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Mutterliebe: So kommt unsere Mutter-Kind-Bindung wissenschaftlich zustande

Mutterliebe: Mutter küsst neugeborenes Baby
© Getty Images/ Djavan Rodriguez

Die Bindung zwischen Mutter und Kind ist eine ganz magische Beziehung – und jede  ist individuell und einzigartig. Aber hinter Mutterliebe steckt auch eine ganze Wissenschaft, die in unserer Evolution und Neurobiologie begründet liegt - und die wir von Generation zu Generation weitergeben. Wodurch unsere Liebe zum Kind (und zu unserer Mama) entsteht und wie wir sie fördern können. 

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Die Liebe einer Mutter zum Kind ist eine ganz besondere. Sie ist die unzerbrechliche, intuitive Verbindung, die ohne Worte und Handlungen auskommt und über nah und fern und alle Zeiten hinweg besteht. Aber wie lässt sich dieses Gefühl wissenschaftlich einfangen? Und welche Möglichkeiten gibt es für diejenigen von uns, die sich in ihrer Mutter-Kind-Beziehung schwertun oder das Gefühl haben, ihr Kind nicht genug zu lieben?

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Was ist Mutterliebe?

Lange ging die Wissenschaft davon aus, dass Mutterliebe vor allem die Gesundheit des Babys absichern soll. Wir alle kennen die Geschichte von den wilden Tieren, denen Babys in der Steinzeit ohne Eltern ausgesetzt waren. Und das Konzept gilt auch heute: Wenn wir Eltern unser Kind lieben, fällt es uns leichter, es zu ernähren, es zu wärmen und vor Gefahren zu schützen. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass wir durchaus genetisch vorprogrammiert sind, unsere Kinder zu lieben und in unserem Körper ein automatisches Programm abläuft, wenn wir mit unseren Kindern interagieren.

Sie zeigen aber genauso, dass unsere Mutter-Kind-Beziehung ein Produkt aus unserem genetischen Bauplan sowie unseren Kindheitserfahrungen und denen unserer Kinder ist. Mutterliebe hat dazu nicht nur wichtige Vorteile fürs Kind, sondern auch für uns Mamas selbst.

Warum ist Mutterliebe so wichtig?

Die Liebe der Mutter ist wichtig für die gesunde Entwicklung von Kindern, und ihre Wirkung reicht bis ins Erwachsenenalter. Mutterliebe ist die Basis für eine gesunde Mutter-Kind-Bindung, die Kindern eine gesunde emotionale, geistige und körperliche Entwicklung garantiert. Basierend auf der Beziehung zu unserer Mutter bilden und verstehen wir alle weiteren zwischenmenschlichen und Liebesbeziehungen in unserem Leben.

Kinder, die eine positive und enge Bindung zu ihrer Mutter haben, entwickeln sich gesünder, haben ein stärkeres Wachstum, Immunsystem und Nervensystem und sind weniger anfällig für Allergien, chronische Erkrankungen und psychische Erkrankungen.

Auswirkungen von fehlender Mutterliebe

Wenn wir eine schwierige Beziehung zu unserer Mutter haben – oder gar keine – ist es also umso verständlicher, dass uns nicht nur seelische, sondern auch oft körperliche Symptome belasten. Fehlende Mutterliebe kann viele Spätfolgen haben, wie ein gestörtes Urvertrauen, Angstörungen, Stimmungsschwankungen, Depressionen, Esstörungen, Sucht, aggressives oder selbstverletzendes Verhalten, Suizidgedanken und vieles mehr. 

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Hinweis: Wenn ihr oder euer Kind gefährdet ist und ihr nicht weiter wisst, steht euch das Info-Telefon der Deutschen Depressionshilfe zur Verfügung. Ihr erreicht es unter 0800 / 33 44 533. In Notfällen, z. B. bei drängenden und konkreten Suizidgedanken zögert nicht, euch an die nächste psychiatrische Klinik oder den Notarzt unter der Telefonnummer 112.

Wie entsteht Mutterliebe?

Rein biologisch lässt sich Mutterliebe mit Hormonen erklären: In alle körperlichen Prozesse und Interaktionen mit unseren Kindern ist das Bindungshormon Oxytocin involviert. Es sorgt dafür, dass wir uns unserem Kind stark verbunden fühlen und eine Zusammengehörigkeit entwickeln: die Liebe.

Oxytocin ist aber auch ein Stimmungsaufheller – ein natürliches Opiat – das Schmerzen lindert, unser Wohlbefinden steigert und negative Emotionen abschwächt. Immer, wenn wir unser Kind stillen, halten, sehen oder hören, stoßen wir große Mengen Oxytocin aus, und das ab der ersten Geburtswehe. Unserem Kind nahe zu sein, macht uns quasi süchtig nach mehr. Den selben Effekt hat unsere Mutter auf uns – und wir auf unsere Kinder.

Eine Studie aus dem Jahr 2016 zeigte, dass uns das Hormon Oxytocin automatisch in den Mama-Modus versetzt. Und das egal, ob wir selbst Kinder haben oder nicht: Eine Gabe von Oxytocin führt z. B. dazu, dass wir auf Laute, Emotionen, Mimik und Gestik von Babys viel stärker, schneller und intuitiver reagieren. 

Wie entsteht Vaterliebe?

Studien belegen mittlerweile, dass Väter dieselben Hormone und Botenstoffe wie Mütter ausstoßen können und denselben Effekt auf ihr Baby haben, sobald sie mit ihm interagieren. Diese Prozesse sind aber stark davon abhängig, wie häufig und regelmäßig sie Zeit mit ihrem Kind verbringen. Väter, die aktiv eine enge Bindung  zu ihrem Baby aufbauen, produzieren also genauso Oxytocin, Prolaktin und Vasopressin, sowie weniger Testosteron, welches unsere Aggressivität fördert.

Mutter-Kind-Beziehung: Alles nur Chemie?

Bei jeder positiven Interaktion zwischen Mama und Kind wird Oxytocin, das Bindungshormon ausgeschüttet. Und Wissenschaftler*innen glauben, dass die dadurch ausgelöste Abhängigkeit die Basis für Mutterliebe und Vaterliebe ist. Beim Kuscheln werden wir zusätzlich von Endorphinen durchflutet – das sind Happy-Hormone und natürliche Opiate, die Schmerzen lindern und ein Wohlgefühl auslösen. In unserem Kind wird gleichzeitig noch der Botenstoff Dopamin frei, der sein Belohnungssystem anspricht. 

Mutterliebe beeinflusst das kindliche Gehirn

Mittlerweile ist wissenschaftlich belegt, dass die Stimme der Mutter eine beruhigende Wirkung auf Kinder hat. In einer Studie von 2016 fanden Wissenschaftler*innen dazu heraus, dass beim Hören der mütterlichen Stimme viele verschiedene Teile des Gehirns angesprochen und vernetzt werden. Kinder, deren Gehirn stärker auf die Stimme ihrer Mama reagierten, hatten später auch die besten Sozial- und Kommunikationsfähigkeiten.

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Zudem scheint unser Gehirn sich besser zu entwickeln, wenn wir unserer Mama als Baby ganz nahe sind: Laut einer Studie aus 2015 wuchs das Gehirn von frühgeborenen Babys besser, die der Stimme und dem Herzschlag ihrer Mama über Lautsprecher lauschen konnten.

Mutterliebe macht uns zu besseren Eltern

Menschen, die liebevolle Eltern und eine glückliche Kindheit hatten, werden selbst zu besseren Eltern. Aber nicht (nur) wie angenommen, weil unsere Eltern uns wichtige Verhaltensweisen vorleben: Eine enge Beziehung zu den Eltern trainiert unseren Körper darauf, unsere eigenen Kinder liebevoll zu umsorgen und behindert Chemikalien im Gehirn, die Aggressionen und Stress auslösen. So wird die Beziehung zu unseren Eltern die Basis unserer eigenen Beziehung zu unseren Kindern – auch komplett unterbewusst.

Mutterliebe und Co-Regulation

Co-Regulation ist ein immer größer werdendes Buzzword, das häufig auch in Bezug auf die Eltern-Kind-Bindung fällt. Wir wissen, dass sich Herzschlag, Körpertemperatur und Atmung des Babys an die Mutter anpasst, wenn enger Körperkontakt besteht.

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Dasselbe gilt für Emotionen: Unsere Kinder werden ruhiger, wenn Mama oder Papa sie halten, sie unseren Herzschlag und unsere Atmung spüren und wir auf ihre Bedürfnisse reagieren: Wir schaffen Urvertrauen, die Grundlage für emotionale und psychische Stabilität.

Im späteren Leben können wir ihnen bei Wutanfällen und starken Emotionen mit unserer Nähe helfen, ihre Gefühle zu regulieren und schaffen so nachhaltige Muster und Coping-Strategien, die ein Leben lang bestehen bleiben. 

Aber auch unsere Präsenz und Achtsamkeit im Alltag scheint einen direkten Einfluss auf die Gefühlsregulation unserer Kids zu haben, wie eine Studie aus 2019 zeigte. So wird der körperliche Prozess wie Kinder das Bindungshormon Oxytocin ausstoßen, von den Interaktionen mit ihren Eltern geprägt. Haben sich ihre Mamas ihnen beim Spielen zugewandt und liebevoll interagiert, hat dies bei Babys nicht nur kurzfristig, sondern langfristig die Ausschüttung von Oxytocin erhöht und sich positiv auf ihre Gefühlsregulation im späteren Leben ausgewirkt.

Mutterliebe tut auch uns Mamas gut

Auch für Mütter ist eine enge Bindung zu ihrem Baby wichtig: Die Hormone und Botenstoffe, die wir z. B. beim Kuscheln und Stillen ausstoßen, beugen Krebs vor, schützen uns vor Stress, Schlaflosigkeit, Depressionen, Schmerzen und stärken unser Herz-Kreislaufsystem sogar nachhaltig, wie eine brandneue Studie der University of Virginia und des Max-Planck-Institus aus 2023 belegen konnte. Sie fördern dazu unser Selbstvertrauen, unser Gedächtnis und unser Sozialverhalten. Noch ein Beweis also, dass Mamas echte Rockstars sind. 

Was ist, wenn ich mein Kind nicht liebe?

Nicht immer fühlen wir uns direkt nach der Geburt zu unserem Kind hingezogen und sehr viele Mütter haben ein schlechtes Gewissen, weil sie das Gefühl haben, ihr Baby nicht richtig zu lieben. Dass wir zunächst eine Leere, Traurigkeit oder Abneigung fühlen, kann ganz normal sein. Dazu kommen oft auch Gründe, auf die wir selbst keinen Einfluss haben und die uns die Mutterliebe erschweren können, z. B:

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Unsere Hormone fahren nach der Geburt Achterbahn und wir brauchen viel Zeit und Fürsorge, um unsere Erlebnisse während Schwangerschaft und Geburt zu verarbeiten und in unserer Rolle als Mama anzukommen. Auch müssen wir erst die Gefühle für unser Kind neu einordnen und unsere Bindung langsam aufbauen. Das braucht Zeit und ist vollkommen normal.

Leider reflektieren auch die Erwartungen aus unserem Umfeld, wie wir uns in dieser überwältigenden Zeit verhalten sollten, nur zu selten die Realität oder unsere wahren Bedürfnisse. Deshalb ist es wichtig, dich und dein Baby zu schützen, indem du jede dir zustehende Hilfe annimmst, deinen Gefühlen Raum gibst und dich anderen anvertraust: Deiner Hebamme, den Krankenschwestern, deiner Ärztin, dem/der Parner*in, anderen Eltern oder einer dieser Anlaufstellen:

  • pro familia: Kostenlose Mütter- & Familienberatung online, am Telefon oder vor Ort
  • Deutsche Depressionshilfe: kostenlose Beratung online, am Telefon oder vor Ort
  • BKE: Kostenlose Online-Beratung für Familien- und Erziehungsthemen

Auch alle Krankenkassen bieten eine kostenlose telefonische Beratung für Mütter  und für spezifische Themen (z. B. Wochenbettdepression) an.

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Wie lässt sich Mutterliebe fördern?

Die biochemischen Abläufe, die sich hinter der Mutterliebe verbergen, sind ein guter Wegweiser, wie wir unsere Beziehung und Liebe zum Kind stärken können: Indem wir uns auf unsere Bindung zu unserem Kind konzentrieren: Viel und regelmäßige ...

  • Zuwendung
  • Nähe
  • Sprechen
  • Singen
  • Körperkontakt
  • Augenkontakt
  • Füttern/Stillen
  • Pflege und
  • Fürsorge 

sorgen dafür, dass auch die emotionale Nähe für Mama und Kind gesteigert wird. Hier eine Routine zu entwickeln, kann uns einen Fahrplan geben, wie wir Schritt für Schritt unsere Beziehung zu unserem Baby gestalten wollen. Und wirklich: Nicht wenige von uns finden unsere echte Mutterliebe in diesem Alltag und dem gemeinsamen Wachsen, statt auf Knopfdruck im Kreißsaal.

Gleichzeitig ist es wichtig zu erkennen, dass es viele Phasen geben kann, in denen wir an unserer Liebe zu unserem Kind zweifeln, unsere Verbindung zu ihm aber aufgrund dieser Basis des "Daseins" untrennbar bleiben wird.

Als Mama stecken echte Superkräfte in uns, auch wenn wir vielleicht etwas Zeit brauchen, um sie für uns zu entdecken. Im Video haben wir 10 Dinge, die Mamas perfekt können:

10 Dinge, die Mütter einfach perfekt können Abonniere uns
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Quellen: natureStanford Medicine, PNAS, New York Times, Berufsverband der Frauenärzte e.V.National Library of Medicine, Max-Planck-Gesellschaft, AAAS

Mutter-Tochter-Beziehung: Welches Verhältnis hast du zu deiner Mutter?

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