Schon mal darüber nachgedacht, euer Baby mit Stoffwindeln zu wickeln? Welche Systeme es gibt, wie man sich das Waschen sparen kann und welche Vor- und Nachteile die Mehrwegwindeln haben. Plus: die schönsten, am besten bewerteten Modelle.
Umweltbewussten Eltern blutet das Herz: Man versucht, möglichst wenig Müll zu verursachen, nimmt bewusst das Fahrrad statt das Auto und kauft Klamotten Second Hand. Doch dann ist da dieses Baby, das viele Male am Tag gewickelt werden muss. Und man produziert riesige Berge von benutzten Windeln, die die Mülltonne gefühlt schneller füllen, als man "Schlaf, Kindlein, schlaf!" singen kann.
Rund acht Millionen Wegwerfwindeln landen deutschlandweit im Abfalleimer – und zwar täglich. Wer seinen kleinen Teil dazu beitragen will, dass diese Zahl sinkt oder zumindest nicht weiter wächst, der kann für sein Kind auf Stoffwindeln setzen.
Welche Arten von Stoffwindeln gibt es?
All-In-One Stoffwindeln
Wie der Name schon sagt, besteht diese Art von Stoffwindel aus nur einem Teil. Außen befindet sich wasserdichtes PUL, innen werden Einlagen aus Baumwolle, Fleece oder Bambus-Viskose eingenäht. Auch in die Waschmaschine wandern sie komplett.
Vor- und Nachteile von All-In-One Stoffwindeln:
- praktisch, da nur ein Teil
- schnelles Wickeln möglich
- einfach mitzunehmen
- nicht ganz so auslaufsicher wie Stoffwindeln aus mehreren Teilen
- Man braucht relativ viele, weil man nicht nur die Einlage tauschen kann
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All-In-Two Stoffwindeln
Bei diesem System werden Einlagen, auch Prefolds genannt, in eine Überhose per Druckknopf befestigt. Das können Einmal-Windelvlies sein, Mulltücher oder selbstgenähte Binden. Die meisten Eltern setzen auf diese Art von Stoffwindeln.
Vor- und Nachteile von All-In-Two Stoffwindeln:
- Überhose kann oft mehrmals benutzt werden
- Man benötigt nicht so viele Überhosen
- Einlagen günstig und einfach zu beschaffen
- auslaufsicher und saugstark
- Man muss für unterwegs an beide Komponenten denken
- Wickeln umständlicher als bei All-In-One Stoffwindeln
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All-In-Three Stoffwindeln
Überhose aus PUL oder Stoff, wasserdichte Innenwindel plus Saugeinlage: Diese Stoffwindeln bestehen aus drei Teilen.
Vor- und Nachteile von All-In-Three Stoffwindeln:
- sehr auslaufsicher
- Saugeinlage günstig und einfach zu beschaffen
- Überhose kann mehrmals benutzt werden
- etwas umständlich zu handhaben
- größerer Zeitaufwand beim Wickeln
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Wie viele Stoffwindeln brauche ich? Und was kosten sie mich?
In den Jahren, in denen ein Kind gewickelt werden muss, kann man mit ungefähr 25 Stoffwindeln rechnen. Dafür werden je nach Hersteller mehrere Hundert € fällig. Praktisch: Viele Modelle sind durch Druckknöpfe oder Klettverschlüsse größenverstellbar und passen Babys von drei bis 15 kg Körpergewicht – also in der Regel die komplette Wickelzeit.
Wenn euch das viel erscheint, weil ein Pack herkömmlicher Wegwerfwindeln schon für rund 5 € zu haben ist, dann solltet ihr wissen, dass sich die Kosten dafür im Laufe der Zeit auf durchschnittlich 1500 € summieren. Setzt man auf Markenwindeln, kann es sogar noch mehr sein.
Man kann sich also durch Stoffwindeln eine Menge Geld sparen: Fachleute gehen von 30 bis 50 Prozent geringeren Ausgaben aus. Und da sind die Kosten fürs Waschen – also Stromverbrauch und Wasserverbrauch – schon mit drin. Wenn man bedenkt, dass man Stoffwindeln sogar für mehrere Kinder benutzen kann und dass sie einen hohen Wiederverkaufswert auf Second-Hand-Verkaufsportalen wie eBay Kleinanzeigen oder Vinted haben, ist der Sieger im Preis-Duell Wegwerfwindel gegen Stoffwindel noch klarer.
Was ihr zusätzlich noch anschaffen solltet, sind ein paar Wetbags, in die ihr die benutzen Stoffwindeln unterwegs auslaufsicher und geruchsneutral verstauen könnt. Schließlich könnt ihr sie nicht – wie Wegwerfwindeln – im nächsten Abfalleimer am Wegesrand entsorgen, sondern müsst sie wieder zum Waschen mit nach Hause nehmen.
Schöne Wetbags findet ihr hier:
Wie viele Stoffwindeln braucht man am Tag?
Man rechnet besonders anfangs mit etwa fünf bis sieben Stoffwindeln täglich. Es kommt natürlich auch ganz auf das Kind, seine Ausscheidungsgewohnheiten und sein Alter an – ein zweieinhalbjähriges muss viel weniger gewickelt werden wie ein neugeborenes. Wichtig zu wissen: Zwar sind die Saugeinlagen von Stoffwindeln inzwischen sehr gut und saugstark, trotzdem können sie nicht ganz so viel Flüssigkeit aufnehmen wie herkömmliche Windeln. Die Folge: Man braucht bei Stoffwindeln pro Tag im Schnitt eine oder zwei Windeln mehr.
Mit Förderung sparen!
In manchen Städten und Gemeinden werden Stoffwindeln finanziell mit einem Windelbonus gefördert. Wenn ihr also vorhabt, auf Mehrwegwindeln zu setzen, macht euch da unbedingt mal schlau!
Wie werden Stoffwindeln gereinigt?
Stoffwindeln waschen ist ganz einfach und man kann wenig falsch machen: Sie kommen einfach zusammen mit anderer Wäsche in die Waschmaschine bei 40 bis 60 Grad. Exkremente sollte man selbstverständlich vorab grob entfernt haben. Nur Kochwäsche vertragen die Windeln nicht: Durch die hohe Wassertemperatur können Gummi und Klettverschlüsse leiden.
Ein extra Waschmittel für Stoffwindeln braucht man nicht unbedingt. Allerdings sollte man auf welche mit Chlorbleiche verzichten, da sie den Fasern schaden können. Auch Weichspüler sollte man für Stoffwindeln nicht verwenden, da er die Saugkraft verringert. Grundsätzlich erhöhen optische Aufheller, Duftstoffe und Farb- und Konservierungsmittel das Allergierisiko und sollten deshalb für Wäsche, die das Baby direkt auf der Haut trägt, möglichst sparsam verwendet werden.
Wer sich ganz sicher sein will, kann zu speziellem Stoffwindel-Waschmittel greifen:
Nach dem Waschen kommen die Stoffwindeln auf die Wäscheleine oder in den Trockner. Hochwertige Produkte trocknen in der Regel sehr schnell.
Stoffwindeln waschen lassen: Ein Windeldienst bietet Stoffwindelservice
Wer nicht selbst mehrmals pro Woche seine Waschmaschine anschmeißen möchte, kann seine Stoffwindeln waschen lassen. Einen Stoffwindelservice gibt es in vielen (größeren) Städten. So ein Windeldienst wäscht, liefert frei Haus und tauscht die gebrauchten Stoffwindeln direkt gegen neue aus. Meist wird also quasi eine Grundausstattung an Stoffwindeln an die Eltern vermietet und dann in der Regel wöchentlich durch saubere Windeln ersetzt.
Wer sich Sorgen macht, dass die gelieferten Stoffwindeln auch wirklich hygienisch rein sind, der kann beruhigt sein: Da Windeln in Deutschland unter die Krankenhausrichtlinie fallen, müssen bestimmte gesetzliche Auflagen und Hygienerichtlinien befolgt werden. Diese beinhalten unter anderem, dass sie bei 90 Grad oder mit bestimmten Waschmitteln gewaschen werden müssen. Dementsprechend benutzt ein Windelservice meist Modelle mit Baumwolleinlagen, die diese hohen Temperaturen aushalten.
Diese Windeldienste gibt es unter anderem in Deutschland:
- Die Windelei arbeitet im gesamten Stadtgebiet von Berlin und München.
- Die Windel-Nanny ist ein Berliner Windelwasch- und Mietservice.
- Der Dresdner Windeldienst unterstützt Dresdner Eltern.
- POpulär ist ein Chemnitzer Windelservice.
Windeldienste sind übrigens kein neuer Service: Bereits nach dem zweiten Weltkrieg – also lange bevor es überhaupt Wegwerfwindeln gab – wurden die ersten gegründet. Schon damals belieferten sie die Eltern mit frischen Stoffwindeln und holten die benutzten wieder ab und wuschen sie.
Möglichst früh anfangen!
Mein Tipp: Wenn ihr überlegt, mit Stoffwindeln zu wickeln, dann macht das möglichst früh. Wenn die Kinder bereits an Wegwerfwindeln gewöhnt sind, kann es sein, dass sie keine andere Art von Windeln mehr akzeptieren. So war das zumindest bei meiner Tochter: Sie war schon rund 1,5 Jahre alt, als ich es mit Stoffwindeln probieren wollte und sie hat sich total dagegen gewehrt. Aber das ist sicherlich bei jedem Kind anders.
Vor- und Nachteile von Stoffwindeln auf einen Blick
Stoffwindeln haben jede Menge Vorteile. Zum Beispiel diese hier:
- Stoffwindeln sind umweltschonend, da sie mehrfach genutzt werden und somit weniger Müll produzieren.
- Man spart sich die lästige Schlepperei.
- Mehrwegwindeln sind auf Dauer preiswerter als Wegwerfwindeln.
- Sie sind weich, angenehm zu tragen, atmungsaktiv und frei von Chemikalien.
- Kinder werden damit oft schneller "sauber", da sie merken, wenn das Maximum der Windel-Kapazität erreicht ist.
- Mehrwegwindeln wachsen mit.
- Sie können auf für Geschwisterkinder benutzt werden oder weitergegeben und weiterverkauft werden.
- Stoffwindeln schließen auch am Rücken dicht.
- Sie sehen sehr süß aus und man kann aus unzähligen Designs seine Lieblinge wählen.
Natürlich wollen wir euch auch die Nachteile von Stoffwindeln nicht verschweigen:
- Benutzt man das Two-In-One- oder Three-In-One-System benötigt man fürs Wickeln etwas mehr Zeit als mit Einwegwindeln.
- Man muss unterwegs an alle Komponenten denken und nach Gebrauch die Stinkewindeln wieder mit nach Hause transportieren.
- Waschen und Trocknen der Stoffwindeln bedeutet einen gewissen Aufwand und gute Organisation.
- Wickelt man nicht regelmäßig genug, werden Babys durch die Staunässe oder den Stuhlgang auf der Haut eher schneller wund.
- Die Bewegungsfreiheit der Kinder ist bei Stoffwindeln etwas eingeschränkter als bei Wegwerfwindeln.
Was ihr außer Windeln sonst noch für euer Neugeborenes braucht, erfahrt ihr hier:
Bildquelle: Getty Images / Aurora Uribe
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