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Hausgeburt: So sicher wie die Geburt in der Klinik?

Hausgeburt

Die Geburt unserer Kinder ist ein einmaliges Ereignis, auf das wir uns nur zum Teil vorbereiten können. Punkt eins auf der Liste: Wo soll die Geburt stattfinden? Nicht wenige Mamas lehnen eine Krankenhausgeburt ab und entscheiden sich für eine Hausgeburt. Wir haben alle Pros und Cons.

Etwa 99 % unserer Babys kommen im Krankenhaus zur Welt. Alternativen, wie die Geburt im Geburtshaus und eine Hausgeburt sind weit weniger verbreitet, auch wenn sie durchaus einige Vorteile bieten. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Ein großer Aspekt der Entscheidung für den Geburtsort ist die Sicherheit. Wenn unter der Geburt oder mit dem Neugeborenen was passiert, möchten wir Eltern uns schnell in ärztlichen Händen wissen. Leider gab es bisher wenige gute Statistiken und handfeste Informationen zu Hausgeburten und deren Sicherheit. So gehen viele von uns automatisch den Weg in die Klinik. Überraschenderweise ist dieser nicht zwingend der sicherere, wie eine neue Studie zeigt. Und dass es gute Gründe für eine Hausgeburt gibt, zeigen uns die rund 10.500 Mütter, die sich jährlich für die außerklinische Geburt entscheiden.

Hausgeburt oder Krankenhausgeburt: Was ist sicherer?

Der größte Faktor für die Sicherheit von Mutter und Kind vor und nach der Geburt ist die Gesundheitsvorsorge in der Schwangerschaft: Laut einer erstmaligen weltweiten Studie sind Hausgeburten genauso sicher wie Klinikgeburten, wenn keine gesundheitlichen Faktoren in der Schwangerschaft dagegen sprechen. Die Studie, die eine halbe Millionen Hausgeburten analysierte, ist die größte und umfassendste in ihrem Feld. Veröffentlicht im medizinischen Fachjournal "The Lancet" macht sie darauf aufmerksam, dass bei einer guten ärztlichen Versorgung und komplikationsloser Schwangerschaft nichts gegen eine Hausgeburt spricht.

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Die Faktoren für eine sichere Hausgeburt

  • Die Hausgeburt ist geplant.
  • Der Standort hat ein ausgereiftes Gesundheitssystem mit Hebammentradition.
  • Während der Schwangerschaft sind keine Risiken und Komplikationen absehbar.
  • Eine ausgebildete Hebamme betreut den Geburtsvorgang und die Nachsorge.

Eine Hausgeburt kann also sicher sein, wenn sie geplant abläuft und medizinisch betreut wird. Bei uns werden geplante Hausgeburten auch nur dann von der betreuenden Hebamme abgesegnet, wenn keine medizinischen Faktoren bei Mutter und Kind dagegen sprechen. Daher sind in der Regel alle Faktoren für eine sichere Hausgeburt erfüllt.

Gründe für eine Hausgeburt

Eine Hausgeburt findet ohne Ärzte und Kanülen in deiner vertrauten Umgebung mit dir nahestehenden Bezugspersonen statt. Viele Mütter wünschen sich eine ruhige, intime Atmosphäre, um sich während der Geburt ganz fallen zu lassen. Auch nach der Geburt bist du mit deinem Baby in einem sicheren und vertrauten Umfeld, ohne fremde Menschen oder unnötige Störungen. Deine Hausgeburtshebamme, die deine Geburt und die Nachsorge betreut, hat dich schon während der Schwangerschaft begleitet. Ein Schichtwechsel oder medizinische Eingriffe unter Zeitdruck sind nicht zu erwarten. Durch deine Hebamme werden Herztöne, Kindslage und Geburtsverlauf überwacht. Schmerzlinderung ist durch alternative Heilmethoden möglich. Sobald Risiken absehbar sind, wird sie dich in eine Klinik verlegen.

Was spricht gegen eine Hausgeburt?

Neben ganz persönlichen gibt es medizinische Faktoren, die gegen eine Hausgeburt sprechen. Wenn du dir eine Hausgeburt wünscht, sind deine Frauenärztin und deine Hebamme erste Ansprechpartner. Sie können gemeinsam mit dir Vorteile und Risiken abwägen und dir Empfehlungen geben.

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Risiken, die gegen eine Hausgeburt sprechen

  • Komplikationen während der Schwangerschaft
  • Risikoschwangerschaft
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Stoffwechselerkankungen
  • Frühgeburten

Viele von uns entscheiden sich aus persönlichen Gründen für eine Klinikgeburt. Der Gedanke, dass etwas schiefgehen könnte und ärztliche Hilfe zu weit entfernt ist, überwiegt häufig den Vorteilen einer Hausgeburt. Die statistisch häufigeren unnötigen Interventionen, Hektik und Anonymität nehmen viele Eltern für das Gefühl der Sicherheit auf sich. Denn nicht immer ist der Verlauf der Geburt vorhersehbar und Notfälle sind durchaus möglich.

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Wie finde ich eine Hebamme für meine Hausgeburt?

Je eher du dich auf die Suche machst, umso besser. Denn nicht alle Hebammen bieten Hausgeburten an und die Hebammenbetreuung in Deutschland bleibt leider weiterhin sehr knapp. Erste Anlaufstellen sind der deutsche Hebammenverband sowie Geburtshäuser und Hebammenläden in deinem Bezirk. Alle Infos zur Hebammensuche findest du hier in unserem Leitfaden.

Quellen:

Berliner Hebammenverband 
Gesellschaft für außerklinische Geburtshilfe e.V. (QUAG)
Perinatal or neonatal mortality among women who intend at the onset of labour to give birth at home compared to women of low obstetrical risk who intend to give birth in hospital: A systematic review and meta-analyses (The Lancet)

Jennifer Kober

Mein Fazit

Egal, wie man persönlich zur Hausgeburt steht: Ich finde es schade, dass die Hausgeburt so in der Kritik steht und Familien nicht selten Fahrlässigkeit vorgeworfen wird. Hausgeburten mit Hebammenbetreuung lassen sich nicht mit den Konditionen vergleichen, die wir in US-Videos auf Social Media sehen (ihr wisst, was ich meine: Baby plumpst auf den Boden oder ins Planschbecken, während Papa die Kamera hält und aufgeregt kommentiert). In vielen Situationen können Hausgeburten - gut geplant und begleitet - eine wundervolle und sichere Alternative für uns Frauen zur Klinikgeburt sein. Ob und wie das für uns infrage kommt, sollte jede Frau und jede Familie selbst entscheiden dürfen. Vorurteilsfrei und mithilfe von umfangreichen Informationen. Wichtig ist, dass wir uns sicher fühlen und fallen lassen können - sei es in den eigenen vier Wänden oder der Top-ausgestatteten Klinik.

Jennifer Kober

Bildquelle: Getty Images/benkayam