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Rooming-in: So wichtig ist das  Zusammensein im Krankenhaus für uns als Familien

Rooming-in: Eltern und Kind zusammen in einem Krankenzimmer
Rooming-in: Eltern und Kind zusammen in einem Krankenzimmer (© Getty Images/ Amita Bajaj)

Noch vor ein paar Jahrzehnten war es absolut üblich, dass kranke Kinder alleine im Krankenhaus waren und Babys nach der Geburt getrennt von ihrer Mama im Säuglingszimmer versorgt wurden. Glücklicherweise ist das durch "Rooming-in" fast überall Geschichte. Was es mit Rooming-in genau auf sich hat, welche Vorteile es mit sich bringt und wie hoch die Kosten sind.

Was bedeutet Rooming-in?

Rooming-in bedeutet, dass ihr als Elternteil ein gemeinsames Krankenhaus- oder Pflegeheimzimmer mit eurem Kind habt, dort auch übernachtet und so möglichst viel Zeit gemeinsam verbringt. Der Begriff Rooming-in wird sowohl dafür verwendet, wenn Eltern mit ihrem kranken Kind zusammen in die Klinik aufgenommen werden und dort bleiben können ("klassisches Rooming-in") als auch für die gemeinsame Unterbringung von Mama und Baby nach der Geburt.

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Das Familienzimmer ist eine erweiterte Form des Rooming-in: Hier können – je nach Größe –  alle Familienmitglieder zusammensein, also auch der Partner oder die Partnerin bzw. eine andere enge Begleitperson und sogar ein oder mehrere Geschwisterkinder.

Rooming-in ist auch für erwachsene Patient*innen denkbar, wenn diese besondere Unterstützung durch eine nahestende Person benötigen, z. B. bei Demenz oder im Hospiz.

Was sind die Vorteile von Rooming-in?

  • Stärkung der Eltern-Kind-Bindung: Körperliche Nähe und Nestwärme sind unglaublich wichtig für das entstehen des Urvertrauens, gerade in den ersten Lebenstagen.
  • Stillen klappt besser: Wenn das Kleine bei der Mama ist und bei Bedarf angelegt wird, ist das ein super Start für eine gelungene Stillbeziehung. Außerdem wird durch die körperliche Nähe der Milcheinschuss gefördert.
  • Baby, don't cry: Ist das Baby viel mit der Mama zusammen, schreit es weniger als wenn es alleine im Säuglingszimmer liegt. Irgendwie nachvollziehbar... 
  • Gelungenerer Start zuhause: Wenn die Eltern ihr Baby und seine Zeichen durch das Rooming-in schon gut kennengelernt haben, ist die erste Zeit zuhause einfacher.
  • Psychischen Beeinträchtigungen wird vorgebeugt: Vor allem für kleine Kinder kann es sehr belastend sein, alleine im Krankenhaus zu sein. Zur Krankheit und/oder der Angst vor einer Operation kommen dann noch Heimweh, Einsamkeit und das Vermissen der Eltern dazu. Wenn Mama oder Papa bei ihrem kranken Kind sein dürfen, geht es ihm seelisch wesentlich besser.
  • Genesung wird gefördert: Die bessere psychische Verfassung der kleinen Patient*innen schlägt sich auch im Genesungsverlauf positiv nieder und ihr könnt früher wieder heim.
  • Vereinfachter Ablauf für das Klinikpersonal: Gerade bei Demenzpatient*innen oder auch kleinen Kindern kann es für alle Beteiligten angenehmer sein, wenn eine Begleitperson in der fremden Umgebung mit dabei ist. 

Seit wann gibt es Rooming-in?

Bis Mitte der 1970er Jahre war es in Deutschland üblich, dass Babys nach der Geburt in einem Säuglingszimmer und die Mamas in separaten Zimmern untergebracht waren. Erst ab diesem Zeitpunkt änderte sich die Unterbringungskonzept der meisten Kliniken nach und nach und es wurde dazu übergegangen, die Babys gemeinsam mit der Mama im Zimmer schlafen zu lassen. Mitte der 80er Jahre boten bereits vier von fünf Kliniken Rooming-in auf ihren Entbindungsstationen an.

Kranke Kinder waren bis in die 1960er Jahre alleine im Krankenhaus untergebracht, oft in großen Kinder-Krankensälen. Glücklicherweise gehört Rooming-in bei kranken Kids heute zum Standard.

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Kinder durchleben in den ersten Lebensjahren eine ganze Reihe von Infekten. Glücklicherweise sind diese meist harmlos und es ist kein Krankenhausaufenthalt notwendig. Einen Überblick über die geläufigsten Kinderkrankheiten gibt unser Video:

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"Klassisches" Rooming-in: Mit dem kranken Kind im Krankenhaus

Viele Eltern möchten auch über Nacht bei ihrem kranken Kind sein, wenn es stationär aufgenommen wird. Wie gesagt, ist das bei kleinen Kids absolut sinnvoll. "Außerdem sehen wir Kinderärzt*innen Rooming-in ein Stück weit auch als notwendig an", so Dr. Bernhard Hoch, Geschäftsführer der Gesellschaft der Kinderkrankenhäuser und Kinderabteilungen in Deutschland e. V. (GKinD) im Gespräch mit familie.de. "Je nach Erkrankung ist es sehr wichtig, die Eltern eng in den Behandlungs- und Pflegeprozess mit einzubeziehen."

Leider sei die Platzsituation im Klinikalltag aber oft ein Problem: "Die Zimmer in der Allgemeinpädiatrie sind nicht unbedingt darauf ausgerichtet, dass hier Eltern mit übernachten. In der Praxis behilft man sich dann mit Faltbetten oder Liegen, die zwischen die Krankenhausbetten der Kleinen gestellt werden. Manche Kliniken lassen sich auch bei der Schreinerei Spezialanfertigungen machen, die dann mit dem Kinderbett verbunden werden können. Bei geringer Belegung können die Eltern auch mal in einem regulären Bett schlafen, das ist allerdings eher die Ausnahme."

Anders sehe es auf Stationen der Kinderonkologie oder Kinderherzchirurgie aus. Hier seien die Kids oft wochenlang, so dass man auf mit übernachtende Eltern besser eingestellt sei, berichtet Dr. Bernhard Hoch.

Rooming-in nach der Geburt

Für die Initiative "Babyfreundliches Krankenhaus" ist Rooming-in ein wesentlicher Faktor für einen gelungenen Start ins Familienleben. Durch das enge Zusammensein lernt die Mama die Bedürfnisse ihres Babys von Anfang an kennen und kann die Versorgung, z. B. Wickeln, Anziehen etc., selbst übernehmen. Auch bei Frühchen ist ein enger Kontakt durch Rooming-in – sofern gesundheitlich schon möglich – sehr förderlich und unterstützt die Entwicklung der kleinen Kämpfer*innen.

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24-Stunden Rooming-in

Beim 24-Stunden Rooming-in sind Mama und Baby die ganze Zeit zusammen. Die Mutter übernimmt die Versorgung des Kleinen komplett selbst.

Partielles Rooming-in

Beim partiellen Rooming-in bekommt das Baby ein rollbares Beistellbettchen. Damit kann es sowohl bei der Mama im Zimmer sein als auch vom Klinikpersonal geholt werden, um es zu versorgen.

Keine Angst: Das Pflegepersonal steht dir selbstverständlich auch bei 24-Stunden Rooming-in helfend zur Seite. Vor allem wenn du aufgrund von Geburtsverletzungen oder nach einem Kaiserschnitt noch nicht aufstehen kannst, erledigen die Pfleger*innen alle anfallenden Aufgaben.
Daniela Hamburger

Rooming-in gerne, aber nicht allein!

In meiner Entbindungsklinik war Rooming-in ganz selbstverständlich und ich habe nur gute Erfahrungen damit gemacht. Meine Tochter war immer ganz nah bei mir (meistens auf mir) und ich hätte mir auch gar nicht vorstellen können, dass sie in einem anderen Raum schläft. Tagsüber war der Papa da, hat sie gewickelt und getragen und mir so ermöglicht, mich von meinem Kaiserschnitt zu erholen.

Aber klar, in der ersten Nacht habe ich kein Auge zugemacht, weil das Baby immer in meinem Arm war und ich Angst hatte, sie fallen zu lassen. Und auch mit dem Stillen war ich zunächst unsicher: Wie viel Milch braucht sie, mache ich das richtig usw.? Deswegen ist es wichtig, dass Hebammen und Pfleger*innen auch beim Rooming-in immer ansprechbar sind und man das Kind vor allem in den ersten Tagen mal kurz an das Klinikpersonal abgeben kann und es dann gut betreut weiß. Insbesondere wenn der Partner oder die Partnerin nicht so viel da sein können, weil es z. B. zuhause noch weitere Geschwister zu versorgen gibt. Dann kann Mama auch mal in Ruhe duschen oder sich ausruhen, wenn die Erschöpfung zu groß wird. Geht natürlich nur, wenn die Personalsituation in den Krankenhäusern es zulässt...

Daniela Hamburger

In diesen Fällen übernimmt die Versicherung die Kosten fürs Rooming-in

Beim klassischen Rooming-in

Muss euer Kind stationär aufgenommen werden, übernehmen die meisten gesetzlichen Krankenkassen bis zum Alter von 9 Jahren die Kosten für das Rooming-in, wenn eine "medizinische Notwendigkeit" vorliegt. Diese könnt ihr euch vom Krankenhaus bescheinigen lassen, was bis zum 9. Lebensjahr meist völlig problemlos ist. Wenn euer Kind aufgrund eines Notfalls eingewiesen wird oder bei behinderten Kids gehört die Bescheinigung aber auch für ältere Kinder zum Standard in den Krankenhäusern. Gibt es Probleme, könnt ihr euch an das Aktionskomitee "Kind im Krankenhaus" wenden.

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Manche Krankenkassen zahlen auch länger als bis zum 9. Lebensjahr, sind aber nicht verpflichtet dazu. "Je älter die Kinder werden, desto eher kann man es zumuten, dass die Eltern nachts nach Hause fahren. Allerdings hängt das immer auch vom individuellen Entwicklungsstand des Kindes ab. Es gibt auch 13- bis 16-Jährige, die sich mit einer Trennung in dieser Situation schwertun", so Dr. Bernhard Hoch. "In diesem Alter ist es aber schwierig, dass die Kassen die Kosten fürs Rooming-in übernehmen. Es gibt medizinische Indikationen, die dafür sprechen, z. B. auf der Onkologie, sonst beschränkt sich eine Kostenübernahme bei älteren Kindern auf Einzelfälle", erzählt Dr. Bernhard Hoch.

Fragt also am besten vorher bei eurer Kasse nach. Wenn ihr die Kosten fürs Rooming-in selbst übernehmen müsst, solltet ihr mindestens 40-70 Euro pro Nacht einkalkulieren. Das Krankenhaus stellt euch diese dann in Rechnung. Und selbst wenn ihr die Kosten für die Übernachtung bei eurem älteren Kind selber tragen würdet: "Oft scheitert es am Platz, denn Eltern von z. B. 3- oder 4-jährigen Kindern werden in dieser Situation natürlich bevorzugt", sagt Dr. Bernhard Hoch.

Nach der Entbindung

Auf der Entbindungsstation übernehmen die Krankenkassen die Kosten für das Rooming-in von Mama und Baby immer. Hier gelten beide als Patient*innen. Möchte das andere Elternteil allerdings auch mit dabei sein und wird deswegen ein Familienzimmer benötigt, müssen diese Kosten meist selbst getragen werden. Mit rund 100 Euro pro Nacht solltet ihr rechnen. Wird eine Verpflegung gewünscht, kommt meist noch etwas mehr dazu. Die genauen Preise könnt ihr in eurem Krankenhaus erfragen.

Bei Erwachsenen

Im Fall von Rooming-in für Erwachsene übernehmen die Krankenkassen die Kosten, wenn dies aus medizinischen, therapeutischen oder psychologischen Gründen notwendig und ärztlich bescheinigt ist. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, diesen Punkt vorher mit der Kasse abzusprechen.

Bei Privatversicherten kommt es auf den Tarif an, ob die Krankenkasse die Kosten für Rooming-in übernimmt. Auch für gesetzlich Versicherte ist es möglich, eine entsprechende Zusatzversicherung abzuschließen.

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Rooming-in im Ausland

Leider sind wir auch im Urlaub nicht vor Unfällen oder Krankheiten gefeit. Sollte euer Kind im Ausland ins Krankenhaus müssen, könnt ihr die Kosten fürs Rooming-in über einen Zusatz bei der Auslandskrankenversicherung versichern. Je nach Tarif könnt ihr euch so bis zum vollendeten 18. Lebensjahr mit stationär aufnehmen lassen und bei eurem Kind bleiben.

Quellen: GKinD, krankenkassen.de

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