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Gutes Bauchgefühl

Selbstbestimmte Geburt: So kannst du deine Wunschentbindung vorbereiten

Selbstbestimmte Geburt - Frau in Wehen
© Getty Images/NataliaDeriabina

Die Geburt eines Kindes ist eines der prägendsten, eindrücklichsten Erlebnisse unseres Lebens – und eine Situation, in der wir ganz besonders sensibel sind. Viele Frauen wünschen sich deswegen eine selbstbestimmte Geburt. Was das bedeutet, welche Entscheidungen du im Vorfeld treffen kannst und ob sie auch im Krankenhaus möglich ist.

Die selbstbestimmte Geburt: Bedeutung

Unter der Geburt sind wir gleichzeitig so stark und so verletzlich wie kaum sonst in unserem Leben. Wenn wir in dieser Zeit das Gefühl haben, dass über unseren Kopf hinweg entschieden wird und wir in Situationen gedrängt werden, die sich für uns falsch anfühlen, kann dies sowohl psychische Probleme als auch körperliche Verletzungen nach sich ziehen. Deswegen ist es für viele Frauen sehr wichtig, die Geburt selbstbestimmt zu gestalten.

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Damit ist gemeint, dass die Mama wichtige Entscheidungen über ihren Körper, den Geburtsprozess und ihr Kind eigenständig trifft. Die Geburtssituation wird also nicht medizinischem Personal überlassen, sondern die Mutter gestaltet das Gebären aktiv.

Wie eine selbstbestimmte Geburt konkret aussieht, ist sehr subjektiv. Jede Frau hat wohl ihre ganz eigene Vorstellung davon. In jedem Fall bedeutet es aber, dass du dir im Vorfeld darüber Gedanken machst, wie sich die Geburt für dich richtig anfühlt. Dabei gibt es viele Fragen, die du dir stellen kannst. Zum Beispiel:

So kannst du deine selbstbestimmte Geburt vorbereiten

Wenn du dich beim Durchlesen nun fragst "Woher soll ich das wissen?" ist das ganz normal. Vor allem beim ersten Kind braucht es Zeit und vor allem viele viele Informationen, um diese Fragen für sich selbst beantworten zu können. Manches zeigt sich auch erst in der Geburtssituation, die Entscheidung für eine Geburtsposition oder für oder gegen eine PDA ergibt sich meist erst unter der Geburt.

Wichtig: Über viele Fragen zur Geburt kannst du dir vorab Gedanken machen und sie für dich so beantworten, dass es sich gut für dich anfühlt. Trotzdem ist eine Geburt ein Prozess, deren Verlauf man nicht planen kann. Es gibt also immer wieder Situationen, in denen ein "Plan" über den Haufen geworfen werden muss und du neue Entscheidungen treffen musst. Bleib also am besten immer flexibel.

Das kannst du tun, um Entscheidungen rund um die Geburt selbstbestimmt treffen zu können:

  • Gut informiert sein: Besuche einen Geburtsvorbereitungskurs, suche dir eine kompetente, einfühlsame Hebamme, lies Bücher und klick dich durch das familie.de-Geburtsportal.
  • Erfahrungen einholen: Wenn es dir gut tut, frag auch andere Mütter nach ihren Geburtserfahrungen. Merkst du aber, dass diese dich eher verunsichern oder dir gar Angst machen, geh lieber auf Abstand. Jede Schwangerschaft ist anders, jede Geburt ist anders, jede Frau ist anders. Das muss nichts mit dir zu tun haben. 
  • Gefühl entwickeln: Sensibel für deinen eigenen Körper und dein Kind zu sein und dieses "Bauchgefühl" abrufen zu können, ist unglaublich wichtig für eine selbstbestimmte Geburt und die Entscheidungen die du darunter bisweilen treffen musst. Angebote wie Schwangerschaftsyoga und Hypnobirthing können dich dabei unterstützen, eine tiefe Verbindung zu deinem Baby und deinem Körper aufzubauen.
  • Begleitperson ins Boot holen: Wenn die Person, die dir bei der Geburt zur Seite steht (das können Partner*in, Mama, Freundin, Doula etc. sein), über deine Wünsche Bescheid weiß, kann sie dafür eintreten – auch wenn du selbst gerade nicht in der Lage dazu sein solltest.

Ein wichtiges Instrument für eine selbstbestimmte Geburt ist der Geburtsplan. In diesen kannst du im Vorfeld alles schreiben, was dir wichtig ist und ihn den Menschen geben, die dich bei der Geburt begleiten. Hier kannst du dir eine Vorlage dafür kostenlos downloaden.

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Charoline Bauer

Unsere Geburt nach unserem Plan

Wir haben uns beim ersten Kind bewusst gegen einen klassischen Geburtsvorbereitungskurs entschieden und über mehrere Wochenende einen Hypnobirthing-Kurs besucht. Dann haben wir uns einen genauen Geburtsplan geschrieben, mit allem, was wir uns für die Geburt wünschten und was auf keinen Fall. Diesen Plan habe ich vor der Geburt mit einer Hebamme in unserer Geburtsklinik durchgesprochen – Geburtshaus war bei mir aus medizinischen Gründen nicht möglich. Die Hebamme dort fand das damals sehr ungewöhnlich, weil das so konkret noch niemand gemacht hatte. Der Geburtsplan wurde in meiner Akte hinterlegt und als die Geburt dann los ging, wussten die Hebammen schon Bescheid ("Ach, Sie waren die mit dem genauen Geburtsplan!"). Bei uns haben sich alle an unsere Wünsche gehalten (möglichst in Ruhe lassen, keine Dinge anbieten, solange wir nicht darum bitten, etc.). Ich habe die Geburt wirklich als sehr selbstbestimmt wahrgenommen, auch wenn ich mir z. B. leider doch einen Zugang habe aufschwatzen lassen (mein Mann glaubt, dass das die Geburt verzögert hat, weil das Stress für meinen Körper war). Beim zweiten Kind habe ich mich dagegen vehement gewehrt, auch wenn das die Ärztin doof fand.

Es lief natürlich nicht alles genau so, wie wir uns das vorher gedacht hatten (z. B. war bei der zweiten Geburt keine Wanne für die Wassergeburt frei), aber mit kleinen Umwegen waren beide Geburten am Ende genau so, wie wir es machen wollten.

Mein Tipp: Manchmal wollen die Hebammen oder Ärzt*innen etwas, weil es für sie einfacher oder bequemer ist, obwohl es nicht unbedingt notwendig ist (wie z. B. präventiv einen Zugang legen). Ihr habt das Recht Nein zu sagen. Traut euch, auch wenn ihr dafür vielleicht ein genervtes Augenrollen kassiert. Natürlich will man dem Klinikpersonal das Leben nicht unnötig schwer machen, aber ich bin auch nicht da, um ihm zu gefallen. Nett und höflich, aber bestimmt, ist dafür der richtige Weg.

Charoline Bauer
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So kann deine selbstbestimmte Geburt auch im Krankenhaus gelingen

Du hast dich für eine Geburt in der Klinik entschieden? Auch hier ist es absolut möglich, selbstbestimmt zu gebären! Unsere Tipps helfen dir dabei:

  • Kreißsaalführungen nutzen: Mach dich im Vorfeld mit der Klinik vertraut, schau dir alles an, stell Fragen. So bist du gut vorbereitet, kennst schon alles und bist unter der Geburt souveräner als an einem völlig fremden Ort. Schau dir ruhig mehrere Kliniken an und wähle die, in der du dich am wohlsten fühlst.  
  • Geh zum Geburtsplanungsgespräch: Die meisten Krankenhäuser bieten das ab der ca. 36. SSW an. Dabei kannst du schon mal eine Ärztin und meist auch Hebamme kennenlernen, deinen Geburtsplan vorlegen und alles besprechen, was dir wichtig ist.
  • Bring das Team auf deine Seite: Kommuniziere viel mit den Geburtshelfer*innen und äußere deine Wünsche. Niemand nimmt es dir übel, wenn dein Ton unter der Geburt rauer ist, aber ihr habt sicher ein besseres Verhältnis, wenn du grundsätzlich freundlich bist.
  • Nicht überrumpeln lassen: Informiere dich gründlich über den Vorgang der Geburt, sodass du über ein solides Wissen verfügst und Entscheidungen gut treffen kannst. Dann kannst du selbstbewusst auftreten und für deine Wünsche einstehen.
  • Take a break: Wenn nicht gerade ein medizinischer Notfall vorliegt, ist es eigentlich immer möglich, sich Bedenkzeit zu erbitten. Das medizinische Personal schlägt Interventionen vor? Dann frage genau nach und überlege gründlich. So gehst du selbstbestimmt und verantwortungsvoll vor.
  • BRAIN-Prinzip anwenden: BRAIN ist eine Methode, die dir helfen soll, selbstbestimmt über Interventionen unter der Geburt zu entscheiden. Dabei steht B für Benefits: Welche Vorteile bringt die Intervention? R für Risks: Welche Risiken gibt es? A für Alternatives: Gibt es andere Möglichkeiten? I für Intuition: Was sagt dir dein Gefühl? N wie Nothing: Was ist, wenn wir erstmal nichts tun?
  • Such dir eine Beleghebamme: Mit einer Beleghebamme weißt du, wer dich bei der Entbindung begleitet und hast sie als Vertrauensperson sicher an deiner Seite, ansonsten entscheidet der Dienstplan. Allerdings ist es sehr schwierig, Beleghebammen zu finden, es gibt kaum noch welche.
  • Hab Vertrauen: In manchen Situationen kann es überfordern, alles selbst entscheiden zu müssen. Wenn dir dein Bauchgefühl dazu rät, ist es durchaus auch ein Ausdruck von Selbstbestimmung, auf die Empfehlungen zu hören und das Klinikteam entscheiden zu lassen. Vor allem, weil auch in Krankenhäusern sehr gute, einfühlsame Hebammen, Ärzte und Ärztinnen arbeiten, deren Ziel es ist, dir eine selbstbestimmte Geburt zu ermöglichen.
Sarah Plück

Verantwortung nicht an der Kreißsaaltüre abgeben

Ich bin sehr positiv in die erste Geburt gegangen. Wir sind auf eigenen Wunsch lange zu Hause geblieben und erst nach einigen Stunden Wehen Richtung Kreißsaal aufgebrochen. 

Da es meine erste Geburt war, habe ich rückblickend meine Verantwortung so ein bisschen an die Hebamme abgegeben. Leider waren dann auch Interventionen nötig, zu denen es wahrscheinlich nicht gekommen wäre, wenn ich mich mehr getraut hätte.

Mit diesem Wissen und natürlich auch der Erfahrung bin ich in meine zweite Geburt gegangen. Ich habe im Vorfeld beim Anmeldegespräch auch verschiedene Dinge aufnehmen lassen (z. B. keine PDA, mobiles CTG, nicht im Liegen entbinden).

Diesmal habe ich den Kreißsaal mutiger betreten – auch wenn ich nach der ersten Untersuchung nach einer PDA fragte. Glücklicherweise verwies meine Hebamme auf meinen eigenen Wunsch aus dem Anmeldegespräch und so war die PDA wieder vom Tisch. Sie war dann auch nicht nötig, einige Minuten später brachte ich unsere Tochter völlig ohne Hilfestellung der Hebamme zur Welt. 

Ich bin der Hebamme sehr dankbar, dass sie mich hat machen lassen und sich nicht eingemischt hat. Als ich einige Minuten nach der Geburt immer noch neben dem Bett stand (statt zu liegen), wurde sie dann allerdings doch etwas bestimmend und verfrachtete mich ins Bett.

Ich habe aus diesen beiden Erfahrungen mitgenommen, dass es hilfreich ist, sich mental auf die Geburt vorzubereiten und auch mit dem Partner/der Partnerin zu sprechen, was gewünscht ist und was nicht. Schaut, dass schon beim Anmeldegespräch eure Wünsche in die Akte aufgenommen werden. 

Traut euch und setzt euch durch! Das gilt nicht nur für die Geburt, sondern auch für die Stunden danach (Zufüttern, ambulante Geburt etc.).

Sarah Plück

Trotz aller Tipps kann es unter Umständen sein, dass deine Geburt in einer Klinik nicht ganz so selbstbestimmt abläuft wie z. B. in einem Geburtshaus oder bei einer Hausgeburt. Aufgrund von Personalmangel, Zeitdruck oder auch gewisser Klinikleitlinien ist manchmal einfach nicht alles möglich, was gewünscht wird. Dafür erhältst du hier eine sichere medizinische Versorgung und man ist auch auf Notfälle eingerichtet. Es hat eben alles Vor- und Nachteile ...

Ist eine selbstbestimmte Geburt auch mit Kaiserschnitt möglich?

Klar, ein Kaiserschnitt ist eine Operation, bei der du selbst sehr viel weniger Mitgestaltungsmöglichkeiten hast als bei einer vaginalen Geburt. Dennoch kann auch eine Sectio selbstbestimmt sein. So entscheiden sich manche Frauen ganz bewusst für einen Wunschkaiserschnitt. Es gibt Gründe, die dafür sprechen – aber auch gute dagegen. Wichtig ist auch hier, dass du dich gründlich informierst.

Auch wenn ein Kaiserschnitt bei dir alternativlos ist, gibt es doch Punkte, die du mitbestimmen kannst. Erkundige dich zum Beispiel im Voraus, ob Bonding noch im OP möglich ist oder es vielleicht sogar die Möglichkeit eines mütterlich assistierten Kaiserschnitts oder einer Kaisergeburt gibt. Manche Kliniken unterstützen zusätzlich die Vaginal Seeding-Methode. Auch über diese Verfahren solltest du dich natürlich gründlich im Vorfeld informieren und selbstbestimmt entscheiden, ob du dir sie wünschst.

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Daniela Hamburger

Schönes Erlebnis trotz Kaiserschnitt

Bevor unsere Tochter zur Welt kam, fühlte ich mich gut vorbereitet, hatte meinen Geburtsplan in der gepackten Kliniktasche und war mir sicher, die Geburt selbstbestimmt meistern zu können. Doch dann kam alles ganz anders: Da Feiertag war und meine Frauenärztin geschlossen hatte, ging ich einige Tage vor dem ET spontan in ein anderes Krankenhaus als die gewählte Geburtsklinik, um meine hohen Blutdruckwerte abchecken zu lassen. Sie behielten mich gleich da, da der Verdacht auf Schwangerschaftsvergiftung bestand. Einen Tag später waren die Herztöne meiner Kleinen im CTG so schlecht, dass man mir sagte: "Sie wissen, was das heißt? Wir holen jetzt sofort das Kind." Bye-bye Selbstbestimmung, hallo Kaiserschnitt. Alles anders als geplant.

Doch auch während der OP gelang es mir, immer mit meiner Tochter in Verbindung zu bleiben. Ich atmete zu ihr und war mir sicher, dass alles gut gehen würde – trotz der Hektik im OP-Saal, trotz der offensichtlich komplizierten Operation, trotz der panischen Blicke meines Mannes. Als die Hebamme mir das kleine, damals schon temperamentvolle Mädchen kurz auf die Brust legte, bevor mein Mann sie zur U1 brachte, war ich versöhnt mit der Situation. Meine Tochter war gesund zur Welt gekommen, das war das Wichtigste. Auch ohne Selbstbestimmung habe ich die Geburt als ein schönes, einmaliges Erlebnis erfahren.

Daniela Hamburger

Warum ist eine selbstbestimmte Geburt so vorteilhaft?

Eine Geburt, mit der du selbst im Reinen bist und die du selbstbestimmt gestaltet hast, kann sich in vielerlei Hinsicht positiv aufs Wochenbett aber auch auf deinen weiteren Lebensweg und den deines Babys auswirken. Eine selbstbestimmte Geburt kann

  • für eine tiefere Bindung zwischen dir und deinem Baby sorgen
  • das Vertrauen in dich, deinen Körper und deine Kräfte stärken
  • sich als ein positives Erlebnis in dein Gedächtnis einbrennen und dich mit guten Erinnerungen durch dein Leben begleiten.

Deine Geburt war aber leider gar nicht schön und selbstbestimmt? Oder du hast sogar Gewalt unter der Geburt erfahren? Lass dich nicht lähmen! Es ist trotzdem absolut möglich, dass du und dein Kind eine genau so tiefe Bindung eingehen könnt und ihr keine negativen Beeinträchtigungen davontragt. Dazu empfiehlt es sich allerdings, das Geburtstrauma aufzuarbeiten. Deine Nachsorgehebamme, der Verein Schatten und Licht e. V. oder auch Beratungsstellen wie pro familia können dir weiterhelfen.

Unsere Buchempfehlungen zum Thema selbstbestimmte Geburt

Du möchtest dich weitergehend über selbstbestimmte Geburten informieren? Die folgenden Bücher gehen noch näher auf das Thema ein:

Die selbstbestimmte Geburt: Handbuch für werdende Eltern.

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Mit Erfahrungsberichten
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Selbstbestimmte Geburt im Krankenhaus

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Selbstbestimmte Geburt

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Selbstbestimmte Geburt ohne Angst

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Quellen: Helios Gesundheitsmagazin, Science Media Center Germany

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