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Mama in Gefahr

Kindbettfieber: Bei Fieber im Wochenbett sofort zum Arzt

Wochenbettfieber Symptome
© Gettyimages/demaerre

Wenn Mama im Wochenbett fiebert, kann Kindbettfieber die Ursache sein. Früher nicht selten tödlich, gilt die Entzündungskrankheit heute als gut behandelbar. Trotzdem ist es wichtig, bei ersten Symptomen schnell zu handeln und einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen.

Kindbettfieber – was ist das?

Kindbettfieber wird auch Wochenbettfieber oder Puerperalsepsis genannt und tritt nur bei Müttern in den ersten Wochen nach der Geburt auf. Dabei dringen Bakterien über die Geburtswunden, z. B. bei Dammriss, Scheidenriss oder auch über die Kaiserschnittnarbe, in den Körper ein und verursachen eine Entzündung, die zu schweren Symptomen bis hin zu einer tödlichen Blutvergiftung (Sepsis) führen kann. Die häufigsten Erreger sind Staphylokokken, Streptokokken, Coli- oder Neisseria-Bakterien.

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Kurz nach der Geburt löst sich die Plazenta von der Gebärmutterwand (Nachgeburt) und hinterlässt eine große Wunde, das ist ganz normal. In den Wochen nach der Geburt fließt das restliche Wundsekret aus der Gebärmutter ab – das nennt man Wochenfluss. Der Wochenfluss ist hoch infektiös, d. h. dort haben es Bakterien leicht, in die Gebärmutter aufzusteigen und im schlimmsten Fall eine Entzündung mit schweren Symptomen auszulösen: das Kindbettfieber.

Ist Kindbettfieber tödlich?

Noch vor hundert Jahren war das Kindbettfieber eine der häufigsten Todesursachen für Wöchnerinnen. Heute wird es mit Antibiotika effektiv behandelt, kann aber bei ungehinderter Ausbreitung im Körper noch immer tödlich enden. Doch keine Panik: In den allermeisten Fällen wird das Wochenbettfieber schnell erkannt und bekämpft, sodass es der frisch gebackenen Mama bald wieder besser geht.

Symptome des Kindbettfiebers

Bei diesen Symptomen der Mutter im Wochenbett sollte ein Arzt verständigt werden:

  • Fieber (mind. 38° Celsius)
  • Ausbleibender oder stockender Wochenfluss, der übel riecht
  • Druckschmerz im Unterleib
  • Plötzliche starke Blutungen
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Starke Unruhe, Puls- und Atembeschleunigung
  • Niedriger Blutdruck

Weil beim Kindbettfieber schnelles Handeln wichtig ist, gilt bei den genannten Symptomen sofort Alarmstufe Rot. Ab zum Arzt – dort werden mittels Blutabnahme die Entzündungswerte im Blut ermittelt und im Anschluss Medikamente verabreicht, denn ohne geht es nicht. Oft wird zusätzlich Methylergometrin gegeben – ein Wirkstoff, der die Gebärmutterrückbildung anregt und die natürliche Wundheilung der Geburtsverletzungen unterstützt.

Was sind die Ursachen für das Wochenbettfieber?

Besonders gefährdet für die Entstehung von Kindsbettfieber sind Mütter, wenn:

  • Es unter der Geburt zu einem Dammriss, Dammschnitt oder ähnlichen Geburtsverletzungen kam, über deren Wunden Bakterien eindringen können.
  • Plazentareste in der Gebärmutter zurückbleiben.
  • Der Wochenfluss nicht richtig fließt (z. B. bei einem Wochenflussstau)
  • Nach einem Kaiserschnitt der Muttermund verengt oder verschlossen bleibt.
  • Nicht ausreichend auf Hygiene geachtet wird.
  • Eine Immunschwäche oder Vorerkrankungen da sind.

Schlafmangel, Stillprobleme, Startschwierigkeiten, Stress und Überforderung – im Wochenbett kann das mütterliche Immunsystem schnell an seine Grenzen kommen. Sodass auch mal Fieber im Wochenbett durch Überanstrengung auftreten kann. Daher gibt es einige Dinge, die Frau in dieser Zeit unbedingt beachten sollte.

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Wie Kindbettfieber vorbeugen?

Das A und O, um dem Kindbettfieber vorzubeugen, ist eine gute Intimhygiene während der Wochenbettzeit. Dazu zählt:

  • Etwa alle drei Stunden die Binde wechseln, um Keimen den Nährboden zu nehmen.
  • Bei jedem Toilettengang mit lauwarmem Wasser (z. B. aus einem Messbecher) nachspülen.
  • Tampons sind tabu.
  • Sechs Wochen lang sollte auf Sex verzichtet werden, weil durch Geschlechtsverkehr das Infektionsrisiko steigt.
  • Regelmäßige Kontrolle des Wochenflusses durch die Hebamme.
  • Sich für den Toilettengang Zeit nehmen: Klingt banal, ist mit schreiendem Säugling und permanenten Schmerzen aber gar nicht so einfach in die Tat umzusetzen. Ganz wichtig ist Unterstützung. Dem Partner oder der Partnerin muss klar sein, dass Wundheilung Zeit braucht und eine Geburt Spuren hinterlässt.

Außerdem vorbeugend helfen kann:

  • Stillen (durch das Stillhormon Oxytocin werden Nachwehen ausgelöst, die den Wochenfluss verstärken)
  • Leichte Rückbildungsmaßnahmen
  • Und vor allem: Ruhe. WochenBETT darf durchaus wörtlich genommen werden!

Wann und wie lange tritt das Kindbettfieber auf?

In den ersten sechs Tagen nach der Geburt sind Mamas besonders anfällig. Insgesamt kann der Wochenfluss über die gesamte Dauer der Wochenbettzeit (also bis zu sechs Wochen) fließen. Generell gilt: Je weiter die Rückbildung fortgeschritten ist, desto geringer das Risiko einer Erkrankung am Kindbettfieber.

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Meine persönliche Erfahrungen mit dem Wochenbettfieber

Ehrlich gesagt, ich kannte das Kindbettfieber nur vage aus historischen Filmen, in denen Mütter kurz nach der Geburt versterben – kommt heute nicht mehr vor, dachte ich naiv. Bis ich nach meiner ersten Geburt selbst mit heftigen Fieberschüben flachlag. Die Geburt: mit PDA, Dammriss und Dammschnitt – alles normal bei einem 4-Kilo-Baby mit Riesenkopf – für mich war es trotzdem eine Traumgeburt, mein Baby war bei mir und gesund, ich überglücklich.

In den nächsten Tagen dann an einer Seite die elektrische Milchpumpe, an der anderen das brüllende Kind. Mit dem Stillen wollte es so gar nicht klappen, eine dicke Mastitis gab’s oben drauf, immer wieder Schüttelfrostattacken, heftige Schmerzen überall und Kreislaufprobleme, die sich niemand auf der Wochenbettstation erklären konnte. Überforderung, lautete das Urteil der Ärztin, die mich vier Tage nach Entbindung nach Hause schickte. Da war noch niemandem klar, dass die Symptome eine ganz andere Ursache hatten: Diagnose Gebärmutterschleimhautentzündung. Die Folge: Kindbettfieber. Die Ursache: unklar. Entbunden an Weihnachten, war ich Silvester also zurück in der Klinik, bekam (inzwischen ziemlich neben mir und kreidebleich) intravenös ein Breitbandantibiotikum verabreicht, während mein Mann sich um meinen Sohn kümmerte, mit ihm das Feuerwerk durchs Klinikfenster bestaunte. Von da an ging es ganz langsam wieder bergauf.

Ein paar Wochen später die Worte von meiner Hebamme: „Kindbettfieber. Daran sind die Frauen früher gestorben.“ Wie dramatisch die Situation wirklich war, habe ich erst viel später realisiert. Vorher war da immer nur das Gefühl, versagt zu haben und die Fragen im Kopf: Warum hast du es nicht geschafft, dich alleine um dein Kind zu kümmern? Warum warst du so schwach? Andere schaffen das doch auch! Heute kenne ich die Antwort: Ich hatte Kindbettfieber und das ist nicht zu unterschätzen.

Gesine Engels-Krone

Bei Fieber sofort zum Arzt!

Warum ich euch das hier erzähle? Es ist eben so typisch für uns Mütter: Wir denken immer ans Baby und an die anderen – und zuallerletzt an uns selbst. Was ich euch raten möchte: Denkt an euch, nehmt euch Zeit für Heilung und Hygiene. Macht im Wochenbett nur das, was euch wirklich gut tut und was ihr auch bewerkstelligen könnt, denn das Wohlergehen der Mama sollte in den ersten Wochen nach der Geburt oberste Priorität haben!

Wenn es euch schlecht geht, dann ist das auch so – zögert nicht, das anzusprechen, vielleicht steckt eine Wochenbett-Erkrankungen dahinter. Kindbettfieber, Mastitis, Wochenbettdepression und Co. sind absolut ernstzunehmende Krankheiten. Also: kuscheln, heilen und ganz viel an sich selbst denken und an die Leistung, die wir mit der Geburt erbracht haben.

Gesine Engels-Krone
Hallo, Wochenbett! Diese 5 Fakten solltet ihr darüber wissen
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