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Teurer Kinderwunsch

Künstliche Befruchtung: Diese Kosten erwarten euch

Künstliche Befruchtung Kosten

Es ist eher unromantisch, aber wahr: Eine künstliche Befruchtung ist eine Frage des Geldes und kostet meist insgesamt mehrere Tausend Euro. Viele Krankenkassen zahlen mindestens die Hälfte der Kosten, manche sogar mehr. Dafür gelten bestimmte Bedingungen, die wir näher erläutern. Außerdem erfahrt ihr, wann sich ein Krankenkassenwechsel lohnen kann und wer einen staatlichen Kostenzuschuss beantragen darf.

Voraussetzungen für die Kostenbeteiligung

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in der Regel 50 % der Behandlungs- und Medikamentenkosten für eine künstliche Befruchtung (meist für maximal drei Behandlungszyklen).

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Diese Voraussetzungen müssen Paare erfüllen:

  • Das heterosexuelle Paar muss verheiratet sein.
  • Es werden ausschließlich Ei- und Samenzellen der Ehepartner verwendet.
  • Beide Ehepartner müssen mindestens 25 Jahre alt sein. Die Frau darf jedoch maximal 40 Jahre und der Mann höchstens 50 Jahre alt sein.
  • Es muss eine medizinische Notwendigkeit einer künstlichen Befruchtung vorliegen: So ist beispielsweise für das ICSI-Verfahren genau festgelegt, welche Grenzwerte im Spermiogramm unterschritten sein müssen, damit die Krankenkassen sich an den Kosten beteiligen.
  • Beide Partner haben sich zur künstlichen Befruchtung beraten lassen.
  • Es muss vonseiten eines Arztes bestätigt werden, dass es gute Chancen auf eine erfolgreiche Befruchtung gibt. Ihr bekommt von eurem behandelnden Kinderwunscharzt einen Behandlungsplan, den ihr bei der Krankenkasse einreichen müsst.
  • Beide Partner haben vor der Behandlung einen HIV-Test machen lassen, der negativ ist.

Sind diese Punkte erfüllt, beteiligen sich die gesetzlichen Kassen an den Kosten. Ihr bekommt von eurem behandelnden Kinderwunscharzt bzw. der Ärztin einen Behandlungsplan, den ihr bei der Krankenkasse einreichen müsst. Informiert euch daher direkt bei eurer jeweiligen Krankenversicherungen online oder noch besser in einem Beratungsgespräch.

Künstliche Befruchtung: Kosten einer Kinderwunschbehandlung

Grundsätzlich zahlt jede Krankenkasse erstmal mindestens die 50 % der Kosten für dieselben Behandlungen:

Demnach müsstet ihr bei den meisten Krankenkassen die Hälfte der folgenden Kosten pro Verfahren aufwenden:

Verfahren

Kosten

Insemination

200 Euro

Insemination mit hormoneller Stimulation

900 Euro

Medikamente

ca. 750 Euro

IVF

1.500

ICSI

1.800

Welche Krankenkassen zahlen mehr als 50 % für künstliche Befruchtung?

Laut Stiftung Warentest und Finanztest zahlen viele Krankenkassen mittlerweile Extraleistungen für Paare mit Kinderwunsch. Im aktuellen Krankenkassenvergleich finden sich 71 bundesweite Krankenkassen, die sich nach eigener Angabe an bis zu 100 % der Kosten beteiligen. Daher solltet ihr vor Behandlungsbeginn unbedingt einen Vergleich wagen und schauen, ob ihr vielleicht eine Kasse entdeckt, die euer Verfahren mit einer größeren Kostenbeteiligung unterstützt. Sparen könnt ihr hier teilweise bis zu 1000 Euro.

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Pauschal lässt sich da keine Kasse angeben, denn diese sind in jedem Bundesland unterschiedlich. Sucht euch daher am besten einen Vergleichsrechner, wählt als Extraleistung "Künstliche Befruchtung" aus und schaut, welche Voraussetzungen die Kassen in eurem Bundesland dafür ansetzen. Die Kernvoraussetzung ist meist das Alter der Frau, die mindestens 25 und nicht älter als 40 sein darf. Der Mann darf höchsten 50 Jahre sein. Zudem müsst ihr bei derselben Kasse versichert sein. Ihr solltet zudem ein heterosexuelles Paar sein, das verheiratet ist. Für lesbische Paare mit Samenspende wird es in Deutschland leider teuer. Die Krankenkassen unterstützen bisher diese Paare nicht finanziell.

Katja Nauck

Mein Tipp

Bevor ihr die Krankenkasse wechselt, solltet ihr schauen, wie hoch der Beitragssatz ist und ob eure sonstigen erwünschten Versicherungsleistungen abgedeckt sind. Wechseln könnt ihr auch noch zwischen zwei Versuchen. Es wird dann jeweils ein neuer Behandlungsplan eingereicht. In Bayern bieten Betriebskrankenkassen auch zusätzliche Programme für Kinderwunschbehandlungen an und zahlen auch anteilig den Kryotransfer und einen vierten Behandlungsversuch.

Um euch auf dem Weg zur Kinderwunschbehandlung zu helfen, habe ich mit einer Patientenbetreuerin der Kinderwunschplattform Fertilly gesprochen: Nicole hat viele hilfreiche Tipps, was ihr zuvor wissen solltet, wie ihr eine passende Klinik findet und weiß, was noch wichtig ist:

Kinderwunsch: Die ersten Schritte zur passenden Behandlung Abonniere uns
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Dieses Video entstand in Kooperation mit Fertilly.

Katja Nauck

Diese Kosten müsst ihr generell selbst zahlen

Die Kryokonservierung von Eizellen oder Samen ist eine Privatleistung und wird von den gesetzlichen Krankenkassen nicht unterstützt. Dafür fallen Kosten von 600 bis 800 Euro an. Ebenfalls selbst zahlen müsst ihr den sogenannten Transfer der aufgetauten befruchteten Eizelle in die Gebärmutter. Dieser kostet rund 800 Euro. Auch die Gewinnung von Samen aus dem Hoden oder Nebenhoden liegt bei bis zu 800 Euro.

Künstliche Befruchtung: Kosten bei Privatversicherten

Für private Krankenversicherungen gibt es keine pauschale Regelung zur Kostenbeteiligung. Zudem zahlen die privaten Krankenkassen auch ganz unterschiedlich. Dann kann eine IVF bis zu 3700 Euro kosten und eine ICSI zwischen 5000 und 10 000 Euro.

Voraussetzung für eine Kostenübernahme oder -beteiligung ist hier, dass beim Paar eine organische Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch vorliegt. Je nach Versicherung gelten keine Altersgrenzen, verschiedene Höhen der Beteiligung und die Anzahl der Versuche ist, sofern es nicht anders im Vertrag geregelt wurde, nicht pauschal vorgegeben. Daher solltet ihr euch beim Wunsch einer künstlichen Befruchtung unbedingt direkt bei eurer Krankenversicherung informieren.

Zusätzliche Kostenbeteiligung beim Land beantragen

Um kinderlose Paare bei ihrem Wunsch, ein Baby zu bekommen, zu unterstützen, beteiligt sich der Staat ebenfalls an den Kosten. Bund und Länder stellen die finanziellen Mittel dabei gemeinsam zur Verfügung. In jedem Bundesland gelten unterschiedliche Bedingungen, auch die Höhe der finanziellen Hilfen variiert, die Beteiligung liegt aber im Schnitt bei 25 %.

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Hier müssen wieder bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden, die sehr ähnlich den obigen Richtlinien der Krankenkassen sind. Die gute Nachricht: Viele Bundesländer haben ihre Richtlinien angepasst und bieten auch Paaren in nichtehelichen aber dauerhaften Gemeinschaften Unterstützung an. Rheinland-Pfalz hat im Frühjahr 2021 sogar als erstes Bundesland entschieden, dass auch Frauenpaare finanziellen Zuschuss zur künstlichen Befruchtung erhalten können. Diesem Vorgehen schlossen sich Berlin, Bremen und Saarland an. Außerdem können ALLE Paare dank des neuen Koalitionsvertrags von SPD, den Grünen und FDP auf "diskriminierungsfreien Kostenzuschuss" hoffen.

Wie euer Anspruch auf Kostenbeteiligung von Bund und Ländern aussieht, könnt ihr ganz einfach im Förder-Check des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend prüfen. Dort findet ihr auch heraus, an welche staatliche Stelle ihr euren Antrag auf Kostenzuschuss richten müsst. Alle nötigen Behörden sind auch dort verlinkt.

Zunächst ist ein Behandlungsplan eures Arztes notwendig sowie eine Kostenaufstellung und der Nachweis, dass die Behandlung für den Kinderwunsch nötig ist. Die Behandlung darf erst beginnen, wenn ihr die schriftliche Bewilligung für den staatlichen Zuschuss habt.

Katja Nauck

Übereilt nichts

Ein Krankenkassenwechsel sollte gut überlegt sein. Vor allem, wenn ihr chronisch krank seid, gibt es große Unterschiede in der Beteiligung der Kassen. Geht also nicht nur nach der Beteiligung an der künstlichen Befruchtung, sondern auch nach den restlichen Leistungen. Die tatsächlichen Kosten einer ICSI oder IVF sind dann immer sehr individuell und es kommt darauf an, welche Medikamente euch verschrieben werden. Vergleicht also am besten in Ruhe die einzelnen Leistungen der Kassen in eurem Bundesland und bedenkt auch den Beitrag, den ihr zahlen müsst. Wenn ihr alles gegengerechnet habt und es für euch beide passt, kann sich ein Krankenkassenwechsel auch lohnen.

Katja Nauck

Bildquelle: Getty Images/Rawpixel