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Komplikation

Gebärmutterriss: So gefährlich ist eine Uterusruptur für Mama und Baby

Bei einem kompletten Gebärmutterriss setzen die Wehen plötzlich aus und die Geburt kommt zum Stillstand.
© Getty Images / staticnak1983

Ein Gebärmutterriss zählt zu den gefährlichsten, glücklicherweise aber seltenen Komplikationen unter der Geburt und in der Schwangerschaft. Wie man eine Uterusruptur bemerkt, wie sie behandelt wird und mit welchen Folgen zu rechnen ist.

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Wie gefährlich ist ein Gebärmutterriss?

Als Uterusruptur bezeichnet man einen Riss der Gebärmutterwand. Sie zählt zu den lebensgefährlichen Geburtskomplikationen für Mama und Baby und muss sofort medizinisch behandelt werden. Glücklicherweise kommt ein Gebärmuterriss nur selten vor: etwa bei jeder 1.500. Geburt.

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Es gibt verschiedene Arten von Gebärmutterrissen:

#1 Komplette Uterusruptur (offene Ruptur)

Bei einer kompletten Uterusruptur zerreißt die Gebärmutterwand inklusive Gewebehaut und aller Muskelschichten. Dieser Fall ist der gefährlichste, da Blut, Fruchtwasser, die Plazenta und der Fötus nun in den freien Bauchraum eintreten können. Das Baby kann nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt werden und es drohen schwere Hirnschäden oder sogar der Tod des Kindes. Auch für die Mutter besteht durch den starken Blutverlust Lebensgefahr.

#2 Inkomplette Uterusruptur (gedeckte Ruptur)

Doch es gibt auch Abstufungen in der Schwere des Verlaufs: Bei einem inkompletten Gebärmutterriss reißen zwar die Gebärmutterwand und die Muskelschichten, doch die Gewebehaut bleibt unverletzt. In diesem Fall treten tendenziell weniger ernste Komplikationen auf, da es oft keine starken Blutungen gibt und das Baby in der Gebärmutterhöhle bleibt. Manchmal wird eine inkomplette Uterusruptur daher erst bei späteren Kaiserschnitten entdeckt.

Risikofaktoren eines Gebärmutterriss unter der Geburt

Eine Uterusruptur kann, meist unter Wehen, vor oder während der Geburt auftreten. Folgende Faktoren erhöhen das Risiko eines Gebärmutterrisses:

  • Vorangegangene Operationen der Gebärmutter: oft durch Dehiszenz (Auseinanderweichen) einer früheren Kaiserschnittnarbe
  • Medikamentöse Geburtseinleitung: Cytotec und Wehentropf erhöhen die Gefahr eines Gebärmutterrisses um das 2-3-Fache auf 1 bis 1,5 %.
  • Lageanomalien: bei Baby in Querlage v. a. nach dem Blasensprung erhöhtes Risiko
  • Geburtsstillstand: Wenn der Kopf nicht durchs Becken passt oder bei Schulterdystokie können sehr starke, "zerreißende" Wehen auftreten.
  • Kristellern: Kristeller-Handgriff kann bei der Mutter zu Gebärmutter- oder Leberrissen, Rippenprellungen oder sogar –brüchen, Damm- und Scheidenrissen führen.
  • Uterusfehlbildungen: z. B. Uterus bicornis
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Keine Angst: Auch bei einer vaginalen Geburt nach einem Kaiserschnitt (VBAC) ist eine Uterusruptur sehr selten. Das Risiko, dass das Gewebe der Narbe reißt, ist aufgrund des modernen waagrechten Einschnitts nur 0,6 % höher als wenn eine Spontangeburt vorangegangen ist. Nach zwei Kaiserschnitten ist bei einer VBAC allerdings von einem erhöhten Uterusruptur-Risiko von bis zu 3,7 % auszugehen.

Gebärmutterriss während der Schwangerschaft

In sehr seltenen Fällen wird die Gebärmutter schon während der Schwangerschaft so stark gedehnt, dass eine Uterusruptur auftritt, fast immer während des letzten Schwangerschaftsdrittels. Das kann der Fall sein, wenn du Mehrlinge erwartest, zu viel Fruchtwasser oder eine Endometrioseerkrankung hast. Aber bitte keine Panik: In diesen Fällen wird deine Gynäkologin dich sehr engmaschig überwachen.

Wie merkt man, dass die Gebärmutter verletzt ist?

Warnzeichen und Symptome einer (drohenden) Uterusruptur:

Bei der Mutter

Beim Fötus

  • Heftige Unterleibsschmerzen
  • Erhöhte Druckempfindlichkeit des unteren Uterussegments
  • Unruhe, Angst, Panik
  • Plötzliches Aussetzen der Wehen bei komplettem Gebärmutterriss
  • Wehensturm
  • Schocksymptome (Stark abfallender Blutdruck, Herzrasen, Blässe, Bewusstlosigkeit, kalter Schweiß)
  • Anstieg des sog. Bandl-Rings auf oder über Nabelhöhe (Muskelring, der während starker Wehen durch die Bauchdecke hindurch sichtbar werden kann)
  • Vaginale Blutung
  • Stark abfallender oder ganz ausbleibender Herzschlag
  • Fehlende Kindsbewegungen
  • Lässt sich vaginal kaum noch oder gar nicht mehr tasten
  • Bei komplettem Gebärmutterriss dicht unter der Bauchdecke tastbar

Bei einer inkompletten Ruptur kann es auch vorkommen, dass die Mutter keine der oben genannten Beschwerden hat (stille Ruptur). Per Ultraschall kann der Verdacht überprüft werden. Ist der Riss ohne Wehentätigkeit aufgetreten, kann der Arzt eine Laparotomie vornehmen, um die Diagnose zu bestätigen: einen Schnitt des Bauchraums, der den Blick auf die Gebärmutter freigibt. Dann wird das Baby unmittelbar operativ entbunden.

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Behandlung einer Uterusruptur

Ein Gebärmutterriss ist ein medizinischer Notfall und muss sofort behandelt werden. Allerdings ist nicht immer ein Notkaiserschnitt notwendig. Der Eingriff hängt von der Schwere der Verletzung des Uterus ab. In vielen Fällen kann die Sectio auch eilig, aber ohne Vollnarkose vonstattengehen. Bei einer drohenden Ruptur kann versucht werden, das Zerreißen durch Wehenhemmer zu verhindern.

Im Anschluss an die Geburt des Babys wird die Gebärmutter wieder vernäht. Manchmal ist die Verletzung allerdings so schwer, dass sich die Blutung nicht stillen lässt. Dann muss die Gebärmutter operativ entfernt werden (Hysterektomie).

Klar, ein Gebärmutterriss ist eine schlimme Vorstellung. Bitte vergiss nicht, dass diese Komplikation wirklich sehr selten auftritt und hab keine Angst vor der Geburt. Hebamme Jana Friedrich gibt in unserem aufbauenden Video Tipps, wie du entspannt in die Entbindung gehen kannst:

Birth Esteem: Empowered gegen die Angst vor der Geburt mit Hebamme Jana Friedrich Abonniere uns
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Welche möglichen (Spät-)Folgen hat eine Uterusruptur?

Eine Uterusruptur schließt eine spätere Schwangerschaft nicht bei allen Frauen von vornherein aus. Allerdings solltest du, wenn möglich, ein bis zwei Jahre bis zur nächsten Schwangerschaft warten und dich zuvor und während dessen sehr sorgfältig betreuen lassen. Das Risiko von Schwangerschaftskomplikationen wie einer Plazenta praevia oder einer in die Gebärmutterwand eingewachsenen Plazenta (Plazenta accreta) ist erhöht.

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Die meisten Mediziner*innen werden dir außerdem dazu raten, das Baby spätestens in der 38. SSW per Kaiserschnitt zu entbinden, um die Gefahr eines weiteren Gebärmutterrisses zu verringern. Musste eine Hysterektomie vorgenommen werden, ist eine weitere Schwangerschaft leider ausgeschlossen.

Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen, Hebammen oder Apotheker*innen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.

Quellen: Universitätsklinikum Tübingen, University of Zurich, Perdue, M. et al.: First-trimester uterine rupture: a case report and systematic review of the literature, Frauenheilkunde aktuell, Pschyrembel online, gesundheitsinformation.de