Nur eine normale Erkältung oder eine behandlungsbedürftige Angina? Welche Symptome Kinder bei Mandelentzündung zeigen, wann ihr zum Arzt gehen solltet und welche Medikamente den Kids jetzt helfen. Plus: die 9 1/2 besten Tipps und Hausmittel gegen Mandelentzündung bei Kindern.
- 1.Symptome: Wie erkenne ich eine Mandelentzündung bei einem Kind?
- 2.Anhand welcher Symptome kann ich eine virale von einer bakteriellen Mandelentzündung beim Kind unterscheiden?
- 3.Bei welchen Symptomen sollten wir mit dem Kind bei Mandelentzündung zum Arzt?
- 4.Was hilft bei Mandelentzündung bei Kindern?
- 5.Tipps & Hausmittel gegen Mandelentzündung bei Kindern
- 5.1.#1 Schonen
- 5.2.#2 Genug trinken
- 5.3.#3 Halswickel
- 5.4.#4 Gurgeln
- 5.5.#5 Inhalieren
- 5.6.#6 Weiche Lebensmittel bevorzugen
- 5.7.#7 Honig schlecken
- 5.8.#8 Bonbons lutschen
- 5.9.#9 Raum befeuchten
- 5.10.#10 Und was ist mit Eis?
Symptome: Wie erkenne ich eine Mandelentzündung bei einem Kind?
Typische Symptome einer Mandelentzündung (Angina tonsillaris) bei Kindern sind:
- Plötzliche Erkältungssymptome wie starke Halsschmerzen und Heiserkeit, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Müdigkeit
- Schluckbeschwerden und daher Appetitlosigkeit
- Fieber, evtl. mit Schüttelfrost
- Bauchschmerzen und Übelkeit (bei kleinen Kindern)
- Mundgeruch
Wenn ihr eines oder mehrere dieser Symptome feststellt, bittet euer Kind, den Mund weit aufzumachen, sodass ihr das Gaumenzäpfchen seht. Die Mandeln befinden sich rechts und links daneben. Sind diese stark gerötet und geschwollen, befindet sich auf ihnen vielleicht sogar ein gelblicher Belag, deutet dies auf eine Mandelentzündung hin.
Tastet auch den Hals eures Kindes unterhalb der Kieferknochen ab: Eine Entzündung verursacht meist geschwollene Lymphknoten, die druckempfindlich oder schmerzend sein können.
Anhand welcher Symptome kann ich eine virale von einer bakteriellen Mandelentzündung beim Kind unterscheiden?
In etwa 70 bis 85 Prozent der Fälle sind Viren die Auslöser einer Mandelentzündung bei Kindern. Seltener ist die bakterielle Angina, die medizinisch gesehen aber schwerwiegender ist. Sie wird von Streptokokken (deshalb auch Streptokokken-Angina) ausgelöst und ist noch ein bisschen unangenehmer als die virusbedingte Angina.
Für Laien ist es schwierig, eine virale Mandelentzündung von einer bakteriellen sicher zu unterscheiden. Erfahrene Kinderärzte sehen die Ursache oft auf einen Blick. Im Zweifel kann ein Rachenabstrich dabei helfen, die Diagnose zu sichern. Folgende Symptome können euch aber schon zu Hause Hinweise geben:

Bei welchen Symptomen sollten wir mit dem Kind bei Mandelentzündung zum Arzt?
Wenn du aufgrund der Symptome den Verdacht hast, dass dein Kind an einer Mandelentzündung leidet, solltet ihr immer zum Arzt gehen. Die Erkrankung kann mit behandlungsbedürftigen Erkrankungen wie Scharlach oder Pfeifferschem Drüsenfieber verwechselt werden.
Was hilft bei Mandelentzündung bei Kindern?
Ist die Mandelentzündung durch Viren verursacht, klingt sie meist von alleine ab. Fiebersenkende und schmerzlindernde Medikamente wie Ibuprofen und Paracetamol können dafür sorgen, dass euer Kind sich besser fühlt. Achtung: Kindern unter 12 Jahren auf keinen Fall Aspirin geben! Es besteht die Gefahr des gefährlichen Reye-Syndroms.
Bakterielle Mandelentzündungen werden meist mit Antibiotika therapiert, um schwere Verläufe zu verhindern. Unbehandelt führt eine eitrige Angina möglicherweise zu einer Mittelohrentzündung oder einem Abszess. In Extremfällen kann sie sogar eine lebensbedrohliche Sepsis oder selten auch rheumatisches Fieber verursachen.
Wichtig: Führt die vom Arzt verordnete Antibiotika-Behandlung konsequent durch und brecht die Therapie nicht frühzeitig ab, auch wenn die Krankheitsanzeichen nachlassen. Nach ein bis zwei Tagen der Einnahme sollte es dem kranken Kind sichtlich besser gehen, dennoch muss das Antibiotikum bis zu Ende eingenommen werden, damit auch der letzte Krankheitserreger abgetötet wird. Wirkt das Antibiotikum nach zwei Tagen der Einnahme noch nicht, solltet ihr nochmal zur Kinderärztin gehen.
Wirksames Antibiotikum bei Streptokokken-Angina
Unsere Tochter erkrankte letztes Jahr an Streptokokken-Angina – wie viele Kinder aus ihrer Kindergartengruppe. Von jetzt auf gleich ging es ihr sehr schlecht, sie war teilnahmslos, schlief nur noch, klagte über Hals-, Kopf- und Bauchschmerzen und bekam schnell hohes Fieber, sodass ich mir doch ziemlich große Sorgen um sie machte.
Der Befund beim Kinderarzt war eindeutig und er verschrieb uns sofort ein Antibiotikum. Die Wirkung war erstaunlich: Schon nach der ersten Einnahme ging es ihr sichtlich besser und nach wenigen Tagen war die Erkrankung ausgestanden.
Ich war in diesem Moment sehr froh, dass es Antibiotika gibt, auch wenn die Medikamente natürlich Risiken und Nebenwirkungen haben können. Um den negativen Einfluss auf die Darmflora zu mindern, besorgten wir uns in der Apotheke Omni-Biotic Kids und haben gute Erfahrungen damit gemacht: Wir konnten zum Glück keine schädlichen Auswirkungen feststellen.
Tipps & Hausmittel gegen Mandelentzündung bei Kindern
Bei einer einfachen virusbedingten Mandelentzündung und als Zusatz zur Antibiotika-Therapie bei einer eitrigen Mandelentzündung können einige Hausmittel das Halsweh lindern.
#1 Schonen
Am besten wäre Bettruhe, aber Kinder halten da oft nicht viel davon. Trotzdem sollten sich die kleinen Patient*innen zumindest schonen. Aufs Sofa kuscheln, vorlesen oder Geschichten anhören ist jetzt besser als toben. Auch sportliche Aktivitäten sollten Kids bei einer Mandelentzündung pausieren: Frühestens nach drei Wochen ist (Schul-)Sport wieder angeraten.
#2 Genug trinken
Ganz besonders wichtig: viel trinken. Am besten Kamillen-, Lindenblüten-, Thymian-, Ingwer- oder Salbeitee. Sie wirken entzündungshemmend. Euer Kind mag keinen Tee? Dann geht auch stilles Wasser. Auf Fruchtsäfte und Limo lieber verzichten, da diese den entzündeten Hals noch mehr reizen könnten.
#3 Halswickel
Gegen die Halsschmerzen helfen Wickel. Fragt euer Kind, ob Wärme oder Kälte angenehmer für es ist.
Einen warmen Teewickel macht ihr so: Kamillentee kochen, etwas abkühlen lassen und ein Tuch damit tränken. Um den Hals des Kindes legen und mit einem trockenen Tuch fixieren. Eine halbe Stunde drauf lassen und nach Bedarf mehrmals am Tag wiederholen.
Für einen kühlenden Quarkwickel zimmerwarmen Sahnequark (er trocknet die Haut nicht so stark aus) dünn auf ein Tuch streichen und von Ohr zu Ohr behutsam um den Hals legen. Etwa 20 Minuten einwirken lassen. Bitte den Nacken freihalten oder einen Schal darum legen, damit er nicht auskühlt.
#4 Gurgeln
Bei eitriger Angina bitte nicht gurgeln! Bakterien könnten sonst leichter in die Blutbahn gelangen.
Wenn ihr euch aber sicher seid, dass euer Kind eine virale Mandelentzündung hat, ist Gurgeln eine gute Idee. Am Besten eignet sich Salzlösung. Dazu 1 TL Salz in ca. 200 ml lauwarmes Wasser geben, gurgeln und ausspucken. Viele Patient*innen haben damit gute Erfahrungen gemacht, auch wenn die Wirkung wissenschaftlich nicht bewiesen ist. Alternativ könnt ihr auch Kamillen-, Ingwer- oder Salbeitee oder einfach Wasser zum Gurgeln geben. Achtung: Kleine Kinder können noch nicht gurgeln, das klappt meistens erst ab etwa vier Jahren.
#5 Inhalieren
Auch Inhalieren und antibakterielle Mundspülungen wie Salviathymol (erst ab 12 Jahren) können Halsbeschwerden lindern. Vorsicht bitte aber immer bei ätherischen Ölen und Mitteln zum Einreiben! Diese können bei Kindern starke Nebenwirkungen hervorrufen.
#6 Weiche Lebensmittel bevorzugen
Wegen des Halsweh und der Schluckbeschwerden wird euer Kind jetzt sicher lieber weiche, zimmerwarme Speisen zu sich nehmen, als andere Sachen. Besonders gut verträglich sind z. B. Kartoffel- oder Grießbrei, Milchreis, Polenta, Joghurt, Suppe oder Bananen.
#7 Honig schlecken
Honig hilft, die Rachenschleimhaut zu beruhigen und wirkt antibakteriell. Lasst ihn euer Kind essen, wie es möchte: Wirkt auf einem (weichen) Brötchen ebenso wie als süßender Zusatz im Tee. Achtung: Babys unter 1 Jahr dürfen noch keinen Honig essen!
#8 Bonbons lutschen
Die Schleimhäute sollten möglichst feucht gehalten werden. Bonbons regen den Speichelfluss an, dürfen bei Halsschmerzen also gern gelutscht werden. Am besten geeignet sind zuckerfreie Salbeibonbons oder andere Kräuterbonbons, gern auch mit Honig. Sollten die eurem Kind gar nicht schmecken, dürfen es auch Fruchtbonbons sein – den Zähnen zuliebe aber nicht zu viele. Achtung: Bitte eurem Kind nur Bonbons geben, wenn es diese schon sicher lutschen kann, also ab ca. 6 Jahren. Sonst droht Erstickungsgefahr.
#9 Raum befeuchten
Außerdem hilfreich: eine möglichst feuchte Raumluft. Erhöht die Luftfeuchtigkeit zum Beispiel durch im Raum verteilte feuchte Tücher oder mithilfe hygienischer Luftbefeuchter.
#10 Und was ist mit Eis?
Früher galt eine Mandelentzündung als legitimer Grund für das bei Kindern wohl beliebteste Hausmittel: Speiseeis. Kälte hat eine betäubende Wirkung und kann Halsschmerzen so lindern. Allerdings wird gleichzeitig die Durchblutung vermindert, was die Heilung verlangsamt. Daher wird Eis heute nur noch direkt nach einer Mandel-OP empfohlen, bei einer Entzündung rät man eher zu warmen Getränken.
FAQ zu Mandelentzündung bei Kindern
Wozu haben wir überhaupt Mandeln?
Warum sind Kinder und Jugendliche besonders häufig von Mandelentzündung betroffen?
Ist Mandelentzündung ansteckend?
Sollten häufig entzündete Mandeln operativ entfernt werden?
Wir recherchieren mit großer Sorgfalt und nutzen nur vertrauenswürdige Quellen. Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure Ärztinnen und Ärzte, Hebammen oder Apotheker*innen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.
Quellen: AOK, MSD Manuals