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HPV-Impfung: Wichtiger Schritt gegen Krebs?

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Seit 2007 wird die HPV-Impfung für Mädchen empfohlen, um das Risiko von Gebärmutterhalskrebs zu verringern. Mittlerweile sollen sich auch Jungen impfen lassen, da Infektionen mit Humanen Papilomviren für sie ebenfalls Konsequenzen haben.

Harald von Hausen bekam 2008 den Nobelpreis für Medizin. Er hatte den Zusammenhang von bestimmten Humanen Papilomviren (HPV) und Krebserkrankungen erkannt, denn durch eine Infektion mit HPV können sich im Gewebe Zellen verändern, die wiederum zu Krebs führen können. In der Medizin unterscheidet man bei diesen bestimmten HPV zwischen Hochrisiko-Typen wie Typ 16 und Typ 18, die krebsauslösend sind und Niedrig-Risiko-Typen, die für Genitalwarzen sorgen können. In Deutschland erkranken, laut Robert-Koch-Institut, 4500 Frauen jährlich an Gebärmutterhalskrebs, der fast ausschließlich durch HPV ausgelöst wird. Die Viren führen auch bei 1200 Männern zu Krebserkrankungen - bei ihnen sind eher der Mund und Rachen betroffen sowie der Anus und Penis. Seit 2007 kann man sich gegen diese bestimmten HPV impfen lassen.

Mit einer HPV-Impfung soll die Gefahr, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, gesenkt werden.

Wie wirkt die HPV-Impfung?

Da man um die Risikotypen weiß, wurden Impfstoffe entwickelt, zwei haben sich durchgesetzt: Gardasil und Cervarvix. Nach einer ersten Impfung sollte nach fünf Monaten noch einmal eine zweite Impfung erfolgen. Nach dem 15. Lebensjahr, oder wenn der Abstand zwischen den beiden Impfungen zu kurz war, wird eine dritte Impfung empfohlen. Durch die HPV-Impfung kann die Rate von Zellveränderungen, zum Beispiel am Gebärmutterhals, gesenkt werden. Damit sinkt das Risiko, dass sich die Zellen zu einer Vorstufe von Krebs entwickeln und die darauffolgende Gefahr, dass sich Krebs entwickelt.

Wer sollte sich gegen HPV impfen lassen?

Zuerst waren nur Mädchen die Zielgruppe, da aber Jungs im späteren Alter von den Krebserkrankungen ebenfalls betroffen sind und zudem HPV übertragen können, empfiehlt die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (STIKO) mittlerweile eine HPV-Impfung für alle Mädchen und Jungen zwischen neun und vierzehn Jahren.
HPV werden vermehrt durch Sexualkontakt übertragen, deshalb setzt man darauf, Kinder noch vor ihrem ersten Geschlechtsverkehr impfen zu lassen. Dann haben sie sich noch nicht mit den HPV angesteckt und der Wirkstoff kann seine Wirkung am besten entfalten. Aber auch wenn man das Impfalter verpasst hat und schon Geschlechtsverkehr hatte, rät STIKO zur Impfung, da sie weiterhin Schutz gebe. Eine Auffrischung der Impfung ist nicht nötig.

Wie wirksam ist die HPV-Impfung?

Die Cochran Collaboration brachte 2018 eine große Studie heraus, die besagte, dass Frauen, die sich zwischen dem 15. und 26. Lebensjahr haben impfen lassen, ein geringeres Risiko haben, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Die Studie, die von den Herstellern der Impfstoffe in Auftrag gegeben wurde, erfasste 73.400 Frauen, ein Teil wurde geimpft, der andere bekam ein Placebo verpasst. Für die Frauen im Alter zwischen 15 bis 26 Jahren verringerte sich das Krebsvorstufenrisiko um die Hälfte. Dies war die erste groß angelegte Studie, denn es wird erst seit 2007 geimpft. Um eine wirklich umfassende Sicherheit zu haben, wie sehr die HPV-Impfung wirkt, muss noch weiter geforscht werden, deshalb kann man jetzt auch noch nicht von einer genauen Wirkungsrate sprechen. Für Männer und Jungen kann es noch keine Studie geben, da sie sich erst seit Kurzem impfen lassen können.

Wer bezahlt die HPV-Impfung?

Die Impfung gehört zu den Standardleistungen der gesetzlichen Krankenkassen, das gilt auch für die Impfung für Jungen, die erst seit Juni 2018 von STIKO gefordert wird. Auch verpasste Impfungen werden bezahlt, werden sie bis zum 18. Lebensjahr nachgeholt. Die privaten Krankenkassen halten sich bei Impfungen in der Regel an die Standardleistungen der gesetzlichen Kassen, aber du solltest dich vorher bei deiner Krankenkasse informieren, ob sie die Impfung für deinen Nachwuchs bezahlt.

Ersetzt die HPV-Impfung den PAP-Test?

Die HPV-Impfung hat keine keine hundertprozentige Wirkung, deshalb sollten sich auch geimpfte Mädchen dem jährlichen PAP-Test unterziehen. Bei diesem Test wird am Gebärmutterhals ein Abstrich vorgenommen, um dort eventuelle Zellveränderungen festzustellen. Der PAP-Test ist ein wichtiges Vorsorge-Instrument für den Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs, der bleiben wird. Die HPV-Impfung ist in diesem Zusammenhang eine zusätzliche Vorsorgemaßnahme, die aber den Test nicht ersetzt.

HPV-Impfung: Risiken und Nebenwirkungen

Wie bei jeder Impfung können auch bei der HPV-Impfung Nebenwirkungen auftreten. Berichte von schweren Nebenwirkungen verunsicherten Eltern, aber das Robert-Koch-Institut wehrt die Vorwürfe ab.

Bislang hat sich die Mehrheit der Jugendlichen noch nicht impfen lassen: Das Robert-Koch-Institut veröffentlichte Zahlen und demnach haben sich bis 2018 nur um die 45 Prozent von jungen Mädchen in Deutschland impfen lassen. Das sieht in Großbritannien ganz anders aus - über 80 Prozent aller jungen Frauen zwischen 15 und 26 Jahren sind geimpft. Es gab dort eine groß angelegte Kampagne, die Wirkung zeigte. In Deutschland hat man die Zielgruppe nicht so gut erreichen können. Die Kinder und Jugendlichen können sich von Frauenärzten, Kinderärzten oder  Allgemeinmedizinern impfen lassen. Der Impuls muss aber von den Eltern kommen, und viele wissen nichts von der Impfung oder sind sich unsicher, weil in den Medien von schweren Nebenwirkungen berichtet wurde.

Ein kleiner Pieks - mit welchen Nebenwirkungen?

Nebenwirkungen einer HPV-Impfung

Wie bei jeder Impfung kann es Nebenwirkungen geben. Es wird von Schmerzen an der Einstichstelle, Fieber, Hautrötungen, Kopfschmerzen oder Schwindel bzw. Ohnmacht berichtet. Letzteres sollten die Ärzte im Auge haben und die Empfehlung lautet, dass die Patienten eine Viertelstunde nach der Impfung beobachtet werden sollten. Für Verunsicherungen haben Berichte gesorgt, dass die Impfungen bei einigen Mädchen schwerwiegende Autoimmunerkrankungen hervorgerufen haben. Hierzu muss noch geforscht werden, ob diese Folgeschäden tatsächlich durch die Impfung verursacht wurden.

Das staatliche Robert-Koch-Institut denkt jedenfalls, dass dies nicht der Fall ist und brachte im März 2019 ein Merkblatt zur HPV-Impfung heraus. Dort heißt es zum Thema Risiken: "Dabei wurden keine schweren Nebenwirkungen, d.h. Nebenwirkungen, die die Gesundheit nachhaltig beeinträchtigen, im ursächlichen Zusammenhang mit der HPV-Impfung festgestellt. In den Untersuchungen bestand insbesondere kein Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen oder neurologischen Komplikationen. Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Schwindel oder Abgeschlagenheit sind häufig und können auch in einer schweren Form auftreten. Diese sind jedoch zeitlich begrenzt und vollständig reversibel."

Generelle Impfgegner wird dies wahrscheinlich nicht überzeugen, ebenso Menschen, die eine 100-prozentige Wirkung von Impfungen haben möchten, denn diese Zahlen kann die HPV-Impfung nicht liefern. Für die offiziellen Stellen ist das Ziel, Gebärmutterhalskrebserkrankungen zu verringern. Bei der jetzigen Impfrate von 45 Prozent sagen das Robert-Koch-Institut, dass die Krebsrate in den nächsten hundert Jahren halbiert werden könnte, das würde 163.000 Frauen betreffen, die nicht erkranken.

Bildquelle: Getty Images,Thinkstock