Immer mehr Kinder leiden unter Allergien. Leider lassen sich Heuschnupfen, Asthma, Neurodermitis & Co. nicht gänzlich vermeiden – aber mit diesen Tipps senkst du das Risiko, dass sich bei deinem Kind eine Allergie entwickelt.
So schützt du dein Baby vor Allergien
Warum immer mehr Kinder unter Allergien leiden, ist wissenschaftlich noch nicht völlig geklärt. Klar ist aber: Zum einen spielen Erbfaktoren eine Rolle, zum anderen Umwelteinflüsse und der ganz persönliche Lebensstil. Zwei gute Nachrichten: Du kannst selbst einiges tun, um das Allergierisiko deines Kindes zu senken. Was, das erfährst du hier. Und: Die Richtlinien in Sachen Allergie-Prävention sind flexibler geworden, das Familienessen im ersten Lebensjahr funktioniert jetzt ganz entspannt!

Vier Monate voll stillen senkt das Risiko
Stillen gilt weiterhin als bestes Mittel, um Allergien vorzubeugen und den Säugling mit allem zu versorgen, was er braucht. Muttermilch ist allergenarm und enthält Stoffe, welche die Darmschleimhaut vor Allergenen schützen. Wenn du dein Kind stillst, solltest du nicht auf allergene Lebensmittel verzichten, diese Leitlinie ist neu. Noch vor einigen Jahren galt: Hühnerei, Milch und andere potentiell allergieauslösende Nahrungsmittel sollten während der Stillzeit vom Speiseplan gestrichen werden. Jetzt sind sich Ärzte und Wissenschaftler aber sicher, dass der frühe Kontakt zu allergenen Stoffen in geringer Dosis sogar förderlich für die Gesundheit des Babys ist ist.
Ebenfalls neu: Die Empfehlung, voll zu stillen, gilt jetzt statt für sechs nur noch für vier Monate. Denn „es gibt keine gesicherten Belege dafür, dass der späte Beginn der Beikost einen negativen Einfluss auf die Entwicklung einer Allergie hat“, so die Begründung der Deutschen Haut- und Allergiehilfe (DHA). Die Zeitspanne vom fünften bis vollendeten sechsten Monat gilt als optimal für den Beginn der Beikost, damit der Körper eine Toleranz gegenüber verschiedensten Lebensmitteln entwickeln kann.
Das Allergierisiko gefährdeter Säuglinge, wenn etwa ein Elternteil an Allergien leidet, kann laut DHA auch durch Hydrolysatnahrung (HA-Nahrung) um bis zu 50 Prozent vermindert werden. In HA-Nahrung sind die Eiweißbausteine (Kasein oder Molkenprotein) verschieden stark aufgespalten. In einer wissenschaftlichen Studie, der German Infant Nutrition Intervention Study (GINI), erbrachten Nutramigen – das in Deutschland nicht erhältlich ist – und Beba HA gute Ergebnisse: Diese Nahrungen zeigten eine messbare Senkung des Risikos für eine atopische Dermatitis (Neurodermitis). „Allerdings nicht für Asthma oder Heuschnupfen“, sagt Studienleiterin Dr. Andrea von Berg, Allergologin und Leiterin des Forschungsinstituts zur Prävention von Allergien und Atemwegserkrankungen im Kindesalter am Marienhospital Wesel. Wichtig: Babys ohne Allergierisiko brauchen keine HA-Nahrung!
Entspannter Beikoststart
Neu auf dem Säuglingsspeiseplan: Fisch. Oder wie wär’s mit einem Frühstücksei für das acht Monate alte Baby? Alles kein Problem. Denn das Meiden bestimmter allergener Nahrungsmittel im ersten Lebensjahr hilft nicht, Allergien vorzubeugen; zu diesem Schluss kommen Ernährungswissenschaftler und Mediziner in zahlreichen aktuellen Studien. Und weil das Meiden nicht zur Allergieprävention beiträgt, wird es etwa von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) auch nicht mehr empfohlen. Im Gegenteil: Kommt der Körper schon im fünften bis sechsten Lebensmonat auch mit eigentlich allergenen Lebensmitteln in Kontakt, kann er ihnen gegenüber eher eine Toleranz entwickeln. Die Empfehlungen im Einzelnen:
Bitte nicht rauchen!
Egal ob aktiv oder passiv: Rauchen erhöht das Risiko für eine Allergie, besonders für Asthma. Das Rauchen an sich schädlich für dein Kind ist, sollte keine Offenbarung für dich sein.
Immun-Training
Ständig erkältet – sobald der „Nestschutz“ weg ist, scheint das Baby dauernd Schnupfen zu haben. Aber so lernt sein Körper verschiedene Viren, Bakterien und Keime kennen – und wie er sich dagegen wehren kann. Also: Auf in die nächste Krabbelgruppe! Und: Die Hygiene im Haushalt nicht übertreiben.
Gesundes Zimmer
Manche Eltern kaufen zur Geburt eine neue Kinderzimmergarnitur. Doch gerade bei Sperrholz besteht die Gefahr, dass es Schadstoffe enthält. Siegel wie das „Goldene M“ oder der „Blaue Engel“ geben Sicherheit. Auch Lüften zur Schimmelvermeidung ist wichtig! Dazu dreimal täglich die Fenster für 10 Minuten offen lassen.
Rohkost ab dem 8. Monat
Ab einem halben Jahr kann das Baby kauen. Mit acht Monaten bewegt es die Zunge seitwärts im Mund und kann so das Essen mit Speichel selbst „pürieren“ – und somit gröberen Brei essen. Auch mundgerechte Stücke von Vollkornbrot, Brötchen, weiches rohes Obst und Gemüse (zum Beispiel Gurke, Tomaten ohne Schale) darf es knabbern. Härteres Obst sollte zunächst gedünstet sein, Äpfel etwa zu Apfelmus gekocht werden.
„Wenn das Kind das gut verträgt, kann es das Obst auch roh, geschält, püriert oder fein gerieben essen“, sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Das hängt aber auch davon ab, ob das Kind Interesse an Rohkost zeigt und wie gut seine motorischen Fähigkeiten entwickelt sind. Hier erfährst du mehr über Baby-led Weaning, die vom Baby selbst geführte Beikost:
Impfen
Impfe dein Kind nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO), um das Allergierisiko zu senken. Der Impfkalender von familie.de informiert dich, wann welche Impfungen anstehen.
Interview mit Dr. Andrea von Berg
Interview mit Dr. Andrea von Berg, Ärztin und Allergologin, Marienhospital Wesel zum Thema ' Beikost gegen Allergien'.

Baby&Co: Man sagt, zur Vorbeugung von Allergien soll man ab dem 5. Monat mit Beikost beginnen. Wirklich?
Dr. Andrea von Berg: Nach den Empfehlungen der neuen Leitlinie zur Allergieprävention soll die Mutter ab dem 5. Lebensmonat nicht ausschließlich stillen, sondern Beikost entsprechend den Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde dazu geben. In einer Untersuchungsreihe aus Schweden zeigte sich, dass Kinder, bei denen im 5. und 6. Monat Weizen beigefüttert wurde, während sie noch gestillt wurden, seltener eine Unverträglichkeit gegen Gluten entwickeln, als wenn Weizen später eingeführt wurde.
Kann es sein, dass Kinder trotz Beikost Allergien entwickeln?
Ja. Daher sollen die Lebensmittel schrittweise eingeführt werden, um reagieren zu können, wenn der Verdacht auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit besteht.
Was ist dann zu tun?
Zunächst sollte man das Lebensmittel weglassen und schauen, ob es besser wird. Eine sehr heftige Reaktion sollte man vom Kinderarzt abklären lassen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass ohne eine exakte Diagnose keine Diät durchgeführt werden sollte!
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