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Stolpersteine

Hand auf's Herz: 15 Erziehungs­fehler, die wir alle schon begangen haben

Schlechte stimmung familie /getty images/ katiafonti

Wir Eltern versuchen jeden Tag aufs Neue im Umgang mit unseren Kids alles richtig zu machen. Wir wollen liebevoll und respektvoll sein – sie fordern, aber nicht überfordern – und geduldig sein, aber nicht grenzenlos. Theoretisch super, in der Praxis für uns alle immer wieder eine Herausforderung.

Wie wir Eltern uns gegenüber unseren Kindern verhalten, prägt sie ein Leben lang. Gewalt – körperliche wie seelische – ist natürlich absolut tabu! Ist klar, aber es gibt noch einiges mehr worauf wir achten können, damit aus unseren Kleinen selbstbewusste Große werden. Denn es gibt einige Verhaltensweisen, mit denen Eltern das Selbstbewusstsein ihrer Kinder (unbewusst) untergraben. Wer diese Stolpersteine kennt, kann sie leichter umschiffen.

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1. Träume überstülpen

Oft schwingt in unseren Äußerungen mit, was wir uns von unseren Kindern wünschen – weil wir es selbst nicht gelebt haben. Ich ertappe mich dabei, wie ich meinen Sohn zum Volleyball-Training schicken will, weil ich damit gern selbst früher angefangen hätte als in der Pubertät. Oder ich höre heraus wie begeistert der Opa insgeheim wäre, wenn der Junge eine Banklehre machen würde – obwohl der Kleine vor allem musisch begabt ist.

Inspiration und Denkanstöße sind wunderbar, aber Kinder sind keine Stellvertreter unserer Wünsche sondern eigene kleine Persönlichkeiten. Wir sollten hinter dem Wesen und dem ganz eigenen Weg unserer Kinder stehen. Egal, ob das nun nach unserem Geschmack ist.

2. Strafen und Angst

In früheren Generationen wurde oft autoritär erzogen. Heute weiß man, dass das nicht der beste Weg ist, Kinder großzuziehen. Einschüchternde Blicke und Drohungen machen Kindern Angst. Sie fügen sich zwar, treffen die Entscheidung aber nicht, weil sie sie für richtig halten, sondern um der Strafe zu entgehen.

Erziehen ohne Schimpfen ist aber durchaus möglich und trägt dazu bei selbstbewusste Menschen heranzuziehen. Wir sollten ihr Kompass sein und ihnen aufzeigen was in Ordnung ist und was nicht – und warum. So lernen sie, eigenständig Entscheidungen treffen und Richtig und Falsch zu unterscheiden.

3. Leistung, Leistung, Leistung

Ein wenig Ansporn, Motivation und positive Rückmeldung sind wichtig, klar. Schwierig ist es aber wenn statt liebevoller Worte immer etwas gekauft wird. Geschenke allein sind kein gutes Zeichen von Wertschätzung. Außerdem zählt beim Legobauen, bei Schulnoten und sportlichen Leistungen nicht nur das Ergebnis. Genauso wichtig ist es, dem Kind zu spiegeln, dass es den Weg dorthin gemeistert hat. "Du hast dich lange damit beschäftigt, ich finde dein Durchhaltevermögen toll" hat einen anderen Impact als "Super Note, ich kauf dir ein Eis."

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Kaum einer will eine*n Erwachsene*n heranziehen, der um jeden Preis Erfolg haben will, daraus seinen Selbstwert zieht und mit Rückschlägen nicht umgehen kann.

4. Gefühle absprechen

Mein Sohn brüllt bei der kleinsten Lappalie wie am Spieß: Der gesamte Spielplatz ist aufgeschreckt, wenn meine kleine Heulboje wegen einer Schramme losschreit. Ich gehe zu ihm, spreche sanft mit ihm und tröste ihn. Zugegeben, "Hör auf zu heulen", "Ist doch nicht schlimm" etc. liegen mir auf der Zunge, aber ich verkneife es mir. Denn für ihn in seiner kleinen Welt ist das wirklich sehr schmerzhaft.

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Alle Gefühle sind okay und brauchen Raum (und ich bald ein Hörgerät..). Er soll kein Erwachsener werden, der seine Emotionen unterdrückt oder betäubt.

Vitesse Schleinig

Was gibt es Schlimmeres als perfekte Eltern?!

In einigen dieser 15 Punkte finde ich mich wieder... Ihr euch auch? Halb so wild, niemand ist schließlich perfekt und unsere Kinder sind nicht aus Zucker. Es sollte nur nicht dauernd vorkommen, denn dann kann das Folgen für die Entwicklung unserer Kleinen haben, die wir bestimmt nicht wollen.

Solange Kinder grundsätzlich liebevoll und geborgen aufwachsen, verkraften sie es auch, wenn Eltern mal einen Moment haben, der nicht gerade pädagogisch wertvoll ist.

Vitesse Schleinig

5. Vorwürfe machen

Ja, wir haben einiges aufgegeben, seitdem wir Eltern sind (und so viel hinzugewonnen!). Und ja, der Alltag ist crazy und anstrengend. Aber nein, Schuldgefühle einzureden ist nicht okay. Niemals solltet ihr dem Kind sagen, dass ihr zum Beispiel schlecht gelaunt seid, weil die Nacht wegen ihm so mies war, oder dass ihr wegen ihm die Karriere aufgegeben habt.

Kinder sollten sich nicht als Last vorkommen, sondern als Bereicherung.

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6. Ein Nein übergehen

Die berühmt-berüchtigte Trotzphase ist vor allem eines: der Weg zu Autonomie. Und genau dazu wollen wir sie doch erziehen, zu eigenständigen und meinungsstarken Persönlichkeiten. Wenn mein Sohn die Uroma nicht küssen will, will er das nicht. Wenn er keine Jacke anziehen will, ist ihm gerade nicht kalt. Es ist sein Recht, eine andere Meinung zu haben.

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Ein ganz großer Herzens-Tipp für alle, die mittendrin stecken in der Autonomiephase, ist das Buch "Das gewünschtes Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn. Der entspannte Weg durch Trotzphasen":

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In der Erziehung geht es nicht darum, den Willen des Kindes zu brechen, sondern es in möglichst vielen Situationen (und das sind abgesehen von Sicherheit, Hygiene und Ernährung einige) mitgestalten zu lassen. Wenn sein Wort etwas gilt, gewinnt es dadurch Mut und Selbstvertrauen.

7. Nicht authentisch sein

Friede, Freude, Eierkuchen, Flausch und Plüsch. So ist der Familienalltag eben nicht immer. Es ist okay gestresst, müde, traurig oder verärgert zu sein. Wir müssen unseren Kindern keine Rolle vorspielen: Jede*r sollte seine oder ihre Bedürfnisse erkennen und sie auch kommunizieren dürfen.

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Kinder sind dabei gleichwürdig, aber nicht gleichberechtigt. Wenn eine Mama Stress im Job hat, könnte sie zum Beispiel formulieren "Es ist für mich wichtig, noch eine halbe Stunde zu arbeiten. Danach bin ich für dich da" statt sofort zu springen, wenn der Nachwuchs spielen will und später eine Nachtschicht einzulegen.

Lese-Tipp: Der bekannte Familientherapeut Jesper Juul hat dazu beispielsweise das Buch "Aus Erziehung wird Beziehung" (Amazon, ab 18 €) verfasst.

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8. Abwesenheit und Desinteresse

Es ist nunmal Fakt: Wir Eltern hängen viel zu oft am Handy. Aber auch ohne Smartphone sind wir manchmal in Gedanken völlig woanders. Das Kind fühlt sich nicht gesehen, nicht gehört, nicht geliebt. Wer mit emotional unerreichbaren Eltern aufwächst, hat es später schwerer, gesunde Beziehungen aufzubauen.

Es geht nicht darum, möglichst viel Zeit ausschließlich mit dem Kind zu verbringen, sondern um die Qualität der gemeinsamen Zeit. Um Aufmerksamkeit, Fokus, sich darauf einlassen. Diese kleinen Inseln sind es, die Kinder stark machen.

Erziehungsmethoden zu wenig Aufmerksamkeit

9. Liebesentzug

Nicht alles, was mein Sohn macht, finde ich suuuper. Natürlich bin ich ab und zu genervt und kritisiere auch. Wichtig ist dabei: Ich kritisiere das Verhalten, nicht seine Person. Er wird geliebt, immer und ausnahmslos. "Du nervst" und sich abwenden ist ein No-Go. Besser: Auf Augenhöhe des Kindes gehen, es sanft berühren und "Es ärgert mich, wenn..." sagen.

Wer Liebe nur gibt, wenn das Kind "funktioniert", legt den Grundstein für ungesunde spätere Liebesbeziehungen.

10. Alleine lassen

Kleine Wutzwerge brauchen bei Tobsuchtsanfällen unsere Begleitung und "ungehorsame" Kinder auf ihr Zimmer zu verbannen, bringt herzlich wenig. Kurz: Wir sollten für sie da und ihr Fels in der Brandung sein, statt uns selbst von Emotionen mitreißen zu lassen.

Manchmal ist das eigene Weggehen oder das harsche Wegschicken des Kindes ein Zeichen dafür, dass einem alles über den Kopf wächst und man erschöpft ist. Hilfe findet ihr etwa beim Elterntelefon von der Nummer gegen Kummer (0800 - 111 0550) oder in einem kostenfreien Gespräch mit einem Coach von der gemeinnützigen Initiative „Redezeit“.

11. Überbehüten

Das Leben ist leider nicht immer ein Ponyhof. Natürlich möchten wir unsere Kinder vor allem Übel beschützen – wer aber überbehütet und ihnen alle Steine aus dem Weg räumt, tut ihnen keinen Gefallen. Nur durch eigene Erfahrungen lernen sie, mit Rückschlägen umzugehen und auf eigenen Beinen zu stehen.

Eltern können sich wie eine Fall-Back-Lösung für ihre Kinder begreifen: Hinter ihnen stehen, wenn sie Unterstützung brauchen. Aber nicht sofort vor sie stellen und ihnen die Sicht auf die Welt versperren.

12. Überfordern

Das Gegenteil von Helikopter-Eltern sind Mamas und Papas, die ihrem Kind zu viele Entscheidungen aufladen. Wenn ein Kita-Kind sich allein um seine Brotzeit-Box kümmern oder ein*e Erstklässler*in die Hausaufgaben ohne jegliche Unterstützung bewältigen soll, ist das für die meisten zu viel Verantwortung. Beim Kind kommt an: Ich bin meinen Eltern nicht wichtig, sie lassen mich im Stich.

Ein Kind sollte keine Entscheidungen fällen müssen, denen es noch nicht gewachsen ist und dessen Auswirkungen es nicht absehen kann. Unsere Aufgabe ist es, es Schritt für Schritt zu mehr Selbstständigkeit zu erziehen und dabei an die Hand zu nehmen. Wie liebevolle Führung gelingt, verrät uns einmal mehr Jesper Juul in "Leitwölfe sein" (Amazon, ab 18,95 €).

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13. Klein machen

"Das kannst du nicht", "Das schaffst du sowieso nicht" oder "Ich seh schon kommen, du wirst runterfallen": Wie soll ein Kind, das solche entmutigenden Sätze zu hören bekommt, Selbstbewusstsein aufbauen?

Wir sollten unsere Kinder ermuntern, ihre Stärken und ihre Schwächen auszuloten und etwas auszuprobieren. Etwa mit "Versuch es" oder "Übung macht den Meister, komm, nochmal!"

14. Basta-Mentalität

Viele kennen die Sätze aus ihrer eigenen Kindheit und ertappen sich als Eltern doch selbst dabei: "Das ist so. Punkt!" oder "Solange du die Füße unter meinem Tisch hast…" Das hat mit Miteinander wenig zu tun, es ist ein Zurschaustellen von Macht.

Stattdessen können wir unsere Sicht der Dinge erklären und miteinander ins Gespräch kommen. Auch Kleinkinder begreifen schon sehr viel und sind erstaunlich kreativ darin, Kompromisse und gemeinsame Lösungen zu finden.

15. Inkonsequenz

Es gibt im Alltag Situationen, in denen wirft man alle Regeln über Bord. Ausnahmen sollten aber nicht die Regel sein, denn Kinder haben ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis. Launische Eltern und ein Hin-und-Her der Regeln verunsichern die Kids. Deshalb: Klare Leitplanken und berechenbar sein!

Vitesse Schleinig

Meine Wutwichtel

Manchmal werde ich laut, ohne es zu wollen. Meine goldene Regel: Ich entschuldige mich dafür. Als mein Sohn kleiner war, habe ich ihm von „Wutwichteln“ erzählt, die auf einmal aus mir herausgeplatzt sind. Heute versteht er solche Situationen ohne Fabelwesen. Wenn ich ihm sage, dass es mir aufrichtig leid tut, streichelt er mir über die Schulter und sagt „Ist schon okay, Mama.“ Wir umarmen uns, geben uns ein Bussi und alles ist wieder gut.

Ich finde es wichtig, dem Kleinen zu zeigen, dass auch wir Großen nicht perfekt sind, und dass es kein Beinbruch ist, wenn man mal Fehler macht. Entscheidend ist der Umgang damit, ein liebevolles Versöhnen und dass man daraus lernt.

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Welcher Mama-Typ bist du oder wirst du vielleicht sein?

Bildquelle: Getty Images /shironosov/filadendron |
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