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Swaddling

Baby pucken: Experten sehen die Wickeltechnik zunehmend kritisch

Pucken: Ein gepucktes Baby schläft friedlich
© Getty Images /ZekaG

Die Meinungen gehen auseinander: Hebammen, Ratgeberbücher und einige Eltern sind überzeugt von der Wickeltechnik, die das Baby beruhigen soll. Kinderärztinnen und -ärzte warnen jedoch immer wieder vor den Gefahren des Puckens. Sollte ich mein Baby nun pucken – oder lieber nicht? Und wenn ja, wie stelle ich das richtig an?

Hilft Pucken Babys wirklich besser zu schlafen?

Studien zeigen, dass diese Wickeltechnik tatsächlich positive Auswirkungen auf Babys hat. So schlafen gepuckte Kinder im Durchschnitt länger und werden zwischendurch weniger spontan munter. Es fördert also den ruhigeren Schlaf unseres Nachwuchses. Ebenso ließ sich in Untersuchungen beobachten, dass vor allem Schreibabys durch das Pucken schneller beruhigt werden konnten und die Schreidauer insgesamt deutlich abnahm. Außerdem soll das Pucken zur Akzeptanz der gesünderen Rückenlage beitragen, wenn das Baby sonst lieber in Bauchlage schläft.

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Ist Pucken gefährlich?

Vielen Kinderärzt*innen ist das Pucken dennoch ein Dorn im Auge. Wir haben beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BvKJ) nach einer akutellen Stellungsnahme gefragt:

„Pucken kann kurzfristige Vorteile bieten, indem es dem Kind ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit vermittelt. Die Schaffung von Grenzen ist wichtig für seine emotionale Entwicklung. Auf keinen Fall darf das jedoch in einer Weise geschehen, die das Kind in seiner Bewegungsfreiheit einschränkt oder gar fesselt."

Von der Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin e.V. (DGSM) gibt es zusammen mit der Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ) seit 2023 eine überarbeitete "Leitlinie zur Prävention des plötzlichen Kindstodes":

Empfehlung, Säuglinge nicht fest einzuwickeln, das heißt das sogenannte Swaddling (Pucken) zu vermeiden. Dies basiert auf einer aktuellen Meta-Analyse, die für Swaddling vor allem in Verbindung mit Bauch- oder Seitenlage eine deutliche Erhöhung des SIDS-Risiko fand.
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Die Studie, auf die sich die Leitlinie bezieht, ist zwar bereits aus dem Jahr 2016, wurde aber jetzt erst in der medizinischen Leitlinie festgehalten. Somit raten auch Wissenschaftler und Kinderärzte vom Pucken ab, um den Plötzlichen Kindstod (SID) zu vermeiden.

Weitere Risiken beim Pucken:

  • Erhöhtes Risiko für eine Hüftdysplasie
  • Mögliches abklemmen von Nerven
  • Einschränkung der Atmung
  • Abplattung des Hinterkopfes, durch zu lange und häufige Rückenlage
  • Gefahr der Überhitzung (besonders im Sommer)
  • Dehydrierung in Folge verstärktem Schwitzen

Bist du vom Pucken nicht ganz überzeugt, aber weist nicht so recht, wie du dein Kind zum Schlafen bringst? Dann können folgende Methoden hilfreich sein:

Schlaftraining für Babys: Diese vier Methoden gibt es
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Wie puckt man richtig?

Richtiges Pucken ist gar nicht so schwierig. Zunächst braucht ihr ein quadratisches, elastisch gewebtes Baumwolltuch. Lege es mit einer Spitze nach oben vor dir hin und klappe diese nach unten. Darauf legst du dein Baby. Der Kopf liegt etwas über der umgeknickten Kante. Jetzt lege die eine Seite des Tuchs über dein Kind, rolle es leicht auf die Seite und stecke die Ecke unter seinen Rücken.

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Dann wird die untere Spitze nach oben geschlagen. Du kannst sie entweder unter dem Kinn deines Babys umklappen oder in den "Halsausschnitt" stecken. Zuletzt wird die dritte Seite über dein Kind und mit leichter Spannung unter seinen Rücken gelegt.

Wie lange darf man ein Baby pucken?

Wenn dein Baby beginnt, sich auf den Bauch zu rollen oder es intensiv versucht, kann Pucken zur Gefahr werden. Ab diesem Zeitpunkt besteht das Risiko, dass es aus der Bauchlage nicht mehr zurückkommt. Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo, in der Regel können sich die meisten allerdings mit sechs Monaten drehen.

Manche Babys wollen auch ganz einfach irgendwann nicht mehr gepuckt werden. Sobald ihre Kraft ausreicht, befreien sie sich aus dem engen Tuch. Und vielleicht ist das Pucken auch gar nicht mehr nötig, weil euer Baby nur an einer Schlafregression litt und nachdem diese jetzt vorbei ist, auch wieder wunderbar alleine schlafen kann.

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Pucken abgewöhnen: So geht's

Auch wenn dein Baby das Pucken sehr liebt, sollte man es irgendwann von dieser Art zu schlafen entwöhnen. Du kannst das Pucken natürlich von einem Tag auf den anderen weglassen. Manche Babys haben kein Problem mit der Umstellung auf einen normalen Schlafsack. Am besten eignet sich da ein Schlafsack mit Ärmeln (wenn die Temperaturen es zulassen), da dieser noch etwas mehr Halt gibt.

Du kannst aber auch erst mal einen Arm beim Pucken frei lassen und wenn das gut klappt, beide Arme aus dem Tuch herausnehmen. Anschließend kann das Tuch durch einen Schlafsack ersetzt werden.

FAQ zum Pucken: Alles, was du wissen musst

FAQ

Was ist Pucken überhaupt?

Pucken (im Englischen heißt es swaddling) nennt man die Technik, bei der man ein Baby fest in ein Tuch oder eine Decke einwickelt. Die Fixierung der Gliedmaßen soll den Moro-Reflex abschwächen, zudem soll das Umwickeln dem Baby die Enge vermitteln, die es noch aus der Gebärmutter kennt.

Für welche Babys eignet sich Pucken?

Sieh das Pucken als Methode, sehr quengelige Babys zu beruhigen. Vor allem bei Schreibabys und Babys, die große Probleme mit dem Einschlafen haben, kann das Pucken ausprobiert werden. Kinder, die gar nicht oder nur in normalem Maß quengeln oder die wegen Hüftproblemen eine Spreizhose tragen müssen, sollten nicht gepuckt werden. Achte außerdem auf die Signale deines Kindes – manche Babys mögen es auch einfach nicht.

Ab wann und wie lange kann man Babys pucken?

Gepuckt werden können Neugeborene bis zu einem Alter von ca. zwei bis drei Monaten. Sobald sich das Kind selbstständig vom Rücken auf den Bauch drehen kann, darf nicht mehr gepuckt werden! Pucke dein Baby auch nur zum Schlafen, vorwiegend nachts, wenn die Schlafphasen etwas länger sein sollen.

Welche Decke eignet sich zum Pucken?

Gepuckt wird mit einer dünnen, elastisch gewebten Baumwolldecke, einem Pucktuch oder Pucksack. Die ideale Tuchgröße ist etwa 80 x 80 cm. Moderne und gute Puckhilfen helfen dabei, das Baby richtig zu pucken und den Beinen genug Freiraum zu lassen. Lasse dich dazu am besten von deiner Hebamme oder anderen Expert*innen beraten.

Was ist ein Pucksack?

Ein Pucksack soll das Pucken möglichst einfach gestalten. Wenn ihr mit einem Tuch oder einer Decke nicht zurechtkommt, ist er eine gute Alternative. Das Baby wird in den Sack gelegt, er wird geschlossen und fertig. Die meisten Pucksäcke haben Klettverschlüsse oder Schlaufen, mit denen sich die Enge individuell auf die Größe des Kindes einstellen lässt.

Worauf sollte man beim Pucken noch achten?

Gepuckte Babys dürfen nur auf dem Rücken liegen! Die Bauchlage würde das Risiko des plötzlichen Kindstods erhöhen. Achte darauf, dass es deinem Baby nicht zu warm ist und prüfe das durch Fühlen seines Nackens.

Auch Puck-Babys brauchen ganz viel Körperkontakt

Leider geht durch das Pucken häufig der Körperkontakt verloren, den das schreiende Baby anstelle des Gepucktseins auf den wiegenden Armen der Eltern noch gehabt hätte. Deshalb stelle sicher, dass euer Baby trotzdem möglichst viel Körperkontakt mit euch hat. Das gelingt zum Beispiel durch das häufige Tragen deines Babys im Tragetuch.

Pucken ist kein Allheilmittel und passt nicht zu allen Babys. Es kann Eltern von Schreibabys aber eine enorme Erleichterung verschaffen. Wenn du das Pucken also ausprobieren möchtest, lasse dir die richtige Technik von deiner Hebamme zeigen oder besorge dir einen einfach zu handhabenden Pucksack.

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Quellen: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BvKJ), Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin e.V. (DGSM), Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), Kinder- und Jugendärzte im Netz

Neugeborenen-Quiz: Wie gut kennst du dich aus mit den neuen Erdenbürgern?

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