Die Meinungen gehen auseinander: Hebammen, Ratgeberbücher und einige Eltern sind überzeugt von der Wickeltechnik, die das Baby beruhigen soll. Kinderärztinnen und -ärzte warnen jedoch immer wieder vor den Gefahren des Puckens. Sollte ich mein Baby nun pucken – oder lieber nicht? Und wenn ja, wie stelle ich das richtig an?
Was ist Pucken überhaupt?
Pucken (im Englischen heißt es swaddling) nennt man die Technik, bei der man ein Baby fest in ein Tuch oder eine Decke einwickelt. Das Ganze hat zwei Hintergedanken:
Einmal soll durch die Fixierung der Gliedmaßen an den Körper der Moro-Reflex abgeschwächt werden. Dieser ist angeboren und sorgt dafür, dass das Baby bei plötzlichen Geräuschen und Erschütterungen ruckartig die Arme und Beine ausbreitet – und zwar auch, wenn das Baby schläft oder gerade dabei ist einzuschlafen. Durch die Bewegung erschrickt es und wird jäh aus der Entspannung herausgerissen.
Zum anderen soll das umwickelte Tuch dem Baby die Enge vermitteln, die es noch aus der wohligen Gemütlichkeit der Gebärmutter kennt. Insbesondere der letzte Aspekt ist es, der auch den meisten Laien einleuchtet. Schließlich kann man sich gut vorstellen, wie überwältigend es für ein Neugeborenes sein muss, plötzlich völlig frei in der großen kalten Welt zu sein, ohne die Wärme und schützende Begrenzung in Mamas Bauch.
Hilft Pucken wirklich?
Studien zeigen, dass diese Wickeltechnik tatsächlich positive Auswirkungen auf Babys hat. So schlafen gepuckte Kinder im Durchschnitt länger und werden zwischendurch weniger spontan munter. Es fördert also den ruhigeren Schlaf unseres Nachwuchses. Ebenso ließ sich in Untersuchungen beobachten, dass vor allem Schreibabys durch das Pucken schneller beruhigt werden konnten und die Schreidauer insgesamt deutlich abnahm. Außerdem soll das Pucken zur Akzeptanz der gesünderen Rückenlage beitragen, wenn das Baby sonst lieber in Bauchlage schläft.
Tipp: Hast du auch ein Schreibaby zu Hause und weißt einfach nicht mehr, was du tun sollst? Dann ist dieser Kurs von Mapadoo mit Sicherheit sehr hilfreich.
Ist Pucken gefährlich?
Vielen Kinderärzten ist das Pucken dennoch ein Dorn im Auge. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BvKJ) hat 2021 zum Pucken Stellung bezogen und rät von der Wickeltechnik ab. Denn bewiesen ist auch: Pucken erhöht das Risiko für eine Hüftdysplasie beim Baby. Wird es zu fest gepuckt, können wohl auch Nerven abgeklemmt und die Atmung beeinträchtigt werden (v. a. beim Schreien und Weinen). Zudem besteht die Gefahr der Abplattung des Hinterkopfes, wenn das Baby zu lange und häufig in Rückenlage liegt.
Bist du vom Pucken nicht ganz überzeugt, aber weist nicht so recht, wie du dein Kind zum Schlafen bringst? Dann können folgende Methoden hilfreich sein:
Der BvKJ weist außerdem auf die Gefahr der Überhitzung und Dehydrierung des Babys hin, besonders im Sommer und in geheizten Räumen. Zuletzt stellt der Verband auch den Sinn des Puckens infrage, da das gepuckte Kind sich keineswegs „wie in der Gebärmutter“ fühlen kann. Dort lag es in Embryonalstellung und hatte zumindest ein wenig Bewegungsfreiraum – bei der üblichen Puck-Technik liegt das Kind aber ausgestreckt und ist in seiner Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Und weniger schreien würde das Kind nur, weil es durch die Eingeschränktheit frustriert und passiv wird; weil es einfach aufgibt. Im Sinne der gesunden seelischen und körperlichen Entwicklung sei vom Pucken also besser abzusehen.
Die einseitige Stellungnahme des BvKJ bringt noch heute die Befürworter*innen in Rage, zu denen auch viele erfahrene Hebammen gehören. Sie entkräften die kritischen Argumente des BvKJ damit, dass diese allein auf ein falsches Pucken zutreffen. Mit der richtigen Technik und der nötigen Sorgfalt würde es keinem Kind schaden.
Deshalb: Wenn pucken, dann richtig!
Das liest man auch immer wieder: Pucken ist kein Allheilmittel. Es kann Eltern von Schreibabys aber eine enorme Erleichterung verschaffen. Wenn du das Pucken also ausprobieren möchtest, dann lasse dir die richtige Technik zum Beispiel von deiner Hebamme zeigen. Lies dir außerdem die folgenden Punkte gut durch, um dein Kind beim Pucken keinem Risiko auszusetzen.
Richtig Pucken – 5 Tipps
- Für welche Babys eignet sich Pucken?
Sieh das Pucken als Methode, sehr quengelige Babys zu beruhigen. Vor allem bei Schreibabys und Babys, die große Probleme mit dem Einschlafen haben, kann das Pucken ausprobiert werden. Kinder, die gar nicht oder nur in normalem Maß quengeln oder die wegen Hüftproblemen eine Spreizhose tragen müssen, sollten nicht gepuckt werden. Achte außerdem auf die Signale deines Kindes – manche Babys mögen es auch einfach nicht. - Ab wann und wie lange kann man Babys pucken?
Gepuckt werden können Neugeborene bis zu einem Alter von ca. zwei bis drei Monaten. Sobald sich das Kind selbstständig vom Rücken auf den Bauch drehen kann, darf nicht mehr gepuckt werden! Pucke dein Baby auch nur zum Schlafen, vorwiegend nachts, wenn die Schlafphasen etwas länger sein sollen. - Welche Decke eignet sich zum Pucken?
Gepuckt wird mit einer dünnen, elastisch gewebten Baumwolldecke, einem Pucktuch oder Pucksack. Die ideale Tuchgröße ist etwa 80 x 80 cm. Moderne und gute Puckhilfen helfen dabei, das Baby richtig zu pucken und den Beinen genug Freiraum zu lassen. Lasse dich dazu am besten von deiner Hebamme oder anderen Expert*innen beraten. - Was ist ein Pucksack?
Ein Pucksack soll das Pucken möglichst einfach gestalten. Wenn ihr mit einem Tuch oder einer Decke nicht zurechtkommt, ist er eine gute Alternative. Das Baby wird in den Sack gelegt, er wird geschlossen und fertig. Die meisten Pucksäcke haben Klettverschlüsse oder Schlaufen, mit denen sich die Enge individuell auf die Größe des Kindes einstellen lässt. - Worauf sollte man beim Pucken noch achten?
Gepuckte Babys dürfen nur auf dem Rücken liegen! Die Bauchlage würde das Risiko des plötzlichen Kindstods erhöhen. Achte darauf, dass es deinem Baby nicht zu warm ist und prüfe das durch Fühlen seines Nackens.
Leider geht durch das Pucken häufig der Körperkontakt verloren, den das schreiende Baby anstelle des Gepucktseins auf den wiegenden Armen der Eltern noch gehabt hätte. Deshalb stelle sicher, dass euer Baby trotzdem möglichst viel Körperkontakt mit euch hat. Das gelingt zum Beispiel durch das häufige Tragen deines Babys im Tragetuch.
Anleitung zum richtigen Pucken
Hat man früher sowohl Ober- als auch Unterkörper des Babys fest eingewickelt, weiß man heute, dass die Beinchen mehr Platz brauchen und nicht fixiert gehören, um keine Hüftdysplasie hervorzurufen. Die Arme des Babys brauchen auch nicht gestreckt zu werden; die Hände können zum Nuckeln auch ans Gesicht gelegt werden. Das Gesicht muss allerdings immer frei bleiben.
Richtiges Pucken ist gar nicht so schwierig. Zunächst braucht ihr ein quadratisches, elastisch gewebtes Baumwolltuch. Lege es mit einer Spitze nach oben vor dir hin und klappe diese nach unten. Darauf legst du dein Baby. Der Kopf liegt etwas über der umgeknickten Kante. Jetzt lege die eine Seite des Tuchs über dein Kind, rolle es leicht auf die Seite und stecke die Ecke unter seinen Rücken.
Dann wird die untere Spitze nach oben geschlagen. Du kannst sie entweder unter dem Kinn deines Babys umklappen oder in den "Halsausschnitt" stecken. Zuletzt wird die dritte Seite über dein Kind und mit leichter Spannung unter seinen Rücken gelegt.
Diese Hebamme erklärt dir noch mal sehr schön alle Vorteile des Puckens und wie du es richtig machst:
Wie lange kann man ein Baby pucken?
Wenn dein Baby beginnt, sich auf den Bauch zu rollen oder es intensiv versucht, sollte man es nicht mehr pucken. Ab diesem Zeitpunkt besteht die Gefahr, dass es aus der Bauchlage nicht mehr zurückkommt. Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo, in der Regel können sich die meisten allerdings mit sechs Monaten drehen.
Manche Babys wollen auch ganz einfach irgendwann nicht mehr gepuckt werden. Sobald ihre Kraft ausreicht, befreien sie sich aus dem engen Tuch. Und vielleicht ist das Pucken auch gar nicht mehr nötig, weil euer Baby nur an einer Schlafregression litt und nachdem diese jetzt vorbei ist, auch wieder wunderbar alleine schlafen kann.
Pucken abgewöhnen - so gehts
Auch wenn dein Baby das Pucken sehr liebt, sollte man es irgendwann von dieser Art zu schlafen entwöhnen. Du kannst das Pucken natürlich von einem Tag auf den anderen weglassen. Manche Babys haben kein Problem mit der Umstellung auf einen normalen Schlafsack. Am besten eignet sich da ein Schlafsack mit Ärmeln (wenn die Temperaturen es zulassen), da dieser noch etwas mehr Halt gibt.
Du kannst aber auch erst mal einen Arm beim Pucken frei lassen und wenn das gut klappt, beide Arme aus dem Tuch herausnehmen. Anschließend kann das Tuch durch einen Schlafsack ersetzt werden.
* Kinder- und Jugendärzte warnen: „Pucken ist überflüssig und gefährlich für Säuglinge“
Bildquelle: Getty Images /ZekaG
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