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Sehr Individuell

Phasen der Trauer: Warum es kein „Schema F“ beim Trauern gibt

Eine junge weinende Frau
© Gettyimages/urbazon

Trauer ist so individuell wie du selbst. Wenn du gerade einen schweren Verlust erlebst, dann weißt du: Nichts fühlt sich mehr so an wie vorher. Ob der Abschied von einem geliebten Menschen, das Ende einer Beziehung oder der Verlust einer vertrauten Lebenssituation – die Phasen der Trauer sind sehr individuell, es gibt hier kein Richtig und kein Falsch.

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Vielleicht hast du schon einmal von den „Phasen der Trauer“ gehört, für die Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross in den Sechzigerjahren ein Modell entwickelt hat. Vielleicht kann dieses Modell ein Orientierungspunkt für dich sein – allerdings ist es kein festes Gerüst. Beim Trauern ist wichtig, dass du deinen eigenen Weg gehst, der sich für dich passend anfühlt.

Die 5 Phasen der Trauer im Todesfall: Das Modell

Der Verlust eines geliebten Menschen ist ein Einschnitt, der das Leben für immer verändert. Kübler-Ross beschreibt in ihrem bekannten Modell, welche Phasen der Trauer viele Menschen nach einem Verlust durchleben und welche Fragen und Gefühle dabei oft hochkommen:

Wie viele Phasen der Trauer gibt es?

  1. Leugnen: „Das kann doch nicht wahr sein.“
  2. Wut: „Warum passiert das ausgerechnet mir?“
  3. Verhandeln: „Was hätte ich tun können, um das zu verhindern?“
  4. Depression: „Ich fühle mich leer und allein.“
  5. Akzeptanz: „Ich lerne, mit dem Schmerz zu leben.“
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Das Modell der fünf Trauerphasen kann dir vielleicht helfen, deine Gefühle einzuordnen. Doch es ist auch wichtig zu wissen, dass diese Phasen oft nicht ganz so modellhaft verlaufen. Beim Trauern gibt es kein „Schema F“. Du kannst von einem Moment der Akzeptanz plötzlich wieder in Traurigkeit zurückfallen – und das ist völlig normal.

Gefühle kommen und gehen wie Wellen, und manchmal fühlen sie sich einfach überwältigend an. In solchen Momenten kann es helfen, Gefühle auch zuzulassen und zu wissen, es ist ganz normal sich durcheinander zu fühlen.

Achtung: Trauer ist keine Arbeit, sondern ein Gefühl

Vielleicht erkennst du dich in diesen Phasen wieder – vielleicht aber auch nicht. Und das ist völlig in Ordnung. Pfarrer Christoph Engels, der jahrelang als Seelsorger tätig war, betont, dass Trauer mehr ist als ein Modell. „Nämlich das gefühlt unendliche Traurigsein über den Verlust eines Menschen, eines Tieres oder einer Lebenssituation: Trauer muss nicht überwunden und erst recht nicht ‚abgearbeitet‘, sondern durchlitten und durchlebt werden.“ Diese Erfahrung hat auch Nina Bernhard beim Verlust ihres Babys bei der Geburt gemacht und berät dazu mittlerweile andere betroffene Mütter.

Ein guter Weg, mit diesem Auf und Ab umzugehen, ist es, sich selbst Raum zu geben. Wie das geht? Plane Rituale ein, die dir guttun – ob es ein Besuch am Grab ist, das Schreiben eines Briefes an den Verstorbenen oder ein Gespräch mit einer vertrauten Person.

Trauerbewältigung: Das hilft nach dem Verlust eines geliebten Menschen Abonniere uns
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Laut Engels sollten die Phasen der Traurigkeit im individuellen Trauerprozess keine „Stationen“ auf dem Weg zur „Verarbeitung“ sein. „Gelingende Trauer führt also nicht zu einem „Arbeitsergebnis“, sondern zu einer wiedergewonnenen Fröhlichkeit“, weiß Engels, zumindest irgendwann.

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Wie lange dauern die Phasen der Trauer?

Vielleicht fragst du dich, wie lange dieser akute Schmerz anhält. Die ehrliche Antwort ist: Es gibt darauf keine allgemeingültige Antwort. Manche Menschen fühlen sich nach einigen Monaten wieder stabiler, andere brauchen Jahre, um mit einem Verlust zu leben. Und für manche bleibt die Trauer ein leiser, aber ständiger Begleiter.

Wichtig ist, dass du dir selbst keinen Druck machst. Seelsorger Engels bringt es auf den Punkt: „Trauer fühlt sich nicht immer gleich an, und die Gefühle des Traurig seins ändern sich immer mal wieder – und Gefühle lügen nicht!“

Es kann helfen, dich an kleine Dinge zu klammern, die dir Trost spenden – eine Tasse Tee, ein Spaziergang oder das bewusste Erinnern an die schönen Momente mit der geliebten Person. Und wenn du irgendwann merkst, dass die Traurigkeit ein wenig leichter wird, dann ist das kein Zeichen, dass du „fertig“ bist mit der Trauer, sondern ein Zeichen, dass du lernst, mit ihr zu leben.

Phasen der Trauer bei Trennung: Abschied vom Wir

Auch der Verlust einer Beziehung kann eine Form der Trauer auslösen. Der Mensch, mit dem du dein Leben geteilt hast, ist plötzlich nicht mehr da. Egal, ob du verlassen wurdest oder selbst die Beziehung beendet hast – der Schmerz ist oft ähnlich intensiv.

Viele Menschen durchlaufen ähnliche Phasen der Trauer wie bei einem Todesfall:

  1. Schock und Leugnen: „Das kann doch nicht das Ende sein.“
  2. Wut und Schuldzuweisungen: „Wie konnte er/sie mir das nur antun?“
  3. Verhandeln: „Vielleicht kommen wir wieder zusammen?“
  4. Traurigkeit: „Ich fühle mich so allein ohne ihn/sie.“
  5. Akzeptanz und Neubeginn: „Ich finde langsam meinen eigenen Weg.“
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Auch hier gilt: Es gibt keinen festen Ablauf. Vielleicht fühlst du dich direkt nach der Trennung erleichtert, nur um Wochen später von Wut oder Trauer überrollt zu werden. Oder du schwankst zwischen Hoffnung und Resignation. All das ist okay.

Ein erster Schritt, um mit einer Trennung umzugehen, kann sein, dir bewusst Zeit für dich selbst zu nehmen. Schreibe deine Gedanken auf, sprich mit einer Freundin oder einem Freund oder suche dir, wenn es ganz schlimm wird, professionelle Unterstützung bei einer Therapeutin oder einem Therapeuten. Du musst diesen Weg nicht allein gehen.

Wenn du das Gefühl hast, dass dir Worte Trost spenden können, wirf einen Blick auf unsere liebevoll gestalteten Trauersprüche, tröstende Sprüche zum Todestag, schöne Sprüche für die Traueranzeige oder eure Trauerschleife.

Fazit: Deine Trauer ist dein Weg

Trauer ist kein gerader Weg und schon gar kein Projekt, das abgeschlossen werden muss. Sie ist ein Ausdruck deiner Liebe – zu dem Menschen, der Beziehung oder der Lebenssituation, die du verloren hast.

Aber vergiss nicht: Trauer braucht Zeit, Raum und Mitgefühl – vor allem von dir selbst. Und irgendwann mit der Zeit wird aus dem Schmerz ein etwas leiseres Gefühl. Nicht, weil du vergessen hast, sondern weil du gelernt hast, mit ihm zu leben. Hilfreicher als das Abhaken oder „Abarbeiten“ der fünf Phasen der Trauer ist vielleicht der Spruch: „Die Zeit heilt alle Wunden.“