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Fruchtwasser: So perfekt schützt diese besondere Flüssigkeit dein Baby

Fruchtwasser: Schwangere Frau schwimmt unter Wasser mit leichten Tüchern in blau und lila um sich herum
© iStock / Getty Images Plus / Kladyk

Die ganze Schwangerschaft hindurch befindet sich dein Baby in der Fruchtblase, umhüllt von Fruchtwasser. Woraus diese wunderbare Flüssigkeit besteht, welche vielfältigen Aufgaben sie für dein Kleines erfüllt und wie viel Fruchtwasser bis zur Geburt gebildet wird.

Was ist Fruchtwasser eigentlich?

Als Fruchtwasser bezeichnet man die Körperflüssigkeit, die sich während der Schwangerschaft in der Fruchtblase befindet. Das Baby bleibt bis zur Geburt in diesem feuchten Medium.

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Fruchtwasser besteht zu 99 % aus Wasser. Den Rest bilden Elektrolyte, Eiweiß, Laktat, Harnstoff, Glukose, Hormone sowie Haar- und Hautzellen des Fötus. Bis zur 12. SSW wird das Fruchtwasser hauptsächlich über den Stoffwechsel der Mama über die Plazenta bereitgestellt. Danach dann über die Harnproduktion des Babys. Es nimmt Fruchtwasser auf und scheidet es wieder aus.

Fruchtwasser wird sowohl aus dem Stoffwechsel der Mama als auch aus dem Stoffwechsel des Babys gebildet und beinhaltet Zellen von beiden. Deswegen kann eine Fruchtwasseruntersuchung Aufschluss über mögliche Fehlentwicklungen in den Chromosomen des Kindes geben.

Welche Aufgaben erfüllt das Fruchtwasser?

  • Schutz: Durch das Fruchtwasser ist dein Baby vor Erschütterungen, Schlägen, Stößen und Lärm bewahrt. Außerdem verhindert die Flüssigkeit Verwachsungen zwischen der Eihaut (der äußeren Hülle der Fruchtblase) und dem Kind.
  • Wärme: Das Fruchtwasser hat eine konstante Temperatur von gemütlichen 37,5 Grad. Damit ist dein Baby sowohl vor Unterkühlung als auch vor Überhitzung perfekt geschützt.
  • "Free drinks": Schon ab der 13. SSW beginnt dein Baby, kleine Mengen des Fruchtwasser-Cocktails zu schlucken. Später trinkt es bis zu 400 ml täglich. So wird sein Magen-Darm-Trakt angeregt und die Produktion von Urin und Kindspech kommt ins Laufen.
  • Bewegungsmöglichkeiten: Im Fruchtwasser kann dein Kleines sich völlig ungehindert und nahezu schwerelos bewegen und so seinen ganzen Bewegungsapparat optimal trainieren. Festgehalten wird es mit der Nabelschnur. Das Fruchtwasser sorgt auch dafür, dass diese lebenswichtige Verbindung unbeschadet bleibt. 
  • Raum zum Wachsen: Durch die Flüssigkeit bewegt sich dein Kleines immer entgegen leichten Widerstands, was es zum Wachsen anregt. 
  • Geschmacksbildung: Ab der 16. SSW beginnen sich die Geschmacksknospen auf der Zunge zu entwickeln. Bald schon kann dein Baby unterschiedliche Geschmacksrichtungen wahrnehmen. Dabei spielt das Fruchtwasser eine wichtige Rolle, denn darin finden sich Aromastoffe aus den Lebensmitteln, die Mama zu sich genommen hat.
  • Unterstützt die Geburt: Wenn die Fruchtblase in der Eröffnungsphase der Geburt noch intakt ist, also noch kein Blasensprung erfolgt ist, unterstützt sie die Öffnung des Muttermunds, da sie wie ein Keil wirkt.

Wie wird die Haut des Babys im Fruchtwasser geschützt?

Fruchtwasser hat einen leicht alkalischen pH-Wert von ungefähr 7,5. Damit ist es zwar mild, dennoch würde die empfindliche Haut mit der Zeit aufweichen, so wie wenn man zu lange badet. Aus diesem Grund bildet sich ab etwa der 17. SSW die Käseschmiere, eine supereffektive Schutzschicht. Ebenfalls schützend wirkt die Lanugobehaarung, ein Flaum aus Wollhaaren.

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Wie atmet ein Baby im Fruchtwasser?

Wenn du dich in der 12. Schwangerschaftswoche befindest, fängt dein Baby an, Fruchtwasser ein und aus zu "atmen". Damit trainiert es für die Zeit nach der Geburt, wenn die Lungen also erstmals Sauerstoff atmen. So lange es im Bauch ist, ist die Lunge mit Alveolarsekret gefüllt, das durch die "Atembewegungen" wiederum ins Fruchtwasser abgegeben und so Teil davon wird. Es ist wichtig für eine reguläre Entwicklung der Lunge und die Bildung des Stoffes Surfactant, die ab der 24. SSW in Gang kommt. Surfactant wiederum regelt die Entfaltung der Lungenbläschen. Das Fruchtwasser spielt bei der Lungenreifung also eine große Rolle. Bei der Geburt wird durch den engen Geburtskanal fast die gesamte Menge des Fruchtwassers aus der Lunge gepresst. Das Baby kann nun seinen ersten Atemzug nehmen.

Wieviel Fruchtwasser befindet sich in der Fruchtblase?

Schon ab der Einnistung, in der 3. SSW, beginnen die Eihäute, Flüssigkeit zu bilden. In der 10. SSW schwimmt der Fötus in ca. 30 ml Fruchtwasser, in der 12. SSW hat sich das Volumen schon auf 60 ml verdoppelt und in der 20. SSW umgeben 400 ml Flüssigkeit das Baby. In der 34. SSW befindet sich mit ungefähr einem Liter das meiste Fruchtwasser in der Fruchtblase. Bis zum Termin nimmt die Menge dann wieder ab – auf rund 800 ml. Wenn der Geburtstermin überschritten wird, sinkt die Menge des Fruchtwassers weiter, in der 42. SSW sind dann nur noch ca. 500 ml in der Fruchtblase vorhanden.

Du fragst dich, wie es sein kann, dass die Menge des Fruchtwassers nicht abnimmt, obwohl das Baby doch davon trinkt? Die Antwort: Das Fruchtwasser wird andauernd erneuert. Die Resorption, so nennt man spezielle Ausgleichsmechanismen des Körpers, halten die Menge des Fruchtwassers konstant, so dass ein Kreislauf entsteht. Was in das Baby hineinfließt, wird über seinen Darm resorbiert und über die Plazenta wieder an die Mama abgegeben. Wenn die Nieren funktionsfähig sind, scheidet das Baby einen Teil des Fruchtwassers auch darüber wieder aus. Eihäute und Nabelschnur sorgen für einen kontinuierlichen Wasser- und Elektrolytaustausch. Das Fruchtwasser wird innerhalb von 24 Stunden einmal komplett ausgewechselt.

In sehr, sehr seltenen Fällen kann es zu einer Störung dieses perfekten Kreislaufs kommen: Unter der Geburt können unter gewissen Voraussetzungen Fruchtwasser oder darin enthaltene Bestandteile wie Lanugohaare oder Mekonium in den Blutkreislauf und damit in den Lungenkreislauf der Mutter gelangen. Dann entsteht eine gefährliche Fruchtwasserembolie, die sofort intensivmedizinisch behandelt werden muss.

Wie sieht Fruchtwasser aus?

Fruchtwasser ist durchsichtig, sehr wässrig, evtl. etwas weißlich oder leicht rosa und riecht ein bisschen süß. Die Flüssigkeit kann aber auch verfärbt sein. Was das bedeuten kann, liest du hier:

Ist es schlimm, wenn man ein bisschen Fruchtwasser verliert?

Manchmal ist es erst mal schwer zu unterscheiden, ob Fruchtwasser abgeht oder ob es sich um Ausfluss bzw. Urin handelt. Wenn du dir unsicher bist, kannst du dir Fruchtwasser-Teststreifen in der Apotheke besorgen.

Solltest du feststellen, dass Fruchtwasser abgeht oder dir weiter unsicher sein, kontaktiere bitte unbedingt deine Hebamme oder deinen Arzt bzw. deine Ärztin. Denn normalerweise platzt die Fruchtblase erst kurz vor der Geburt.

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Verlierst du also deutlich vor dem ET Fruchtwasser, kann es zu einem vorzeitigen Blasensprung oder zu Blasenrissen gekommen sein. Das ist mit vielen Risiken verbunden, es kann z. B. zu einer Infektion mit Streptokokken, zu einem Nabelschnurvorfall oder einer Frühgeburt kommen.

Aus kleinen Blasenrissen, die sich weit oberhalb des inneren Muttermunds befinden, tritt meist nur wenig Fruchtwasser aus, so dass sie bei den Ultraschalluntersuchungen nicht unbedingt auffallen. Trotzdem kann es auch hier unbemerkt zum Eindringen von Keimen und Infektionen kommen. Wenn du also auch nur kleine Mengen Fruchtwasser verlierst, geh bitte trotzdem zu deiner Gynäkologin. Du erhältst dann Antibiotika, die eine infektionsbedingte Frühgeburt verhindern sollen. Und du solltest darauf achten, ganz viel Ruhe zu bekommen. Dann können sich kleine Risse manchmal von selbst wieder schließen.

Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen aber natürlich keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen, Hebammen oder Apotheker, damit sie euch individuell weiterhelfen können.

Fruchtwasser übernimmt also ganz viele wichtige Funktionen für die Entwicklung deines Babys. Weitere spannende Einblicke in das Geschehen in deinem Bauch können Schwangerschafts-Apps liefern. 5 besonders gute findest du in unserem Video:

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Quellen: Eberhard Merz: Sonographische Diagnostik in Gynäkologie und Geburtshilfe, Band 2, Deutsche Hebammenzeitschrift

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