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Abtreibungsgesetz Texas

Erschreckend: DAS denken deutsche Männer wirklich über Abtreibungen

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In Texas beschloss das Gericht in der letzten Woche, dass eine Frau nach der sechsten Woche generell nicht mehr abtreiben darf. Auch wenn die Organisation Parenthood dies jetzt mit einer einstweiligen Verfügung gestoppt hat: Es ist unverständlich, wie einer Frau ohne Einschränkungen die Entscheidung über den eigenen Körper und das eigene Leben abgesprochen wird. Sind die Deutschen bei diesem Thema liberaler? Eine aktuelle Abtreibungsumfrage der Marke WowTech gibt überraschende Einblicke.

"Herzschlag-Gesetz" in Texas vorerst gestoppt

Im US-Bundesstaat Texas haben letzte Woche laut tagesschau.de die Abtreibungsgegner gesiegt und damit die Uhr 50 Jahre zurückgedreht. Das Gericht beschloss, dass eine Frau, egal aus welchem Grund sie schwanger geworden ist, den Embryo ab der sechsten Woche nicht mehr abtreiben darf. Das Gesetz lässt keine Ausnahme für vergewaltigte Frauen oder Inzest zu, lediglich für medizinische Notfälle. Viele Frauen wissen aber in der sechsten Woche häufig noch nichts von ihrer Schwangerschaft und können nun nicht mehr selbst darüber entscheiden, ob sie die Schwangerschaft möchten oder nicht.

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Das Perfide an dem Urteil: Auch alle, die schwangere Frauen in Sachen Abtreibung beraten, in einer Klinik arbeiten oder auch nur eine Frau zu einer Beratung befördern, sollen sich demnach strafbar machen. Das Gesetz ruft regelrecht dazu auf, diese beteiligten Personen zu melden und anzuzeigen.

Bereits seit Jahren kämpfen Frauenrechtsorganisationen und Abtreibungskliniken für das Recht auf Abtreibung, das bis dahin weitestgehend moderat in den USA galt. Doch seit einiger Zeit gab es politische Tendenzen in konservativen religiösen Kreisen, das Abtreibungsrecht wieder zu verschärfen. Die gute Nachricht: Heute erreichte die Abtreibungsorganisation Planned Parenthood eine einstweilige Verfügung gegen das Gesetz.

Doch die Zukunft dieses Gesetzes ist unklar. Das Gericht in den USA erwartet im Herbst eine weitere große Entscheidung. Hoffen wir, dass der erreichte Stopp des Gesetzes ein Schritt zur Verhinderung einer allgemeinen Verschärfung der Abtreibungsmöglichkeiten in den USA ist.

Viele deutsche Männer möchten nicht die Verantwortung für ein ungewolltes Kind übernehmen

Die Marke Wowtech, die hinter Sextoys wie We-Vibe oder Womanizer steht, hat anlässlich der Debatte um die Verschärfung des Abtreibungsgesetzes einmal Männer international nach ihrer Meinung zu ungewollten Schwangerschaften gefragt. Die fiktive Ausgangssituation war: Für jede Schwangerschaft sei zukünftig ein Vaterschaftstest verpflichtend und der Vater müsse sich per Gesetz um das ungewollte Kind kümmern, wenn die Mutter dies ablehnt. Darauf antworteten über 40 % der Männer: Sie würden dies extrem unfair finden oder nahezu daran verzweifeln. Nur ein Drittel der 500 befragten männlichen Deutschen würde sich ohne zu zögern der Verantwortung für ein Kind stellen.

In Deutschland darf eine Frau bis zur 13. Schwangerschaftswoche legal eine Abtreibung vornehmen lassen, wenn sie sich vorher dazu beraten lässt. Das Recht auf eine Abtreibung ist hierzulande zwar da, doch im Zusammenhang mit dem Paragraphen 219a werden Ärzte und Ärztinnen immer noch unter Strafe gestellt, wenn sie für die Möglichkeiten zum Schwangerschaftsabbruch "werben". Mehrere Anläufe, diesen Paragraphen gesetzlichen zu kippen, sind bereits gescheitert. Es scheint also auch hierzulande eine gewisse Lobby zu geben, die einer Frau das Recht über ihren Körper und Leben abspricht und dieses in die Illegitimität zwingen.

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Solche Gesetze verhindern Schwangerschaftsabbrüche nicht – sie verhindern lediglich sichere Schwangerschaftsabbrüche. Auch fehlende Informationen und Aufklärung, die in Deutschland durch den kontroversen Parapgraph 219a unterbunden sind, haben diesen Effekt. Millionen von Frauen und ihre Gesundheit sind dadurch gefährdet. Welche Konsequenzen sollen wir als Frauen daraus ziehen? Sexstreik? Es gibt nun mal kein 100% sicheres Verhütungsmittel.

Johanna Rief, Head of Sexual Empowerment bei Womanizer

Nur die Hälfte der Männer befürwortet Abtreibung als Grundrecht von Frauen

Die Umfrageergebnisse der Sextoybrand überraschen: Scheinbar möchten auch hier einige Männer nicht in die Entscheidung über eine ungeplante Schwangerschaft einbezogen sein bzw. sähen sie es lieber, wenn die Frau das selbst entscheidet. Sollte es zukünftig ein solches verschärftes Abtreibungsgesetz in Deutschland geben, werden die Frauen wieder einmal komplett allein gelassen mit ihrem "Problem".

Noch erschreckender ist die Antwort der befragten Männer, auf die Frage, ob eine Abtreibung generell in den ersten Monaten gestattet sein sollte: Nur 50 % der Männer sehen dies als Grundrecht einer Frau an. Ein Fünftel der Befragten jedoch akzeptieren Schwangerschaftsabbrüche "nur unter gewissen Umständen" wie sexueller Missbrauch oder Verdacht auf schwere Krankheiten und ein Fünftel lehnt dies als Grundrecht komplett ab.

Cooler Move: Womanizer spendete aus Solidarität mit den Frauen in Texas 10.000 USD an die Organisation Planned Parenthood, die sich weiterhin dafür einsetzt, dass Frauen selbst über ihren Körper bestimmen können.

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Quelle: WowTech Europa GmbH

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Katja Nauck

Geht's noch?

Als ich die Entscheidung der Texaner gehört habe, dass eine ungewollte Schwangerschaft ab der 6. Woche unter keinen Umständen mehr verhindert werden kann, ist mir die Kinnlade heruntergeklappt. In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich? Was hat der Staat davon, viele Hunderte Frauen damit ins Unglück und wohl leider in die Armut bzw. totale Ausweglosigkeit zu stürzen und derart allein zu lassen. Denn die Entscheidung für oder gegen ein Kind trifft man nicht eben so mal nebenbei auf dem Klo.

Gibt es in den USA genügend Heimplätze bzw. Geld, für diese ungewollten Kinder dann auch die Verantwortung zu übernehmen und sie zu schützen und zu erziehen? Ich möchte nicht wissen, wie viele Frauen dann gezwungen sind, sich illegale Wege zu suchen, in einer prekären Lage jemanden zu finden, der ihnen hilft. Davon abgesehen, dass ich die moralischen und religiösen Gründe, einer Frau die Entscheidung über ihren Körper wegzunehmen, einfach wirklich nicht verstehen kann.

Die Umfrageergebnisse der deutschen Männer sind leider ebenfalls eher traurig. Nicht nur, dass sich die meisten auch in Sachen Verhütung auf uns verlassen, auch in Sachen ungewollte Schwangerschaft möchten viele lieber nicht beteiligt sein und ihre Verantwortung übernehmen. Dazu fällt mir nichts mehr ein und ich wünsch einfach nur jeder Frau, dass sie nicht in diese Lage kommen möge, diese Entscheidung treffen zu müssen bzw. wenn sie dazu kommt, die nötige schnelle Hilfe auch erhält.

Katja Nauck

Bildquelle: Wow Tech Europe GmbH