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Ferber-Methode laut Studie nicht problematisch: Warum das Schlaftraining dennoch umstritten bleibt

Bei der Ferber-Methode nehmen Eltern ihre weinenden Kinder nicht aus dem Bett, sondern sprechen nur beruhigend mit ihnen.
© Getty Images / LSOphoto

Die Ferber-Methode nach Professor Richard Ferber soll Babys dazu bringen, alleine einzuschlafen. Bis das gelingt, werden die Kleinen in ihrem Weinen für festgelegte Zeiten alleine gelassen. Ein gelingsicheres Schlaftraining – das aber vielen Eltern das Herz bricht und auch von Expert*innen kritisiert wird. Selbst eine entwarnende Studie kann die Umstrittenheit nicht auflösen.

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Wir wissen: Wenn ein Baby nicht schläft bzw. durchschläft oder mehrmals in der Nacht aufwacht, dann macht es das nicht mit Absicht, um die Großen zu ärgern. Trotzdem kann sein "Verhalten" Auswirkungen auf die ganze Familie haben, denn Schlafmangel macht uns alle fertig und oft liegen die Nerven blank. Für manche liegt eine mögliche Lösung in der sogenannten Ferber-Methode.

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Was soll die Ferber-Methode bewirken?

Die Methode hat sich folgende (ehrgeizige) Ziele gesetzt:

  • Euer Kind schläft abends schnell ein.
  • Und es schläft die Nacht durch.
  • Wenn euer Kleines in der Nacht aufwacht, schläft es auch schnell wieder ein.
  • Euer Nachwuchs hat auch tagsüber keine Schwierigkeiten mit den Nickerchen.

Wie funktioniert die Ferber-Methode als Schlaftraining?

Die Ferber-Methode ist eine Art Verhaltenstherapie, denn es geht darum, Schlafassoziationen zu ändern. Wenn zum Beispiel euer Kind auf dem Arm einschläft, ihr es dann in sein Bettchen legt und es später aufwacht, wird es Schwierigkeiten haben, wieder allein einzuschlafen, denn es hat gelernt, an eurem Körper einzuschlafen. Diesen warmen Körper will es dann beim Einschlafen wieder haben.

Deshalb ist es für das Ferbern wichtig, dass euer Kleines einen eigenen Schlafplatz nur für sich hat, das kann im Schlafzimmer der Eltern sein oder in seinem Kinderzimmer. Hier soll es einschlafen und auch wieder aufwachen.

Voraussetzung ist, dass das Baby nachts nicht mehr gestillt oder gefüttert werden muss. Der Erfinder der Methode empfiehlt Ferbern frühestens mit einem Jahr.

Anleitung zur Ferber-Methode

  1. Vor dem Schlafengehen findet ein Ritual statt, damit euer Baby weiß, jetzt geht es ins Bett.
  2. Bringt euer Kind noch wach an seinen Schlafplatz und verabschiedet euch von ihm.
  3. Macht das Licht aus und geht aus dem Zimmer.
  4. Weint das Kind, geht ihr nach einem bestimmten Minutenplan vor. Ein Vorschlag ist, zunächst nach drei Minuten hineinzugehen und tröstend mit eurem Kind zu sprechen. Ihr könnt die Länge der Intervalle aber selber bestimmen.
  5. Nun vergrößert ihr das Intervall: Beim nächsten Mal weinen geht ihr z. B. nach fünf Minuten rein, dann nach sieben, schließlich nach zehn Minuten. Zehn Minuten sind das Maximum. Ist euer Kind eingeschlafen, wacht es auf und fängt an zu schreien, gelten dann wieder die drei Minuten.
  6. Ihr holt es beim Trösten nicht aus dem Bett, sondern sprecht nur mit ihm und streichelt es ein wenig.
  7. Ihr bleibt nicht zu lange im Zimmer.
  8. Ihr haltet die Methode konsequent durch.
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Ferbern ist nicht das einzige Schlaftraining. Welche Methoden es sonst noch gibt, zeigt unser Video:

Poster

Wer erfand die Ferber-Methode?

Schlafprobleme von Babys und kleinen Kindern waren das Forschungsgebiet des amerikanischen Kinderarztes Richard Ferber, der in Boston lange Zeit das Kinderschlafzentrum leitete. Für ihn war es zunächst wichtig zu sehen, wie und wann ein Kind üblicherweise schläft. Macht es über den Tag viele Nickerchen und wann schläft es abends ein? Und vor allem: Wie schläft das Kind ein?

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Darauf aufbauend schrieb er 1985 sein Buch "Solve Your Child's Sleep Problems" und beschrieb dort seine Methode, Kinder zum Schlafen zu bringen. Damit hatte er, auch wissenschaftlich nachgewiesen, so einen Erfolg, dass sein Nachname zu einem Verb wurde - dem "Ferbern".

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Sein Ansatz wurde dann 1998 von der Psychologin Annette Kast-Zahn und dem Kinderarzt Hartmut Morgenroth übernommen, die den für viele fragwürdigen Bestseller "Jedes Kind kann schlafen lernen" schrieben.

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"Jedes Kind kann schlafen lernen": Deswegen bekommt das Buch so viel Kritik

Die Ferber-Methode und das darauf aufbauende Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" haben viel Kritik eingefangen und die Vorbehalte sind groß, denn für viele hat sich beim Thema Ferbern die Assoziation "Kind schreien lassen" eingebrannt. Auch der Ratschlag, mit dem Kind nur zu sprechen und es nicht aus dem Bettchen zu holen, widerspricht für viele dem Urinstinkt der Eltern, ihren Schatz sofort trösten und auf dem Arm nehmen zu wollen, wenn er nach Hilfe weint.

Kritiker*innen befürchten, dass Ferbern bei Kindern im späteren Leben zu Bindungsstörungen, Schlafproblemen und psychosomatischen Erkrankungen führen kann. Im Jahr 2013 gab es daher sogar eine Petition mit dem Ziel, das Buch verbieten zu lassen.

Diese Studie untersucht die Ferber-Methode

Die Ferber-Methode gibt es also seit 40 Jahren und sie ist trotz erfolgreicher Resultate nach wie vor umstritten. Eine australische Studie mit 43 Babys mit Schlafproblemen untersuchte die Methode, indem sie die Cortisol-, also Stresswerte, der "Ferber-Babys" mit Kontrollgruppen verglich. Auch Auffälligkeiten in der emotionalen Entwicklung wurden betrachtet sowie die Stresslevel der Mütter untersucht.

Das Ergebnis: Die Babys, die "geferbert" wurden, schliefen tatsächlich schneller ein und wachten nachts seltener auf als die Babys aus den Kontrollgruppen. Bei der Schlafdauer gab es keine Unterschiede. Die Cortisolwerte waren gleich wie bei den anderen Kindern und auch bei der emotionalen Entwicklung wurden keine Auffälligkeiten festgestellt. Das Stresslevel der Mütter unterschied sich nicht von Mamas, die im Vorfeld lediglich Informationen über Babyschlaf erhalten hatten.

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Kritiker*innen betonen, dass diese Ergebnisse die Zweifel an der Ferber-Methode nicht ausräumen können. Die Zahl der untersuchten Babys sei zu gering und die Auswertung methodisch schwach. Zudem werde ignoriert, dass auch die Babys in den Kontrollgruppen nachts weniger lang wach gewesen seien als zuvor, der Erfolg also nicht auf die Ferber-Methode zurückzuführen sei. Auch seien die Cortisolwerte nicht aussagekräftig. Insgesamt gebe es einfach zu wenige Studien zu Schlaftrainings.

Die Gegner*innen der Methode sehen daher auch weiterhin psychische Folgeschäden für das Kind. Es würde lernen, dass man sich in Notsituationen nicht auf die Eltern verlassen kann – ein fatales Signal in Bezug auf das Bonding.

Fazit: Ist die Ferber-Methode gut?

Wenn ihr sie konsequent durchzieht, lässt die Ferber-Methode euer Kind nach ein paar Tagen besser schlafen, das ist wissenschaftlich bewiesen. Aber eben auch zu einem "hohen Preis". Nicht alle Eltern wollen und können es aushalten, wenn das eigene Baby so sehr weint, man es aber minutenlang schreien lassen muss, um ans Ziel zu kommen. Sogar Ferber selbst weist in der Neuauflage seines Buches von 2006 darauf hin, dass Eltern seine Methode nur anwenden sollten, wenn sie sich damit wohlfühlen.

Ist das Ferbern für euch wirklich einen Versuch wert, dann berücksichtigt bitte, dass anhaltendes Schreien auch ein Anzeichen dafür sein kann, dass euer Winzling krank ist und seine Beschwerden es davon abhält, einzuschlummern. Sprecht darum Schlaftrainings bitte zuvor immer kinderärztlich ab!

Wenn ihr sehr unter Schlafmangel leidet und am Ende eurer Kräfte seid, könnt ihr euch immer professionelle Hilfe suchen, statt Schlaftrainings anzuwenden. Unterstützung bekommt ihr z. B. bei Frühe Hilfen oder in Schlafambulanzen.