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Notlage

Babyklappe: Wie sie funktioniert und wie es für die Babys weitergeht

Babyklappe: Baby in Handtuch gewickelt

Babyklappen ermöglichen Müttern in schweren Notlagen, ihr Neugeborenes anonym und sicher abzugeben. So geben sie verzweifelten Frauen die Gewissheit, dass ihr Kind gut versorgt wird und in liebevolle Hände gerät. Wie genau eine Babyklappe funktioniert, was mit den Kindern geschieht, die dort abgegeben werden und wohin ihr euch bei Schwangerschaftskonflikten wenden könnt.

Was ist die Babyklappe?

Bei der Babyklappe, auch Babyfenster oder Babykörbchen genannt, handelt es sich um eine Vorrichtung, in der heimlich geborene Babys, die nicht durch das Krankenhaus oder eine Hebamme registriert wurden, abgegeben werden können. Frauen, die sich in einer ausweglosen Situation befinden und selbst nicht die Sorge für ihr Kind tragen können, bekommen hier die Chance, anonym ihr Kind abzugeben und sicherzustellen, dass das Baby versorgt wird. In Deutschlang gibt es über 60 Babyklappen, die zu einem Klinikum oder einer anderen Institution, in der sich Fachpersonal um das Neugeborene kümmert, gehören. Die Babyklappe ist der letzte Schritt für Mütter, ihr Baby abzugeben und bedeutet in den meisten Fällen, dass ihr Kind bei einer heimlichen Alleingeburt zur Welt kam.

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Eine Schwangerschaft, Geburt und die Nachsorge ohne medizinische Unterstützung kann extrem gefährlich für dich und dein Kind sein. Wenn auch du dich in einer Notlage befindest ist es deshalb wichtig, dass du alle alternativen Wege kennst. Unter diesen Telefonnummern und Anlaufstellen bekommst du anonyme und qualifizierte Hilfe:

Anlaufstellen bei Schwangerschaftskonflikten

  • Unter der Telefonnummer 0800 – 4040020 erreichst du die Beratungshotline „Schwangere in Not – anonym und sicher“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend rund um die Uhr. Dort bekommst du eine anonyme, mehrsprachige und kostenlose Beratung.
  • Auf der Website geburt-vertraulich.de kannst du Schwangerschaftsberatungsstellen im Umkreis suchen und dich per E-Mail oder Chat von Fachfrauen beraten lassen. Hier kannst du all deine Sorgen und Ängste anonym loswerden und Rat einholen. Die Beraterinnen unterliegen der Schweigepflicht.
  • Bei profamilia.de findest du kompetente und vertrauliche Unterstützung und Schwangerschaftskonfliktberatung übers Telefon und vor Ort.

Alternative zu Babyklappe: Die vertrauliche Geburt

Solltest du schwanger sein – eine Abtreibung ist nicht möglich, aber du bist nicht in der Lage, dein Kind großzuziehen gibt es eine andere Möglichkeit, als das Baby in die Babyklappe zu bringen: die vertrauliche Geburt. Hier wirst du vollkommen anonym vor, während und nach der Geburt deines Kindes medizinisch begleitet und stellst so die Unterstützung für euch beide sicher. Die qualifizierten Beraterinnen sind an eine Schweigepflicht gebunden, du musst nur einmalig zur Datenaufnahme deine Identität angeben und wirst im Anschluss unter einem Codenamen behandelt. Die aufgenommenen Daten dienen dafür, dass das Kind mit 16 Jahren mehr über seine Herkunft und Identität erfahren kann.

Nach der Geburt unter medizinischer Begleitung wird das Kind dann zur Adoption freigegeben. Solltest du dich nach der Geburt doch umentscheiden und dein Kind behalten wollen, kannst du deinen Entschluss bis zum Ende des Adoptionsverfahrens zurückziehen (s.u.).

Wichtig: Du musst nichts zahlen, die Kosten für die vertrauliche Geburt werden vom Bund übernommen.

Wie funktioniert die Babyklappe?

Die Klappe kann von außen geöffnet werden. In ihr befindet sich ein Wärmebett, in das das Baby gelegt werden kann. Dies geschieht vollkommen unbemerkt. So hat die Mutter die Möglichkeit, in Ruhe Abschied von ihrem Kind zu nehmen. Wird die Babyklappe geschlossen, wird dann ein stiller Alarm ausgelöst, der die Mitarbeiter*innen informiert, dass ein Baby in der Klappe liegt. An manchen Vorrichtungen kann auch eine Zeit eingestellt werden, bis ein Alarm ausgelöst wird, damit mehr Zeit bleibt, um sich unbemerkt zu entfernen.

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In Babyklappen befindet sich meist ein Formular. Hier kann zum Beispiel der Name des Kindes eingetragen werden und die Mutter kann anonyme Erkennungszeichen hinterlassen, um eine eventuelle spätere Kontaktaufnahme zu ermöglichen. In manchen Klappen gibt es auch ein Stempelkissen. Mütter können damit einen Hand- oder Fußabdruck vom Neugeborenen nehmen, um eine mögliche Wiedererkennung zu gewährleisten.

© Vivantes

Was passiert mit dem Kind in der Babyklappe?

Ist der Alarm der Babyklappe ausgelöst, wird das Baby umgehend von Fachpersonal aus der Klappe geholt. Nicht alle Babyklappen sind an ein Krankenhaus angebunden, deshalb wird der Säugling in einem solchen Fall in das nächstgelegene Krankenhaus gebracht. Dann findet eine medizinische Untersuchung statt. Da die Babys meist ohne Hilfe zur Welt gekommen sind, ist es häufig die erste Untersuchung überhaupt. Ein Arzt oder eine Ärztin prüfen den Gesundheitszustand des Kindes und ermitteln Gewicht, Größe und Kopfumfang. Dann bleibt das Neugeborene zunächst auf der Säuglingsstation. Im besten Fall findet sich schon nach wenigen Tagen eine Pflegefamilie. Das Jugendamt leitet nach einer Wartefrist dann die nächsten Schritte ein, um mittels einer Adoption neue Eltern für das Kind zu finden.

Was, wenn du es dir anders überlegst?

Egal, aus welchen Gründen du dein Baby in der Babyklappe abgelegt hast: Als Mutter kannst du deine Entscheidung innerhalb von zwei Monaten ändern und dein Baby wiederbekommen. Dazu kannst du das örtliche Jugendamt kontaktieren oder dich alternativ auch an die betreibende Klinik wenden. Erst, wenn acht Wochen verstrichen sind, wird eine Adoption für das Kind eingeleitet.

Wichtig: Du machst dich nicht strafbar und wirst vom Klinikpersonal nicht verurteilt, wenn du dein Baby in einer Babyklappe ablegst. Deshalb hast du genauso das Recht, dich nach der Geburt anonym untersuchen zu lassen. Oder dein Kind innerhalb der Frist von zwei Monaten zurückzuholen.

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Wieso gibt es die Babyklappe?

Die Babyklappe gilt als letzter Ausweg für verzweifelte Mütter, ihr Kind abzugeben. Generell gilt sie als umstritten, immer wieder wird darüber diskutiert. Oft wird die Frage gestellt, wieso betroffene Mütter nicht schon zu Beginn der Schwangerschaft abtreiben oder das Kind nach der Geburt zur Adoption freigeben. Gründe dafür gibt es jedoch eine Menge.

Zunächst einmal kostet ein Schwangerschaftsabbruch Geld, das manche Schwangere nicht zur Verfügung haben. Und im Familien- oder Freundeskreis um Hilfe zu bitten, ist auch nicht für jede werdende Mutter einfach so möglich.

Wurde die Schwangerschaft vielleicht verdrängt oder spät erkannt, ist eine Abtreibung nicht mehr möglich. Einige Frauen entscheiden sich auch aus den verschiedensten Gründen bewusst gegen einen Abbruch, auch wenn sie sich dafür in eine Notlage begeben. Äußere und persönliche Umstände können sich auch erst während der Schwangerschaft ändern, sodass es für die Mutter unmöglich wird, ihr Kind zu behalten.

Besonders, wenn Schwangerschaft und Geburt heimlich verlaufen, kann die Babyklappe als einziger Ausweg erscheinen. Auch sind Frauen, die sich in einer Notlage befinden, oft nicht in der Lage, den erforderlichen Behördenaufwand auf sich zu nehmen, den eine Adoption erfordern würde oder sie besitzen schon gar nicht mehr die Kraft, Beratungstermine während der Schwangerschaft auf sich zu nehmen.

Lisa Purrio

Niemals unwissend urteilen

Mütter, die ihr Baby in die Klappe bringen, befinden sich in einer absoluten Notlage. Frauen dafür zu verurteilen, wäre absolut falsch, schließlich weiß niemand, unter welchen Umständen eine Mutter ihr Kind zur Welt gebracht hat und wie verzweifelt ihre generelle Lebenssituation ist. Egal, wie verschieden die Meinungen zur Babyklappe sind: Letzten Endes wird hier sichergestellt, dass Mütter einen sicheren Ort haben, an dem sie ihr Baby abgeben können, wenn sie keinen anderen Ausweg sehen. Und dass Kinder eine gute Versorgung erfahren und die Chance auf ein gesundes Leben bekommen.

Lisa Purrio

Wenn auch du einen Schwangerschaftskonflikt durchlebst oder eine dir nahestehende Person betroffen ist, erfordert das viel mentale Stärke. Zusätzlich zu den aufgeführten Beratungsstellen kann ein Tagebuch helfen, deine Gedanken und Erlebnisse zu verstehen und zu verarbeiten.

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Bildquelle: Getty Images/yfcnz1799

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