Mit der Motorik entwickelt sich ganz allgemein die Bewegungsfähigkeit deines Kindes – vom ersten Reflex bis hin zu komplexen Bewegungsabläufen. In welchen Stufen die motorische Entwicklung deines Kindes typischerweise abläuft, kannst du in diesen Tabellen ablesen.
Bevor du die Tabellen und Tipps genauer anschaust, möchten wir dir eines mit auf den Weg geben: Jedes Kind ist einzigartig und entwickelt sich in seinem ganz eigenen Tempo! Die Meilensteine in der motorischen Entwicklung sind also keine starren Vorgaben. Oft kommen Fortschritte ganz plötzlich, wenn der richtige Moment da ist. Solltest du dennoch das Gefühl haben, dass dein Kind gezielte Unterstützung braucht, scheue dich nicht, den Kinderarzt oder die Kinderärztin um Rat zu fragen.
Was ist Motorik?
Motorik beschreibt die Fähigkeit, Bewegungen bewusst zu steuern und zu koordinieren. Dabei wird zwischen Grobmotorik, also großen Bewegungsabläufen wie Krabbeln, Laufen oder Springen, und Feinmotorik, wie Greifen nach einem Spielzeug, Malen oder Schreiben unterschieden. Die motorischen Fähigkeiten entwickeln sich im Baby- und Kleinkindalter Schritt für Schritt und sind entscheidend für die Interaktion deines Kindes mit seiner Umwelt. Motorik ist also weit mehr als nur Bewegung – sie ist die Basis fürs Entdecken, Lernen und Wachsen.
Tabellen zur motorischen Entwicklung von Kindern
In den folgenden Tabellen siehst du, welche motorischen Fähigkeiten dein Kind in welchem Alter typischerweise erlernt. Falls du dir über das Lerntempo deines Kindes unsicher bist, findest du am Ende des Artikels hilfreiche Tipps, woran du eine mögliche Verzögerung erkennen kannst.
Tabelle: Motorische Entwicklung bis 1 Jahr
Alter des Babys | Grobmotorik | Feinmotorik | Reflexe und Sensorik |
1. Monat | Hände sind meist zur Faust geballt | ||
3. Monat | Hält Kopf in Bauchlage stabil | Greift nach Spielzeug, wenn es nah ist | Reagiert auf Stimmen und Geräusche |
6. Monat | Untersucht Gegenstände mit dem Mund | ||
9. Monat | Scherengriff wird geübt | Reagiert auf den Namen | |
10. Monat | Erkennt Gesichter immer deutlicher | ||
12. Monat | Zieht sich zum Stehen hoch, erste Schritte | Klatscht in die Hände, Faust- oder Pfötchenhaltung | Zeigt auf Gegenstände |
Möchtest du mehr über die einzelnen Meilensteine erfahren, klicke auf die Links in der Tabelle.
Tabelle: Motorische Entwicklung 1-2 Jahre
Alter des Babys | Grobmotorik | Feinmotorik | Reflexe und Sensorik |
12-15 Monate | Läuft sicherer, schiebt Spielzeug vor sich her, hüpft | Stapelt 2-3 Bauklötze aufeinander | Zeigt mit dem Finger auf Dinge |
18 Monate | Rennt, beginnt, auf Dinge draufzuklettern | Erkennt sich selbst im Spiegel | |
24 Monate | Geht Treppen hoch und runter | Malt erste Kringel | Sortiert Farben und Formen |
Beim Laufenlernen ist es superwichtig, dass Kinder Schuhe tragen, die ihnen wirklich passen und sie in der natürlichen Bewegung unterstützen. In unserem Video seht ihr, worauf ihr beim Schuhkauf mit Kleinkindern achten solltet:
Tabelle: Motorische Entwicklung 3-6 Jahre
Alter des Babys | Grobmotorik | Feinmotorik | Reflexe und Sensorik |
3 Jahre | Springt mit beiden Füßen, fährt sicher Laufrad oder Roller | Schneidet mit der Schere, zieht sich selbst an, baut Türme mit 8 Klötzen | Reagiert gezielt auf Anweisungen |
4 Jahre | Purzelbaum, Fahrrad fahren | Malt einfache Figuren, macht Knöpfe zu | Entwickelt eigenes Körperbewusstsein |
5-6 Jahre | Balancieren, rückwärts laufen, lernt schwimmen | Fangen und werfen, schreibt erste Buchstaben, Schuhe binden | Kann Bewegungen koordinieren |
Die wichtigsten Meilensteine der motorischen Entwicklung erreichen Kleinkinder meist etwa bis zum Schulalter, also zwischen 6 und 7 Jahren. Danach werden die erlernten Fertigkeiten dann nur noch weiter verfeinert.
Dein Kind ist bereits im Vorschulalter? Mit der bevorstehenden Einschulung sollte es diese 15 Fähigkeiten jetzt beherrschen.
So kannst du die Motorik fördern
Das Wichtigste ist es, deinem Kind täglich genug Möglichkeiten zur selbstständigen Bewegung zu geben. Babys brauchen einen gemütlichen und sicheren Platz am Boden und bequeme Kleidung, um ausgiebig strampeln und damit ihre Muskeln stärken zu können.
Lege dein Baby z.B. auf eine Krabbeldecke und biete ihm verschiedene Materialien zum Betasten und Fühlen an. Spielsachen wie Spielbögen können die Kleinen zum Greifen und später zum Drehen animieren. Wenn Babys krabbeln und laufen lernen, wollen sie das am liebsten barfuß oder mit Anti-Rutschsocken.
Die motorische Entwicklung deines Kindes kannst du im Alltag also easy spielerisch unterstützen. Hier sind Ideen für verschiedene Altersstufen:
- 0 Jahre: Greifspielzeuge mit verschiedenen Texturen, Bauchlage fördern (z. B. mit einem interessanten Spielzeug in Sichtweite), Rasseln oder Mobiles zum Nachgreifen
- 1-3 Jahre: Bauklötze stapeln, Rutschfahrzeuge oder Laufrad fahren, Kneten, Perlen auffädeln, Klettern, z. B. auf einem Pikler-Dreieck fürs Kinderzimmer, Fang- und Hüpfspiele
- 4-6 Jahre: Springseil hüpfen, Malen und Basteln mit Schere und Kleber, Ballspiele wie Fangen, Werfen oder Fußball, Lernspielzeug
Gut zu wissen: Das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) rät Grundschulkindern zu mindestens 90 Minuten Bewegung pro Tag – davon 60 Minuten durch Alltagsaktivitäten wie Laufen oder Rennen.
Daran erkennst du eine motorische Entwicklungsverzögerung
Manchmal fällt uns Eltern auf, dass unser Kind bestimmte Meilensteine später erreicht als andere Kinder. Das ist oft kein Grund zur Sorge, denn jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Doch es gibt auch Anzeichen, die auf eine Entwicklungsverzögerung hinweisen können.
Falls du unsicher bist, kannst du hier mehr dazu lesen: Entwicklungsverzögerung: Jedes Kind ist anders – aber ab wann wird es kritisch?
Wenn dein Baby mit etwa 6 Monaten noch nicht den Kopf in Bauchlage heben kann oder ein Kleinkind mit 2 Jahren noch nicht frei läuft, können das erste Warnzeichen, z. B. für Wahrnehmungsstörungen sein. In solchen Fällen kann eine frühzeitige Abklärung durch Kinderärzte oder Therapeutinnen helfen, dir und deinem Kind gezielt Unterstützung zu organisieren. Doch auch hier gilt: Panik ist nicht nötig, denn Entwicklungsverzögerungen sind z. B. mit einer gezielten Ergotherapie oft gut aufholbar. Dein Kinderarzt oder deine Kinderärztin ist dabei die erste Anlaufstelle, um euch bestmöglich zu begleiten.
Warum ist die motorische Entwicklung so wichtig?
Weil sie unmittelbar mit der Entwicklung folgender Fähigkeiten zusammenhängt: Gleichgewicht, Beweglichkeit, Kraft, Kondition, Koordination und Reaktionsfähigkeit. Auch für das gesunde Heranreifen der Organe, Muskeln und Sinne ist die Motorik unverzichtbar. Vor allem in den ersten Lebensjahren eines Menschen hängen die motorische, soziale und persönliche Entwicklung eng zusammen. Eine gesunde motorische Entwicklung wirkt sich also auch positiv auf das Selbstvertrauen deines Kindes aus.
Generell gilt: Hab Geduld mit deinem Schatz und gib ihm die Zeit, die er oder sie braucht, um Fortschritte zu machen. Mit deiner Unterstützung und liebevollen Begleitung wird dein Kind dann seine ganz eigene motorische Entwicklungsgeschichte schreiben.