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(Ge-)Schlecht!

Gender disappointment: Wenn Eltern sich ein Baby des anderen Geschlechts gewünscht haben

Gender Disapointment kann die Freude über das Baby trüben
Gender Disapointment kann die Freude über das Baby trüben (© Getty Images/ SViktoria)

"Hauptsache, das Baby ist gesund" lautet die Einstellung vieler Eltern. Das Geschlecht des Kindes ist für sie nicht wichtig. Manche hingegen haben sehr konkrete Wünsche, was das angeht, wünschen sich unbedingt einen Jungen oder unbedingt ein Mädchen. Dann ist die Enttäuschung groß, wenn es anders kommt. Was "Gender disappointment" genau bedeutet und ob und wie das Gefühl überwunden werden kann.

Was bedeutet "Gender disappointment" auf deutsch?

"Gender disappointment" bedeutet auf Deutsch so viel wie "Geschlechtsspezifische Enttäuschung". Die Bezeichnung umschreibt das Gefühl, das Eltern empfinden, wenn ihr Baby nicht das Geschlecht hat, das sie sich gewünscht haben.

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Gender disappointment ist in der Wissenschaft ein noch junges Forschungsfeld und es gibt keine offiziellen Zahlen, wie viele Eltern betroffen sind. Da es aber in immer mehr Ländern erlaubt wird, sich bei der Präimplantationsdiagnostik das Geschlecht des Babys auszusuchen, erhält das Thema derzeit zunehmend Brisanz.

Dass Eltern zunächst ein bestimmtes Geschlecht bevorzugen würden, ist sehr häufig der Fall und auch ganz normal. Wenn sich aber eine tiefe Enttäuschung und Traurigkeit über den unerfüllten Geschlechterwunsch einstellen, kann das negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben und z. B. in postnatale Depression führen.

Warum wünschen sich manche Eltern für ihre Kinder so sehr ein bestimmtes Geschlecht?

Für die (manchmal auch insgeheime) Vorliebe für ein gewisses Geschlecht gibt es ganz vielfältige Gründe. Hier spielen geschlechtsspezifische Rollenzuschreibungen und Stereotypen oft eine gravierende Rolle. In manchen Kulturen sind Jungs leider auch einfach "mehr wert" als Mädchen.

Oft sind die Gründe für die Vorliebe aber in der individuellen Biographie verwurzelt. Manche wünschen sich z. B. ganz bestimmte Zusammensetzungen in der Familie ("Family Balancing"), weil sie diese vielleicht als Kind selbst erlebt haben und ideal finden, z. B. einen großen Bruder und eine kleine Schwester. Ein weiterer Grund kann sein, dass man sich ein Mini-Me des gleichen Geschlechts wünscht, Mama also lieber eine Tochter, Papa lieber einen Sohn möchte usw.

Egal, woher das Gender disappointment kommt: Wenn ihr so empfindet, braucht ihr euch nicht zu schämen. Es gibt eine Ursache für diese Gefühle und ihr könnt ihr auf den Grund gehen. Ihr seid nicht allein.

Das könnt ihr tun, um Gender disappointment zu überwinden

Die Enttäuschung über das Geschlecht des Babys kann mit voller Wucht kommen. Manche Eltern ertappen sich sogar bei dem Gedanken, das Kind dann gar nicht zu wollen. Ist das Gefühl während der Schwangerschaft dominierend, kann das sogar dazu führen, dass die Geburt ins Stocken gerät oder es Probleme mit der Milchproduktion gibt.

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Oft verschwindet das enttäuschte Gefühl mit der Geburt. Wenn Eltern ihr Baby im Arm haben, überwiegt fast immer die Liebe zu diesem Wesen – egal, welches Geschlecht es hat. Wenn das Gender disappointment jedoch dann noch immer sehr stark ist, kann das negative Auswirkungen auf die Bindung der Eltern zu ihrem Kind haben, in eine Depression führen oder später eine Identitätskrise beim Kind verursachen.

In unserer Gesellschaft ist Gender disappointment ein Tabuthema. Es wird einfach erwartet, dass man mit Baby glücklich ist.

Auch deswegen geht Gender disappointment oft mit Schuldgefühlen, Scham und der Angst, keine guten Eltern zu sein einher. Nicht wenige Eltern hegen insgeheim den Wunsch, dass ihr Baby ein bestimmtes Geschlecht hat, sprechen diesen aber nicht offen aus.

Diese 4 Tipps können euch helfen, mit Gender disappointment umzugehen:

  • Gefühle zulassen: Euch einzugestehen, dass eure Vorstellungen enttäuscht wurden, ist ein erster Schritt zu einem bewussten Umgang mit dem Gender disappointment. Wenn ein Gefühl raus darf, kann es oft besser überwunden werden.
  • Darüber sprechen: Auch wenn ihr euch "undankbar" fühlt und vielleicht ein schlechtes Gewissen habt – es hilft, die Gefühle der Enttäuschung auszusprechen. Entweder bei guten Freund*innen, die euch zuhören statt zu urteilen, beim Partner oder der Partnerin oder auch anonym in Online-Foren.
  • Professionellen Rat holen: Wenn ihr merkt, dass euch die Enttäuschung auch nach der Geburt sehr stark beschäftigt und ihr Probleme habt, euch mit dem anderen Geschlecht "anzufreunden", ist es hilfreich, therapeutischen Rat einzuholen. Sprecht eure Hebamme an und besorgt euch Adressen von geeigneten Psycholog*innen.
  • Gefühl vom Kind abgrenzen: Sitzt das Gender disappointment sehr tief, ist das vielleicht ein Hinweis darauf, dass ihr selbst einen unverarbeiteten Konflikt oder gar ein Trauma in eurer Biografie habt, das ihr dann eben mit der Psychologin besprechen könnt. Es kann helfen, sich das bewusst zu machen und die negativen Gefühle vom Kind abzugrenzen. Das Kleine kann nichts für sein Geschlecht und nichts für unsere Erwartungen.

Kann man denn beeinflussen, ob man einen Jungen oder ein Mädchen bekommt?

Ab dem Moment der Befruchtung steht das Geschlecht des Babys fest, ihr könnt es während der ersten Schwangerschaftswochen also nicht mehr beeinflussen. Vor bzw. während der Zeugung gibt es ein paar Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit für ein bestimmtes Geschlecht erhöhen. Eine Garantie gibt es für die Tipps in unserem Artikel aber nicht:

Wann erkennt man das Geschlecht sicher?

Erfahrene Gynäkolog*innen können das Geschlecht des Babys manchmal schon relativ früh feststellen. Allerdings darf es den Eltern in Deutschland frühestens ab der 14. SSW mitgeteilt werden. So lautet die Vorgabe des Gendiagnostik-Gesetzes. Der Grund: Dadurch soll verhindert werden, dass bei einem unerwünschten Geschlecht eine Abtreibung vorgenommen wird. Die kann zu diesem Zeitpunkt nicht mehr straffrei erfolgen, sondern nur bis zur 12. SSW. Klingt krass, diese extreme Folge des Gender disappointment scheint aber leider so häufig vorgekommen zu sein, dass das Gesetz nötig wurde.

Dass man das Geschlecht eines Babys an der Form des Bauchs erkennen kann, gehört zu den vielen Ammenmärchen, die sich um Schwangerschaften ranken. Die Hebamme in unserem Interview stellt diese Mythen auf den Prüfstand:

Hebamme im Interview: Schwangerschaftsmythen und Aberglaube
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Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen aber natürlich keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen, Hebammen oder Apotheker, damit sie euch individuell weiterhelfen können.

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Quellen: Antenatal & Postnatal Psychology Network, National Institutes of Health

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