Was hättet ihr gern in der Schule gelernt, was ihr euch mühsam danach draufgeschafft habt? Und was sollten eure Kinder, wenn es nach euch geht, in der Schule neben Mathe, Deutsch, Bio und Kunst auch noch lernen? Wir haben 9 Skills gefunden, von denen wir denken, dass sie in der Schule Pflicht sein sollten (und es nicht sind) und geben Tipps, wie ihr das Wissen kinderleicht vermitteln könnt. Vielleicht machen ja auch die Schulen mit?
#1 Finanzen
Es ist wohl das bestimmende Thema, dass im Schulunterricht allenfalls als Randnotiz behandelt wird: Finanzen. Weder wird erklärt wie eine Steuererklärung ausgefüllt werden muss, noch wie ein ETF-Sparplan angelegt werden kann oder was genau gute Vorsorgemöglichkeiten sind.
In der Schule lernen unsere Kinder rechnen, Sachaufgaben zum Thema Geld zu beantworten, Prozente zu ermitteln oder den Dreisatz. Auch alles wichtig, aber es gibt da eben noch die praktische Seite. Lust auf das Thema Finanzen kommt wohl bei den wenigsten von uns ganz von allein, dabei ist es elementar wichtig.
Tipp: Sprecht über Geld, auch um diese unsägliche Barriere "Über Geld redet man nicht" endlich zu durchbrechen. Wenn Finanzen ein Tabuthema sind, fällt uns das irgendwann auf die Füße. Auch das Verständnis, dass nicht alle Menschen gleich viel Geld haben, ist wichtig.
#2 Nachhaltigkeit
Tatsächlich tut sich im Bereich Nachhaltigkeit im Schulumfeld einiges, nicht zuletzt auch durch die Fridays for future Bewegung. Aber dieser Wandel passiert aus den Schüler*innen selbst heraus. Hier könnte noch viel mehr getan werden. Auch, um die ganzen Zusammenhänge besser zu verstehen. Denn natürlich ist Nachhaltigkeit ein extrem komplexes Thema.
Das sollte Schulen aber nicht davon abhalten, es als Unterrichtsthema zu identifizieren. Und, ein kleiner Schritt zu mehr Nachhaltigkeit wäre natürlich auch auf die gefühlten 100 Kopien im Halbjahr zu verzichten und den Unterricht digitaler zu gestalten. Dafür sind die meisten Schulen aber überhaupt noch nicht ausgestattet.
Tipp: Integriert Nachhaltigkeit als Thema in euren Familienalltag. Das fängt bei der Mülltrennung an, geht über Secondhand Kleidung und bewusstes Einkaufen und endet bei der Entscheidung welchen Stromanbieter ihr nutzt noch lange nicht. Sprecht darüber, wie jede Kaufentscheidung auch eine für mehr Nachhaltigkeit sein kann und warum das Thema so komplex und so wichtig ist.
#3 Empathie
Wir alle wünschen uns, dass unsere Kinder empathisch sind, auf sich und andere achten, mitfühlen und mitdenken. Und doch kommt genau das im Schulalltag oft zu kurz. Auch, weil gewollt oder nicht, Kinder natürlich miteinander konkurrieren. In den meisten Schulen gilt das Leistungsprinzip, sehr gut ist, wer auf die Fragen eine Antwort hat. Wer den Unterricht stört, weil er oder sie der Nachbarin die letzte Aufgabe erklärt, fällt unangenehm auf und wird dafür meist angemeckert oder mit Punktabzug bestraft. Empathisch ist das nicht, sondern praktisch, weil es darum geht, eine möglichst ruhige Arbeitsatmosphäre zu schaffen.
Tipp: Seid aufmerksam, seid selbst empathisch. Kinder lernen durch Nachahmung am meisten. Und seid offen, wenn eure Kinder euch erzählen, was in der Schule passiert ist. Ihr müsst da ja nicht immer sofort aktiv werden und euch bei jeder (ungerechtfertigten) Ermahnung, an die Lehrperson wenden. Oft reicht es aus, eurem Kind den Rücken zu stärken, zuzuhören und zu versichern, dass anderen helfen und Rücksicht nehmen, die richtige Entscheidung ist.
#4 Wertschätzender Meinungsaustausch
Natürlich wissen unsere Kinder, wie sie streiten, das trainieren sie ja von kleinauf an jedem, der ihnen mal ihr Spielzeug klaut oder ihre Gefühle verletzt. Aber nicht jede Strategie, die sie sich da überlegen, tut der Gemeinschaft auch wirklich gut. Deswegen wäre es toll, wenn in der Schule mehr darüber gesprochen und aufgeklärt werden würde, wie miteinander streiten und Debatten austragen eigentlich funktioniert. Dass man den anderen ausreden lässt, versucht den gegensätzlichen Standpunkt wirklich zu verstehen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, das fehlt leider viel zu oft. Manchmal sind schon die Beziehungen vom Lehrpersonal zu den Eltern von sehr viel Streit gezeichnet, dass sich allein daran zeigt, wie wichtig wertschätzender Meinungsaustausch ist.
Tipp: Geht Streit mit euren Kindern nicht aus dem Weg. Sie lernen am meisten durch euch und eure Interaktion. Achtet darauf, wie ihr zuhause miteinander Streit austragt. Ist der immer wertschätzend und nimmt die Bedürfnisse der anderen wahr?
#5 Mentale Gesundheit und Resilienz
Wir alle wissen, wie wichtig die mentale Gesundheit ist. Und doch kümmern wir uns zu wenig darum. Studien zeigen immer wieder, wie gestresst schon Grundschüler*innen sind, vom Notendruck, vom Freizeitstress und all den Terminen, die sie so wahrnehmen. Ein Fach, dass sich mit mentaler und physischer Gesundheit beschäftigt, wäre ideal, um zu verstehen, wie wichtig es ist, auf sich selbst zu hören und wahrzunehmen wie es einem geht.
Tipp: Wenn ihr selbst Yogaaffin seid, macht das doch mal gemeinsam mit euren Kindern. Oder ihr meditiert zusammen. Eltern dürfen ja auch neue Sachen lernen. Von einer gestärkten Resillienz profitiert wirklich jede*r.
#6 Medienkompetenz
Ja, ich weiß, einige sagen jetzt: Aber mein Kind hat doch einmal die Woche Unterricht im Computerraum. Was da gelehrt wird, sind in aller Regel die Basics in Textverarbeitung. Das ist auch wichtig, aber reicht bei weitem nicht fürs Thema Medienkompetenz aus. Da machen die Kinder und Jugendlichen den Lehrer*innen häufig was vor. Und es geht auch nicht darum, dass jemand alles wissen muss, natürlich nicht.
Aber dann sollten Expert*innen eingeladen werden, die über den Umgang mit Social Media, Cybermobbing, Cybergrooming und Hate Speech aufklären. Wann immer ich Themen wie Kinderfotos im Netz oder Datensicherheit anspreche, wird es schnell leise und ich bekomme den Hinweis, mich doch bitte an den Datenschutzbeauftragten zu wenden. Aber das kann für Schüler*innen ja nicht die Lösung sein.
Tipp: In das Thema müsst ihr euch leider selbst einlesen. Hier auf familie.de decken wir die wichtigsten Themen bereits ab und aktualisieren diese Informationen regelmäßig. Wichtig ist es auch, mit euren Kindern dazu im Kontakt zu bleiben. Denn natürlich ist es ok, nachzufragen was sie da im Netz eigentlich treiben. Was nicht geht: Kindern ein Smartphone in die Hand zu drücken und aufs Beste zu hoffen. Ihr müsst ihnen die digitale Welt erklären, so, wie ihr es auch in der realen Welt getan habt.
#7 Berufsplanung
Was willst du denn mal werden, wenn du groß bist? Diese Frage wird allen kleinen Kindern irgendwann gestellt. Was dann nicht passiert, ist Hilfe anbieten, um eine Antwort auf die Frage zu finden. Wie entscheidet man sich denn für einen Beruf? Und welche Berufe gibt es überhaupt. Für die meisten Schüler*innen gibt es in ihrer Schullaufbahn einen einmaligen Termin bei der Berufsberatung vom Jobcenter. Da werden dann Fragen beantwortet und Berufe vorgeschlagen. Und das wars dann auch.
Dazu kommen noch ein, zwei Praktika während der Schulzeit, die die meisten in Ermangelung an Kontakten bei den Firmen machen, die eben einfach erreichbar sind. Auch wie Schüler*innen sich nach der Schule auf Ausbildungen bewerben, sollte ein Thema sein.
Tipp: Sprecht mit euren Kindern über ihre Berufswünsche. Ladet Freund*innen ein, die von ihren Berufen erzählen, solche in Festanstellung und solche die freiberuflich tätig sind. Verliert die Angst, eure Kinder würden einen Beruf ergreifen, den ihr für nicht geeignet haltet. Denn Erfolg ist etwas sehr individuelles.
#8 Notfallvorbereitung
Bei Feuer ruf die 112, die Polizei erreichst du unter 110. Das wissen eigentlich alle Kinder bereits im Kindergarten. Aber wie reagiert man richtig, wenn jemand sich verletzt? Wie wird Erste Hilfe geleistet und was sollte ich tun, wenn jemand aus Versehen etwas Giftiges gegessen oder getrunken hat? Das sind alles Dinge, die in der Schule nicht trainiert werden, die aber das Leben von allen bereichern und im Zweifelsfall auch retten würden. Denn wer sich in stressigen Situationen sicher(er) fühlt, weil er oder sie weiß, was zu tun ist, agiert souveräner.
Tipp: So, wie ihr das Wählen des Notrufs geübt habt, so könnt ihr auch Erste Hilfe Maßnahmen trainieren. Natürlich hat niemand eine Puppe zuhause die misst, ob ihr mit genügend Druck den Brustkorb massiert. Aber auch an Kuscheltiere kann man solche Situationen spielerisch üben. Und die Nummern vom Giftnotruf für eure Region sollten die Kinder auch kennen.
#9 Zivilcourage
Kein Schulbuch kann Zivilcourage lehren und doch ist das etwas, dass Kinder und Jugendliche kennen sollten. Denn öfter als gedacht, kommen wir alle in Situationen in denen es darum geht Haltung zu zeigen, anderen beizustehen oder sich schützend vor sie zu stellen. Das fängt beim Thema Rassismus an. Wie spreche ich das an, wie gehe ich dagegen vor, wie unterstütze ich Betroffene? Das alles sollte im Unterricht Thema sein.
Kein Schulbashing
Bei all der Kritik an Schule: Wir sollten uns auch klar machen, dass sie nicht alles leisten kann. Zum Einen, weil Schüler*innen sehr unterschiedlich sind und ganz unterschiedliche Interessen, Erfahrungshorizonte und Themen haben, bei denen sie gern zuhören und mitmachen. Es ist klar, dass nicht jedes Kind begeistert beim Yoga mitturnen würde, oder beim Unterrichtsfach Medienkompetenz zuhören. Aber wenn es kein Glücksfall mehr ist, ob und wie Kinder Soft Skills lernen, dann ist schon viel erreicht.
Denn ehrlicherweise ist die Erfahrung vieler Eltern und Schüler*innen momentan vor allem die, dass vieles mit der Motivation der Lehrer*innen steht und fällt. Und die hat nichts mit dem Alter zu tun, sondern mit den Entfaltungsmöglichkeiten an der Schule, den Arbeitsbedingungen und letztlich den Interessen der Schüler*innen selbst. Hier gilt also auch: Nur Mut und im Zweifel selbst was vorschlagen, statt immer nur zu fordern.
Bildquelle: getty images / iStock / Getty Images Plus / monkeybusinessimages
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