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Kindheit voll Liebe

Urvertrauen: 10 Tipps, wie ihr euer Kind fürs Leben stark machen könnt

Urvertrauen

Vertrauen in die Welt entsteht in den ersten Lebensmonaten und macht Kinder stark für die Herausforderungen, die das Leben bereithält. Wer Urvertrauen in Mitmenschen und sich selbst entwickeln konnte, hat einen wertvollen Schatz für die weitere Entwicklung mitbekommen. Was dabei für Babys entscheiden ist und was ihr als Elternteil für das Urvertrauen eurer Kinder tun könnt.

Das Fundament für eine stabile, selbstbewusste Persönlichkeit wird zu einem großen Teil in den ersten Monaten und Jahren gelegt. Psychologen und Hirnforscher wissen heute: Wer als Baby und Kind eine sichere, liebevolle Bindung zu seinen Eltern oder einer anderen wichtigen Bezugsperson erlebt hat, hat es im Leben leichter, anderen und sich selbst zu vertrauen.

Wie kann man Urvertrauen aufbauen?

  1. Bonding (im Babyalter)
  2. Geborgenheit geben (in jedem Alter!)
  3. Kuscheln, schmusen und körperliche Nähe
  4. Für das Kind da sein (zuverlässige Fürsorge)
  5. Eine liebevolle Atmosphäre schaffen
  6. Dem Kind zuhören
  7. Versuchen, das Kind zu verstehen und es ernst nehmen
  8. Einander Wertschätzung und Respekt entgegen bringen
  9. Dem Kind zeigen, wie stolz man auf es ist
  10. Gemeinsame Rituale und Erinnerungen schaffen
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Wie können Kinder Urvertrauen aufbauen?

Kinder, die in dem Urvertrauen groß werden „Für mich ist gesorgt, ich bin geliebt und in Sicherheit“, entwickeln sich zu stabilen Persönlichkeiten, die mit Krisen in der Regel gut umgehen können und eine positive Lebenseinstellung haben. Und Hirnforscher haben beobachtet: Wie gut die Nervenzellen im Gehirn verschaltet werden, hängt auch davon ab, wie viel Liebe ein Baby erfährt.

Der Dichter Jean Paul hat diese wissenschaftlich belegten Sachverhalte vor zwei Jahrhunderten sehr poetisch ausgedrückt: „Mit einer Kindheit voll Liebe aber kann man ein halbes Leben hindurch für die kalte Welt haushalten.“ Damit ein Baby die Welt vertrauensvoll betrachtet, braucht es kein teures Spielzeug, keine kostspieligen Hobbys oder raffinierte Förderprogramme. Entscheidend ist vor allen Dingen die sanfte, standhafte Liebe der Eltern.

Klare, sinnvolle Regeln, positive Zuwendung, Gelassenheit – das braucht ein Baby, um sich angenommen zu fühlen. Theoretisch klingt das ganz einfach. Doch im Alltag verhalten wir uns manchmal nicht so, wie wir es eigentlich möchten und sind launisch, ungerecht und ungeduldig – auch unseren Kindern gegenüber. Doch das bedeutet zum Glück noch lange nicht, dass unsere Kinder sofort das Vertrauen in uns und unsere Liebe verlieren.

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Wann entsteht Urvertrauen?

Schon sehr früh im Leben eines Babys! Damit wir Eltern unser Kind lieben, hilft uns die Natur: Während der Geburt wird im Gehirn der Botenstoff Oxytocin freigesetzt. Man nennt dieses Hormon auch Bindungs- oder Liebeshormon. Gerade in der letzten Phase der Geburt schüttet der Körper außerdem große Mengen Endorphine aus.

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Viele Frauen berichten von einem glücklichen, fast rauschhaften Zustand und empfinden tief für das kleine Baby, dass ihnen in den Arm gelegt wird. Wenn das Baby beginnt, an der Brust zu saugen, erhält die Mutter eine zweite Dosis Oxytocin.

Beim so genannten „Bonding“ lernen Eltern und Baby sich dann kennen. Die Folge: Die Mütter sind selbstsicherer und fühlen sich kompetent für ihre neue Rolle. Das Baby wird ruhiger und entspannter. Der erste Schritt zum Urvertrauen wird also schon bei der Geburt gelegt.

Wie kann ich die Bindung zu meinem Baby stärken? 10 einfache Tipps

  1. Viel Hautkontakt (am liebsten auf dem nackten Oberkörper oder Bauch) – auch mit dem Papa
  2. Intensiver Augenkontakt, am besten mit Lächeln
  3. Auch wenn das Baby noch kein Worte versteht: Sprechen!
  4. Babymassage
  5. Auf das Baby reagieren, vor allem, wenn es weint
  6. Im selben Zimmer schlafen (z.B. mit Beistellbettchen oder im Familienbett)
  7. Vorsingen, Abzählreime etc.
  8. Stillen oder schöne gemeinsame Rituale beim Fläschchen geben
  9. Gemeinsamer 'Sport', z.B. das Baby fliegen lassen oder im Kreis drehen
  10. Kuscheln, kitzeln, tanzen, drücken, schmusen ...

Eine problematische Geburt verhindert das Urvertrauen nicht

Die meisten Geburten sind kein Spaziergang. Medizinische Probleme, der Einsatz von Saugglocken, Hebammenmangel, Ängste oder psychologische Strapazen können Auswirkungen auf Mutter und Kind haben. Ein Not-Kaiserschnitt beispielsweise kann das Bonding erschweren. Die gute Nachricht: Auch eine problematische Geburt verhindert den Aufbau von Urvertrauen nicht. Die Frankfurter Diplom-Pädagogin Ilka-Maria Thurmann sagt: „Wichtig ist es, dass Eltern sich in solchen Situationen keine Vorwürfe machen. Auch ein Kind, das unter schwierigen Bedingungen auf die Welt kam, kann Urvertrauen entwickeln.“

Für eine gute Eltern-Kind-Bindung sind die unzähligen gemeinsamen Stunden in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten mindestens genauso entscheidend
Dr. Carola Bindt
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Obwohl das Bonding von Experten als bedeutsam für die Bindung eingeschätzt wird, muss man es nicht überbewerten. „Für eine gute Eltern-Kind-Bindung sind die unzähligen gemeinsamen Stunden in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten mindestens genauso entscheidend“, sagt Dr. Carola Bindt, Oberärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie vom UKE in Hamburg.

Bonding und Urvertrauen gelingen, wenn die Eltern ihrem Baby von Anfang an mit viel Wärme und Liebe begegnen und sich ganz auf seine Bedürfnisse einlassen. „Das heißt nicht, dass sie sich völlig aufgeben sollen. Aber Eltern, die besonders in den ersten acht Lebensmonaten auf Schreien und Weinen prompt und angemessen reagieren, werden in der Regel belohnt. Ihr Baby entwickelt sich zu einem zufriedenen Menschen. Denn es hat gelernt: ,Mama und Papa sind da, wenn ich sie brauche'“, beschreibt Ilka-Maria Thurmann diesen wichtigen Abschnitt des Bindungsprozesses.

Keine Scheu: Hilfe annehmen bei problematischer Bindung

Uns Menschen ist die Fähigkeit zur Bindung angeboren. „Aber Beziehungen sind immer voller Schwierigkeiten – unter Umständen auch die zum eigenen Baby“, sagt Carola Bindt.
Zu einer Bindungsstörung kann es z.B. kommen, wenn die Eltern Trennung, Trauer oder starken Stress durchleben. Und immerhin 10 bis 15 Prozent aller Mütter leiden nach der Geburt an einer Wochenbett-Depression, die es ihnen schwer macht, sich angemessen um ihr Baby zu kümmern und so Urvertrauen beim Baby aufzubauen.

Auch eine unsichere Beziehung zu den eigenen Eltern führt unter Umständen dazu, dass junge Eltern Schwierigkeiten haben, sich auf ihr Baby einzulassen. Bindungsprobleme werden dann von Generation zu Generation weitergegeben.

Die Expertin für prä- und perinatale Psychologie Ilka-Maria Thurmann rät: „Wer das Gefühl hat, es läuft etwas schief, sollte sich nicht scheuen, professionelle Hilfe zu suchen. Oft ist es eine große Erleichterung, wenn schon einige Sitzungen den Knoten zum Platzen bringen.“ Diese Erfahrung macht auch Carola Bindt bei ihrer Arbeit an der Hamburger Klinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik: „Es ist überhaupt keine Schande, Schwierigkeiten zu haben. Deshalb ist man noch keine schlechte Mutter oder ein schlechter Vater, sondern man liebt sein Kind genauso von Herzen wie die allermeisten Eltern.“

Erste Ansprechpartner bei Problemen sind der Kinderarzt, Frühberatungsstellen oder niedergelassene Kinder- und Jugendpsychiater.

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So zeigen sich unsichere Kind-Eltern-Bindungen

Die Wissenschaft unterscheidet zwischen sicher-gebundenen Kindern, unsicher-vermeidenden und unsicher-ambivalenten Kindern.

  • Unsicher-vermeidende Kinder wirken auf den ersten Blick völlig unproblematisch. Sie brauchen keinen Trost, wenn das Knie aufgeschrammt ist, und Trennungen nehmen sie klaglos hin. Kehrt die Mutter zurück, reagieren sie kaum, sondern spielen weiter. Untersuchungen haben aber gezeigt, dass diese Kinder in solchen Momenten weit mehr Stresshormone bilden als sicher-gebundene Kinder. „Diese Kinder brauchen von ihren Eltern besonders viele emotionale Angebote, die ihnen das Gefühl vermitteln: "Da ist jemand für mich da. Ich kann um Hilfe bitten'“, sagt Carola Bindt.
  • Unsicher-ambivalente Kinder zeigen stärker ihre Gefühle. Aber sie lassen sich im Gegensatz zu sicher gebundenen Kindern nur schwer von ihren Müttern oder Vätern beruhigen. Und sie reagieren häufig zwiespältig: Sie suchen die Nähe ihrer Eltern, reagieren dann aber mit Wut und machen sich wieder los. Durch permanentes Quengeln und Jammern fordern sie dauernde Aufmerksamkeit. „Solchen Kindern hilft es, wenn sie einen sehr geregelten Alltag haben und sehr viel Zuverlässigkeit erfahren. Rituale sind für sie besonders wichtig“, so Carola Bindt.

Grundsätzlich reagiert ein Baby, das sich der Liebe ihrer Eltern nicht ganz sicher ist, schneller gereizt, hat eine niedrigere Frustrationsschwelle und ruht weniger in sich selbst. Man geht heute davon aus, dass immerhin etwa 60 Prozent der Kinder eine sichere Bindung zu ihren Eltern haben. Etwa 40 Prozent aber erleben eine unsicher-vermeidende oder unsicher-ambivalente Beziehung. Hier können die Eltern, notfalls mit professioneller Unterstützung, gegensteuern.

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Bildquelle: Getty Images/iStock/olegloktionov

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