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Tiefe Verbindung

Bonding: Wie wir Eltern von Geburt an ein Liebes-Band zu unserem Baby knüpfen

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"Solange eure Kinder klein sind, gebt ihnen Wurzeln. Sind sie groß, gebt ihnen Flügel" Ein schönes Zitat und so wahr. Doch wie bekommen unsere Kinder die Wurzeln, die das Fundament für ihre spätere Selbstständigkeit bilden? Eine Antwort heißt Bonding, also eine Beziehung zueinander aufzubauen, die ein Leben lang hält. Wie Eltern von Anfang an mit ihrem Baby bonden, warum so ein Liebes-Band fürs spätere Leben so bedeutsam ist – und, warum ein Kaiserschnitt Bonding nicht verhindert.

Direkt nach der Geburt sucht das Neugeborene Schutz, Wärme, Liebe und Zuwendung . Es braucht einen sicheren Hafen, der ihn versorgt und ihm Geborgenheit bietet. Da sich das Neugeborene nicht selbst versorgen kann, ist es überlebenswichtig, so schnell wie möglich Bezugspersonen zu finden, die sich um ihn kümmern. Hier kommen natürlich sofort seine Eltern ins Spiel, die ihren langerwarteten Nachwuchs nach dem Wunder der Geburt endlich in die Arme schließen können. Und genau dann beginnt das Bonding, womit Psychologen die Entwicklung eines emotionalen Bandes zwischen Eltern und Kind bezeichnen.

Was versteht man unter Bonding?

Im Idealfall wirkt Bonding wie ein "emotionaler Sekundenkleber", der Eltern und Kind lebenslang zusammenschweißt. Diese innere Bindung zwischen Eltern und Kind ist die wichtigste und stärkste, die ein Mensch im Laufe seines Lebens eingeht. Dem kleinen Würmchen sichert sie sein Leben und sorgt dafür, dass es Urvertrauen bildet. Den Eltern schenkt diese Bindung so viel Stärke, dass sie in der Lage sind, für ihr Baby alles zu opfern – angefangen beim Schlaf bis hin zur eigenen körperlichen Unversehrtheit in Notsituationen.

Allerdings werden in den ersten Lebensminuten die Weichen nicht sofort und für immer unverrückbar gestellt. Es gibt also keinen Grund zur Sorge, wenn es eine besonders komplizierte und kräftezehrende Geburt war, und gerade die Mama nicht sofort in der Lage ist, sich auf den Nachwuchs "einzulassen". Doch die Nähe, Mamas Herzschlag und der Duft von Babyhaut, können etwas auslösen, das bleibt.

Warum ist Bonding von Anfang an so wichtig?

Die Bonding-Phase prägt, wie das Kind zukünftig Beziehungen zu anderen empfindet und auf neue, unbekannte Situationen reagiert. Es hilft dabei, festes Vertrauen dafür zu schaffen, dass es im Leben wenig zu fürchten gibt, wenn man sich aufeinander verlassen kann. Dieses Gefühl der Sicherheit entwickelt das Baby daraus, wie seine Bezugspersonen, also die Eltern, auf seine Bedürfnisse reagieren.

Ein Säugling kann sich nur mit seiner Körpersprache und durch Emotionen ausdrücken; weinen, schreien, quengelig sein, aufmerksam schauen, lachen und später freudig plappern. Im besten Fall reagieren wir als Eltern sehr feinfühlig auf unser Baby und verstehen schnell, was es gerade braucht. Daraus lernt es: Mir kann nichts passieren, es ist jemand da, der sich um mich kümmert. Das schafft Vertrauen – eine wichtige Voraussetzung für das Erkundungsverhalten des Babys. So zeigen sicher gebundene Säuglinge später z. B. größeres Interesse an der Umgebung, ein ausgeglichenes Wesen, Selbstbewusstsein und weniger Furcht vor allem Neuem.

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Und auch für Eltern ist die Bonding-Phase wichtig. Sie hilft dabei, die (neue) Elternrolle anzunehmen und gibt Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten als Mutter bzw. Vater. Auch in der Erziehung kann gelungenes Bonding helfen, denn bei einer guten Bindung zum Kind verstehen sie es besser und können sie sich so besser in es hineinversetzen.

Wie lange braucht Bonding?

Tatsächlich ist die erste Stunde direkt nach der Geburt die sensibelste Phase für die ersten Bondingsversuche zwischen Eltern und Baby. Das Neugeborene ist dann besonders wach und aufmerksam, ebenso die Mutter. Eltern und Baby können sich das erste Mal ansehen, den Duft des anderen wahrnehmen und sich spüren.

Auch die hormonelle Situation bei Mutter und Kind ist meistens sehr förderlich für den Beginn des Bondings. Wir Menschen sind biologisch so gebaut, dass der Funke zwischen Baby und Eltern ziemlich leicht überspringt. Insbesondere das Hormon Oxytocin - jenes, das die Wehen auslöst, das Stillen ermöglicht und Stress dämpft - hat sich als Treibstoff der Beziehungsbildung erwiesen. In vielen Geburtskliniken wird die sensible Phase des Kennenlernens und Sich-Verliebens auch respektiert: Sobald das Nötigste getan ist, wird Eltern und Baby eine Zeit lang Privatsphäre gegönnt. Die meisten Untersuchungen können warten.

Wichtig ist es aber, Bonding nicht als Ereignis zu verstehen, für welches es nur ein bestimmtes kurzes Zeitfenster gibt. Bonding ist ein Prozess, der Zeit braucht. Er beginnt nicht automatisch, sobald das Kind auf der Welt ist, sondern dann, wenn du es das erste Mal im Arm hälst und für dich allein haben kannst. Bonding ist also nicht abhängig von den ersten Minuten und Stunden nach der Geburt, sondern von den gemeinsamen Stunden und der erlebten Intimität zwischen Eltern und Kind.

Besonders das erste Lebensjahr ist prägend für die Eltern-Kind-Bindung, aber auch danach geht das Bonding natürlich noch weiter. Und genau genommen, beginnt das Knüpfen des Liebesbands schon in der Schwangerschaft.

Eine erste Form des Bondings findet vor der Geburt im Mutterleib statt. Zum Beispiel durch Bauch-Gespräche, Yoga-, Meditations-und Atemübungen.
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Kaiserschnitt? Kein Nachteil für den Bindungsprozess

Natürlich ist die Geburt eines Babys ein überwältigendes Erlebnis, das man nie vergisst. Dennoch musst du dir in Sachen Bonding ganz klar bewusst machen, dass sich nicht im Kreißsaal schon entscheidet, ob ein Baby fremdelt oder vertrauensselig ist, wie schnell es lernt, wie tief es liebt. Das ist nicht der Fall. Also nimm dir den Erwartungsdruck an die Geburt raus.

In einer berühmten Studie hat der schwedische Forscher Carl Philip Hwang schon 1987 die Entwicklungs-Unterschiede zwischen Kindern, die per Kaiserschnitt und natürlicher Geburt zur Welt kamen, aufgeklärt. Er fand bedeutende Unterschiede - doch nach acht Monaten waren sie vollständig verschwunden. Und das war zu einer Zeit, in der die operative Entbindung noch unter Vollnarkose ausgeführt wurde.

"Heute ist die Regel, dass auch der Kaiserschnitt unter lokaler Betäubung per PDA gemacht wird", sagt Marit Richter, Hebamme aus Hildesheim, "nur in akuten Notfällen geht das nicht." So oder so achten Hebammen darauf, dass das Neugeborene gleich Hautkontakt bekommt. Das beruhigt, stellt das Einheitsgefühl mit Mama wieder her und bringt nicht nur Emotionen, sondern auch viele Organfunktionen auf den rechten Weg.

Kann die Mama nicht gleich mit ihrem Baby bonden, kann das auch der Papa, die Partnerin oder jemand Vertrautes übernehmen.

Kann man Bonding nachholen?

Die ersten Minuten und Stunden nach der Geburt sind für das Bonding zwar wesentlich, aber nicht über alles entscheidend. Sollte die erste Zeit mit dem Baby aufgrund einer Frühgeburt und/oder medizinisch notwendigen Nachbehandlungen nicht vollkommen ungestört genossen werden können, dann kann Bonding auch nachgeholt werden. Die gemeinsamen Schmusestunden und Kuscheleinheiten sollten dann umso intensiver sein, ja sogar zu ganzen Bonding-Tagen ausgedehnt werden, in denen nichts anderes zählt, als dass du und dein Baby euch nach den Strapazen in Ruhe kennenlernen könnt.

Die Bindung zwischen Eltern und Kindern ist wirklich unbeschreiblich intensiv. Und – zum Glück – meist unvergleichbar stark. Während sich bei Freundschaften und Beziehungen im Laufe des Lebens auch sicherlich der Status ändert und man wieder getrennte Wege geht, ist jeder von uns das Kind von und die meisten von uns die Eltern von. Und das bleibt ein Leben lang so. Eine Verbindung für die Ewigkeit.

Und das kommt auf Jung-Eltern auch noch zu…

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Bildquelle: Thinkstock

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