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Heilmethoden

Wie Osteopathie Babys hilft & wer die Kosten übernimmt

Osteopathie bei Babys

Osteopathie bei Babys ist beliebt und wird Eltern immer häufiger empfohlen. Doch wie funktioniert die Heilmethode eigentlich genau und wer übernimmt die Kosten für eine Behandlung?

Behutsam tastet Torsten Liem im Hamburger Osteopathiezentrum den Körper des kleinen Ole ab. Erst befühlt er Beine und Bauchraum, dann Arme, Rücken, Hals und Kopf. Dabei überprüft er die Beweglichkeit der Gelenke und testet die Reflexe des acht Wochen alten Säuglings. Seine Mutter beobachtet aufmerksam, wie ihr Baby still daliegt und die Berührungen zu genießen scheint. Der Kinderarzt hatte ihr zum Besuch beim Osteopathen geraten. Denn Ole schreit viel, auch beim Stillen. Oft verkrampft er dann, will nur an einer Brust trinken. Den Grund dafür hat der Osteopath bald erspürt: „Ole hat eine Blockade im obersten Halswirbel“, stellt er fest. Und mit sanften Handgriffen macht er sich sogleich an die Behandlung.

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Osteopathie bei Babys: Wie funktioniert das?

Immer mehr Eltern suchen für ihre Babys Hilfe in der Osteopathie. Denn diese ganzheitliche Therapieform heilt ohne Medikamente – einzig durch die Kraft der Hände. Einer der Gründe, warum Osteopathie eine für Babys optimale Form der Therapie ist. „Osteopathie ist eine sehr sanfte Behandlungsmethode, die die körpereigenen Selbstheilungskräfte nutzt und vor allem bei funktionellen Beschwerden helfen kann – häufig auch bei solchen, für die es keinen klaren körperlichen Befund gibt. Das macht die Heilmethode gerade für Kinder so attraktiv“, erklärt Torsten Liem, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Kinderosteopathie sowie Autor mehrerer Bücher zum Thema.

Osteopathie: Was ist das genau?

Die von dem amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still (1828–1917) begründete Heillehre 'Osteopathie' basiert auf der Vorstellung, dass der menschliche Körper eine Einheit bildet. Alle seine Strukturen – Knochen, Gelenke, Gewebe oder Organe – sind in ständiger Bewegung und im Idealfall harmonisch miteinander verbunden. Ist das Zusammenspiel an einem Punkt gestört, hat das Auswirkungen auf den Rest des Gebildes: Der Bewegungsfluss gerät aus dem Gleichgewicht, Krankheitssymptome entstehen. „Aufgabe des Osteopathen ist es, Gewebespannungen und Bewegungseinschränkungen der Strukturen über die Hände wahrzunehmen und zu korrigieren“, erklärt Torsten Liem. Mit esoterischem Handauflegen hat Osteopathie nichts zu tun. Grundlage sind vielmehr genaue Kenntnisse der menschlichen Anatomie und Physiologie. Sie ermöglichen es dem Osteopathen, kleinste Spannungen im Gewebe aufzuspüren. Mithilfe manueller Techniken versucht er dann, die Selbstheilungskräfte zu mobilisieren und so Blockaden zu lösen.

Warum mit dem Säugling zum Osteopathen?

Bei Säuglingen und Kleinkindern sind solche Dysfunktionen oft Folge von Schwangerschaft oder Geburt. Denn hier wirken enorme Kräfte auf den kleinen Körper ein, insbesondere auf den Hals und Kopfbereich. So kann die Enge im Geburtskanal zu einer Verschiebung der Schädelknochen oder der oberen Halswirbel führen, z. B. bei Sternengucker-Geburten und Babys, die in Steißlage auf die Welt kommen. Gefäße und Nerven können eingeengt werden und verschiedenste Symptome auslösen. Schiefhals, Saug- und Schluckstörungen, Koliken, Schlafprobleme oder häufiges Schreien sind typische Beschwerden, bei denen Osteopathie helfen kann.

Die Grenzen der Osteopathie

Osteopathie versteht sich als Ergänzung zur Schulmedizin. Als ganzheitliche Methode kennt sie ein breites Behandlungsspektrum, hat aber auch klare Grenzen: „Überall dort, wo Gewebe zerstört ist und die Selbstheilungskräfte nicht ausreichen, kann Osteopathie nicht helfen“, sagt Torsten Liem. Bei akuten Erkrankungen sollte man immer erst zum Kinderarzt gehen. Denn nicht jeder Osteopath hat einen schulmedizinischen Hintergrund. Und obwohl Ärzte und Osteopathen heute vielfach Hand in Hand arbeiten – wissenschaftlich bewiesen ist die Wirksamkeit der Methode bislang nicht. „Vieles beruht auf Erfahrungswissen. Da steht die Osteopathie erst am Anfang“, so der Therapeut. Dem kleinen Ole konnte er helfen: Schon nach der ersten Behandlung wurde der Säugling ausgeglichener.

Sollte jedes Baby zum Osteopathen?

Experten raten zu einem vorbeugenden Check. „Wir empfehlen, jedes Baby in den ersten vier Wochen nach der Geburt osteopathisch untersuchen zu lassen“, so der Kinderosteopath. Denn nicht jede Störung mache sich sofort bemerkbar. „Manche verkörperlichen sich erst im Laufe des Wachstums und sind dann schwerer therapierbar. Je früher Funktionsstörungen oder Blockaden erkannt werden, desto leichter kann man sie korrigieren und so unter Umständen späteren Entwicklungsstörungen vorbeugen.“ Kinder reagieren meist schnell auf die sanften Heilimpulse. Babys benötigen oft nur eine bis zwei Sitzungen.

So findet ihr einen guten Osteopathen für euer Baby

Die Bezeichnung „Osteopath“ ist in Deutschland nicht rechtlich geschützt. Eine fundierte Ausbildung ist jedoch unabdingbar. Folgende Informationen sollen euch helfen, einen guten Therapeuten für euer Baby zu finden.

1. Wer darf als Osteopath praktizieren?

Osteopathie gilt nicht als eigenständige Heilkunde. Daher dürfen nur Ärzte oder Heilpraktiker mit entsprechender Zusatzqualifikation sie selbstständig ausüben. Osteopathisch ausgebildete Physiotherapeuten benötigen eine Verordnung.

2. Qualitätsmerkmale eines Osteopathen

In Deutschland ist die Ausbildung zum Osteopathen bislang nicht gesetzlich geregelt – Dauer und Qualität sind also uneinheitlich. Nur in Hessen gibt es derzeit eine staatliche Kontrolle. Erkundigt euch also nach der Qualifikation des Therapeuten. Der Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) zum Beispiel verlangt eine mindestens vierjährige Ausbildung an einer anerkannten Schule. Therapeuten mit Schutzmarken wie D.O. (Diplomierter Osteopath) und M.R.O. (Mitglied im Register der Osteopathen) erfüllen diese Voraussetzungen. Adressen findet ihr auf der VDO-Verbandsseite und der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Osteopathische Medizin (DGOM).

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3. Osteopathen mit Zusatzausbildung für Babys und Kinder

Um Kinder kompetent behandeln zu können, ist es zudem wichtig, deren Anatomie, Entwicklungsstufen und spezifischen Krankheitsbilder genau zu kennen. Ideal sind deshalb Therapeuten mit einer zusätzlichen kinderosteopathischen Weiterbildung von mindestens 400 Stunden. Hier hilft die Mitgliederliste der Deutschen Gesellschaft für Kinderosteopathie (DGKO) weiter.

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Osteopathie bei Babys: Wer trägt die Kosten?

Wer sein Baby osteopathisch behandeln lassen möchte, sollte sich vorher über die Kostenbeteiligung der Krankenkasse informieren. Für eine Therapiestunde mit ausführlicher Anamnese, Untersuchung und Behandlung sind nämlich zwischen 60 und 120 Euro fällig. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten anteilig und bis zu einer festgelegten Anzahl von Sitzungen bei Spezialisten mit nachgewiesener Berufsqualifikation. Hier erfahrt ihr, welche Kosten eure Krankenkasse übernimmt. Private Krankenkassen oder private Zusatzversicherungen übernehmen die Kosten für osteopathische Sitzungen häufig sogar ganz. Das könnt ihr in eurem Vertrag nachlesen.

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Osteopathie im Alltag: Worauf Eltern achten sollten

Auch für zu Hause gibt es einfache Alltagshilfen, die eurem Kind den Start ins Leben erleichtern und eine gesunde Entwicklung unterstützen. Wir haben einige Tipps aus der osteopathischen Praxis für euch zusammengestellt.

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1. Symmetrie

Achtet darauf, dass euer Baby zum Greifen beide Hände einsetzt. Wenn es zum Beispiel sein Spielzeug immer nur mit derselben Hand greifen will, motiviert es dazu, auch mal die andere einzusetzen. Beim Schlaf solltet ihr darauf achten, dass euer Baby nicht immer auf derselben Seite liegt. Und auch fürs Treppensteigen gilt: nicht immer denselben Fuß zuerst auf die Stufe setzen.

2. Rituale und Routine

Babys lieben Routine. Denn wenn ihr Alltag jeden Tag ähnlich gestaltet ist, können sie absehen, was als Nächstes passiert. Baut also am besten wiedererkennbare Rituale und Routine in euren Familienalltag ein.

3. Schaukeln und Wiegen

Im Mutterleib entwickelt sich der Gleichgewichtssinn als Erstes. Und auch "draußen" lieben es Babys, wenn sie gewiegt und geschaukelt werden. Babyhängematten sind deshalb ein wunderbarer Ort zum Entspannen. Und von Mama, Papa oder einem anderen lieben Menschen auf dem Arm gewiegt zu werden, ist sowieso das Allerschönste.

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4. Ruhe und Entspannung

Je ruhiger und entspannter ihr im Umgang mit eurem Baby seid, umso entspannter ist meist auch das Kind. Funktioniert natürlich nicht immer und in jeder Situation. Aber allein das Wissen um die Wichtigkeit von Ruhe hilft oft schon, schwierige Situationen zu meistern.

Wenn ihr noch mehr erfahren wollt, über das Thema Osteopathie im Alltag, empfehlen wir euch den Ratgeber "Baby-Nöte verstehen. Verblüffend einfache Alltagshilfen aus der osteopathischen Praxis" von Karin Ritter. Das Buch ist für 17,99 € bei Amazon erhältlich.

Natalie Köhler

Mein Fazit

Meine Tochter Frieda konnte in den ersten Wochen nach der Geburt den Kopf nur nach rechts drehen. Meine Hebamme hat uns daher einen Besuch bei der Osteopathin empfohlen. Mein Mann hat damals die Augen verdreht. Aber als wir nach Hause kamen und Frieda den Kopf bereits nach der ersten Sitzung nach links drehen konnte, war auch er überzeugt. Was die Osteopathin genau gemacht hat, weiß ich nicht. Um das herauszufinden, habe auch ich mir später eine Behandlung gegönnt. Ich kann nur sagen, dass es mir einfach gutgetan hat – und zwar physisch und psychisch. Sollte ich eigentlich mal wieder machen :-).

Natalie Köhler

Bildquelle: GettyImages/naumoid