während ihrer dritten Schwangerschaft der Gedanke gekommen, ein Sportprogramm für Mütter nach der Geburt zu entwickeln. Dabei wollte sie zum einen das Training speziell auf die körperlichen Veränderungen nach einer Schwangerschaft abstimmen. Zum anderen sollten die Mütter keinen Stress haben, das Baby während ihrer Trainingsstunden unterzubringen zu müssen; vielmehr sollten sie es mitbringen – als Trainingspartner im Tragetuch oder in der Babytrage. In Zusammenarbeit mit ihrem Mann, dem Mediziner Dr. Andreas Pascher, baute sie das Kanga-Training auf. Die Idee hat unterdessen schnell Schule gemacht. Nach nicht ganz zehn Jahren gibt es lizensierte Kanga-Trainerinnen in mehr als 30 Ländern. Nicole Pascher bildet sie aus und unterrichtet weiterhin selber in Wien.
Kanga-Training – woher kommt der Name?
Das Prinzip beim Kanga-Training ist, mit dem Baby zusammen zu trainieren. Dazu muss Mama das Kind in einer Babytrage oder einem Tragetuch eng am Körper haben. Da die Mütter im Training mit den Babys am Körper ein wenig aussahen wie hüpfende Beuteltiermamas, kam ihr die Kängurumutter "Kanga" aus dem Kinderbuchklassiker Winnie Puuh in den Sinn – und der Name wurde Programm.
Wie sieht das Kanga-Training aus?
Kanga-Training ist Sport mit dem Baby, Tanz mit dem Baby, Fitness mit dem Baby. Eine Stunde Kanga-Training beginnt in der Regel mit dem Warm-up und einem Bodentraining – damit Mamis Muskeln gestärkt sind für das Training mit Zusatzgewicht. Danach kommen die Babies in die Tragen und bleiben dort für den Rest der Stunde. Es folgen Übungen, die genau auf die Bedürfnisse zugeschnitten sind, die eine Frau nach der Schwangerschaft hat. Das bedeutet vor allem, dass alle Übungen beckenbodenschonend ausgeführt werden und es Kräftigungsübungen für den Beckenboden gibt. Außerdem Herzkreislauf-Ausdauertraining, Ausfallschritte, Armübungen, Muskelaufbautraining und Abschlussstretching. Vor allem soll es ein Gute-Laune-Workout für Mama und Baby sein.
Was Kanga-Training bewirken kann:
- Kanga wirkt als Ganzkörpertraining.
- Es regt die Fettverbrennung an.
- Das schafft ein gutes Körpergefühl.
- Es bewirkt eine gute Sauerstoffsättigung.
- Die Kondition wird verbessert.
- Der Muskelaufbau wird unterstützt.
Wann kann das Kanga-Training losgehen?
Frauenärzten zufolge kann eine junge Mutter zwei bis drei Monate nach der Geburt anfangen, wieder einigermaßen normal Sport zu treiben - mit Rücksicht darauf, dass Bänder und Gelenke noch sehr locker sind. Die Kanga-Kurse sind so konzipiert, dass sowohl untrainierte, als auch sehr sportliche Mamas gemeinsam trainieren können. Es gibt jeweils Anfängerübungen und Übungen für Fortgeschrittene. Das Baby sollte so alt sein, dass es in der Lage ist, seinen Kopf selbstständig zu halten. Wenn das Kleine mehr als acht Kilo wiegt, sollte es auf dem Rücken getragen werden. Wenn du Rückenprobleme hast, natürlich auch schon früher.
Welche Trage oder welches Tuch muss es sein?
Vor dem Einstieg in die Kanga-Training-Kurse gibt es eigens eine Einweisungs- und Erklärstunde, um zu zeigen, wie die Trage richtig sitzt und das Kanga-Tuch* korrekt gebunden wird. Dann erst kann das Workout losgehen. Trainiert werden kann mit allen Tragehilfen, die eine gesunde Tragehaltung fürs Baby ermöglichen und für die Mamas bequem sind. Nicht geeignet sind Tragen, bei denen das Gesicht des Babys auf den Körper der Mama schaut und Tragen, bei denen das Baby auf der Seite sitzt. In den meisten Kanga-Kursen können Babytragen* und Tragtücher ausgeliehen und getestet werden.
Video: So wird das Kanga-Tuch gebunden
Was ist der beste Trainingsdress für Mama und Kind?
Für die Mama ist es die übliche bequeme Sportkleidung mit Hallenschuhen oder Turnschläppchen. Wenn das Baby in die Trage kommt, reichen ein Kurz- bzw. Langarmbody und eine dünne, bequeme Hose (Strumpfhose) oder Beinstulpen* aus. Für beide gilt: Für vorher und nachher noch an etwas wärmere Kleidung denken, damit ihr euch nicht erkältet.
Noch ein Abschluss-Tipp zum Kanga-Training:
Damit dein kleiner Mit-Sportler nicht zu sehr schwitzt, wenn du dich mächtig anstrengst, empfiehlt es sich, eine Mullbinde zwischen dich und dein Baby zu legen - oder du nimmst einen Body zum Wechseln mit.
Und was sagt das Baby dazu?
Die Kinder genießen in der Babytrage oder dem Tragetuch nicht nur den engen Körperkontakt mit Mama, sie fühlen sich auch bei den rhythmischen Bewegungen äußerst wohl und können bestens entspannen – so gut, dass die meisten während der Trainingsstunde einschlafen. Was Mami bei ihrem Workout nicht weiter stört.
Wo gibt es Kanga-Training?
In Deutschland bieten aktuell etwa 900 Trainerinnen Kanga-Kurse an. Nicole Pascher, die Kanga-Erfinderin, hat auf ihrer Homepage eine Online-Suche eingebaut, bei der dir über die Postleitzahleneingabe alle Kanga-Kurse in deiner Umgebung angezeigt werden. Außerdem gibt es die Trainingsprogramme auch auf DVD*, so dass ihr jederzeit zuhause trainieren könnt.
Es gibt auch kritische Stimmen zu Kanga
Manche Mütter sagen "Ich liebe mein Kind, aber ich bin auch froh, mal ein oder zwei Stunden ohne es zu sein, etwas ganz allein nur für mich zu machen und mich ganz meinem Sportprogramm widmen zu können." Das ist absolut verständlich, und keine Mama, die das sagt, ist eine Rabenmutter. Doch wenn du deinen kleinen Schatz am liebsten immer bei dir hast und vielleicht auch keinen Babysitter findest, dann kannst du ganz beruhigt mit ihm zum Kanga-Training gehen.
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Bildquelle: Getty Images