Die Videoplattform TikTok ist bei Jugendlichen ab 13 Jahren beliebter Zeitvertreib zur Unterhaltung. Nun will das Unternehmen mit einer neuen Initiative Lerninhalte bereitstellen, um Entertainment und Lernen zu vereinen. Können unsere Kinder jetzt bald von TikTok mehr lernen als seltsamen Challenges und Trends nachzueifern?
TikTok: App mit Suchtpotential
Wenn Jugendlichen langweilig ist, greifen sie zum Smartphone. Seit letztem Jahr schauen sie sich dann nicht mehr nur YouTube-Videos ihrer Helden an, sondern witzige oder kuriose Kurzvideos auf der App TikTok. Die Videoapp ist innerhalb eines Jahres zu einer der meistgenutzten Apps weltweit aufgestiegen und unter Medienkritikern nicht unumstritten. Daher sollten sich Eltern von Teenager-Kindern unbedingt einmal mit der App beschäftigen, um zu wissen, was ihre Kinder da so fasziniert. Besonders im Corona-Lockdown erhöhte sich die Bildschirmzeit der Teenies stark, denn der Videofeed hat ein hohes Suchtpotential.
Nicht alle Inhalte von TikTok sind nur unterhaltsam oder seicht, obwohl das Unternehmen auch etwas in Sachen Jugendschutz tut. In den letzten Monaten haben einige eher gefährliche absurde Challenges für Aufmerksamkeit gesorgt. Bei einer Tiktok-Challenge erstellen die User ein Kurzvideo mit hohem Nachahmerpotential, unter dem Hashtag der Challenge animieren sich die Kinder gegenseitig bei der Herausforderung mitzumachen und ein ähnliches Video hochzuladen. Doch, was sie dabei tun, ist nicht immer ungefährlich und oft fragwürdig: Wir berichteten bereits über einige absurde Trends wie die Scullbreaker-Challenger, vor der sogar Ärzte warnen, die Pee-Your-Pants-Challenge oder die Earphone-Waist-Challenge. Es gibt also einige Gründe, die TikTok-Nutzung als Eltern kritisch zu sehen. Doch dem möchte die App jetzt u .a. mit einer Initiative entgegen wirken.
TikTok startet Lerninitiative
Das Potential von TikTok ist groß. Die Kurzvideos müssen nicht nur reinen Unterhaltung dienen, sondern können auch Wissen vermitteln, wenn man sie dafür nutzt. Dazu müssen eure Kinder nur den richtigen Accounts in ihrem Feed folgen. Daher investiert das chinesische Unternehmen laut eigenen Aussagen jetzt mehrere Millionen Euro in Lerninhalte. Dabei sollen Experten unterhaltsam und spielersich ihr Fachwissen in Videoinhalten vermitteln. TikTok arbeitet dafür mit Ärzten, Wissenschaftlern, Kreativen, Pädagogen und Organisationen zusammen, die sich der Wissensvermittlung verschrieben haben.
Wir möchten auf der Plattform Entertainment und Lernen vereinen, gemeinsam mit unseren Creator*innen und in gewohnter TikTok-Manier. Es geht auf TikTok nicht darum, den Unterricht zu ersetzen, sondern vielmehr darum, mit Spaß, Authentizität und einer Kommunikation auf Augenhöhe auf leicht verständliche Art Informationen zu vermitteln.
Unternehmenssprecherin, TikTok
Was sollen unsere Kinder von TikTok lernen?
Jetzt fragt ihr euch vielleicht, welche Inhalte oder in welchen Bereichen Jugendliche auf TikTok etwas lernen könnten. Die sogenannten Contentcreator sollen laut TikTok z.B. Mediziner*innen, Sexualpädagog*innen oder Lehrer*innen sein. Vermittelt werden dabei zum Beispiel Gesundheitswissen, Kochideen, Motivation- und Lerntipps oder Life Hacks, die in kleinen Tutorials vermittelt werden. Mit dabei sind aktuell z. B. eine Deutschlehrerin, die unter @dein_sprachcoach Lernvideos teilt, ein Mathelehrer (@daniel.jung) ein Jurist (@herranwalt), der humorvoll juristisches Fachwissen darstellt, ein Fotograf (@charly_schwarz) und ein Arzt (@doc.felix).
Unter dem Hasthag #LernenMitTikTok wurden Experten bis 30. Juni dazu aufgerufen, kleine Videos zu teilen und an der #TeileDeinWissen-Challenge teilzunehmen. Unter diesem Hashtag findet ihr zahlreiche Videos von Experten, denen eure Kinder folgen können. Sie können den Experten auch Fragen stellen und sich zu Themen austauschen. Wenn TikTok natürlich auch die Schule nicht ersetzen kann oder will, könnte das eine zusätzliche Möglichkeit sein, wie man Jugendlichen durch coole Vorbilder an bestimmte Wissensbereiche heranführen könnte oder außerhalb der Schule ermutigt, Spaß daran zu finden.
Gute Initiative, Herausforderung für Eltern
Ich selbst nutze TikTok ja gar nicht und habe auch noch keine Kinder im Teenie-Alter. Doch von meiner Nichte und Neffen weiß ich, wie heiß die App gehandelt wird. Da vergehen schnell mal Stunden, wenn die Kinder sich übers Smartphone versammeln und Videos schauen oder selbst hochladen. Daher sollten wir Eltern uns unbedingt mit den Apps beschäftigen, die die Kinder so nutzen. Dass TikTok diese Lerninitiative startet, kann man nur begrüßen. Einige Videos sind wirklich cool gemacht und ich kann mir vorstellen, dass Kinder sich so viel lieber Mathe oder Deutsch erklären lassen, weil es unterhaltsamer als dröger Unterricht ist. Doch jetzt kommt es auch drauf an, dass sie diesen Experten auch folgen und solche Videos im Feed sehen. Ich kann ja nicht ständig mein Kind überwachen, welche TikTok-Videos es sich ansieht. Da sehe ich schon eine Herausforderung für Eltern.
Bildquelle: Pexels/Ketut Subiyanto